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Broschüre - Oekolandbau.de

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keiten, die nötigen finanziellen Spielräume<br />

für <strong>de</strong>n nächsten Umstellungsschritt freizusetzen.<br />

„Sollen die Kosten stark reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n, ist das A und O, Rohprodukte<br />

einzukaufen,” empfiehlt Bergmann. Soßen<br />

wer<strong>de</strong>n in Lummerland darum längst nicht<br />

mehr aus Fertigpackungen hergestellt. Statt<br />

in Pulverform verarbeitet Prosch Tomaten<br />

in Dosen, und auch Nachtische stellt die<br />

Küchenchefin inzwischen selbst her.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re seit eine Getrei<strong>de</strong>mühle angeschafft<br />

wur<strong>de</strong>, kreiert die Hauswirtschafterin<br />

immer wie<strong>de</strong>r ganz neue, ungeahnte<br />

und dabei preiswerte Genüsse. So ersetzt<br />

eine Cremespeise aus gemahlenem Reis <strong>de</strong>n<br />

fertig eingekauften Vanillepudding. „Mehr<br />

mit Getrei<strong>de</strong> zu kochen, empfehlen wir<br />

grundsätzlich,” sagt Susanne Bergmann.<br />

Denn als Rohprodukt eingekauft, sind<br />

Weizen, Dinkel o<strong>de</strong>r Hafer auch in Bio-<br />

Qualität vergleichsweise günstige Lebensmittel.<br />

Allerdings be<strong>de</strong>utet die Arbeit mit<br />

Rohprodukten in vielen Fällen Mehrarbeit<br />

für das Küchenteam. Das bestätigt auch<br />

Sonja Prosch, nennt aber auch gleich ihren<br />

Grund, <strong>de</strong>nnoch daran festzuhalten: „Die<br />

Arbeit macht mir mehr Spaß”.<br />

Allerdings ist sowohl das Kochen von<br />

Getrei<strong>de</strong>-Gerichten als auch das Essen<br />

dieser Mahlzeiten für Küche und Kin<strong>de</strong>r<br />

gewöhnungsbedürftig. Dem Prinzip von<br />

Lummerland entsprechend, bei konzeptionellen<br />

Umstellungen möglichst alle Beteiligten<br />

einzubeziehen, damit Verän<strong>de</strong>rungen<br />

dann auch gemeinsam getragen und<br />

vertreten wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> darum die gesamte<br />

Umstellung sorgfältig vorbereitet.<br />

Im Rahmen eines Elternabends erläuterten<br />

Sonja Prosch und Susanne Bergmann<br />

gemeinsam die Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Umstieg<br />

auf die Öko-Lebensmittel. Anschließend<br />

konnten die Eltern selbst am Herd aktiv<br />

wer<strong>de</strong>n, mit durchaus positiver Resonanz:<br />

„Sie kochten voller Elan mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gemüsesorten und Getrei<strong>de</strong>, und mit nicht<br />

weniger Freu<strong>de</strong> aßen sie das selber Gekochte<br />

auf,” berichtet die Hauswirtschafterin.<br />

Um <strong>de</strong>n Mitarbeitern die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r<br />

biologischen Erzeugung nahe zu bringen,<br />

besuchte das gesamte Lummerland-Team<br />

<strong>de</strong>n ökologisch geführten Landwirtschaftsbetrieb<br />

„Gut Wulksfel<strong>de</strong>”. Vorbereitet<br />

wur<strong>de</strong> die Fahrt von <strong>de</strong>n Öko-Markt-<br />

Mitarbeiterinnen, die <strong>de</strong>n Besuch durch<br />

pädagogische Hinweise doppelt effizient<br />

machten: „Wir zeigten <strong>de</strong>n Erzieherinnen<br />

gleich, was man mit Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Alterstufen alles machen kann.” Da<br />

