liebe leserinnen, liebe leser, Heimweh ist die ... - Christina Bacher
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und um <strong>die</strong> welt<br />
Konrad Beikircher <strong>ist</strong> ein Multitalent: Psychologe, Kabarett<strong>ist</strong>,<br />
Schriftsteller, Musiker, Kosmopolit. Vor allem <strong>ist</strong> er aber eines:<br />
Im Herzen ein Rheinländer. Wir sprachen mit ihm deshalb<br />
über das Lieblingsthema der Kölnerinnen und Kölner: Köln.<br />
Aber er erzählte auch über sein neues Buch, über seinen<br />
Retter in Pubertätsnöten, Adriano Celentano, über Opern ohne<br />
Längen, rheinische Legenden und über seine bewegte Zeit<br />
als Gefängnispsychologe.<br />
BANK EXTRA: Herr Beikircher, Ihre Biographie<br />
zeigt einige spannende Veränderungen<br />
und Wendepunkte. Sie<br />
kamen als 20-jähriger junger Mann<br />
aus Bruneck, Südtirol, nach Bonn. Was<br />
hat sie dazu bewogen, ins Rheinland<br />
zu kommen?<br />
Konrad Beikircher: Ich bin nicht ins<br />
Rheinland gekommen, weil ich hierhin<br />
wollte. Vielmehr bin ich hierhin<br />
gekommen, weil ich weg wollte. Ich<br />
wollte weg aus Südtirol, weg aus den<br />
Dolomiten, weg von der katholischen<br />
Engstirnigkeit, von all <strong>die</strong>sen grauenhaften<br />
Dingen. Ich war drei Semester<br />
in Wien Referent der südtiroler<br />
Studentenschaft. Und dann war das<br />
ein ganz spontaner Entschluss. Der<br />
Sozialreferent sagte: „In Deutschland<br />
gibt es gebührenfrei Stu<strong>die</strong>nplätze für<br />
Südtiroler.“ Wegen der angeblichen<br />
Unterdrückung der Südtiroler durch<br />
<strong>die</strong> Italiener wurden wir südtiroler Studenten<br />
ja auf Händen getragen. „Aber<br />
München, das geht nicht, sondern<br />
weiter draußen.“ Ich fragte: „Ja, wo<br />
denn überall?“ Göttingen, Hamburg,<br />
Berlin, Bonn. Ich wusste: Das Fach<br />
Psychologie war damals in Bonn sehr<br />
gut besetzt. Dann habe ich nicht lange<br />
überlegt. Freunde meines Vaters<br />
haben mir eine Bude besorgt. Dann<br />
war ich drei Tage später in Bonn.<br />
BANK EXTRA: Ein schneller Entschluss…<br />
Konrad Beikircher: Ich war selber überrascht<br />
über meine Entschlussfreudigkeit.<br />
Aufgewacht bin ich dann, nachdem<br />
ich zwei Tage hier war. Ich habe<br />
kein Wort verstanden. Ich dachte:<br />
„Hier bleibe ich auf gar keinen Fall. Ich<br />
packe <strong>die</strong> Koffer gar nicht erst aus. Hier<br />
will ich wieder weg.“ Aber dann <strong>ist</strong> es<br />
halt anders gekommen.<br />
BANK EXTRA: Was hat Sie veranlasst zu<br />
bleiben?<br />
Konrad Beikircher: Eigentlich <strong>die</strong><br />
Scham, meinem Vater eingestehen zu<br />
müssen, dass ich mich vertan habe.<br />
Zumindest zunächst. Dann aber, mit<br />
jeder Woche Rheinland, hat mich <strong>die</strong><br />
faszinierende Frau Münch, meine Zimmerwirtin<br />
in Bonn, ‚bönnsch Mädche’<br />
reinsten Wassers, immer tiefer in <strong>die</strong>se<br />
unglaubliche Welt am Rhein hineingezogen<br />
und dabei blieb es dann.<br />
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