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Zum Material - Martina Steinkühler

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31<br />

Religion und Gesellschaft<br />

Fall G<br />

„Papa, woher kommen die Äpfel?“, fragt Paul, als er in den Apfel beißt. „Hast du die gemacht?“<br />

Papa sagt: „Ich nicht. Das war Gott.“ Paul fragt: „Wer ist Gott?“ Papa sagt: „Gott<br />

ist im Himmel und passt auf uns auf.“ „Und er macht die Äpfel“, sagt Paul. Er überlegt.<br />

„Auch die Birnen?“ Papa nickt. „Und das Brot?“ Papa nickt wieder. „Und die Blumen und<br />

die Hunde und die Sonne?“ Papa nickt. „Und die Autos und die Häuser … aber, Papa: Die<br />

Fenster von den Häusern machst doch du!“ (Pauls Papa ist Glasermeister!) Papa überlegt.<br />

Dann sagt er: „Manchmal benutzt Gott unsere Hände.“<br />

Was Sie hier lesen, ist vielleicht noch nicht Religionspädagogik. Der Vater scheint ganz<br />

spontan zu antworten, als sein kleiner Junge ihn fragt. Er scheint zu sagen, was er selbst<br />

denkt, weiß und glaubt. Und der Junge nimmt ihm das ab und baut es in sein Weltbild ein.<br />

Religionspädagogik kommt ins Spiel, wenn der Vater selbst keine Antwort hat. Wenn er<br />

nicht sicher ist, wenn er sich überlegt, was er dem Jungen zur Antwort geben könnte, und<br />

wenn er damit eine Absicht verbindet, ein Erziehungsziel, ein Vermittlungsziel. Er könnte<br />

darüber reflektieren, wie man heute den Gedanken der Schöpfung vermittelt, er könnte den<br />

Pfarrer danach fragen oder andere Experten.<br />

Je weniger selbstverständlich Religion zum Leben und Alltag gehört, desto mehr Raum gewinnt<br />

das Reden über, das Reflektieren und Ziele Formulieren, desto mehr besteht Bedarf an Religionspädagogik<br />

– an einer erfahrungs- und empiriegesättigten Theorie der Frage: Wie, aus welchem<br />

Grund und mit welchem Ziel kommt (christliche) Religion zum Menschen?<br />

Eine dritte denkbare Option – neben dem selbstverständlichen und dem reflektierten Weitergeben<br />

von Religion – wäre: sich gar nicht an religiösen Antworten zu versuchen, sondern<br />

schlicht zu sagen: „Niemand hat den Apfel gemacht. Der wächst einfach am Baum.“<br />

Signaturen der Gegenwart<br />

Man könnte vielleicht sagen: Die Bedeutung der Religionspädagogik korreliert reziprok mit<br />

der Bedeutung von Religion in der Gesellschaft.<br />

o Religiöse Binnenwelt<br />

In einem Dorfverband, für den eine bestimmte materiale Religion Verbindlichkeit besitzt,<br />

wachsen Kinder in die Religion ihrer Umwelt hinein. Nichts anderes wird von ihnen erwartet.<br />

o Multikulturalität

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