Das Mühlrad 04/2007 (1,07 MB)
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„<strong>Das</strong> musikalische Talent von der Mutter geerbt“<br />
„Die Geschwister Unterhofer“ haben Mitte der 1960er Jahre schöne Erfolge gefeiert<br />
Wenn man von den 1960er Jahren<br />
spricht, denkt man fast<br />
zwangsläufig an politische Ereignisse<br />
und an wirtschaftliche Not.<br />
Trotz aller Schwierigkeiten war<br />
es aber auch eine Zeit, in der es<br />
Platz gegeben hat für musikalische<br />
Unterhaltung. Der noch junge<br />
Rundfunk und das Fernsehen<br />
haben wesentlich dazu beigetragen,<br />
musizierende Gruppen über<br />
die Gemeinde- und Landesgrenzen<br />
hinaus benannt zu machen.<br />
Eine solche Gruppe der ersten<br />
Stunde waren die „Geschwister<br />
Unterhofer aus Lappach“. Alois,<br />
Johanna, Zäzilia, Johann, Theresia<br />
und Anna Unterhofer, „die<br />
Untohöfa“, waren in der Volksmusikszene<br />
ein Begriff.<br />
„Geerbt“ haben die Kinder die<br />
Begeisterung für die Musik zweifellos<br />
von ihrer Mutter Stefania,<br />
die noch viel früher beim „Reden“<br />
mit ihren Schwestern Zilli, Loise<br />
und dem Bruder Seppl schon viel<br />
gesungen hat. Prägend für die<br />
Ausbildung der musikalischen<br />
Talente war auch Pfarrer Andreas<br />
Mittich Mitte der 1950er Jahre,<br />
der damals schon in Lappach<br />
einen Jugendchor leitete. Selbstverständlich<br />
waren die älteren<br />
der Unterhofer-Geschwister tragende<br />
Säulen darin. Der Vater<br />
Josef hat sich am musikalischen<br />
Wirken seiner Kinder zwar nicht<br />
selber aktiv beteiligt, er hat sie<br />
aber wohlwollend gewähren lassen<br />
– auch und vor allem beim<br />
„weltlichen“ Gesang.<br />
In Zeiten, wo Unterhaltung, auch<br />
das Singen, als Belustigung und<br />
damit pauschal als Gefahr für<br />
das Seelenheil eingestuft wurde,<br />
sei dies gar nicht so selbstverständlich<br />
gewesen, berichten Lois<br />
und Hans Unterhofer übereinstimmend,<br />
wenn sie die Geschichte<br />
der „Geschwister Unterhofer“<br />
erzählen. <strong>Das</strong>s „nur“ sechs<br />
der neun Geschwister aktiv als<br />
Gesangsgruppe durch das Land<br />
gereist sind, hat den einfachen<br />
Grund darin, dass die übrigen<br />
Geschwister Anfang der 1960er<br />
Jahre noch zu jung dafür waren.<br />
Angefangen haben die „Geschwister<br />
Unterhofer“ auch nur<br />
zu dritt, und zwar mit Hanne, die<br />
auch die Gitarre gespielt hat,<br />
Zille und Lois. Wann genau die<br />
ersten öffentlichen Auftritte waren,<br />
ist nicht aktenkundig.<br />
Sicher weiß Lois aber, dass die<br />
Hochzeit von Vinzenz Niederbrunner<br />
(Weizgrub-Zenz) mit Agnes<br />
Walch Anfang 1964 einer<br />
der ersten Auftritte war. „Viel hat<br />
es damals nicht gegeben, höchstens<br />
irgendwo eine Gitarre oder<br />
eine Ziehharmonika“, weiß Lois<br />
Unterhofer. <strong>Das</strong>s dann drei Geschwister<br />
Lieder mit Gitarrenbegleitung<br />
singen, war schon die<br />
große Ausnahme. Die Hochzeitsgäste<br />
waren begeistert.<br />
<strong>Das</strong> Liedgut selbst war überliefert.<br />
Vieles stammte von der Mutter,<br />
aber auch aus Kematen, aus<br />
Mühlbach und vom „Egitz-Karl“<br />
haben die „Untohöfa“ Lieder bekommen.<br />
Gesungen wurde alles<br />
auf Gehör, Noten waren nicht<br />
nötig - und auch nicht zu haben.<br />
Tresl und Zilli sangen den Sopran,<br />
Anna und Hanne den Alt,<br />
Lois und Hans die dritte Stimme.<br />
Anna war, wenn gefordert, die<br />
Jodlerin der Gruppe. Fast 350<br />
Lieder hat das Gesangsrepertoire<br />
im Laufe der<br />
Jahre umfasst. Lois und<br />
Hans Unterhofer sind sich<br />
sicher, dass sie und ihre<br />
Schwestern von den meisten<br />
Liedern „die Melodie<br />
noch zusammenbringen,<br />
aber mit dem Text würde<br />
es wohl hapern.“<br />
Einige Texte haben sie<br />
zwar später aufgeschrieben,<br />
aber bei weitem<br />
nicht alle. Urig und echt<br />
ist ein Werbeslogan, der<br />
heute von verschiedenen<br />
Musikgruppen gerne verwendet<br />
wird. Bei den Geschwistern<br />
Unterhofer hat<br />
er damals auf jeden Fall<br />
zugetroffen. Zum ersten<br />
Mal richtig bekannt wurden<br />
die „Geschwister Unterhofer“<br />
durch die Radiosendung<br />
des RAI Senstehend<br />
v.l.n.r.: Tresl, Zilli, Hanne und Anna; vorne v.l.n.r.: Lois und Hans