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Rap Aktuell 9-D_corr - admin.ch

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Eidgenössis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Nutztiere<br />

CH-1725 Posieux<br />

T ++41 26 4077 111<br />

F ++41 26 4077 300<br />

info@rap.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

9 2003<br />

www.rapposieux.<strong>ch</strong><br />

rapaktuell<br />

Konservierung von<br />

Feu<strong>ch</strong>theu in Grossballen<br />

Bodenheu weist bei der Ernte ni<strong>ch</strong>t immer Trockensubstanzgehalte von<br />

über 85% auf. Diese sind aber für eine problemlose Lagerung notwendig.<br />

Wegen der hohen Di<strong>ch</strong>te des Futters in Grossballen kann die Restfeu<strong>ch</strong>te<br />

nur langsam entwei<strong>ch</strong>en. Bestimmte S<strong>ch</strong>immelpilzarten profitieren von<br />

diesen Restfeu<strong>ch</strong>tegehalten und beeinflussen die mikrobiologis<strong>ch</strong>e Qualität<br />

des Futters mehr oder weniger stark. Seit einigen Jahren werden Konservierungsmittel<br />

auf der Basis von Propionsäure eingesetzt, die das Feu<strong>ch</strong>theu<br />

(zwis<strong>ch</strong>en 75 und 85% TS) stabilisieren. Die Praxis zeigt, dass diese<br />

Konservierungste<strong>ch</strong>nik ni<strong>ch</strong>t ganz problemlos ist. Folgende Punkte müssen<br />

bea<strong>ch</strong>tet werden:<br />

MARCO MEISSER<br />

1. Pressentyp und Pressdi<strong>ch</strong>te<br />

2. Konservierungsmittel und Einsatzbes<strong>ch</strong>ränkungen<br />

3. Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />

4. Zwis<strong>ch</strong>enlagerung der Ballen<br />

5. Mikrobiologis<strong>ch</strong>e Qualität und Nährwert des Futters


1. PRESSENTYP UND PRESSDICHTE<br />

Je na<strong>ch</strong> Pressentyp ist die Di<strong>ch</strong>te des Futters in<br />

den Ballen sehr vers<strong>ch</strong>ieden. Um gute Konservierungsergebnisse<br />

in Grossballen zu errei<strong>ch</strong>en,<br />

darf das Futter ni<strong>ch</strong>t zu stark gepresst werden.<br />

Rundballen mit Di<strong>ch</strong>ten von 110 bis 150 kg TS<br />

pro m 3 sind deshalb den Quaderballen mit<br />

Di<strong>ch</strong>ten von 160 bis 210 kg TS pro m 3 vorzuziehen.<br />

Bei den Rundballenpressen gibt es zwei<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Pressentypen:<br />

• Pressen mit variabler Presskammer (Vermeer-<br />

System): die ganze Balle wird glei<strong>ch</strong>mässig stark<br />

gepresst.<br />

• Pressen mit konstanter Presskammer (Welger-<br />

System): der Ballenkern wird weniger stark<br />

verdi<strong>ch</strong>tet. Für die Konservierung von Feu<strong>ch</strong>theu<br />

ist dieses Verfahren besser geeignet.<br />

Neben dem Pressentyp hat au<strong>ch</strong> das Futter einen<br />

Einfluss auf die Pressdi<strong>ch</strong>te. So wird bei glei<strong>ch</strong>em<br />

TS-Gehalt junges Futter stärker verdi<strong>ch</strong>tet<br />

als altes.<br />

2. KONSERVIERUNGSMITTEL<br />

UND EINSATZBESCHRÄNKUNGEN<br />

Zurzeit sind auf dem Markt vier Produkte erhältli<strong>ch</strong>:<br />

• Iso-Pro-Plus 8850 (Interferm/Provimi Kliba)<br />

• Kofa Grain pH 5 (Leu + Gygax)<br />

• Lupro Grain (BASF/Fenaco)<br />

• S<strong>ch</strong>aumasil NK flüssig (S<strong>ch</strong>aumann AG)<br />

Die RAP veröffentli<strong>ch</strong>t jedes Jahr in der Fa<strong>ch</strong>presse<br />

die Liste der bewilligten Konservierungsmittel.<br />

Diese kann au<strong>ch</strong> auf der Internet-Seite<br />

www.rapposieux.<strong>ch</strong> eingesehen werden.<br />

Alle Produkte sind abgepuffert und daher wenig<br />

korrosiv für die Mas<strong>ch</strong>inen. Sie kosten zwis<strong>ch</strong>en<br />

