4. Symphoniekonzert - Staatskapelle Dresden
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tel symbolistischer Dichtung, nicht »… die Flöte des Faun brachte neuen<br />
zu vergessen das Bemühen um eine Atem in die Musik; was über Bord<br />
»Musikalisierung« der Sprache: »Sie geworfen wurde, war nicht so sehr<br />
warfen ein nie gesehenes Licht auf die Kunst der Entwicklung als das<br />
die Worte«, erläuterte Paul Dukas Formkonzept selbst, das hier von<br />
das Bestreben der Symbolisten, den unpersönlichen Zwängen des<br />
»sie benutzten Verfahren, die den Schemas befreit wurde… L’ Aprèsmidi<br />
d‘un faune steht am Beginn der<br />
Dichtern vor ihnen völlig unbekannt<br />
waren, sie statteten das Wortmaterial<br />
mit Effekten aus, deren Subtilität<br />
modernen Musik.«<br />
und Kraft vor ihnen niemand vermutet<br />
hätte. Vor allem aber schufen<br />
Pierre Boulez<br />
sie Poesie und Prosa wie Musiker, indem sie ihre Bilder nach klanglichen<br />
Gesichtspunkten kombinierten.« Debussy war, als einziger Musiker, regelmäßig<br />
zu Gast bei den berühmten »Mardis«, den Treffen in Mallarmés Salon<br />
in der Pariser Rue de Rome, bei denen sich immer dienstags Künstler wie<br />
André Gide, Oscar Wilde, Maurice Maeterlinck, Rainer Maria Rilke oder<br />
Stefan George einfanden. Ebenfalls in diesem erlesenen Kreis verkehrte der<br />
Maler Édouard Manet, der Mallarmé auf einem Gemälde verewigte; Manet<br />
war es auch, der zur ersten gedruckten Ausgabe von Mallarmés »L’ Aprèsmidi<br />
d’un faune« die Illustrationen beisteuerte.<br />
Mallarmés aus 110 Versen bestehendes Gedicht beschreibt den<br />
Traum eines Flöte spielenden Fauns, halb Mensch, halb Tier, der sich – in<br />
der südlichen Nachmittagsonne räkelnd – vorstellt, zwei schlafende Nymphen<br />
zu verführen. Debussy plante zunächst, das Gedicht als dreiteiliges<br />
symphonisches Triptychon in Musik zu setzen (»Prélude, Interlude et Paraphrase<br />
finale«), beschränkte sich aber dann auf das »Prélude«, das einer<br />
Lesung des Gedichts als Vorspiel dienen sollte. Auf dem Programmblatt der<br />
Uraufführung, die am 22. Dezember 1894 in Paris stattfand, kündigte er das<br />
Werk wie folgt an: »Die Musik dieses Vorspiels ist eine sehr freie Illustration<br />
des schönen Gedichts von Mallarmé. Sie will nicht dessen Synthese sein.<br />
Es handelt sich eher um aufeinanderfolgende Dekors, durch die sich die<br />
Begierden und Träume des Fauns während der Hitze dieses Nachmittags<br />
bewegen.« Mit anderen Worten: Debussy komponierte keine Tondichtung,<br />
sondern ein Werk, das die symbolistischen Stimmungsbeschreibungen<br />
Mallarmés nur auf andeutende Weise umsetzte.<br />
»Der Atem der Moderne«<br />
Musikalisch handelt es sich beim »Prélude à l’après-midi d’un faune« um<br />
eine Art »Improvisation um ein Kernthema« (Jean Barraqué). Das eröffnende<br />
viertaktige Flötensolo enthält im Keim bereits das Material des<br />
Begründer der musikalischen »Klang- und Farbkunst«:<br />
Claude Debussy (um 1905)<br />
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