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Uwe Eckardt: 400 Jahre Stadtrechte Elberfeld. - BGV-Wuppertal

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III.<br />

Neue Befestigungsarbeiten waren jedoch<br />

an die Zustimmung des Landesherrn gebunden<br />

und die Genehmigung hierfür erfolgte zumeist<br />

in Verbindung mit einem Stadtrechtsprivileg.<br />

Das Herzogtum Berg – und damit auch <strong>Elberfeld</strong><br />

– wurde seit 1539 von Herzog Wilhelm V.,<br />

dem Reichen, regiert. Die vereinigten Herzogtümer<br />

Jülich, Kleve und Berg in Verbindung<br />

mit den Grafschaften Mark und Ravensberg<br />

spielten als „Land im Mittelpunkt der Mächte“<br />

eine wichtige Rolle in der Reichs- und europäischen<br />

Politik. Die ersten dunklen Wolken zogen<br />

allerdings auf, als Herzog Wilhelm 1566 einen<br />

Schlaganfall erlitt. Hinzu kam eine heimtückische<br />

Geisteskrankheit. Nicht erst seit dieser Zeit<br />

wurden für den Erbfall kaiserliche Privilegien<br />

erteilt sowie in unterschiedlichsten Koalitionen<br />

Absprachen getroffen und Bündnisse geschlossen.<br />

26 Die niederrheinische Frage beschäftigte,<br />

auch und gerade wegen der schwierigen konfessionellen<br />

Verhältnisse, nach und nach die europäischen<br />

Kabinette, sie ging sozusagen in der<br />

europäischen Politik auf. 27<br />

Herzog Johann Wilhelm I., der einzige<br />

Sohn Wilhelms des Reichen, ursprünglich<br />

zum Geistlichen bestimmt, hatte nach dem<br />

Tode seines Bruders Karl Friedrich (1575) die<br />

Erbfolge 1592 angetreten. Früh zeigten sich<br />

auch bei ihm Anzeichen von Geisteskrankheit.<br />

Die 1585 geschlossene Ehe mit der Markgräfin<br />

Jakobe von Baden blieb kinderlos. Die Ermordung<br />

der Markgräfin 1597, 28 die politischen<br />

Einfluss zu gewinnen versucht hatte, war ein<br />

Vorzeichen für das Auseinanderbrechen des<br />

niederrheinisch-bergischen Herrschaftsgebietes<br />

innerhalb weniger <strong>Jahre</strong>. Als Johann Wilhelm,<br />

dessen zweite Ehe mit Antoinette von<br />

Lothringen ebenfalls kinderlos geblieben war,<br />

am 25. März 1609 schließlich starb, brach der<br />

als „Jülich-klevischer Erbfolgestreit“ (1609–<br />

1672) bezeichnete Machtkampf offen aus. Die<br />

mit dem Erbfolgestreit verbundenen politischen<br />

und kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

wirkten „wie ein kleines Vorspiel zum<br />

30jährigen Krieg, dessen Mächtekonstellation<br />

(Spanien, Österreich und die Liga gegen Holland,<br />

Frankreich und die deutschen Protestanten)<br />

bereits im Hintergrund sichtbar wurde“. 29<br />

Herzog Johann Wilhelm hatte vier Schwestern<br />

(Marie Eleonore, Anna, Magdalene und<br />

Sibylle), die mit Angehörigen der Häuser<br />

Preußen (Albrecht Friedrich), Pfalz-Neuburg<br />

(Philipp Ludwig), Pfalz-Zweibrücken (Johann)<br />

und Burgau (Karl) verheiratet waren. Diese<br />

Häuser erhoben nun unter Berufung auf mehrere<br />

Privilegien, die die Unteilbarkeit der Lande<br />

und die weibliche Erbfolge beim Erlöschen<br />

des Mannesstammes zugesichert hatten, sowie<br />

auf die bei den Heiraten der Schwestern abgeschlossenen<br />

Eheverträge, Erbansprüche. Hinzu<br />

kamen Forderungen, die Kursachsen aus einem<br />

alten Vertrag ableitete. 30 Vgl. Verwandtschaftstafel<br />

am Schluss der Anmerkungen.<br />

Auch dem Grenznachbarn und Kaiser Rudolf<br />

II. war es keineswegs gleichgültig, ob sich<br />

im Herzogtum katholische oder protestantische<br />

Erben durchsetzten. Ihm stand zudem<br />

das Recht der Sequestration zu, das heißt das<br />

Recht, die umstrittenen Länder zugunsten des<br />

Reiches einzuziehen und an einen Herrscher<br />

seiner Wahl als Lehen wieder zu vergeben.<br />

Der Kaiser fand jedoch zunächst nicht die Zeit<br />

und die passende Gelegenheit zum Eingreifen.<br />

Die Situation wurde zusätzlich dadurch kompliziert,<br />

dass auch außerdeutsche Mächte ein<br />

Mitspracherecht bei der Lösung dieses Erbfolgestreits<br />

für sich beanspruchten. Rom und die<br />

spanischen Niederlande sprachen sich für einen<br />

katholischen Nachfolger aus, die Generalstaaten<br />

votierten natürlich umgekehrt für einen<br />

protestantischen Herrscher. Nicht nur Rudolf<br />

II., sondern auch sein Vetter Ferdinand II., der<br />

als König von Böhmen sowie als deutscher<br />

König und Kaiser später eine zentrale Rolle im<br />

Dreißigjährigen Krieg spielte, erstrebten eine<br />

Nachfolge, die den habsburgischen Einfluss<br />

im Nordwesten des Reiches vergrößerte. Diesem<br />

Bestreben wiederum standen die französischen<br />

Interessen entgegen, weshalb Heinrich<br />

IV. von Frankreich selbst die Möglichkeit eines<br />

Krieges in Kauf nahm, um die Habsburger<br />

von den niederrheinischen Territorien fernzuhalten.<br />

5

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