Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
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Der spanische Bürgerkrieg 1936-1939 107<br />
In Spanien entzog sich allerdings die überwiegende Mehrheit der über die Grenzen<br />
des Landes hinaus bekannten Intellektuellen der ,Generation von 98' einem<br />
eindeutigen literarischen Bekenntnis 25 . Persönlichkeiten wie Azorin, Pio Baroja,<br />
Jacinto Benavente, Ramón Gómez de la Serna, Ramiro de Maeztu, GregorioMarafión,<br />
Ramón Menendez Pidal, Jose Ortega y Gasset, Ramón Pérez de Ayala und Miguel<br />
Unamuno traten nicht auf die Seite der Republik. Sie verpflichteten sich jedoch<br />
auch nicht in dem Maße dem ,Alzamiento Nacional' wie Antonio Machado oder der<br />
Dichter Miguel Hernández gegenüber der Republik 26 . Ihre Namen seien stellvertretend<br />
<strong>für</strong> viele andere einer jüngeren Generation angeführt, weil sie — wie<br />
Federico Garcia Lorca — ihr Engagement mit dem Leben bezahlten. Aber auch<br />
aus ihren Reihen ging kein literarisches Werk von dauerhaftem Wert als bedeutender<br />
spanischer Beitrag zur Interpretation des Bürgerkrieges hervor.<br />
In Frankreich spiegelte sich im subjektiven literarischen Bild der spanischen<br />
Ereignisse Europas geistige und ideologische Auseinandersetzung wider. Hier war<br />
eine Generation von Schriftstellern und Dichtern engagiert, der es nicht mehr um<br />
die Literatur als Ausdruck des persönlichen Bekenntnisses ging, sondern um die<br />
Analyse der politischen und vor allem sozialen Zustände. Deshalb finden sich in<br />
Frankreich Zeugnisse von der politischen Beobachtung bis zur persönlichen Teilnahme<br />
am Bürgerkrieg und darüber hinaus ein an den Ereignissen wachsendes<br />
politisches Verantwortungsbewußtsein der Intellektuellen, das dann während des<br />
Zweiten Weltkrieges, der Zeit der Resistance und nach dem Kriege zu vollem<br />
Ausdruck kam. Belege hier<strong>für</strong> bieten Simone de Beauvoir 27 und Jean-Paul Sartre 28<br />
als Exponenten eines Kreises junger linksstehender Schriftsteller, <strong>für</strong> deren weitere<br />
Entwicklung der Spanische Bürgerkrieg einen Anstoß bedeutete, ebenso wie Simone<br />
Weil 29 , die aktiv am Kampfe teilnahm, und die Artikel von Francois Mauriac als<br />
Kommunismus enttäuscht sehen; schließlich das Bemühen um Herstellung einer großen<br />
Gleichheit unter den sozialen Schichten durch Gewinnbeteiligung am nationalen Einkommen,<br />
die allen die Möglichkeit gehen soll, an den Gütern der modernen Kultur und Zivilisation<br />
teilzuhaben." Der Aufsatz stellt die „Vorbereitung zu einem demnächst erscheinenden Buch<br />
,Der spanische Bürgerkrieg in der Universalliteratur'" dar (vgl. S. 72, Anm. 1).<br />
25<br />
Angel Antón Andres, Geschichte der spanischen Literatur, Vom 18. Jahrhundert bis zur<br />
Gegenwart, München 1961, S. 222 <strong>für</strong> Pio Baroja. Vincente Marrero, La Guerra de Espana y<br />
el trust de cerebros, Madrid 1961, S. 289f. <strong>für</strong> Unamuno. Garosci, a. a. O., S. 349f. <strong>für</strong><br />
Ortega y Gasset. Garosci, a. a. O., S. 24 <strong>für</strong> Benavente. Marrero, a. a. O., S. 535ff. und Wolfgang<br />
Herda, Die geistige Entwicklung von Ramiro de Maeztu, in: Spanische Forschungen der<br />
Görresgesellschaft, Reihe 1, Bd. 18, 1961, S. 1-219 <strong>für</strong> Maeztu.<br />
26<br />
Antonio Machado, Obras completas, Buenos Aires 1964, bes. S. 646, S. 665f., S. 668,<br />
S. 687 und S. 690. Concha Zardoya, Miguel Hernández (1910-1942), Vida y obra - bibliografla<br />
— antologia, New York 1955, bes. S. 3ff. Vgl. auch Werner Krauss, Spaniens Weg am<br />
Abgrund, Über die geistigen Grundlagen des modernen Spaniens, in: Gesammelte Aufsätze<br />
zur Literatur- und Sprachwissenschaft, Frankfurt a. M. 1949, S. 298-320, und Franz Niedermayer,<br />
Spanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Bern-München 1964, bes. S. 77-81, sowie<br />
Antón Andres, a. a. O., S. 284ff.<br />
27<br />
La force de l'âge, Paris 1960, bes. S. 285 u. S. 297.<br />
28<br />
Le mur, Paris 1939.<br />
29<br />
La condition ouvriere, Paris 1951, bes. S. 21.