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Walther Mann (Hg.) Erinnerungen an Odrau Band I - Alte Heimat

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1918/1919 Gründung der Tschechoslowakei.<br />

Die Forderung der Tschechen nach einem eigenen Nationalstaat ist<br />

unbestritten, auch bei den Sudetendeutschen. Strittig sind die Grenzen. Die<br />

Tschechen verl<strong>an</strong>gen die historischen Grenzen der böhmischen Länder unabhängig<br />

von der Nationalität der Bevölkerung, die Deutschen wollen die<br />

Sprachgrenzen und den Anschluß der deutschen Gebiete <strong>an</strong> Deutschl<strong>an</strong>d<br />

und Österreich.<br />

Benes legt bei den Friedensverh<strong>an</strong>dlungen seine 11 Memor<strong>an</strong>den vor. In<br />

Memor<strong>an</strong>dum Nr. 3 begründet er, warum es auf die Rechte der Deutsche<br />

nicht <strong>an</strong>komme. Er schreibt zu Schlesien: „ ... Die Tschechoslowaken verl<strong>an</strong>gen<br />

g<strong>an</strong>z Österreichisch-Schlesien, weil ihr Staat eine möglichst l<strong>an</strong>ge<br />

Grenze mit Polen braucht und nicht zugegeben werden darf, daß die Deutschen<br />

einen Keil bilden, der die zwei slawischen Staaten nicht nur trennen,<br />

sondern sie auch durch die allzu große Annäherung <strong>an</strong> das Zentrum des<br />

tschechoslowakischen Staates bedrohen würde.“ Ähnlich argumentiert er<br />

zu Böhmen und Mähren. Sein Fazit: „Es muß auch in Erwägung gezogen<br />

werden, daß die Deutschen in Böhmen nur Kolonisten oder Abkömmlinge<br />

von Kolonisten sind.... Die jetzt deutschen Gebiete sind der letzte Rest der<br />

Stellung der deutschen Kolonisten in Böhmen. ...Die Deutschen haben sich<br />

in Böhmen künstlich festgesetzt als Kolonisten oder als Beamte und Bürokraten,<br />

als gefügiges Element einer gewalttätigen Germ<strong>an</strong>isierung...“ (4).<br />

Benes fordert, den Deutschen das Selbstbestimmungsrecht zu verweigern:<br />

„Wir achten das Nationalitätenprinzip, aber wir glauben nicht, daß es dort<br />

<strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt werden dürfte, wo es die Unabhängigkeit einer <strong>an</strong>deren Nation<br />

bedroht. Da müssen Opfer gebracht werden zugunsten dessen, der es verdient<br />

....“. Und Benes verspricht: „ …. Die Deutschen würden in Böhmen<br />

dieselben Rechte haben wie die Tschechoslowaken. …. Das Regime würde<br />

ähnlich dem der Schweiz sein“. (4) Die Praxis sah d<strong>an</strong>ach <strong>an</strong>ders aus.<br />

Masaryk, der spätere Staatspräsident, am 23.12.1918: „Die von den<br />

Deutschen bewohnten Gebiete sind unser. Wir haben diesen Staat erkämpft.<br />

Die staatsrechtliche Stellung unserer Deutschen, die einst als Immigr<strong>an</strong>ten<br />

und Kolonisten hierher gekommen sind, ist damit ein für alle Mal festgelegt.“<br />

Am 1.1.1919: ….. Ich <strong>an</strong>erkenne das Recht auf Selbstbestimmung.<br />

Aber unter den gegebenen Verhältnissen hat dieses Recht seine Grenzen....<br />

Unsere Deutschen sind kein g<strong>an</strong>zes, sondern nur ein Kolonisationsvolk.“<br />

Ende 1918: Tschechisches Militär besetzt die deutschen Gebiete.<br />

4.3.1919: Sudetendeutsche Sozialdemokratische Partei und Gewerkschaften<br />

rufen zu friedlichen Kundgebungen auf, um das Selbstbestimmungs-<br />

<strong>Walther</strong> <strong>M<strong>an</strong>n</strong> (<strong>Hg</strong>.) <strong>Erinnerungen</strong> <strong>an</strong> <strong>Odrau</strong> B<strong>an</strong>d I

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