Sebastian Dickhaut Sebastian Dickhaut - Gießener Allgemeine
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BLICKPUNKT<br />
erklärt Medenbach, der den Spätburgunder<br />
mit einer in Scheiben geschnitten unbehandelten<br />
Orange, einer in Scheiben geschnittenen<br />
unbehandelten Zitrone, zwei Sternanis,<br />
vier Nelken, zwei Zimtstangen und drei Esslöffeln<br />
braunem Zucker angereichert hatte.<br />
Diese Mischung ließ Medenbach 45 Minuten<br />
ziehen und erhitzte sie anschließend auf etwa<br />
65 Grad. »Man darf nicht über 73 Grad<br />
erhitzen, denn dann verdunstet der Alkohol«,<br />
erklärt der <strong>Gießener</strong>, dessen »Gebräu«<br />
nun bereit war, gegen die fertigen Glühweine<br />
anzutreten. Dies waren ein Winzer-Glühwein<br />
aus italienischem Merlot, gekauft für<br />
3,29 Euro bei Edeka, ein Bio-Glühwein von<br />
Kunzmann, der ausschließlich aus ökologisch<br />
angebauten Zutaten gemischt wurde, gekauft<br />
für 2,99 Euro bei Rewe; sowie zwei 99-<br />
Cent-No-Name-Weine von den Discountern<br />
Aldi und Netto.<br />
Beim Ergebnis waren sich alle vier Tester<br />
einig: Klarer Testsieger wurde der Bio-Wein,<br />
der einen angenehm würzigen Geruch hatte<br />
und ausgewogen harmonisch, »weinig«, würzig<br />
und fruchtig schmeckte, ohne dabei zu<br />
süß zu sein. Ebenfalls gut und auf Platz zwei<br />
schnitt der günstige Aldi-Wein ab, der<br />
stärker nach Alkohol und weniger würzig<br />
schmeckte. Schlusslicht wurde sein Netto-<br />
Pendant, das zu künstlich nach Aromen roch<br />
und schmeckte, Gewürze vermissen ließ und<br />
ein stumpfes Gefühl auf den Zähnen hinterließ,<br />
während Platz vier an den Merlot ging,<br />
der zu nelkenlastig war und einen bitteren<br />
Nachgeschmack im Abgang hinterließ. Medenbachs<br />
Herausforderer landete auf dem<br />
dritten Platz, und erfüllte damit die hohen<br />
Erwartungen nicht.<br />
»Es war der erste Versuch, von daher bin ich<br />
nicht enttäuscht«, sagt Medenbach und fügt<br />
hinzu: »Das Potenzial des Weins war deutlich<br />
zu schmecken, allerdings war ein sauer-bitterer<br />
Geschmack vorherrschend, während die<br />
Gewürze zu kurz kamen. Beim nächsten Mal<br />
würde ich die Gewürze kleiner schneiden<br />
und vor allen Dingen noch länger ziehen lassen,<br />
damit der Wein den Geschmack besser<br />
annimmt. Die Früchte und den Zucker würde<br />
ich vor dem Erhitzen hinzufügen und<br />
etwa 30 Minuten ziehen lassen, aber die bitteren<br />
Schalen weglassen«, sagt Medenbach.<br />
Der Wein-Experte wurde durch den Test<br />
motiviert, weiterhin Glühwein selbst zu machen.<br />
Denn: »Glühwein ist mehr als eine billige<br />
und wärmende Alkoholalternative auf<br />
dem Weihnachtsmarkt.« Jan Sommerlad<br />
Die Weine im Test<br />
»Glühwein«<br />
von Aldi für 0,99 Euro.<br />
9,9 % Alkohol, aus dem<br />
Hause Schenk in Baden-<br />
Baden.<br />
Bewertung:<br />
Etwas zu brandig und<br />
alkoholisch, aber insgesamt<br />
auf Platz zwei im<br />
Ranking.<br />
»Bio-Glühwein«<br />
für 2,99 Euro aus Rewe.<br />
9 % Alkohol, alle Zutaten<br />
aus ökologischem Anbau,<br />
von Kunzmann in Dasing.<br />
Bewertung:<br />
Hatte mit seiner harmonischen<br />
Mischung alles,<br />
was man sich wünscht –<br />
der Testsieger.<br />
»Der Herausforderer«<br />
à la Nico Medenbach.<br />
12,5 % Alkohol vor der<br />
Mischung mit den anderen<br />
Zutaten, Spätburgunder<br />
aus dem Rheingau.<br />
Bewertung: Bei unserem<br />
Versuch zu wenig<br />
Gewürze, aber dank des<br />
Weines großes Potenzial.<br />
Die Tester ließen sich den Glühwein schmecken…<br />
»Winzer Glühwein«<br />
für 3,29 Euro aus Edeka.<br />
11 % Alkohol, aus italienischem<br />
D.O.C.-Wein<br />
der Rebsorte Merlot.<br />
Vertrieben von Kunzmann<br />
aus Dasing.<br />
Bewertung: Zu nelkig<br />
und zu bitter im Abgang,<br />
unharmonisch. Platz vier.<br />
Die Mischung auf<br />
weniger als 73 Grad<br />
erhitzen – fertig!<br />
Nicht entmutigen lassen, wenn die<br />
Mischung beim ersten Versuch noch<br />
nicht perfekt ist – Übung macht den<br />
Meister.<br />
»Glühwein«<br />
von Netto für 0,99 Euro.<br />
10 % Alkohol, aus dem<br />
Hause Cavelli in Worms.<br />
Bewertung:<br />
Sehr künstlich; Geruch<br />
und Geschmack erinnern<br />
an Haribo-Produkte; zu<br />
wenig Gewürze.<br />
Der Testverlierer.<br />
12/2011 streifzug 7