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Broschüre - Oekolandbau.de

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3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

unser Leben hat in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten an<br />

Tempo und Effizienz gewonnen, und auf die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Vorteile und Annehmlichkeiten<br />

möchten wir nicht mehr verzichten.<br />

Die Rationalisierung unseres Alltags erstreckt<br />

sich jedoch auch auf Lebensbereiche, in <strong>de</strong>nen<br />

wir von einem „Schneller – Höher – Weiter“<br />

nicht automatisch nur profitieren. Dazu gehören<br />

unser Ernährungsverhalten im Allgemeinen<br />

und ganz beson<strong>de</strong>rs die Außer-Haus-<br />

Verpflegung.<br />

Heute besteht für Mensen und Kantinen ein<br />

breites Angebot industriell vorgefertigter Lebensmittel,<br />

die in Großküchen nur noch erwärmt<br />

und zu kompletten Menüs zusammengestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der zunehmen<strong>de</strong> Kostendruck<br />

vor allem in unseren Kommunen hat diesen<br />

Trend verstärkt, weil die Verpflegung auf<br />

diese Weise mit einem geringeren technischen<br />

Aufwand und auch ohne geschultes Fachpersonal<br />

organisierbar ist. Einrichtungen <strong>de</strong>r<br />

Außer-Haus-Verpflegung kochen heute immer<br />

seltener selbst.<br />

Doch diese Entwicklung hat ihre Kehrseite<br />

– ganz beson<strong>de</strong>rs, wenn sie Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

und Schulen betrifft. Schnell führt <strong>de</strong>r Anspruch<br />

an eine einfache und schnelle Zubereitung<br />

dazu, dass kaum noch ein Gericht aus<br />

frischen Zutaten auf <strong>de</strong>n Tisch kommt. Ein<br />

hoher Verarbeitungsgrad sowie fehlen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />

über Zubereitungsprozesse machen es<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen unmöglich, die Beziehung<br />

zwischen einem landwirtschaftlichen<br />

Produkt und <strong>de</strong>r fertigen Mahlzeit auf ihrem<br />

Teller herzustellen. Das führt nicht nur zu<br />

einer großen Ahnungslosigkeit von Kin<strong>de</strong>rn,<br />

die oft keine Vorstellung haben, wie Kartoffeln<br />

wohl wachsen o<strong>de</strong>r woher die Milch im Supermarkt<br />

stammt. Diese Beziehungslosigkeit zu<br />

Nahrungsmitteln und fehlen<strong>de</strong> Ernährungskompetenz<br />

trugen in <strong>de</strong>n letzten Jahren auch<br />

dazu bei, dass die Zahl <strong>de</strong>r fehlernährten<br />

Kin<strong>de</strong>r – und Erwachsenen – erschreckend<br />

zugenommen hat.<br />

Es geht aber auch an<strong>de</strong>rs: Eine hochwertige<br />

Außer-Haus-Verpflegung unserer Kin<strong>de</strong>r lässt<br />

sich mit begrenztem Budget erfolgreich realisieren.<br />

Dies zeigen die Ergebnisse mehrerer<br />

Mo<strong>de</strong>llprojekte, mit <strong>de</strong>-nen wir im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms Ökologischer Landbau<br />

(BÖL) die Verwendung hochwertiger ökologischer<br />

Lebensmittel in Kin<strong>de</strong>rgarten- und<br />

Schulküchen sowie die Etablierung begleiten<strong>de</strong>r<br />

Lernangebote unterstützten. Die Empfehlungen<br />

aus diesen Projekten liegen nun als<br />

<strong>Broschüre</strong> vor Ihnen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sprogramm Ökologischer<br />

Landbau, <strong>de</strong>ssen Geschäftsstelle in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt<br />

für Landwirtschaft und Ernährung<br />

(BLE) angesie<strong>de</strong>lt ist, engagieren wir<br />

uns bereits seit 2002 für die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Ökologischen Landbaus. Unsere Aktivitäten<br />

beschränken sich dabei nicht auf Ackerbau<br />

und Tierhaltung, son<strong>de</strong>rn beziehen die gesamte<br />

Wertschöpfungskette bis zum Teller <strong>de</strong>s<br />

Konsumenten mit ein.<br />

Der ebenfalls in <strong>de</strong>r BLE angesie<strong>de</strong>lte Wettbewerb<br />

„Besser essen – mehr bewegen“ greift<br />

zu<strong>de</strong>m das Problem <strong>de</strong>r fehlernährten Kin<strong>de</strong>r<br />

auf und versucht mit mannigfaltigen Initiativen,<br />

Kin<strong>de</strong>rn frühzeitig Spaß an Bewegung<br />

und gesun<strong>de</strong>r Ernährung zu vermitteln.<br />

Ernährung muss in <strong>de</strong>r Lebenswelt unseres<br />

Nachwuchses dauerhaft einen wichtigen Platz<br />

einnehmen. Unsere Kin<strong>de</strong>r lernen heute selbstverständlich<br />

Fremdsprachen und erwerben viel<br />

naturwissenschaftliches Detailwissen, um sich<br />

später in einer komplexen Berufswelt bewegen<br />

zu können. Genauso wichtig sollte Grundwissen<br />

über das sein, was sie je<strong>de</strong>n Tag zu sich<br />

nehmen und damit einen wesentlichen Teil<br />

ihrer Gesundheit und Lebensqualität ausmacht.<br />

Das ist gut für sie selbst – und es ist<br />

nachhaltig für die Gesellschaft: <strong>de</strong>nn die Kin<strong>de</strong>r<br />

von heute sind die Eltern von morgen.<br />

Nur was sie gelernt und verinnerlicht haben,<br />

können sie später auch weitergeben.<br />

Dabei darf das Thema Lebensmittel und<br />

Ernährung nicht zu einem theoretisch vermittelten<br />

Lernstoff <strong>de</strong>gradiert wer<strong>de</strong>n: Wenn<br />

Ernährungserziehung greifen soll, müssen<br />

Theorie und Praxis an einem Seil ziehen. Das,<br />

was in <strong>de</strong>r Schulküche auf <strong>de</strong>n Tisch kommt,<br />

darf nicht nur satt machen und ernährungsphysiologisch<br />

ausgewogen sein. Es muss auch<br />

gut schmecken, Interesse wecken, Ernährung<br />

als gelebte Kultur begreifbar machen und durch<br />

Qualität in je<strong>de</strong>r Hinsicht überzeugen.<br />

Dr. Robert Kloos<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sanstalt für<br />

Landwirtschaft und<br />

Ernährung (BLE)

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