Fr. 1.20 und 2.20 pro 100 kg Dürrfutter.<br />

Der Einsatz dieser Konservierungsmittel ist in Betrieben,<br />

die Mil<strong>ch</strong> zur Herstellung von AOC-Käse<br />

abliefern, ni<strong>ch</strong>t gestattet. Ausserdem gilt na<strong>ch</strong><br />

der Verordnung über die Qualitätssi<strong>ch</strong>erung bei<br />

der Mil<strong>ch</strong>produktion Futter mit Feu<strong>ch</strong>tegehalten<br />

über 18% bei der Verfütterung als Silage.<br />

3. APPLIKATIONSTECHNIK<br />

In Laborversu<strong>ch</strong>en haben die getesteten Produkte<br />

immer eine gute Wirksamkeit gezeigt. Ob ein<br />

Produkt wirksam ist oder ni<strong>ch</strong>t, hängt stärker von<br />

der Applikationste<strong>ch</strong>nik als vom Produkt selber<br />

ab. Die Konservierungsmittel sind nur wirksam,<br />

wenn sie glei<strong>ch</strong>mässig über das ganze Futter<br />

verteilt werden. Konkret bedeutet dies, dass der<br />

S<strong>ch</strong>waden so breit und niedrig wie mögli<strong>ch</strong><br />

gehalten werden sollte. Das Spritzgestänge mit<br />

drei Fla<strong>ch</strong>strahldüsen wird über dem Pick-up so<br />

angebra<strong>ch</strong>t, dass das Futter auf der ganzen Breite<br />

behandelt wird. Die eingesetzten Produkte sind<br />

ziemli<strong>ch</strong> flü<strong>ch</strong>tig.<br />

Je na<strong>ch</strong> Feu<strong>ch</strong>tegehalt des Futters (15 bis 25%)<br />

und je na<strong>ch</strong> Produkt betragen die Dosierungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en 4 und 10 Liter pro Tonne Dürrfutter. Der<br />

Feu<strong>ch</strong>tegehalt des Futters ist s<strong>ch</strong>wierig einzus<strong>ch</strong>ätzen.<br />

Zudem kann er im S<strong>ch</strong>wad stark variieren.<br />

Es gibt Geräte, bei denen mit Hilfe des<br />

elektris<strong>ch</strong>en Widerstandes der Feu<strong>ch</strong>tegehalt direkt<br />

in den Ballen bestimmt werden kann. Dabei<br />

ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass pro Balle 5 bis 10 Mal eingesto<strong>ch</strong>en<br />

und der Feu<strong>ch</strong>tegehalt bestimmt wird.


Wenn es grosse Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Messungen gibt, empfiehlt es si<strong>ch</strong>, nur die hö<strong>ch</strong>sten<br />

Werte zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. In einem Versu<strong>ch</strong><br />

der RAP hat das eingesetzte Feu<strong>ch</strong>temessgerät<br />

jedo<strong>ch</strong> keine befriedigenden Ergebnisse erzielt.<br />

Wenn das Futter einen TS-Gehalt von weniger als<br />

75% aufweist, ist es sehr s<strong>ch</strong>wierig, das Dürrfutter<br />

mit einem Konservierungsmittel zu stabilisieren.<br />

Wo Silagen hergestellt werden können,<br />

sollten unter diesen Bedingungen die Ballen mit<br />

Folie eingewickelt werden.<br />

4. ZWISCHENLAGERUNG DER BALLEN<br />

Na<strong>ch</strong> dem Pressen dürfen die Ballen drinnen ni<strong>ch</strong>t<br />

sofort direkt auf den Boden oder gegen eine<br />

Wand gestellt werden. Es ist besser, die Ballen auf<br />

Paletten zu lagern und genügend Platz zwis<strong>ch</strong>en<br />

den einzelnen Ballen zu lassen, damit die Luft gut<br />

zirkulieren kann. Werden die Ballen sofort aufeinander<br />

gestapelt, sammelt si<strong>ch</strong> das Kondenswasser<br />

bei der obersten Balle an. Auf den ersten<br />

Blick s<strong>ch</strong>einen diese Massnahmen viel Platz und<br />

Zeit zu brau<strong>ch</strong>en. Sie lohnen si<strong>ch</strong> aber.<br />

5. MIKROBIOLOGISCHE QUALITÄT<br />

UND NÄHRWERT DES FUTTERS<br />

In einem Versu<strong>ch</strong> der RAP wurde Futter des<br />

zweiten S<strong>ch</strong>nittes mit einem TS-Gehalt von 76%<br />

mit und ohne Zusatz in Grossballen gepresst.<br />

Ziel war es, die mikrobiologis<strong>ch</strong>e Qualität (S<strong>ch</strong>immelpilzbefall)<br />

