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14 politik<br />
BUND-Umweltbrief<br />
Liebe LeserInnnen<br />
Die Nordsee- und Ostseeküste sind ein wahres<br />
Naturwunder, das jedes Jahr Millionen<br />
Gäste aus ganz Deutschland und Europa<br />
anlockt. Doch dieses Urlaubsparadies ist<br />
in Gefahr, denn die Gewässer sind vielfältigen<br />
Belastungen ausgesetzt. Insbesondere<br />
der enorme Eintrag von Nährstoffen wie<br />
Stickstoff oder Phosphor stellt ein Problem<br />
für das Ökosystem dar. Hauptquelle dieser<br />
Nährstoffe ist die Intensiv-Landwirtschaft, bei<br />
der enorme Mengen Mineraldüngerdünger<br />
sowie Gülle aus der Massentierhaltung auf<br />
den Feldern ausgebracht werden. <strong>Der</strong> Boden<br />
kann dieses Überangebot von Nährstoffen<br />
nicht aufnehmen, weshalb sie über die<br />
Flüsse und die Luft in die Nord- und Ostsee<br />
gelangen.<br />
Trotz gesetzlicher Auflagen ist eine Reduzierung<br />
des Nährstoffeintrags nicht in Sicht.<br />
Abhilfe soll die Europäische Meeresstrategie-<br />
Rahmenrichtlinie (MSRL) schaffen, die 2008<br />
in Kraft gesetzt wurde. Ziel der MSRL ist<br />
bis 2020 die europäischen Meere in einen<br />
guten Umweltzustand zu versetzen und den<br />
Nährstoffeintrag zu verringern.<br />
<strong>Der</strong> BUND möchte den Zusammenhang<br />
von Überdüngung und Meeresschutz gegenüber<br />
der Öffentlichkeit erläutern und mit<br />
Akteuren aus Politik und Landwirtschaft ins<br />
Gespräch kommen. Zu diesem Zweck lädt<br />
der BUND ein zur: Podiumsdiskussion mit Dr.<br />
Robert Habeck, Umweltminister des Landes<br />
Schleswig-Holstein, Prof. Dr. Hubert Weiger,<br />
Meeresschutz beginnt<br />
auf dem Acker!<br />
BUND-Bundesvorsitzender, Nadja Ziebarth,<br />
BUND-Meeresschutzexpertin, Dr. Ina<br />
Walenda, BUND-Landesgeschäftsführerin<br />
(Moderation), Dienstag, 4. Sept., 19 bis 21<br />
Uhr, Legienhof, Legienstr. 22-24, 24103 Kiel<br />
Bereits um 11 Uhr desselben Tages lädt<br />
der BUND zum Pressegespräch, und zwar<br />
im Landeshaus Raum 395, Düsternbrooker<br />
Weg 70, 24105 Kiel<br />
Noch bis 14.09.2012, werktags 8 – 16<br />
Uhr, hat das BUND-Umwelthaus Neustädter<br />
Bucht in 23730 Neustadt/Holstein eine<br />
besondere Attraktion für alle anzubieten, die<br />
schon immer mal wissen wollten, was unter<br />
der Wasseroberfläche von Nord- und Ostsee<br />
los ist: Die deutschlandweit erfolgreich<br />
tourende BUND-Wanderausstellung »Eingetaucht<br />
– Vielfalt in unseren Meeren«.<br />
Die Ausstellung vermittelt auf 20 Bannern<br />
wichtige Informationen über die marinen<br />
Ökosysteme und die faszinierende Vielfalt<br />
der Lebewesen in den Schutzgebieten weit<br />
entfernt von den Küsten von Nord- und Ostsee<br />
in der 12- bis 200-Seemeilen-Zone. Diese<br />
Unterwasserwelt aus Riffen und Sandbänken<br />
ist bunter und artenreicher, als es sich<br />
die meisten Menschen vorstellen können:<br />
Fast jeder Felsen ist dicht von Seenelken,<br />
Schwämmen und sogar Korallen besiedelt.<br />
Dazwischen tummeln sich bunte Lippfische,<br />
Meeresnacktschnecken und Seesterne.<br />
