1975 (240 KB) - MIK NRW
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Extremismus-Berichte des Innenministeriums <strong>NRW</strong> an den Landtag oder Landesbehörden <strong>1975</strong> 5<br />
1 Rechtsextremismus<br />
1.1 Allgemeine Entwicklungstendenz<br />
Die Bedeutung des organisierten Rechtsextremismus ist in den letzten Jahren erheblich<br />
zurückgegangen. Die Hoffnung rechtsextremer Gruppen, die derzeitig<br />
angespannte wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland werde ihren<br />
Bestrebungen - ähnlich wie in den Jahren 1966/67 - zu einem neuen Aufschwung<br />
verhelfen, hat sich bislang nicht erfüllt. Die "Nationaldemokratische Partei<br />
Deutschlands" (NPD) hat an Einfluß eingebüßt. Die Partei hat finanzielle Probleme<br />
und ihre Stimmenanteile bei den Landtags- und Kommunalwahlen sind weiter gesunken.<br />
Trotz erheblicher Anstrengungen ist es der Führung nicht gelungen, der<br />
Partei neue Impulse zu geben. Dennoch ist die NPD im rechtsextremen Lager die<br />
stärkste Organisation geblieben.<br />
Derzeitig ist das Aufleben kleinerer rechtsextremer Gruppierungen und publizistischer<br />
Kleinzirkel beachtenswert, deren Angehörige sich offen zu extremistischem<br />
Gedankengut bekennen.<br />
1.2 Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)<br />
1.2.1 Zielsetzung<br />
Die NPD vertritt einen nationalkonservativen Kurs mit ausgeprägt völkischkollektivistischen<br />
und antiparlamentarischen Zügen. Aus verfassungspolitischer<br />
Perspektive kann die NPD als eine Partei mit verfassungsfeindlicher Zielsetzung<br />
und Betätigung, als rechtsradikal, als rechtsextrem, als Feindin der Freiheit, als<br />
Gefahr für die freiheitliche Grundordnung gewertet werden, wie auch das Bundesverfassungsgericht<br />
dies in einem von der NPD angestrengten Verfahren wegen<br />
einer entsprechenden Äußerung des Bundesministers des Innern in seiner<br />
Entscheidung vom 28.10.<strong>1975</strong> festgestellt hat (Az. 2 BvE 1-75). Als größte Organisation<br />
des deutschen Rechtsextremismus unterhält sie enge Kontakte zu fast<br />
allen rechtsextremistischen Gruppierungen in der Bundesrepublik.<br />
Die Erwartungen der Parteiführung, durch einen erfolgreichen Ablauf des Bundesparteitages<br />
am 18./19. Oktober <strong>1975</strong> in Ketsch b. Mannheim den Mitgliedern und<br />
Anhängern der Partei ein geschlossenes Bild zu vermitteln, haben sich nicht erfüllt.<br />
Die 340 stimmberechtigten Delegierten wählten erst nach heftigen<br />
Auseinandersetzungen Martin Mußgnug erneut zum Parteivorsitzenden. Der<br />
Gegenkandidat unterlag mit 134 Stimmen. Die Auseinandersetzung ging hauptsächlich<br />
um die Frage, ob die Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der<br />
"Deutschen National-Zeitung" und Vorsitzenden der rechtsextremen Deutschen<br />
Volksunion (DVU), Dr. Gerhard Frey, München, der für die Funktion des stellvertretenden<br />
Parteivorsitzenden kandidierte, fortgesetzt werden soll. Die Wahl zum<br />
stellvertretenden Vorsitzenden gewann jedoch der langjährige Vorsitzende der<br />
"Jungen Nationaldemokraten" Günter Deckert, Weinheim. Dr. Gerhard Frey wurde<br />
lediglich als Beisitzer in den Vorstand gewählt.<br />
Die für möglich gehaltene Spaltung der Partei blieb aus, weil fast alle Spitzenfunktionäre,<br />
die eine Zusammenarbeit mit Dr. Frey im Parteivorstand abgelehnt hatten,<br />
sich nach der Wahlniederlage des Gegenkandidaten für den Parteivorsitz wieder