Urban und selbstbewusst - GEWOFAG Holding GmbH
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Schwerpunkt Neuhausen<br />
Stadtteil-Reportage<br />
Spuren suchen, sichten, sammeln, sichern<br />
Die Geschichtswerkstatt Neuhausen<br />
Wer Franz Schröther, den Vorsitzenden<br />
des 1992 gegründeten Vereins, in<br />
seinem Büro, vor allem aber auf seinen<br />
Spaziergangs-Führungen durch<br />
Neuhausen erlebt, der weiß: Franz<br />
Schröther liebt nicht nur „sein“ Stadtviertel,<br />
er lebt es. Offenbar ist ihm<br />
jedes noch so kleine Detail bekannt.<br />
Vor allem, wenn er auf das Neuhauser<br />
Original, den „Millionenbauer“ Hauser<br />
Lenz zu sprechen kommt, sprudeln<br />
die Geschichten nur so aus ihm<br />
heraus. Gerade ist sein Buch „S’Geld<br />
muaß unter d’Leit“ über dieses schillernde<br />
Unikum in zweiter Auflage erschienen.<br />
Wenn er die Medaille „München<br />
leuchtet“ nicht bereits erhalten hätte, allein<br />
für dieses Buch wäre sie ihm sicher.<br />
Dabei ist Franz Schröther kein gelernter Historiker,<br />
ebenso wenig wie die anderen Mitglieder<br />
des Vereins. Sie selbst verstehen sich als „Amateur-<br />
Historiker“, die sich die Erforschung der Geschichte<br />
Neuhausens zum Ziel gesetzt haben. Sie wollen das<br />
Verständnis für historische Zusammenhänge fördern<br />
<strong>und</strong> einem interessierten Publikum nahe bringen.<br />
Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen werden<br />
regelmäßig publiziert. Zweimal im Jahr erscheint<br />
die Zeitschrift „Neuhauser Werkstatt-Nachrichten“,<br />
jedes Heft zwischen 70 <strong>und</strong> 100 Seiten stark, befasst<br />
sich mit einem Themenschwerpunkt, ob dies<br />
ein kleines Viertel im Stadtviertel betrifft, wie z.B.<br />
im letzten Heft das Vinzenzviertel, oder einen ganzen<br />
Straßenzug. Hier reicht die Palette von der<br />
Nibelungen- über die Renata- bis zur Arnulfstraße<br />
<strong>und</strong> natürlich darf die älteste Dorfstraße Neuhausens,<br />
die Winthirstraße nicht fehlen. Insgesamt sind<br />
In keinem anderen Stadtteil<br />
Münchens wird die Geschichte<br />
so intensiv aufgearbeitet wie in<br />
Neuhausen. Die spürbare Liebe zum<br />
heimatlichen Viertel hat mit tumber<br />
Traditionspflege aber rein gar nichts<br />
zu tun.<br />
bisher 22 Hefte erschienen. Sechs davon sind noch<br />
erhältlich, der Rest ist leider vergriffen. Bei einer<br />
Auflage von ca. 1000 Stück kein W<strong>und</strong>er, zumal der<br />
Preis von 6.- Euro als verlegerische Großtat gesehen<br />
werden darf. Finanzieren lässt sich ein solches<br />
Projekt nur dadurch, dass alle Autoren auf Honorare<br />
verzichten. Ebenso wie auf Einkünfte aus Lesungen<br />
<strong>und</strong> Vorträgen an Volkshochschulen oder<br />
ähnlichen Institutionen. Alle Einnahmen fließen in<br />
die Vereinskasse. Hinzu kommen die Beiträge der<br />
r<strong>und</strong> 120 Mitglieder, von denen ca. zwanzig zu den<br />
regelmäßigen Autoren zählen. Gefördert wird der<br />
Verein darüber hinaus vom Kulturreferat der Stadt<br />
München. Einzelne Projekte wie Ausstellungen seltenen<br />
Fotomaterials werden vom Bezirksausschuss<br />
Neuhausen zusätzlich finanziell gefördert.<br />
Die erste Ausstellung “Hitler war kein Betriebsunfall!”<br />
wurde am 9. November 1993 mit der<br />
gleichzeitigen Herausgabe des ersten Buches “Zum<br />
Beispiel Neuhausen 1918-1933” eröffnet. Auch die<br />
nächsten Themen, mit denen sich der<br />
Verein befasste, betrafen die Zeit des<br />
Dritten Reiches im Stadtteil, etwa<br />
Buch <strong>und</strong> Ausstellung “Spuren jüdischen<br />
Lebens in Neuhausen” oder der<br />
1995 fertig gestellte erste Videofilm<br />
“Davon haben wir nichts gewusst...”.<br />
Inzwischen erscheinen neben den<br />
„Werkstatt-Nachrichten“ in zweijährigem<br />
Abstand Bücher zu einschlägigen<br />
Themen. Fünfzehn Titel sind es<br />
bislang, neun davon leider vergriffen.<br />
Darunter auch Titel wie „Hollywood<br />
in Neuhausen“, einer Hommage an<br />
das Vorstadtkino, oder die Darstellung<br />
der Jugendszene bis 1962 „Halbstark<br />
in Neuhausen“. Die Themen gehen den „Wekstattlern“<br />
nicht aus.<br />
Derzeit hat die Geschichtswerkstatt ihr Büro in<br />
der Hirschbergstraße 33 <strong>und</strong> ist jeweils mittwochs<br />
von 13.00 - 18.00 Uhr geöffnet. Das Büro stellt allerdings<br />
nur eine Übergangslösung dar, weil das<br />
„Trafo“ in Neuhausen, die ehemalige Büroadresse,<br />
derzeit umgebaut wird. Ob bei der Rückkehr in das<br />
renovierte Gebäude auch ein großer Ausstellungsraum<br />
zur Verfügung stehen wird, der auch Ausstellungen<br />
über mehrere Wochen zulässt, steht noch<br />
nicht fest. Wenn Franz Schröther einen Wunsch<br />
frei hätte, würde er sich die Räume der aufgelösten<br />
Nymphenburger Stadtbibliothek, die mit der Neuhausens<br />
sinnvoller Weise zusammengelegt wird, als<br />
dauerhafte Ausstellungsräume wünschen. Mit dem<br />
Kulturreferat wird derzeit verhandelt.<br />
Nähere Informationen über die Geschichtswerkstatt<br />
Neuhausen finden sich im Internet unter<br />
www.geschichtswerkstatt-neuhausen.de <br />
28 II<br />
August 2009