Nici & Joe: - Gießener Allgemeine
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RAMPENLICHT<br />
Heute müssen Sie vermutlich nicht mehr<br />
bei Freunden auf der Couch übernachten?<br />
Vergleichen Sie mal Ihr Leben von damals<br />
mit dem von heute?<br />
<strong>Joe</strong>: Wow. Gute Frage. Ich weiß es nicht<br />
genau. Natürlich schlafe ich mittlerweile<br />
auf meiner eigenen Couch. Aber nur weil<br />
man auf einmal im Fernsehen zu sehen ist,<br />
heißt das ja nicht, dass man sich verändert.<br />
Ich lebe mein Leben und bin derselbe<br />
Mensch wie zuvor (lacht). Ich mag Style,<br />
aber ich kaufe nicht nur irgendwelche<br />
Marken. Wenn man die nicht trägt, heißt<br />
das nicht, dass man nicht stylisch sein<br />
kann.<br />
Operngesang und klassische Musik treffen<br />
nicht gerade den Musikgeschmack der<br />
breiten Masse. Warum sind Sie damit<br />
trotzdem erfolgreich?<br />
<strong>Joe</strong>: Ich glaube, viele Menschen haben eine<br />
Klischeevorstellung darüber, was klassische<br />
Musik ist. Meiner Meinung nach kann<br />
klassische Musik nur mit exzellenten<br />
Stimmen gemacht werden,<br />
weil es eine Kunstform<br />
ist, bei der man mit<br />
Gefühl singen muss ist.<br />
Es geht um Liebe und<br />
Hass. Wenn man keine<br />
unglaublich schöne und<br />
interessante Stimme hat,<br />
macht es keinen Sinn, in<br />
diesem Musikgenre tätig<br />
zu sein, weil man das<br />
Feeling nicht rüberbringen<br />
kann. Für mich ist<br />
Operngesang eine der<br />
anspruchsvollsten Kunstformen.<br />
Wer nicht die<br />
richtige Stimme dafür hat,<br />
wird damit auch nicht erfolgreich<br />
sein (lacht).<br />
Hätten Sie sich träumen<br />
lassen, dass man als<br />
Opernsänger ohne<br />
großes Bühnenengagement<br />
kommerziell<br />
erfolgreich sein kann?<br />
<strong>Joe</strong>: Darüber habe ich nie nachgedacht.<br />
Mein einziger Traum war es immer, von<br />
Künstlern respektiert zu werden, die ich<br />
auch respektiere, und eine gute musikalische<br />
Ausbildung zu genießen. Das allerwichtigste<br />
für mich war es immer, für ein paar Stunden<br />
vor Publikum zu singen und alles um mich<br />
herum zu vergessen.<br />
Bei »X-Factor« standen Sie zum ersten Mal<br />
auf einer großen Bühne. Wie kam es dazu?<br />
Nica: Das war <strong>Joe</strong>s Verdienst. Wir waren damals<br />
bei »Voicefactory« gebucht und haben<br />
gemerkt, dass unsere Stimmen super harmonieren.<br />
<strong>Joe</strong> hatte die Werbung für »X-Factor«<br />
gesehen und hat mich ordentlich bearbeitet,<br />
dass ich dann ja gesagt habe. Beim Casting<br />
hat alles so geflutscht. Wir hatten ehrlich<br />
gesagt schnell gar keine Kontrolle mehr darüber.<br />
Das hat sich alles von alleine ergeben.<br />
Professionelle Musiker waren Sie beide<br />
schon vor »X Factor«. Konnten Sie damals<br />
schon von Ihrer Musik leben?<br />
»In Gießen haben<br />
wir oft in der<br />
Unterführung am<br />
Landgericht<br />
gesungen. Dort<br />
hat man einen<br />
wahnsinns Sound«<br />
Nica: Als Sänger muss man sich ständig den<br />
Arsch aufreißen, um von der Musik leben zu<br />
können, genug Kontakte haben und immer<br />
präsent sein. Das habe ich immer gemacht.<br />
Ich habe immer hart gearbeitet, deswegen<br />
konnte ich davon leben. Mittlerweile wird es<br />
von Tag zu Tag aber immer besser (lacht).<br />
Wissen Sie noch, was Sie mit den ersten<br />
Zusatzeinnahmen gemacht haben?<br />
<strong>Joe</strong>: Oh ja, ich habe Klamotten gekauft<br />
(lacht). Und für meine Mutter ein Ticket für<br />
eine Kreuzfahrt. Nica,<br />
du hast doch sicher auch<br />
Klamotten gekauft<br />
(lacht)?<br />
Nica: (lacht) Ja, natürlich.<br />
Ich war super viel<br />
einkaufen und habe<br />
auch viele Geschenke<br />
gekauft.<br />
Viele andere Teilnehmer<br />
von Castingshows<br />
verschwinden sehr<br />
schnell wieder von der<br />
Bildfläche. Sie nicht.<br />
Woran liegt das?<br />
<strong>Joe</strong>: Ich weiß es nicht,<br />
denn ich vergleiche uns<br />
nicht mit irgendwelchen<br />
anderen Künstlern.<br />
Nicht weil ich denke,<br />
dass wir besser sind,<br />
sondern weil unsere<br />
Karriere eben unsere ist.<br />
Und da ist kein Ende in<br />
Sicht. Wir arbeiten einfach<br />
weiter sehr hart, so wie wir das bisher<br />
auch getan haben.<br />
Nica: Ich glaube nicht, dass es nur an den<br />
Künstlern liegt. Man muss auch die richtigen<br />
Leute finden, die einen pushen. Man<br />
braucht ein super Team, das an einen<br />
glaubt. Das hatten wir. Natürlich muss man<br />
auch Talent mitbringen und interessant sein,<br />
aber oft scheitert es auch am Umfeld.<br />
Sie spielen auf Sarah Connor an, die Sie<br />
sehr unterstützt hat, oder?<br />
Nica: (lacht) Ja. Sarah hat uns von Anfang<br />
an unterstützt. Sie ist immer für uns da. Das<br />
ist nicht selbstverständlich. Sie hat großen<br />
Anteil daran, dass unser Leben jetzt so<br />
aufregend ist.<br />
<strong>Joe</strong>: Bei aller Aufregung mögen wir es aber<br />
auch, uns mal Zeit zu nehmen zum<br />
Durchatmen, Freunde zu sehen und Zeit<br />
mit der Familie zu verbringen. Ich glaube,<br />
das ist auch sehr wichtig, um eine lange<br />
Karriere zu schaffen.<br />
Stefanie Vasa<br />
5/2013 streifzug 17