Kombinierter Güterverkehr - OHE
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Interview<br />
terverkehrs ist der Massengutversand.<br />
Dort, wo regelmäßig<br />
größere Mengen Holz, Kohle<br />
oder Chemikalien über weite<br />
Strecken transportiert werden<br />
müssen, ist die Bahn kaum zu<br />
schlagen. Müsste man aber<br />
nicht auch dem Versand kleinteiliger<br />
Sendungen<br />
mehr Aufmerksamkeit<br />
schenken?<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Schon die Königlich<br />
Bayerische Staatsbahn<br />
war defizitär beim Stückgutverkehr.<br />
Trotzdem gibt<br />
es auch heute Beispiele<br />
für interessanten Paketverkehr<br />
über die Schiene<br />
– auch hier wieder mithilfe<br />
des Kombinierten Verkehrs:<br />
Wechselbehälter<br />
auf Blockzügen.<br />
<strong>OHE</strong> EXPRESS: In den<br />
vergangenen Jahren<br />
ist das Schienennetz in<br />
Deutschland kontinuierlich<br />
geschrumpft. Güterbahnhöfe,<br />
die es früher<br />
in jeder Kleinstadt gab,<br />
sind vielfach geschlossen<br />
und abgerissen<br />
worden, so dass vielen<br />
Gewerbetreibenden gar<br />
keine andere Möglichkeit<br />
als der LKW bleibt.<br />
In anderen Ländern, z.<br />
B. der Schweiz, darf kein neues<br />
Industriegebiet ohne Gleisanschluss<br />
gebaut werden. Benötigen<br />
wir auch in Deutschland<br />
bessere politische Rahmenbedingungen<br />
für den Kombinierten<br />
<strong>Güterverkehr</strong>?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
Bundesregierung hat ein sehr erfolgreiches<br />
Förderprogramm für<br />
den Kombinierten Verkehr aufgelegt.<br />
Typisch dafür ist die Situation,<br />
dass der Kombinierte Verkehr<br />
schneller wächst als das Kapazitätsangebot.<br />
Sicherlich stehen<br />
noch kleinere Verbesserungen<br />
der Rahmenbedingungen auf der<br />
Wunschliste – vor allem im europäischen<br />
Verkehr. Heute sind<br />
aber weniger weitere Verbesserungen<br />
der Rahmenbedingungen<br />
gefragt, sondern Erweiterung der<br />
Kapazität bei den Terminals.<br />
Dipl.-Volkswirt Dr. rer. pol. Christoph Seidelmann,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der SgKv e.V.<br />
Foto: SgKV<br />
<strong>OHE</strong> EXPRESS: Ein zentrales<br />
Problem im Kombinierten Verkehr<br />
ist die komplizierte Kostenstruktur,<br />
die sich aus den<br />
Variablen Transportroute, Ladungsgewicht,<br />
Transportentfernung<br />
und Zugauslastung<br />
ergibt. Welche Wege sehen Sie,<br />
um hier eine Vereinfachung zu<br />
erzielen?<br />
Dr. Christoph Seidelmann: Die<br />
Operateure legen ihren Kunden<br />
bei der Spedition heute ein komplettes<br />
Leistungs- und Preispaket<br />
für den Transport Terminal -Terminal<br />
vor. Natürlich können Großspediteure<br />
sich auch die Kombi-<br />
Leistungen einzeln einkaufen und<br />
daraus ein eigenes Leistungspaket<br />
bauen. Das beflügelt den<br />
Wettbewerb und hilft dem Kombinierten<br />
Verkehr.<br />
<strong>OHE</strong> EXPRESS: Der<br />
LKW-Verkehr zahlt derzeit<br />
nur einen Bruchteil<br />
seiner anteiligen Kosten<br />
für den Bau und die Instandhaltung<br />
der Straßen,<br />
während die Bahn<br />
ihre Schieneninfrastruktur<br />
selbst finanzieren<br />
muss. Hinzu kommen<br />
Ausgaben, die durch<br />
Unfälle, Umweltbelastung<br />
und Staus entstehen.<br />
Zahlreiche Experten<br />
fordern eine stärkere<br />
Gleichbehandlung von<br />
Straße und Schiene. Andere<br />
Stimmen wiederum<br />
warnen vor den negativen<br />
Folgen, die sich für<br />
den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland ergeben,<br />
wenn beispielsweise die<br />
Maut-Gebühren erhöht<br />
würden. Wie ist Ihre Position<br />
hierzu?<br />
Dr. Christoph Seidelmann:<br />
Die gerechte Wegekostenanlastung<br />
ist<br />
eher eine Frage für die<br />
politischen Lobbyisten und die<br />
akademische Forschung. Im<br />
Kombinierten Verkehr geht es eigentlich<br />
in erster Linie darum, dass<br />
die Ladeeinheit nicht zur Finanzierung<br />
der Straße herangezogen<br />
wird, während sie doch über<br />
die Schiene fährt. Hier gibt es<br />
einige Ungereimtheiten bei<br />
der Steuerregelung, die der Gesetzgeber<br />
in Angriff nehmen<br />
sollte.<br />
<strong>OHE</strong> EXPRESS: Es wurden bereits<br />
zahlreiche Forschungsprojekte<br />
entwickelt, um den<br />
<strong>OHE</strong>EXPRESS · Februar 2007<br />
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