Walther Mann (Hg.) Erinnerungen an Odrau Band I - Alte Heimat
Walther Mann (Hg.) Erinnerungen an Odrau Band I - Alte Heimat
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Guido St<strong>an</strong>ovsky<br />
An der Oder und am <strong>Odrau</strong>er Mühlgraben<br />
Die Oder hat unserem <strong>Heimat</strong>städtchen den Namen gegeben. An die Oder<br />
haben wir alle irgendwelche <strong>Erinnerungen</strong>. Darum sollten wir uns auch<br />
hier <strong>an</strong> diesen Strom erinnern, der durch das Jahrhundertwasser 1997 als<br />
deutscher Fluß wiederentdeckt wurde.<br />
Die Oder entspringt am Fiedlhübel im Mährischen Odergebirge in einer<br />
Höhe von 634m. Nach etwa 45 km erreicht sie <strong>Odrau</strong>. Nur hier fließt sie<br />
auf einer Strecke von etwa 10 km durch „Österreichisch-Schlesien“. Ihr<br />
Flußbett in <strong>Odrau</strong> liegt 290 m über dem Meeresspiegel. Bei der M<strong>an</strong>kendorfer<br />
Brücke verläßt die Oder ihr schönes Tal und schlängelt sich durch<br />
die Wiesen des Kuhländchens. Der gesamte Strom ist etwa 900 km l<strong>an</strong>g.<br />
Wenn m<strong>an</strong> so über ein halbes Jahrhundert zurückdenkt und die Bilder<br />
von <strong>Odrau</strong> und von der Oder in der Erinnerung passieren läßt, so tauchen<br />
sicher die Brücken und der Mühlgraben auf. Wie oft sind wir über diese<br />
Brücken geg<strong>an</strong>gen: Die Joh<strong>an</strong>nisbrücke mit ihren beiden Heiligenfiguren,<br />
die Blumenbrücke für Fußgänger und Kinderwagen, die Hofbrücke, die zur<br />
Neustadt führte. Wir denken auch <strong>an</strong> die Frühjahrshochwasser zurück, als<br />
die Oder zur Zeit der Schneeschmelze die Ufer überschwemmte und oft<br />
große Schäden <strong>an</strong>richtete. Aus dem sonst kniehohen Wasser war ein<br />
reißender, gefährlicher Strom geworden.<br />
Wir erinnern uns <strong>an</strong> den „Nebenfluß“ der Oder in <strong>Odrau</strong>: Den Mühlgraben.<br />
Unmittelbar vor der St<strong>an</strong>ovsky-Mühle führten Bretter über ihn, für die<br />
„Wäscherinnen“. Sicher keine wehmütige Erinnerung, wenn m<strong>an</strong> <strong>an</strong> die<br />
damaligen Horror-Waschtage der Hausfrauen zurückdenkt, <strong>an</strong> ihre gebeugten<br />
Rücken, <strong>an</strong> das Rumpeln und Bürsten der Wäsche auf den Brettern.<br />
Auf den Mühlgraben sollten wir noch einige Ged<strong>an</strong>ken mehr verwenden.<br />
Er zweigte kurz vor Lautsch beim Stauwehr ab. Wer erinnert sich<br />
nicht <strong>an</strong> das kleine Naturereignis dort, wenn das überschießende Wasser<br />
herunterstürzte in das Unterwehr, in dem m<strong>an</strong> so herrlich schwimmen<br />
konnte. Von dort floß der Mühlgraben nach <strong>Odrau</strong> hinein, am Eislaufplatz<br />
vorbei, für den er im Winter das Wasser lieferte. Der rom<strong>an</strong>tische Weg am<br />
Graben entl<strong>an</strong>g zwischen Joh<strong>an</strong>nisbrücke und der Mühle ist nicht nur für<br />
Liebespaare eine Erinnerung, auch für uns Jungen, die wir nach Forellen<br />
fischten. D<strong>an</strong>n betrieb sein Wasser die Turbinen der Mühle und des Elek-<br />
<strong>Walther</strong> <strong>M<strong>an</strong>n</strong> (<strong>Hg</strong>.) <strong>Erinnerungen</strong> <strong>an</strong> <strong>Odrau</strong> B<strong>an</strong>d I