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JAHRBUCH - Glowfish

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28 E. Bleuler.<br />

einschlagen, der sie zu Beute geführt hat — gewiß nicht, weil sie nun<br />

„denkt", da sei noch etwas zu holen, sondern weil die entsprechende<br />

Engrammreihe positiv betonte Gefühle respektive Triebe in sich<br />

schheßt.<br />

III. Nach und nach werden immer kompliziertere und immer<br />

schärfere Begriffe geschaffen und unabhängiger von äußeren Einflüssen<br />

benutzt,<br />

und<br />

IV. werden die Begriffe ganz ohne Auslösung durch die Außenwelt<br />

nach Maßgabe der Erfahrung kombiniert zu logischen Funktionen, zu<br />

Schlüssen vom Erlebten aufs Unbekannte, vom Vergangenen aufs<br />

Zukünftige; es wird nicht nur ein Abwägen verschiedener Eventualitäten,<br />

die Wahlhandlung, ermöglicht, sondern auch ein zusammenhängendes<br />

Denken, ausschließlich in Erinnerungsbildern, ohne Zusammenhang<br />

mit den eventuellen Sinnesreizen und Bedürfnissen.<br />

Hier erst karm die autistische Funktion auftreten^). Da erst<br />

kann man Vorstellungen haben, die mit lebhaften Lustgefühlen<br />

verbunden sind, Wünsche bilden und sich an ihrer<br />

phantasierten Erfüllung ergötzen und die Außenwelt in<br />

seiner Vorstellung umgestalten, indem man das Unangenehme<br />

derselben nicht denkt (abspaltet) und Angenehmes<br />

eigener Erfindung hinzusetzt. Die Irrealfunktion kann also nicht<br />

primitiver sein als die Anfänge des wirklichen Denkens, und sie muß<br />

sich parallel mit diesem entwickeln. Denn je komplizierter und differenzierter<br />

Begriffsbildung und logisches Denken werden, um so genauer<br />

wird einesteils ihre Anpassung an die Wirldichkeit, und damit um so<br />

größer die Möglichkeit der Loslösung vom Einflüsse der Affektivität,<br />

aber andernteils wird die Möglichkeit der Wirkung von gefühlsbetonten<br />

Engrammen der Vergangenheit und von gefühlsbetonten Vorstellungen,<br />

die die Zukunft betreffen, in gleichem Maß erhöht. Die zahlreichen<br />

Denkkombinationen ermöglichen eine unendliche Mannigfaltigkeit<br />

der Phantasie, während die Existenz unzähliger gefühlsbetonter Erinnerungen<br />

aus der Vergangenheit und ebenso affektiver Vorstellungen<br />

^) Wenn eine allein aufgezogene Hündin (Gerard - Varet, Revue Scientif.,<br />

1902, S. 485) wirklich ein Stück Brot wie em Jimges zu wärmen und zu säugen<br />

mimt, so ist das vielleicht nur eine Instinktsfunktion, die sich mangels richtiger<br />

Gelegenheit am unpassenden Objekt ausläßt, wie wenn das im Zimmer aufgezogene<br />

Eichhörnchen die Bewegungen macht, um Nüsse in den harten Boden<br />

einzugraben.<br />

Das Kind aber, das ein Stück Holz als Baby behandelt, hat bereits<br />

die Vorstellung eines Baby.

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