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Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 1 ... - kornelius-jc.net

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Gleichnisse von dem, was verloren war 309<br />

Nun er so tief gesunken war, wie es überhaupt nur möglich sein<br />

konnte, erinnerte er sich <strong>der</strong> Freundlichkeit und Liebe seines Vaters.<br />

In diesem Augenblick spürte er, wie nötig es ist, einen Vater zu<br />

besitzen. Diesen Zustand, keine Freunde zu haben und in Not leben<br />

zu müssen, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Sünde und Ungehorsam<br />

hatten zur Trennung von seinem Vater geführt. Er dachte an<br />

die mannigfachen Vorteile, <strong>der</strong>en sich die Tagelöhner seines Vaters<br />

erfreuten, während er sich seines Vaters Haus entfremdet hatte und<br />

vor Hunger zugrunde zu gehen drohte. Durch Wi<strong>der</strong>wärtigkeiten<br />

zermürbt, entschloß er sich, demütigen Herzens zu seinem Vater zurückzukehren.<br />

Er war ein Bettler, ohne passende o<strong>der</strong> gar anständige<br />

Kleidung. Sein erbärmlicher Zustand zeugte von Entbehrungen aller<br />

Art; er war vom Hunger geradezu ausgemergelt. [280]<br />

Des Vaters Liebe<br />

Als <strong>der</strong> Sohn noch ein ganzes Stück vom Vaterhaus entfernt war,<br />

sah schon <strong>der</strong> Vater den Wan<strong>der</strong>er. Des Vaters erster Gedanke galt<br />

jenem aufsässigen Sohn, <strong>der</strong> ihn vor Jahren verlassen hatte, um den<br />

Lockungen eines ungehemmten, maßlosen Lebens zu folgen. Rührung<br />

und Ergriffenheit übermannten ihn, und er erkannte, obgleich<br />

<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er völlig verkommen aussah, eigen Fleisch und Blut. Er<br />

wartete nicht erst, bis sein Sohn ganz herangekommen war, son<strong>der</strong>n<br />

lief ihm entgegen. Obwohl er unter dem sündigen Lebenswandel<br />

des Sohnes sehr gelitten hatte, eilte er ihm ohne Groll entgegen, um<br />

ihn durch diesen Liebeserweis und dieses Zeichen seiner Vergebung<br />

mit liebevollem Mitleid und Erbarmen wie<strong>der</strong>aufzunehmen.<br />

Wenn sein Sohn auch abgezehrt aussah und seine Züge deutlich<br />

von den Spuren seines lockeren Lebens, das er geführt hatte,<br />

gezeich<strong>net</strong> waren, wenn ihn auch gleich einem Bettler nur Lumpen<br />

kleideten und seine nackten Füße vom Wegestaub verkrustet waren,<br />

so erbarmte sich seiner doch des Vaters Herz, als <strong>der</strong> Sohn demütig<br />

vor ihm auf <strong>der</strong> Erde lag. We<strong>der</strong> pochte er auf seine Würde noch<br />

war er streng. Er erinnerte seinen Sohn nicht an die vergangenen<br />

Zeiten des Irrtums. Alles Gewesene war vergessen. Der Vater hob<br />

ihn auf und küßte ihn. Er zog den aufrührerischen Sohn an seine<br />

Brust und hüllte die fast nackte Gestalt in das eigene prächtige Gewand.<br />

Er nahm ihn mit solcher Innigkeit an sein Herz und zeigte

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