Gerücht Didaktische Materialien - Museum für Kommunikation, Bern

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Gerücht Didaktische Materialien 50 Frontbriefe und Angehörige/Freunde von Soldaten, welche als Übermittler solcher Geschichten dienen. Massnahmen gegen die Gerüchte im Krieg Bei der Bekämpfung von Gerüchten im Krieg lassen sich die Massnahmen in drei unterschiedliche Kategorien einteilen: Gegengerüchte Gegengerüchte können «…den Widerstandswillen des Feindes brechen und die Moral der uns Wohlgesonnenen […] stützen» 6 . Wenn ich überall erzähle, dass wir enormen Erfolg haben und immer weiter vorrücken, so kann das den Gegner verunsichern und gleichzeitig unsere Freunde neu motivieren. Repression In den Bereich der Repression fallen Vorschriften zum Umgang mit (unsicheren) Informationen, Gehörtem und Vermutetem. Diese Vorschriften beinhalten oftmals auch Verbote und Strafen. Das heisst, wer beim Verbreiten von Gerüchten erwischt wird, kann je nach Gerücht, entweder mit Busse, Gefängnis oder gar dem Tod bestraft werden. Integration Integrierende Massnahmen werden dann ergriffen, wenn zur Gerüchtebekämpfung die Vertrauensbildung zwischen Behörden und Bevölkerung oberste Priorität geniesst. Dies scheint sinnvoll, denn eine hohe Glaubwürdigkeit wirkt gleich doppelt: Zum einen werden widersprüchliche Nachrichten eher auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Zum anderen hilft ein bestimmtes Mass an Grundvertrauen dabei, dass nicht jede Meldung automatisch misstrauisch hinterfragt wird und somit wahre Meldungen auch tatsächlich geglaubt werden 7 . vor Gerüchtemacherei warnen und Kolporteure blossstellen sollen. Zu guter Letzt sollten die Behörden auch dafür besorgt sein, möglichen Sündenbockreaktionen entgegenzuwirken. Diese Aufteilung zeigt, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt. Es muss allerdings noch angemerkt werden, dass sich diese Massnahmen nicht gegenseitig ausschliessen. Oftmals existieren verschiedene Massnahmen nebeneinander, wenn auch in unterschiedlich ausgeprägtem Ausmass. Dies zeigt auch ein Blick auf die Massnahmen, welche in der Schweiz während des zweiten Weltkrieges ergriffen wurden. Massnahmen gegen Gerüchte in der Schweiz Integration Der Bundesrat erkannte, dass eines der wirkungsvollsten Mittel gegen Gerüchte das Vertrauen der Menschen in die Regierung ist. Er setzte sich deshalb zum Ziel, die Bevölkerung stets rechtzeitig, vollständig und wahrheitsgetreu zu informieren. Mit diesem Ziel wurde im Mai 1941 der «Aufklärungsdienst Zivil» gegründet. In der ganzen Schweiz wurden nun Vortragsveranstaltungen und Informationskurse durchgeführt, um die Teilnehmer dieser Kurse zu Korrespondentinnen auszubilden. Auf diese Weise wurde ein Netzwerk errichtet, welches ungefähr 7000 Männer und Frauen umfasste. Diese hatten hauptsächlich zwei Aufgaben: 1. Zum einen konnten sie überall im Land Auskünfte erteilen und kritische Fragen mit zutreffenden Argumenten beantworten. Damit sollten aufkommende Gerüchte von Anfang an im Keim erstickt werden. © 2009 Museum für Kommunikation, www.mfk.ch Um das Vertrauen der Soldaten und Bevölkerung zu gewinnen, sollten die Behörden deshalb stets versuchen, wahr, rechtzeitig, verständlich und präzise zu informieren – gleichzeitig aber auch alle Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Das heisst, ihnen beizubringen, dass sie Informationsquellen überprüfen, Zurückhaltung üben und eventuell selbst auch 6 Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force/SHAEF, März 1944, vergl. dazu Hartwig S. 545. 7 Vergl. dazu Schuh S. 53 2. Zum anderen sollten sie regelmässig Berichte verfassen, welche Stimmung in der Bevölkerung und Armee herrscht und welche Gerüchte gerade die Runde machen. 8 8 Vergl. dazu Landolf, Dani: Es ist mir gleich, wer gewinnt, wenn ich nur wieder so richtig wirtschaften könnte – Korrespondentenbriefe an die Sektion Heer und Haus aus den Bezirken Schaffhausen, Weinfelden und Nidwalden (1942– 1945). Seminararbeit, Universität Bern, 1995, S. 12 ff.
Gerücht Didaktische Materialien 51 Repression Gleichzeitig wurden aber auch in der Schweiz Vorschriften erstellt, um die Verbreitung von Gerüchten unter Strafe zu stellen. Im Militärstrafgesetzbuch ( Artikel 102) gab es neu einen Artikel mit dem Namen «Verbreiten unwahrer Nachrichten». Am 28. Mai 1940 verbot der Bundesrat das Verbreiten von Gerüchten. Wörtlich hiess es in diesem Verbot: «Wer vorsätzlich oder fahrlässig Gerüchte oder unwahre Behauptungen aufstellt oder verbreitet, durch welche die Bevölkerung in Unruhe versetzt wird, wird mit Gefängnis bestraft. In leichten Fällen erfolgt disziplinarische Bestrafung.» 1942 erliess dann auch noch General Guisan den «Befehl betr. der Bekämpfung von Gerüchten in der Armee». Darin steht: «Das Verbreiten von Gerüchten ist strafbar.» Lesen Sie den Ausstellungs- und den Vertiefungstext zu «Krieg und Propaganda». Vergleichen Sie die Massnahmen gegen Gerüchte in der Schweiz mit den «Rumor Clinics»: Fassen Sie die Modelle stichwortartig zusammen. Notieren Sie Unterschiede. Stellen Sie Repression und Integration als mögliche Massnahmen gegen Gerüchte einander gegenüber: Welches sind die Vor- und Nachteile der beiden Massnahmen? Welche Massnahme verspricht mehr Erfolg? Begründen Sie Ihre Antwort. © 2009 Museum für Kommunikation, www.mfk.ch Welche Massnahme lässt sich einfacher durchsetzen? Auftrag
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