Broschüre - Oekolandbau.de
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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
unser Leben hat in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten an<br />
Tempo und Effizienz gewonnen, und auf die<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Vorteile und Annehmlichkeiten<br />
möchten wir nicht mehr verzichten.<br />
Die Rationalisierung unseres Alltags erstreckt<br />
sich jedoch auch auf Lebensbereiche, in <strong>de</strong>nen<br />
wir von einem „Schneller – Höher – Weiter“<br />
nicht automatisch nur profitieren. Dazu gehören<br />
unser Ernährungsverhalten im Allgemeinen<br />
und ganz beson<strong>de</strong>rs die Außer-Haus-<br />
Verpflegung.<br />
Heute besteht für Mensen und Kantinen ein<br />
breites Angebot industriell vorgefertigter Lebensmittel,<br />
die in Großküchen nur noch erwärmt<br />
und zu kompletten Menüs zusammengestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der zunehmen<strong>de</strong> Kostendruck<br />
vor allem in unseren Kommunen hat diesen<br />
Trend verstärkt, weil die Verpflegung auf<br />
diese Weise mit einem geringeren technischen<br />
Aufwand und auch ohne geschultes Fachpersonal<br />
organisierbar ist. Einrichtungen <strong>de</strong>r<br />
Außer-Haus-Verpflegung kochen heute immer<br />
seltener selbst.<br />
Doch diese Entwicklung hat ihre Kehrseite<br />
– ganz beson<strong>de</strong>rs, wenn sie Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
und Schulen betrifft. Schnell führt <strong>de</strong>r Anspruch<br />
an eine einfache und schnelle Zubereitung<br />
dazu, dass kaum noch ein Gericht aus<br />
frischen Zutaten auf <strong>de</strong>n Tisch kommt. Ein<br />
hoher Verarbeitungsgrad sowie fehlen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />
über Zubereitungsprozesse machen es<br />
Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen unmöglich, die Beziehung<br />
zwischen einem landwirtschaftlichen<br />
Produkt und <strong>de</strong>r fertigen Mahlzeit auf ihrem<br />
Teller herzustellen. Das führt nicht nur zu<br />
einer großen Ahnungslosigkeit von Kin<strong>de</strong>rn,<br />
die oft keine Vorstellung haben, wie Kartoffeln<br />
wohl wachsen o<strong>de</strong>r woher die Milch im Supermarkt<br />
stammt. Diese Beziehungslosigkeit zu<br />
Nahrungsmitteln und fehlen<strong>de</strong> Ernährungskompetenz<br />
trugen in <strong>de</strong>n letzten Jahren auch<br />
dazu bei, dass die Zahl <strong>de</strong>r fehlernährten<br />
Kin<strong>de</strong>r – und Erwachsenen – erschreckend<br />
zugenommen hat.<br />
Es geht aber auch an<strong>de</strong>rs: Eine hochwertige<br />
Außer-Haus-Verpflegung unserer Kin<strong>de</strong>r lässt<br />
sich mit begrenztem Budget erfolgreich realisieren.<br />
Dies zeigen die Ergebnisse mehrerer<br />
Mo<strong>de</strong>llprojekte, mit <strong>de</strong>-nen wir im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms Ökologischer Landbau<br />
(BÖL) die Verwendung hochwertiger ökologischer<br />
Lebensmittel in Kin<strong>de</strong>rgarten- und<br />
Schulküchen sowie die Etablierung begleiten<strong>de</strong>r<br />
Lernangebote unterstützten. Die Empfehlungen<br />
aus diesen Projekten liegen nun als<br />
<strong>Broschüre</strong> vor Ihnen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sprogramm Ökologischer<br />
Landbau, <strong>de</strong>ssen Geschäftsstelle in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt<br />
für Landwirtschaft und Ernährung<br />
(BLE) angesie<strong>de</strong>lt ist, engagieren wir<br />
uns bereits seit 2002 für die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Ökologischen Landbaus. Unsere Aktivitäten<br />
beschränken sich dabei nicht auf Ackerbau<br />
und Tierhaltung, son<strong>de</strong>rn beziehen die gesamte<br />
Wertschöpfungskette bis zum Teller <strong>de</strong>s<br />
Konsumenten mit ein.<br />
Der ebenfalls in <strong>de</strong>r BLE angesie<strong>de</strong>lte Wettbewerb<br />
„Besser essen – mehr bewegen“ greift<br />
zu<strong>de</strong>m das Problem <strong>de</strong>r fehlernährten Kin<strong>de</strong>r<br />
auf und versucht mit mannigfaltigen Initiativen,<br />
Kin<strong>de</strong>rn frühzeitig Spaß an Bewegung<br />
und gesun<strong>de</strong>r Ernährung zu vermitteln.<br />
Ernährung muss in <strong>de</strong>r Lebenswelt unseres<br />
Nachwuchses dauerhaft einen wichtigen Platz<br />
einnehmen. Unsere Kin<strong>de</strong>r lernen heute selbstverständlich<br />
Fremdsprachen und erwerben viel<br />
naturwissenschaftliches Detailwissen, um sich<br />
später in einer komplexen Berufswelt bewegen<br />
zu können. Genauso wichtig sollte Grundwissen<br />
über das sein, was sie je<strong>de</strong>n Tag zu sich<br />
nehmen und damit einen wesentlichen Teil<br />
ihrer Gesundheit und Lebensqualität ausmacht.<br />
Das ist gut für sie selbst – und es ist<br />
nachhaltig für die Gesellschaft: <strong>de</strong>nn die Kin<strong>de</strong>r<br />
von heute sind die Eltern von morgen.<br />
Nur was sie gelernt und verinnerlicht haben,<br />
können sie später auch weitergeben.<br />
Dabei darf das Thema Lebensmittel und<br />
Ernährung nicht zu einem theoretisch vermittelten<br />
Lernstoff <strong>de</strong>gradiert wer<strong>de</strong>n: Wenn<br />
Ernährungserziehung greifen soll, müssen<br />
Theorie und Praxis an einem Seil ziehen. Das,<br />
was in <strong>de</strong>r Schulküche auf <strong>de</strong>n Tisch kommt,<br />
darf nicht nur satt machen und ernährungsphysiologisch<br />
ausgewogen sein. Es muss auch<br />
gut schmecken, Interesse wecken, Ernährung<br />
als gelebte Kultur begreifbar machen und durch<br />
Qualität in je<strong>de</strong>r Hinsicht überzeugen.<br />
Dr. Robert Kloos<br />
Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sanstalt für<br />
Landwirtschaft und<br />
Ernährung (BLE)