liebe leserinnen, liebe leser, Heimweh ist die ... - Christina Bacher
liebe leserinnen, liebe leser, Heimweh ist die ... - Christina Bacher
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tipps<br />
BuchTIPP<br />
Geschichte der<br />
Bundesrepublik<br />
deutschland<br />
Für H<strong>ist</strong>oriker <strong>ist</strong> 2009 das Jahr der<br />
großen Jubiläen, so <strong>ist</strong> z.B. der<br />
Mauerfall genau 20 Jahre her, <strong>die</strong><br />
Schlacht im Teutoburger Wald jährt<br />
sich gar zum 2000ten Mal. Auch <strong>die</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland hat ein<br />
Jubiläum, ihren 60. Geburtstag. H<strong>ist</strong>orisch<br />
interessierten Lesern, <strong>die</strong> sich für<br />
<strong>die</strong> sechs Jahrzehnte lange Geschichte<br />
der Bundesrepublik interessieren und<br />
von den massenhaft zu erwartenden<br />
Dokumentationsreihen im TV nicht viel<br />
halten, kann ich <strong>die</strong>ses (sehr günstige)<br />
Buch empfehlen. Marie-Luise Recker,<br />
Professorin an der Uni Frankfurt, fasst<br />
auf knapp 120 Seiten alles wichtige<br />
zusammen, was in sechs Jahrzehnten<br />
BRD so passiert <strong>ist</strong>. Sie konzentriert<br />
sich dabei auf <strong>die</strong> Sphären Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Drei gewonnene<br />
Fußballweltme<strong>ist</strong>erschaften<br />
werden daher ebenso wenig thematisiert<br />
wie etwa Nicoles Sieg beim<br />
Grand Prix.<br />
Dafür hat man beim Lesen aber immer<br />
das Gefühl, dass auch nur wirklich<br />
Wichtiges behandelt wird. Das Buch<br />
<strong>ist</strong> in der Reihe C.H. Beck Wissen<br />
erschienen, <strong>die</strong> ausdrücklich für <strong>die</strong><br />
breite Bevölkerung konzipiert <strong>ist</strong>. Das<br />
Buch bleibt daher auch für Laien verständlich<br />
und <strong>die</strong> Autorin verzichtet<br />
weitestgehend auf allzu fachwissenschaftliches<br />
Vokabular.<br />
Bastian Exner<br />
Marie-Luise Recker: Geschichte der<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
Verlag C.H. Beck, 5,00 EUR<br />
Michal Hvorecky: Eskorta,<br />
Tropen-Verlag, 19,90 EUR<br />
ausstellung<br />
Eskorta<br />
Michal Kirchner<br />
<strong>ist</strong> Sprössling<br />
einer ungewöhnlichen<br />
Familie.<br />
Geboren aus der<br />
Zweckehe seiner<br />
homosexuellen<br />
Eltern muss er schon als Kind<br />
skrupellose Überwachung durch den<br />
tschechoslowakischen Geheim<strong>die</strong>nst<br />
miterleben. In seinem aktuellen Buch<br />
„Eskorta“ setzt der Autor Michal Hvorecky<br />
Dinge in Beziehung, <strong>die</strong> durch<br />
ihr Spannungsverhältnis wirken: „Der<br />
Osten <strong>ist</strong> der neue Westen!“ oder „Ich<br />
war schon immer davon überzeugt,<br />
dass ich als Frau besser ausgesehen<br />
hätte.“ Ein androgyner Held, eine Frau<br />
im Manneskörper und eine Stadt wie<br />
Bratislava, <strong>die</strong> durch Supermarktketten<br />
und einen internationalen Eskort-<br />
Service westlich erscheinen möchte.<br />
Eigentlich Stoff, aus dem Geschichten<br />
sein könnten. Doch Hvorecky verschenkt<br />
seine Chance, in dem er keinen<br />
roten Faden verfolgt und sich – wie sein<br />
gleichnamiger Held – lethargisch durch<br />
alle Stationen quält: Nach der düsteren<br />
Kindheit wird eine zufällige Erfolgsgeschichte<br />
erzählt, schliesslich unter<br />
Aufwendung aller verwendbarer Allgemeinplätze<br />
und Floskeln eine Liebesgeschichte<br />
und schliesslich propft der<br />
als berühmtester slowenischer Jung-<br />
Autor gefeierte Hvorecky einen grotesken<br />
Schluss auf. Sein Michal wird durch<br />
Einnahme der Antibabypille zur Frau<br />
und schließlich zur glücklichen Mutter.<br />
Spätestens dann <strong>ist</strong> klar, daß das ganze<br />
Buch, das so vielversprechend anfing,<br />
nur eine große Übertreibung darstellt.<br />
Mit einer großen Geschichte hat es<br />
aber leider gar nichts zu tun. (cb)<br />
Litaneien – Ausstellung in der Agneskirche<br />
vom 10. Mai bis 7. Juni.<br />
Agneskirche, Neusser Platz 18<br />
echolog web-tipp<br />
The Sheep Market<br />
www.thesheepmarket.com<br />
eichne mir ein Schaf!“ Als Ein-<br />
zum illustrierten Märchen<br />
„Zleitung<br />
„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-<br />
Exupéry hat es <strong>die</strong>se Bitte zu Berühmtheit<br />
gebracht. Der so gebetene Flieger<br />
hilft sich nach einigen missglückten<br />
Versuchen bekanntermaßen aus der<br />
Patsche, indem er eine K<strong>ist</strong>e zeichnet,<br />
in der sich das Schaf befände.<br />
Eben<strong>die</strong>se Aufforderung haben <strong>die</strong><br />
Macher des Web-Art-Projektes „The<br />
Sheep Market“ an <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
des Künstliche-Intelligenz-Projekts<br />
„Mechanical Turk“ von Amazon<br />
gestellt. 0,02 Dollar bekamen sie für<br />
<strong>die</strong> Zeichnung eines nach links gewendeten<br />
Schafes, wobei <strong>die</strong> durchschnittliche<br />
Bearbeitungszeit 105 Sekunden<br />
pro Schaf betrug. Das Ergebnis: Eine<br />
virtuelle Herde von 10.000 Schafen,<br />
von denen keines dem anderen gleicht.<br />
Auf der Startseite präsentiert sich<br />
<strong>die</strong> Schafherde als abstrakte Pixelansammlung;<br />
fährt man mit dem Mauszeiger<br />
darüber, sieht man <strong>die</strong> Schafe<br />
vergrößert. Der Clou: Klickt man eines<br />
an, wird der Vorgang des Zeichnens in<br />
Echtzeit wiederholt, man wird Zeuge<br />
des kreativen Prozesses. Bemerkenswert<br />
<strong>ist</strong> <strong>die</strong> Vielfalt der künstlerischen<br />
Herangehensweise, <strong>die</strong> von dilettantisch<br />
bis ambitioniert, von der primitiven<br />
Strichzeichnung bis zu wahren<br />
kleinen Me<strong>ist</strong>erwerken, von einer<br />
möglichst natural<strong>ist</strong>ischen Wiedergabe<br />
bis zu eher abstrakten Umsetzungen<br />
reicht.<br />
<br />
Julian von Heyl<br />
Im Echolog unter www.echolog.de<br />
stellt Julian von Heyl regelmäßig neue<br />
Web-Tipps vor: Internetseiten jenseits des<br />
Mainstreams, <strong>die</strong> auch einen mehrfachen<br />
Besuch lohnen.<br />
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