viele Erwachsene und noch mehr Kin<strong>de</strong>r<br />

heute – nicht nur in Hamburg – sehr fern<br />

vom Leben auf <strong>de</strong>m Land aufwachsen und<br />

das entsprechen<strong>de</strong> Wissen häufig fehlt, sind<br />

solche Besuche beson<strong>de</strong>rs wichtig.<br />

Schon mit kleinen Kin<strong>de</strong>rn, führten die<br />

bei<strong>de</strong>n Öko-Markt-Vertreterinnen vor,<br />

kann man auf einem Hof viele Dinge erkun<strong>de</strong>n.<br />

Bei guter Vorbereitung ist es auch<br />

möglich, dass schon die Kleinsten Hand<br />

anlegen. „Mit Kin<strong>de</strong>rn kann man Eier einsammeln,<br />

Schweine füttern o<strong>de</strong>r Gemüse<br />

ernten”, schlägt Christina Zurek vor. Auf<br />

Wulksfel<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zum Beispiel ein Kartoffeltag<br />

mit <strong>de</strong>n Kids durchgeführt. Mit<br />

<strong>de</strong>n größeren Kin<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Hort gingen<br />

die Projektmitarbeiterinnen über <strong>de</strong>n<br />

ganzen Hof und zeigten und erklärten viel<br />

Wissenswertes aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Produktionsbereichen.<br />

Dass immer mehr<br />

Kin<strong>de</strong>r bereits bei <strong>de</strong>r Aufgabe, drei Gemüse-<br />

o<strong>de</strong>r Obstsorten zu nennen, ins Grübeln<br />

kommen, gibt <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Öko-Markt-<br />

Mitarbeiterinnen zu <strong>de</strong>nken …<br />

„Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb ist es so wichtig, dass die<br />

Umstellung auf ökologische Lebensmittel<br />

durch pädagogische Module begleitet wird,”<br />

meint Susanne Bergmann. Denn, dass<br />

das Öko-Essen „an<strong>de</strong>rs schmeckt”, merken<br />

schon die Kleinsten. Um diesem „an<strong>de</strong>rs”<br />

dauerhaft Akzeptanz zu verschaffen, trägt<br />

es schon bei, einen Bezug zu <strong>de</strong>m, was da<br />

auf <strong>de</strong>m Teller liegt, herzustellen.<br />

Dabei hilft es auch, spezielle Wünsche <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r ihrer Eltern und die persönlichen<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r Hauswirtschafterin<br />

und ihres Teams in die Planung einzubeziehen.<br />

Stören sich die Kleinen etwa<br />

an <strong>de</strong>r dicken Pelle <strong>de</strong>r Öko-Würste, hilft<br />

vielleicht ein Gespräch mit <strong>de</strong>m Metzger<br />

schneller und effektiver als Überzeugungsarbeit<br />

in <strong>de</strong>r Kita. Und wenn sich die Köchin<br />

für Bratlinge nicht erwärmen kann, so<br />

bieten sich eine Menge Alternativen.<br />

In <strong>de</strong>r Hamburger DRK-Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

konnten auftreten<strong>de</strong> Probleme bislang<br />

immer konstruktiv gelöst wer<strong>de</strong>n. Die Voraussetzungen<br />

dafür waren allerdings auch<br />

gut: Eine fachlich versierte Hauswirtschafterin,<br />

die engagierte Betreuung durch die<br />

Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>s Ökomarkt Vereins,<br />

aber vor allem ein Kita-Team, das sich für<br />

das ganze Lummerland zuständig fühlt und<br />

nicht nur für <strong>de</strong>n jeweiligen Fachbereich,<br />

seien es Pädagogik o<strong>de</strong>r Küche. Vor allem<br />

aber war man aufgeschlossen, mit Blick auf<br />

die Kin<strong>de</strong>r Neues zu wagen. Wohl wissend,<br />

dass neue Wege Zeit kosten, Arbeit machen<br />

– und auch mal in eine Sackgasse<br />

führen können. Bei <strong>de</strong>r Umstellung auf<br />

Bio-Lebensmittel ist dieses Risiko jedoch<br />

sehr begrenzt und zu<strong>de</strong>m ein Risiko, das<br />

in je<strong>de</strong>m Fall auch eine Chance bietet: Die<br />

Kin<strong>de</strong>r und ihre Eltern erleben mit, dass<br />

sich aus eigener Kraft Dinge än<strong>de</strong>rn lassen<br />

und es dazu manchmal in erster Linie Mut<br />

und Wollen braucht.<br />

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