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Gerücht Didaktische Materialien - Museum für Kommunikation, Bern

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<strong>Gerücht</strong> <strong>Didaktische</strong> <strong>Materialien</strong> 25<br />

Sündenböcke<br />

(Ausstellungstext)<br />

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit werden <strong>für</strong><br />

Krankheiten, Missernten und anderes Leid oft sozial<br />

schwache Mitglieder der Gemeinschaft verantwortlich<br />

gemacht. Als Schuldige eignen sich besonders<br />

Mitmenschen, über die bereits <strong>Gerücht</strong>e und Vorurteile<br />

kursieren. Die Verdächtigungen ziehen neue,<br />

bösartige <strong>Gerücht</strong>e nach sich. Am Ende des Teufelskreises<br />

stehen oft Verbannung oder Todesurteil.<br />

Auch heute sind bei komplexen gesellschaftlichen<br />

Problemen rasch Sündenböcke benannt. Vorverurteilungen<br />

in den Medien, verbale Attacken und körperliche<br />

Übergriffe können die Folge sein.<br />

Im Bund mit dem Teufel<br />

Mehrheitlich sind es Frauen aus der Unterschicht,<br />

die als Hexen verunglimpft werden. Sie sind sozial<br />

stark benachteiligt und somit ideale Sündenböcke<br />

<strong>für</strong> das Leid und Unglück, das einer Gemeinschaft<br />

widerfährt. Schnell kursieren <strong>Gerücht</strong>e: «Sie nutzt<br />

dunkle Zauberkräfte, um Unheil zu bringen. Sie hat<br />

sich mit Dämonen verbündet. Sie ist die Komplizin<br />

des Teufels!»<br />

In früheren Jahrhunderten war der Glaube an Hexen<br />

im Volk stark verwurzelt. In einem solchen Klima<br />

reichte das blosse Streuen von <strong>Gerücht</strong>en, um eine<br />

«unliebsame» Person gesellschaftlich zu isolieren<br />

oder umzubringen.<br />

(Transkription Audiostation «Im Bund mit dem Teufel»)<br />

Gerichtliche Zeugeneinvernahme durch das Ratsgericht<br />

der Stadt Zürich über das <strong>Gerücht</strong>, Anna Sütterli<br />

sei eine Hexe. 1462.<br />

Item soll man nachgahn und richten, ob Anneli Sütterli<br />

etwas Häxenwerk könne und an den Lütten, an<br />

ihrem Leben und Viech, schaden tüegi.<br />

Eberli Bömgarter seit, er habe kein Arges von ihr gesechen.<br />

Er habe aber von sinen Nachburen gehört<br />

dick und viel, dass sie ihr Übles zutrouwend und einen<br />

bösen Zwiefel über sie habend.<br />

Hensli Bömgarter am Bühl seit, sie habe lang ein bös<br />

Wort gehebet.<br />

Heini Ringgeler seit, ihnen sige ein Mengerli an ihrem<br />

Viech in zwei Jahren zu Grund gegangen, und sie sigit<br />

ganz ohni Zwiefel, das Viech habends von ihr.<br />

© 2009 <strong>Museum</strong> <strong>für</strong> <strong>Kommunikation</strong>, www.mfk.ch

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