Glitzernd...pulsierend...eine endlose Zeit lang - World Federation of ...
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Holbein, U. (2006) <strong>Glitzernd</strong>...<strong>pulsierend</strong>...<strong>eine</strong> <strong>endlose</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>lang</strong> - Wie verändert sich Musik unter Drogeneinfluß?<br />
Music Therapy Today (Online) Vol.VII (2) 375-412. available at http://musictherapyworld.net<br />
jubelndes Seelengetümmel: unbeschwert, ohne schattenlos oberflächlich<br />
zu bleiben, singend, ohne irgend<strong>eine</strong>n Mund aufmachen zu müssen...genießend,<br />
ohne hierbei speziell ich zu sein oder dieses Ich bleiben<br />
zu müssen, das in nicht verebbender, nie mehr verebben könnender Lebenslust<br />
dahinfloß, sich ausströmte, seit je und für immer, nirgendwo <strong>eine</strong><br />
Erinnerung an Probleme oder <strong>eine</strong> Vorausahnung von Eintrübung oder<br />
unangenehmen Möglichkeiten...im Gegenteil: dieser Frühlingstanz<br />
feierte sich selbst als derart pure Lust, gepaart mit r<strong>eine</strong>r Wonne, daß es<br />
wohl auch Wollust war, das wahre Leben, der nie erreichte Zustand, um<br />
den ich bis dato lebens<strong>lang</strong> betrogen wurde, nie erlebt, aber seltsam<br />
bekannt, als der eigentlich mir angemessenste, naheliegendste, heimatlichste<br />
Zustand, x-mal besser als alles, was man Reigen seliger Geister,<br />
Massenorgie oder Sexualität nennen könnte, jenseits aller Beimengung<br />
von Anstrengung, Verschwitztheit, Aktionsabläufen, Koordination,<br />
Manipulation -- innerhalb dieser jauchzenden Gesamterregung glaubte<br />
ich sogar reell erregt zu sein, mir war, als wolle ich auf einmal irgendwas<br />
Untengelegenes einbeziehen. Doch fand sich da nur ein unbeteiligtes,<br />
fremd herumhängendes Schrumpelwürstchen, ohne jede Tendenz, sich<br />
auf der Höhe der insgesamten Ekstase zu bewegen. Selbst wenn ich - geiler<br />
denn je - probeweise das Präputium zurückgerollt hätte, schien dergleichen<br />
eher von m<strong>eine</strong>m ganz anderswo entfesselten Sexus abzulenken.<br />
Desorientiert packte ich den Schnulli wieder ein und sank gierig zurück<br />
ins jubelnde Volksfest, das sich auf 3 mm Großhirnrinde austobte und<br />
zum Kosmos ausbeutelte und nun aber etwas verdünnter jubelte (ab hier<br />
das Musikbeispiel wesentlich leiser drehen) -- der Teppich unter mir<br />
drückte jetzt etwas stärker und störender, ich wachte sozusagen auf,<br />
guckte ins Handspiegelchen, aus dem mir ein absurder Chinese unschön<br />
entgegenglotzte, mit sibirischen Schlupfaugen, spillerigem Spitzbart aus<br />
Drahtgewöll, sowie mitten im eindeutigen Gelbstich <strong>eine</strong>m Schuß mitteleuropäischer<br />
Anatomie, der als Alibiprozentsatz beiläufig aufrechterhalten<br />
wurde, samt Gigant-Poren und Hautunregelmäßigkeiten<br />
weltfüllenden Ausmaßes. Ewig seltsam, daß diese unhaltbar zerlaufende<br />
Fratze vor wenigen Sekunden noch aus der schönsten aller Musiken und<br />
Seligkeiten nicht als Fremdkörper herausfiel. Sondern superharmonisch<br />
mittanzen und mitschwelgen durfte -- nun aber ging die Musik ohne mich<br />
zu Ende. (Musik klingt aus)<br />
B: Und ließ <strong>eine</strong>n einsamen Chinesen fassungslos zurück. Der sich auf<br />
s<strong>eine</strong>m ab s<strong>of</strong>ort liegenden, statt fliegenden Teppich bewußt wurde, nach<br />
diesem ultimativen Meta-Erlebnis nie wieder <strong>eine</strong> andere CD hören zu<br />
dürfen. Schon allein, um China treuzubleiben und um nicht als Torero,<br />
Neger, Dudelsackbläser oder Rokokotänzer auszuscheren. Er tastete nach<br />
s<strong>eine</strong>m Wegwerfstift, der als harte, kühle, unsympathische, leblose,<br />
sinnlose Plastikröhre in s<strong>eine</strong>r nur wenig sinnmachenderen Hand lag.<br />
Und den er gleich wieder unbenutzt von sich warf. Minuten<strong>lang</strong> blieb er<br />
Radiosendung 401