Internet: www.bund-umwelthaus.de/<br />
http://bit.ly/PPK8cI<br />
Kontakte: Barbara Bertram, � 040-7202833;<br />
Fax: 040-72979271 • Lutz Wiederholz, eMail:<br />
bund.reinbek@ bund.net • Internet: http://<br />
vorort.bund.net/stormarn<br />
»Wir brauchen<br />
unkonventionelle Wege«<br />
Wilfried Potzahr blickt nach seinem Rücktritt von außen auf die Politik<br />
Reinbek – »Ich musste mir im<br />
Krankenhaus die Frage stellen, was<br />
mir Kraft gibt. Die Politik war es<br />
nicht.« Wilfried Potzahr ist nach<br />
mehreren Herzoperationen von<br />
allen politischen Ämtern zurückgetreten.<br />
Seit 2003 hat er sich in<br />
unterschiedlichen Funktionen in<br />
der Politik engagiert, seit 2005 als<br />
Vorsitzender der CDU-Fraktion<br />
und seit 2008 als Vorsitzender des<br />
Hauptausschusses. Für den reinbeker<br />
befragte Elke Güldenstein ihn<br />
zu seiner Sicht auf die Stadt.<br />
DR: Als Sie den Fraktionsvorsitz<br />
übernommen haben, gehörte das<br />
Stadtleitbild zu Ihren Zielen. Wie<br />
schätzen Sie den derzeitigen Stand<br />
ein?<br />
Wilfried Potzahr: Mir fehlt der<br />
wichtige nächste Schritt. Wir benötigen<br />
ein Stadtentwicklungskonzept,<br />
auch wenn es Geld kostet.<br />
Leider beschäftigt man sich lieber<br />
mit den »Veilchen in Nachbars<br />
Garten« und riskiert teure Fehlentscheidungen.<br />
DR: Sie haben sich in Ihrer<br />
Amtszeit sehr für Kooperationen<br />
und das Mittelzentrum engagiert,<br />
beispielsweise als Mitglied der<br />
Koordinierungsgruppe. Wie könnte<br />
man der Kooperation mehr Dynamik<br />
verleihen?<br />
Wilfried Potzahr: Das Problem<br />
sind eine Menge Skeptiker in der<br />
Kommunalpolitik, die Kompromisse<br />
scheuen. Und es gibt viele Altlasten,<br />
zum Beispiel Verletzungen,<br />
die früher von Reinbek ausgingen.<br />
Die kleineren Partner reagieren<br />
da empfindlich und denken: »Die<br />
wollen uns nur schlucken.« Wir<br />
müssen wahnsinnig viel reden und<br />
Misstrauen abbauen. Das macht<br />
alles so langsam. Ich denke, wir<br />
brauchen unkonventionelle Wege,<br />
um aufeinander zuzugehen. Die<br />
gemeinsame Busfahrt im vergangenen<br />
Jahr war so ein Versuch, alte<br />
Muster aufzulösen.<br />
DR: Geben Sie dem Mittelzentrum<br />
überhaupt noch Chancen,<br />
wenn Sie die feststeckende Einzelhandelsplanung<br />
sehen?<br />
Wilfried Potzahr: Ich glaube,<br />
die Politik wird noch klüger. In<br />
Zukunft werden die drei Gemeinden<br />
allein gar nicht mehr<br />
lebensfähig sein. Wir benötigen<br />
auch eine gemeinsame Schulentwicklungsplanung.<br />
Wir müssen<br />
Entscheidungen stärker bündeln,<br />
vielleicht sogar aus Personalnot<br />
Verwaltungen zusammenlegen.<br />
Dazu brauchen wir keine gemeinsame<br />
Stadt zu werden. Das würde<br />
den Menschen Schwierigkeiten<br />
machen, denn Glinde, Wentorf und<br />
Reinbek haben ganz unterschiedliche<br />
Kulturen.<br />
<strong>Der</strong> Widerstand gegen die<br />
Einzelhandelsplanung ist ein Ana-<br />
FOTO: ElkE GüldEnsTEin<br />
chronismus. Man darf nicht einer<br />
einzelnen Einzelhandelsentscheidung<br />
zuliebe das Mittelzentrum<br />