und den Nährwert zu untersu<strong>ch</strong>en.<br />

Dur<strong>ch</strong> den Einsatz des Konservierungsmittels<br />

konnte die Erwärmung des Futters stark vermindert<br />

werden. Die unbehandelten Ballen errei<strong>ch</strong>ten<br />

Temperaturen bis 45 °C, die dur<strong>ch</strong> die<br />

Entwicklung der<br />

Mikroorganismen<br />

verursa<strong>ch</strong>t wurden.<br />

Dur<strong>ch</strong> diese<br />

Erwärmung<br />

(«S<strong>ch</strong>witzen» der<br />

Ballen) trocknete<br />

das Futter in den<br />

Ballen während<br />

der ersten Lagerungswo<strong>ch</strong>en.<br />

In<br />

den behandelten<br />

Ballen blieb die<br />

Restfeu<strong>ch</strong>te<br />

hingegen während<br />

einiger<br />

Monate erhalten.<br />

MIKROBIOLOGISCHE QUALITÄT<br />

Die Keimzahlbestimmungen haben gezeigt,<br />

dass der S<strong>ch</strong>immelpilzbefall in den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Proben sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> war. Während die<br />

unbehandelten Ballen einen hohen Keimbesatz<br />

aufwiesen, war die mikrobiologis<strong>ch</strong>e Qualität für<br />

die Mehrzahl der behandelten Ballen genügend


DIE NÄCHSTEN rap aktuell<br />

Nr. 10, Juni 03 Kleines ABC der S<strong>ch</strong>affütterung<br />

Nr. 11, Sept. 03 Dur<strong>ch</strong>fall und<br />

Oedemkrankheit beim Ferkel<br />

Nr. 12, Dez. 03 Kälbermast mit<br />

Auslaufhaltung<br />

rap aktuell<br />

kann bezogen werden bei:<br />

RAP-Bibliothek, 1725 Posieux,<br />

T 026 4077 111, F 026 40 77 300,<br />

E-mail: info@rap.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Sie finden rap aktuell au<strong>ch</strong> unter:<br />

www.rapposieux.<strong>ch</strong> - Ab 100 Stück<br />

pro Nummer kosten 50 Stück Fr. 20.–.<br />

bis gut. Eine starke Staubentwicklung konnte<br />

besonders bei den unbehandelten Ballen beoba<strong>ch</strong>tet<br />

werden. Unser Versu<strong>ch</strong> zeigte, dass<br />

keine Erwärmung no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unbedingt eine<br />

gute Konservierung bedeutet, denn bei einigen<br />

behandelten Ballen war die mikrobiologis<strong>ch</strong>e<br />

Qualität s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, obwohl keine starke Erwärmung<br />

stattfand.<br />

unbehandelten und behandelten Ballen relativ gering.<br />

Beim Proteinwert konnten keine Unters<strong>ch</strong>iede<br />

festgestellt werden, obwohl die Abbaubarkeit<br />

des Rohproteins vermindert wurde. Es<br />

gab keine Braunfärbung (Maillard-Reaktion) und<br />

Denaturierung des Proteins. Diese treten erst<br />

ein, wenn die Temperaturen auf mehr als 50 °C<br />

ansteigen.<br />

NÄHRWERT<br />

Wenn die Temperaturen in Ballen weniger als<br />

50 °C errei<strong>ch</strong>en, wird in erster Linie die mikrobiologis<strong>ch</strong>e<br />

Qualität des Futters und ni<strong>ch</strong>t der<br />

Nährwert beeinflusst. In unserem Versu<strong>ch</strong> war<br />

der Unters<strong>ch</strong>ied beim NEL-Gehalt (Netto-Energie-<br />

Laktation) mit 0.2 MJ pro kg TS zwis<strong>ch</strong>en den<br />

A<strong>ch</strong>tung: Wenn si<strong>ch</strong> das Futter bei der Lagerung<br />

auf 60 bis 70 °C erwärmt, gibt es au<strong>ch</strong> grosse<br />

Auswirkungen auf den Nährwert. Dabei kann der<br />

Rückgang des NEL-Gehaltes mehr als 1 MJ pro<br />

kg TS betragen. Was den Proteingehalt betrifft,<br />

wird unter diesen Bedingungen ein grosser Anteil<br />

(30 bis 50%) unverdauli<strong>ch</strong>.<br />

Herausgeber Eidg. Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Nutztiere (RAP), CH-1725 Posieux, Tel. 026 4077 111, Fax 026 4077 300, E-mail: info@rap.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Autor Marco Meisser, RAP, Tel. 026 4077 111, E-mail: info@rap.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> Fotos Ueli Wyss und Marco Meisser Konzept/Redaktion Gerhard<br />

Mangold, RAP Design Jacques Berset Studio/Markus Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>, Freiburg/Bern Druck MTL SA, Villars-sur-Glâne Copyright Na<strong>ch</strong>druck bei<br />

Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet.

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