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Gemeindeblatt Nr. 10 / 2008 (2,42 MB)

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welschnofen – <strong>10</strong>/<strong>2008</strong><br />

Familie Geiger vor dem Kraftwerk 1928 (sitzend v.l.) Hans,<br />

Mutter Maria (Kaufmann), Vater Josef und Bertilla<br />

Stehend v.l. Katharina (später Schwester Viktoria), Josef,<br />

Maria, Josefa, Sigmund und Ferdinand<br />

Kraftwerk im Dornröschenschlaf<br />

hatte angeblich mit seinem Neffen Sigmund<br />

herumgealbert und war dabei in<br />

den Stromkreis geraten. Laut Sterbebuch<br />

der Pfarre starb der Vierzigjährige<br />

am 16. August 1908 um halb zwei<br />

Uhr nachmittags.<br />

Die Bauerlaubnis für das neue Werk<br />

im Jemmelloch vom 4. April <strong>2008</strong> sah<br />

eine Reihe von Maßnahmen und Einrichtungen<br />

zum „Arbeiterschutz“ vor.<br />

Sowohl für die Errichtung als auch für<br />

den Betrieb der Anlagen wurde auf die<br />

Sicherheitsvorschriften des elektrotechnischen<br />

Vereins in Wien verwiesen.<br />

Was unmittelbar nach der Inbetriebnahme<br />

des neuen Kraftwerkes mit<br />

dem alten geschah, ist nicht bekannt.<br />

Im Jahr 1922 wurde es vom „Demanio<br />

dello Stato“ erworben. Es diente<br />

dann zum Antrieb der damals neu errichteten<br />

Säge.<br />

Bis zum Ersten Weltkrieg war das Karerseehotel<br />

nur sommers in Betrieb,<br />

weshalb in der kalten Jahreszeit das<br />

Werk stillstand. Während dieser Zeit<br />

bezog die Familie Geiger im Hotel ihr<br />

Quartier. Nach Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges wurde das Hotel vom österreichischen<br />

Militär besetzt. Um<br />

auch in den wasserarmen Wintermonaten<br />

ausreichend Strom zu haben,<br />

beantragten die Militärs, Wasser vom<br />

Puggelinbach in den Seebach abzuleiten.<br />

Im Einvernehmen mit der Hotelverwaltung<br />

suchte das k. u. k. 90.<br />

Infanterie-Truppen-Divisionskommando<br />

um die Bewilligung zur Potenzierung<br />

der Werksanlage an. Am<br />

7. September 1915 fand eine Lokalverhandlung<br />

mit mehreren davon berührten<br />

Parteien statt, aufgrund der<br />

die k.k. Statthalterei am 16. September<br />

1915 ihre Zustimmung gab. Anwesend<br />

waren Vertreter des Militärs, des<br />

Vereins der Alpenhotels, der k.k. Forst<br />

und Domänendirektion Innsbruck,<br />

der Gemeinde Welschnofen, der Elektrizitätsgesellschaft<br />

Welschnofen sowie<br />

Johann Putzer, Heisnjos, und Frau<br />

Maria Widmann, geb. Mayr aus Gries.<br />

Die Ableitung sollte unmittelbar unterhalb<br />

des Auslaufs der Heisnjosn-Säge<br />

durch ein Holzgerinne mit einem<br />

Querschnitt von 30 bis 35 cm und einer<br />

Länge von rund 450 m erfolgen,<br />

womit bei einem Gefälle von 1 % eine<br />

Wassermenge von rund 2<strong>10</strong> l/s geführt<br />

werden konnte.<br />

Im Jahr 1925 wurde die Leistung des<br />

Werkes durch den Einbau eines zusätzlichen<br />

Maschinensatzes erhöht. Der<br />

neue mit einer Francis-Spiralturbine<br />

(Voith) getriebene Generator (Garbe/<br />

Lahmeyer & Co.) hatte eine Leistung<br />

von 350 kW. Da hierfür die Wassermenge<br />

des Seebaches und des Puggelinbaches<br />

nicht ausreichte, wurden<br />

auch der Karerbach, der das westliche<br />

Latemargebiet und die Karermöser<br />

entwässert, und das in den Karerbach<br />

einmündende Schangbachl ins<br />

Wasserschloss eingeleitet. Dieser heute<br />

noch bestehende runde Sammelbehälter<br />

ist in Stahlbeton ausgeführt<br />

und diente mit einem Fassungsvermögen<br />

von knapp 160 m³ zum Ausgleich<br />

von Druckstößen. Zwei Druckrohrleitungen<br />

mit einem Durchmesser von<br />

450 mm führten ins Kraftwerk. Da das<br />

Wasserschloss selbst keinen Überlauf<br />

hatte, musste die Abgabe des Überwassers<br />

über die Sammelkammern des Seeund<br />

des Schangbaches, die auf derselben<br />

Kote lagen, erfolgen.<br />

Erst zu Beginn der Sechzigerjahre<br />

wurde die Anlage von Gleichstrom auf<br />

Wechselstrom umgestellt. Ein Verbundnetz<br />

bestand damals noch nicht und so<br />

wurden zusätzlich dieselbetriebene Motoren<br />

eingesetzt, um die Stromversorgung<br />

auch während der wasserarmen<br />

Wintermonate aufrecht zu erhalten. Zu<br />

diesem Zweck ist dem historischen Gebäude<br />

ein barackenartiger Zubau angefügt<br />

worden, welcher erst im Zuge der<br />

Reaktivierung 2007 des Werkes beseitigt<br />

wurde.<br />

Die Stromerzeugung im Karerseewerk<br />

ist im Jahr 1974 eingestellt worden. Es<br />

folgte ein über 30 Jahre währender Stillstand.<br />

Während dieser Zeit sind ungenutzt<br />

rund 60 Mill. kWh den Bach hinuntergeflossen.<br />

Seit einigen Monaten liefert das wieder<br />

belebte Karerseewerk Strom und<br />

leistet somit einen wesentlichen Beitrag<br />

für die autonome Energieversorgung<br />

in unserem Dorf.<br />

Franz Kohler<br />

Für bereitwillige Auskünfte bin ich<br />

mehreren Personen zum Dank verpflichtet.<br />

Besonders danken möchte<br />

ich Frau Maria Geiger (Welschnofner<br />

Hof, Jahrgang 1912), die mir auch Fotomaterial<br />

zur Verfügung gestellt hat.<br />

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