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Die Sieger der Geschichte<br />

deuten und welche Auswirkungen er haben würde.<br />

Wer auch mit dieser Konsequenz an seinen ideellen<br />

Überzeugungen festhält, ist für mich ein Fanatiker.<br />

Aber das gilt uneingeschränkt natürlich auch für die<br />

Gegenseite, die aus genau den gleichen Gründen mit<br />

dem Atomkrieg gespielt hat.<br />

Pluralismus - auch eine Religion?<br />

Dass diese Interpretation der DDR als unfreiwillige<br />

Religionsgemeinschaft nicht an den Haaren herbeigezogen<br />

wurde zeigt sich, wenn man versucht, mit<br />

der gleichen Methode den Pluralismus der Bundesrepublik<br />

als Religion zu sehen. Erstaunlicher Weise<br />

funktioniert das nicht:<br />

Es gibt kein philosophisches, ‚einzig rechtmässiges‘<br />

Denkgebäude, keine ‚Lehre‘. Gerade die Meinungen,<br />

Überzeugungen und Wertvorstellungen sind nicht<br />

normiert. An Stelle eines Meinungsmonopols existiert<br />

Meinungsvielfalt. Die Parteien und viele unterschiedliche<br />

Organisationen haben es schwer, ihre<br />

Ideen dem Volk gegen eine grosse Konkurrenz als<br />

‚wahre Lehre‘ zu verkaufen . Pluralismus ist das Gegenteil<br />

von Zentralismus. Ein gewisser Zentralismus<br />

existiert trotzdem, aber er ist auf das Notwendigste<br />

beschränkt, das zur Führung eines Staates erforderlich<br />

ist. Mit ihren Bürgern hat die Bundesrepublik<br />

kaum Schwierigkeiten, weil der Pluralismus dem<br />

Einzelnen die grösstmöglichen Freiheiten beschert<br />

und der Staat von seinen Bürgern ausser Steuern<br />

nichts will. Ein Wertesystem ausserhalb der Gesetze<br />

gibt es nicht, das Geld ist das einzige, erstrebenswerte<br />

Ziel. Die Bräuche sind rudimentäre Überreste<br />

der Christlichen Religion. Tabus existieren nur in soweit,<br />

als dass die Gesetze einzuhalten sind. Aber wer<br />

genug Geld hat, kann sich auch darüber legal oder<br />

illegal hinwegsetzen, er lebt in einer tabulosen Gesellschaft.<br />

Es gibt keinen Wahrheitsanspruch, keine<br />

Missionierung oder Bekehrung. Das ist nicht mehr<br />

erforderlich. Jeder, der in diesem Gesellschaftssystem<br />

lebt, begreift auch ohne Bildung, Parteilehrjahr<br />

und Agitation, dass nur eines zwingend erforderlich<br />

ist: GELD. Die Heilsgewissheit ist der sicheren Erkenntnis<br />

gewichen, dass jeder von (fast) allen Übeln<br />

dieser Welt erlöst ist, wenn er über genügend Geld<br />

verfügt.<br />

Es funktioniert nicht, aus der Bundesrepublik eine<br />

Religionsgemeinschaft zu machen. Die Demokratien<br />

nach westlichem Muster sind wirklich qualitativ andere<br />

Systeme als religiös oder ideologisch geprägte<br />

Diktaturen. Man kann ihnen vorwerfen, keine hehren,<br />

ethisch-moralischen Ziele, Wertvorstellungen<br />

oder Visionen zu verfolgen. Das tun sie tatsächlich<br />

nicht. Genau das aber ist der Grund, weshalb sie auf<br />

jede Form der Indoktrination verzichten können.<br />

Pluralistische Gesellschaftssysteme vermeiden nicht<br />

nur die drei oben genannten Fehler, sie sind genau<br />

gegensätzlich strukturiert: Das Individuum besitzt<br />

grösstmögliche Freiheiten, die Intelligenz jedes Einzelnen<br />

ist gefragt, kein Tabu behindert die Flexibilität.<br />

Das sind die Grundpfeiler von Global Business<br />

und Global Culture.<br />

Pluralismus ist das Optimum<br />

Voraussetzungen für den Pluralismus sind die Entwicklungen<br />

der letzten fünfzig Jahre. Hier nur die<br />

Stichworte: Wissenschaft und Technik, universelle<br />

Wertefunktion des Geldes, Globalisierung der Wirtschaft,<br />

hoher Bildungs- und Lebensstandard. Nur<br />

unter solchen Bedingungen kann sich eine Gesellschaft<br />

den Pluralismus leisten. Sobald sich diese Voraussetzungen<br />

drastisch verändern, wird die Gesellschaft<br />

wieder anfällig für Ideologien und Religionen<br />

aller Spielarten.<br />

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