Urban und selbstbewusst - GEWOFAG Holding GmbH
Urban und selbstbewusst - GEWOFAG Holding GmbH
Urban und selbstbewusst - GEWOFAG Holding GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stadtteil-Reportage<br />
Schwerpunkt Neuhausen<br />
Einst ein germanisch-heidnischer<br />
Brauch, um die Gewässer zu<br />
beruhigen <strong>und</strong> Fruchtbarkeit für<br />
die Felder zu erbitten, bildete in<br />
diesem Jahr das Wassevogelfest den<br />
Höhepunkt der Stadtteilwochen in<br />
Neuhausen-Nymphenburg.<br />
Das „Wassevogelfest“ in Neuhausen<br />
Nicht nur in den Münchener Vororten, sondern auch in der Hallertau <strong>und</strong> Niederbayern wurde das „Wasservogelfest“<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte lang gefeiert. Es geht auf eine uralte bayerische Tradition zurück, dessen Verlauf<br />
Franz Schröther, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt Neuhausen, der zusammen mit dem Bezirksausschuss<br />
<strong>und</strong> dem Sportverein FT Gern das Fest vor zwei Jahren wieder neu belebt hat, so rekonstruiert:<br />
„Jedes Jahr am Pfingstmontag versammelten sich die Burschen des Dorfes, um den Wasservogel oder<br />
„Pfingstl“ zu bestimmen. Dieser wurde mit Schilf, Binsen, Stroh, Laub <strong>und</strong> bunten Bändern geschmückt,<br />
hielt einen hölzernen Vogelkopf als Zepter in der Hand <strong>und</strong> wurde auf einem Pferd, begleitet von den anderen<br />
Burschen, durch das Dorf geführt. In Neuhausen ging der Weg durch die einzige vorhandene Straße<br />
im Dorf, die heutige Winthirstraße, an der links <strong>und</strong> rechts die Bauernhöfe lagen. Vor den Häusern sagte<br />
einer der Burschen einen Spruch auf, die anderen<br />
fügten am Schluss einen Juchzerer hinzu. Dann erhielten<br />
sie Naturalien (Eier, Mehl, Butter). Als die<br />
Anwesen alle abgeklappert waren, begab sich die<br />
Gruppe an den jetzigen Rotkreuzplatz, Dort wurde<br />
der Wasservogel vom Pferd herab in den Dorfteich<br />
(die „Schwabenlacke“) geworfen. Der hölzerne Vogelkopf<br />
wurde unter den Teilnehmern verlost, der<br />
Gewinner nagelte ihn an den First seines Stadels als<br />
besonderen Schutz gegen Blitz <strong>und</strong> Feuer. Aus den<br />
gesammelten Lebensmitteln wurden beim Großwirt,<br />
dem damals einzigen Wirtshaus im Dorf, Küchlein<br />
(„Kiachal“) gebacken <strong>und</strong> unter großem Hallo<br />
<strong>und</strong> mit viel Bier verzehrt.“<br />
Zum Bruch mit dieser Tradition kam es 1828, als<br />
König Ludwig I., nach einer Massenschlägerei zwischen<br />
rivalisierenden Neuhauser <strong>und</strong> Moosacher<br />
„Wasservögeln“, das Fest schlichtweg verbot. Doch<br />
Traditionen sind offenbar nicht unterzukriegen,<br />
solange sich nur jemand darum kümmert. Der Erfolg<br />
des Fests, das heuer wieder mit einem Umzug<br />
der Neuhauser-Nymphenburger Vereine verb<strong>und</strong>en<br />
war, spricht für sich. <br />
32 IV<br />
August 2009