riskieren.<br />
DR: Sie sind auch mit parteipolitischer<br />
Nachwuchsarbeit<br />
angetreten. Statt in die Parteien<br />
gehen Bürger aber zunehmend<br />
auf die Barrikaden. Wo sehen Sie<br />
die Zukunft des bürgerschaftlichen<br />
Engagements?<br />
Wilfried Potzahr: Es gibt viele,<br />
die engagiert und seriös auf Dinge<br />
aufmerksam machen, aber auch<br />
solche, die nur »Rambazamba«<br />
machen, beispielsweise jetzt gegen<br />
die Erweiterung des EKZ Grenzweg.<br />
Die Politik muss aber auf gesellschaftliche<br />
Veränderungen reagieren,<br />
denn eine Gemeinde macht<br />
nur Sinn, wenn sich die Bürger<br />
damit identifizieren. Ich fände eine<br />
Bürgerbefragung wie in Barsbüttel<br />
gut. Auch einen Bürgerhaushalt<br />
könnte ich mir vorstellen.<br />
Viele wollen sich leider nicht<br />
mehr dauerhaft binden. Kommunalpolitik<br />
ohne dauerhafte<br />
Arbeit geht aber nicht. Wenn es<br />
nicht mehr genug Kandidaten<br />
gibt, kommt es vielleicht sogar zu<br />
zwangsweisen Zusammenschlüssen<br />
der Gemeinden.<br />
DR: Wie soll Reinbek mit seinen<br />
Schulden umgehen?<br />
Wilfried Potzahr: Man kann<br />
nicht überall draufhauen und<br />
sagen: Das gibt es nicht mehr. Aber<br />
es muss nicht alles aus Gold sein.<br />
Das Baukostencontrolling hat sich<br />
schon sehr positiv ausgewirkt, aber<br />
die Struktur der Verwaltungskosten<br />
muss sich weiter ändern und man<br />
muss früher im Jahr mit der Arbeit<br />
3. September 2012<br />
Wilfried Potzar schlägt künftig andere Saiten an: Statt der Kommunalpoltik<br />
widmet er sich der klassischen Gitarre.<br />
am nächsten Haushalt anfangen.<br />
DR: Was wünschen Sie der<br />
Stadt für die Zukunft?<br />
Wilfried Potzahr: Auf jeden Fall<br />
wünsche ich mir mehr finanziellen<br />
Spielraum für diese wunderbare<br />
Stadt. Man könnte mehr für Heranwachsende<br />
tun, denn die Probleme<br />
mit ihnen werden größer.<br />
Wenn wir nach vorn denken,<br />
wird es auch zunehmend Rentner<br />
geben, die weniger Geld zur<br />
Verfügung haben. Für sie wäre eine<br />
Infrastruktur mit kleineren Preisen<br />
gut, beispielsweise für kulturelle<br />
Veranstaltungen. Ich wünsche mir<br />
auch mehr Investitionen in den<br />
öffentlichen Nahverkehr innerhalb<br />
Reinbeks.<br />
DR: Werden Sie noch ein bisschen<br />
in der Politik mitmischen?<br />
Wilfried Potzahr: Es waren<br />
hochinteressante Jahre in der<br />
Kommunalpolitik. Doch das geht<br />
nur ganz oder gar nicht. Ich biete<br />
mich aber weiter als Gesprächspartner<br />
an.<br />
DR: Womit werden Sie künftig<br />
Ihre Zeit füllen?<br />
Wilfried Potzahr: Die Kraft, die<br />
mir mein geschwächtes Herz lässt,<br />
wird zukünftig meiner Familie,<br />
insbesondere meiner Frau gehören<br />
und meinem wichtigsten Hobby,<br />
der Musik. Ich singe im Kirchenchor<br />
Schönningstedt-Ohe, im<br />
Kirchenchor Reinbek-West und im<br />
Vokalkreis. Und ich werde wieder<br />
klassische Gitarre spielen. Das ist<br />
in den letzten Jahren auch zu kurz<br />
gekommen. Musik ist ein wunderbarer<br />
Ausgleich.<br />
Elke Güldenstein