Unverkäufliche Leseprobe des Propyläen Verlages
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gemeinter, also durchaus die Zuspitzung suchender historischer<br />
Essay hervorgegangen.<br />
Die Form der Polemik bot sich als dem Gegenstand <strong>des</strong> Interesses<br />
angemessene Darstellungsweise insofern an, als es<br />
sich beim diagnostizierten Ressentiment <strong>des</strong> Antiamerikanismus<br />
nicht um allemal berechtigte Einwände gegen diese oder<br />
jene kritikwürdige Haltung der Vereinigten Staaten beziehungsweise<br />
deren Politik zu handeln schien, sondern eher um<br />
das Ergebnis einer verschrobenen Welterklärung, einer affektgeladenen<br />
Rationalisierung von gesellschaftlich Unverstandenem.<br />
In dieser Welterklärung wird Amerika immer wieder als<br />
Ursprung und Quelle aller nur möglichen Übel identifiziert.<br />
Insofern weist der Antiamerikanismus in Form wie Inhalt<br />
manche Affinität zum Antisemitismus auf, ohne mit diesem<br />
freilich identisch zu sein. So ficht das antiamerikanische Ressentiment<br />
die Vereinigten Staaten nicht in erster Linie dafür<br />
an, was sie tun, sondern dafür, was sie sind.<br />
Antiamerikanismus tritt nicht als geschlossene und sich auf<br />
den ersten Blick als solche zu erkennen gebende Weltanschauung<br />
auf, sondern legt sich als Schleier unterschiedlicher Konsistenz<br />
auf in den Vereinigten Staaten tatsächlich anzutreffende<br />
oder ihnen auch nur zugeschriebene Phänomene von<br />
Politik, Kultur und Alltagsleben. Insofern ist Antiamerikanismus<br />
anhand von gegen Amerika in Stellung gebrachten<br />
Bildern, Emblemen und Metaphern zu entschlüsseln. Solche<br />
häufig dem unerkannten Ressentiment entweichende Zuschreibungen<br />
sind nicht immer eindeutig, sondern als Teil<br />
eines überaus zwiespältigen Wahrnehmungsgefüges zu verstehen,<br />
in dem sich tatsächliche Vorkommnisse und andere Realien<br />
mit projektiven Anteilen zu einem undurchsichtigen<br />
Geflecht eines negativen Amerikabil<strong>des</strong> verdichten. Dabei weisen<br />
solche Zuschreibungen in den verschiedenen Milieus unterschiedliche<br />
und schichtenspezifische Konsistenzen auf. Bei<br />
aller Unterschiedlichkeit der Embleme und Metaphern <strong>des</strong><br />
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