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James Johnson Esq. - Gicht - Kathrin-von-basse.de

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Zweiter Fall. „Ein Frauenzimmer <strong>von</strong> starkem Körperbau, aber <strong>von</strong> gichtischen<br />

Eltern erzeugt, und mehrere Jahre lang mit wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r <strong>Gicht</strong> behaftet, bekam,<br />

nach<strong>de</strong>m die Katamenien lange ausgeblieben waren, einen heftigen Anfall <strong>von</strong><br />

Apoplexie, mit völligem Verluste aller Sensibilität <strong>de</strong>r Muskelbewegung und <strong>de</strong>r<br />

Geisteskräfte. Die Behandlung war glücklich, und die Kranke in wenig Tagen scheinbar<br />

wie<strong>de</strong>r hergestellt; doch empfahlen wir <strong>de</strong>n inneren Gebrauch <strong>de</strong>r China in grossen<br />

Dosen, um Recidive zu verhüten. Sie nahm diese aber selten ein, da ihre Verwandten sie<br />

zu überre<strong>de</strong>n wussten, dass es bei ihrer schon so weit vorgerückten Genesung wohl<br />

unnötig sey. Aber am eilften Tage vom Anfalle an gerechnet, als <strong>von</strong> allen Seiten<br />

Besuche herbeiströmten, um ihr zu ihrer glücklichen Wie<strong>de</strong>rgenesung Glück zu<br />

wünschen, stellte sich ein Paroxysmus <strong>von</strong> unregelmässigem Fieber ein, <strong>de</strong>r mit<br />

tödlicher Apoplexie endigte.“<br />

Die anomale <strong>Gicht</strong>, welche die meisten Krankheitsformen nachbil<strong>de</strong>t, nimmt<br />

zuweilen die <strong>de</strong>r E p i l e p s i e und recht häufig die <strong>de</strong>r H y p o c h o n d r i e an. To<strong>de</strong> in<br />

Copenhagen und mehrere grosse Ärzte haben dieses so beobachtet. I<strong>de</strong>ler sagt dasselbe<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Hysterie und <strong>de</strong>n meisten dieser sogenannten Nervenkrankheiten. Musgrave<br />

führt mehrere Fälle <strong>von</strong> Hypochondrie und Hysterie an, die nach <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>von</strong><br />

Gelenkgicht verschwan<strong>de</strong>n. Je mehr wir die Symptome <strong>de</strong>r Hypochondrie und <strong>de</strong>r<br />

atypischen <strong>Gicht</strong> mit einan<strong>de</strong>r vergleichen, <strong>de</strong>sto mehr Grün<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n wir, einen<br />

gemeinschaftlichen Ursprung o<strong>de</strong>r wenigstens einen hohen Grad <strong>von</strong> Verwandtschaft<br />

bei<strong>de</strong>r anzunehmen. „Eine hochbejahrte Dame“, erzählt Guilbert, „bekam eine<br />

periodische Hypochondrie; je<strong>de</strong>r Anfall begann mit Sonnenaufgang, nahm bis Mittag zu<br />

und liess gegen Abend nach. Hier stand nun die Hypochondrie im innigsten Verhältnisse<br />

zum Stan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sonne. Die nicht sehr geistreiche Kranke ward zuerst immer mehr<br />

kleinmüthig und nie<strong>de</strong>rgeschlagen, bis sie vor Ärger verzehrt o<strong>de</strong>r <strong>von</strong> Verzweiflung<br />

überwältigt schien. Aber wenn die Sonne ihre höchste Höhe erreicht hatte, bemeisterte<br />

sich ihrer ein solches Gefühl <strong>von</strong> Furcht, dass das geringste Geräusch – das leiseste<br />

Wort ihr das Signal <strong>de</strong>s fürchterlichsten Unglücks schien, das über sie hereinzubrechen<br />

und sie zu vernichten drohte. Mit <strong>de</strong>r Neigung <strong>de</strong>r Sonne zum Untergange nahm diese<br />

krankhafte Erscheinung ab und ging wie<strong>de</strong>r dieselben Gra<strong>de</strong> <strong>von</strong> Trübsinn durch, die<br />

ihre Entwickelung bezeichneten. Zu diesem Gefühle <strong>von</strong> Furcht kam noch eine heftige<br />

Neigung zum Ärger, <strong>de</strong>r, allmählig immer schwächer wer<strong>de</strong>nd, die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schattirungen <strong>de</strong>s Grams annahm, bis er sich in eine sanfte und nicht unangenehme<br />

Melancholie auflöste. Dies war <strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>r gesagten Gefühle, aber mit ihnen<br />

stellten sich noch an<strong>de</strong>re Phänomene ein. Im Augenblicke <strong>de</strong>s Anfalls hatte die Kranke<br />

ein durchschiessen<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r zittern<strong>de</strong>s Gefühl in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Herzens, welches sich<br />

nach allen Seiten hin, beson<strong>de</strong>rs aber nach <strong>de</strong>n obren Theilen zu verbreitete. Die Schläge<br />

<strong>de</strong>s Herzens und endlich aller an<strong>de</strong>rn Schlaga<strong>de</strong>rn nahmen an Härte, Stärke und<br />

Schnelligkeit zu. Der Forttrieb <strong>de</strong>s Blutes in <strong>de</strong>n Arterien war so sehr vermehrt, dass ich<br />

bei je<strong>de</strong>m Herzschlage ein <strong>de</strong>utliches Aufschwellen <strong>de</strong>r Finger bemerken konnte. Dies<br />

son<strong>de</strong>rbare Symptom, welches <strong>de</strong>r ungewöhnlichen Herz- und Schlaga<strong>de</strong>rthätigkeit<br />

voranging, hielt gleichen Schritt, sowohl mit dieser, als mit <strong>de</strong>r hypochondrischen<br />

Stimmung und <strong>de</strong>m Steigen <strong>de</strong>r Sonne am Horizonte.“ –<br />

Dieser Fall, <strong>de</strong>r an sich schon so viel Interesse gewährt, verdient noch grössere<br />

Aufmerksamkeit durch seine periodische Natur, und das merkwürdige Gefühl, das sich<br />

über das Herz und <strong>von</strong> da aus über das ganze Arteriensystem verbreitete. Wir glauben,<br />

dass diese Erscheinungen e i n e g i c h t i s c h e A f f e c t i o n d e r<br />

N e r v e n g e f l e c h t e i n d e r G e g e n d d e s H e r z e n s <strong>de</strong>utlich aussprechen.<br />

Bei einer langen und genauen Beobachtung verschiedner an<strong>de</strong>rer<br />

Hypochondristen haben wir in <strong>de</strong>r Regel e i n e a u f f a l l e n d e u n d s c h m e r z h a f t e<br />

E m p f i n d l i c h k e i t i n d e r N a c h b a r s c h a f t d e r a r t e r i a c o e l i a c a<br />

gefun<strong>de</strong>n, welche mit <strong>de</strong>r grösseren Intensität <strong>de</strong>r Hypochondrie unfehlbar zunahmen.<br />

Man fin<strong>de</strong>t diese Beobachtung in <strong>de</strong>r Praxis so häufig bestätigt, dass wir keinen Anstand<br />

nehmen, <strong>de</strong>n Schluss daraus zu ziehen: d a s s H y p o c h o n d r i e h ä u f i g n u r e i n<br />

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