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Pragmatische Lösung eines komplexen Problems Schweizer ...

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SCHWERPUNKTTHEMA<br />

Swissmedic Notifikationen –<br />

Erfahrungen der SAKK<br />

Pascale Wenger, Leiterin Regulatory Affairs<br />

Peter Brauchli, Direktor<br />

Die <strong>Schweizer</strong>ische Arbeitsgemeinschaft für Klinische<br />

Krebsforschung (SAKK) hat eine lange Tradition in der<br />

Durchführung von klinischen Studien auf dem Gebiet der<br />

Onkologie. Daher verfügen wir über einen breiten Überblick<br />

über das regulatorische Umfeld und dessen Entwicklung<br />

in der Schweiz. Heute eröffnet die SAKK pro Jahr<br />

10 bis 12 neue Studien. 2009 haben wir 11 Notifikationen<br />

erhalten, was 22% aller Krebsstudien (48) entspricht, die<br />

von Swissmedic notifiziert wurden.<br />

Ein Rückblick in die jüngste Vergangenheit<br />

Insgesamt beobachten wir auf allen Ebenen, d.h. bei Behörden,<br />

Ethikkommissionen (EK) und Sponsoren, eine Professionalisierung<br />

in der Erarbeitung und Begutachtung von<br />

Studiendokumenten. Somit dürfte auch erwartet werden,<br />

dass die Prozesse klarer und die administrative Bearbeitung<br />

einfacher würden. Während der vergangenen Jahre mussten<br />

wir aber eine gegenteilige Bewegung wahrnehmen: die<br />

Anforderungen werden strikter und das Gesetz enger ausgelegt.<br />

Die Interpretation von Swissmedic, Vollzugsorgan<br />

des Heilmittelgesetzes (HMG), ist der Standard. Wir sind<br />

aber der Ansicht, dass es möglich und erlaubt sein soll, mit<br />

begründeten Einwänden vom Standard abzuweichen.<br />

In der Vergangenheit hatten wir mehrmals den Eindruck,<br />

dass wohlüberlegte und begründete Vorgehensweisen, die<br />

etwas vom Standard abwichen, ohne weiterführende Diskussion<br />

abgelehnt wurden. Dann empfanden wir manchmal<br />

auch, dass Rückstellungen aufgrund mangelnder Kenntnisse<br />

des klinischen Alltags ausgesprochen wurden – die verständliche<br />

Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis – die jedoch<br />

mit Rückfragen hätte behoben werden können. Auch<br />

wurden plötzlich gut eingespielte Prozesse nicht mehr akzeptiert.<br />

Und was uns weiter immer wieder beschäftigte,<br />

war die Uneinheitlichkeit in der Begutachtung; unterschiedliche<br />

Reviewer hatten unterschiedliche Meinungen,<br />

so dass es nicht immer leicht war, einen Standard für rein<br />

formale Aspekte zu erkennen. Vielleicht erlebten wir aufgrund<br />

neuer Mitarbeiter am SAKK Koordinationszentrum<br />

auch einen Vertrauensverlust von Swissmedic gegenüber<br />

der SAKK als Sponsor. Das gemeinsame Ziel von allen,<br />

nämlich die Arbeit zum Wohle der Patienten, drohte durch<br />

ungerechtfertigte Erschwernisse und Kontrollen zweitrangig<br />

zu werden. Sponsoren wie die SAKK, also kooperative<br />

Gruppen, die Investigator-Initiated-Trials (IIT) durchführen,<br />

sind in unseren Gesetzen immer noch nicht abgebildet.<br />

So erschienen wir wohl irgendwie unfassbar und daher auch<br />

nicht vertrauenswürdig. Kurz, wir vermissten den Geist<br />

von HMG Art. 1, Abs. 3 «Beim Vollzug dieses Gesetzes,<br />

insbesondere beim Erlass von Verordnungen und bei der<br />

Anwendung im Einzelfall, ist darauf zu achten, dass: (…) b.<br />

für die Forschung und Entwicklung im Heilmittelbereich<br />

günstige Rahmenbedingungen bestehen».<br />

Lange Tradition<br />

Zwischen der Swissmedic und SAKK besteht eine lange<br />

Tradition des gegenseitigen Informationsaustauschs.<br />

Im April 2006 diskutierten wir bereits dringend notwendige<br />

Erleichterungen im Genehmigungsprozess bei Ethikkommissionen<br />

und Behörden für Studien, die in seltenen<br />

Indikationen durchgeführt werden. Die damals revidierte<br />

VAZV sah nur Erleichterungen in der Zulassung von Produkten,<br />

die bei seltenen Erkrankungen eingesetzt werden,<br />

vor; es waren jedoch noch keine Erleichterungen für die Studiendurchführung<br />

in seltenen Indikationen geplant. Gerade<br />

hier wäre eine Erleichterung immer noch sehr nötig, da<br />

diese Studien immer multizentrisch und sogar multinational<br />

sein müssen, und es müssen viele Zentren für jeweils<br />

sehr wenige Patienten eröffnet werden, um in vernünftiger<br />

Zeit die notwendige Anzahl Patienten einzuschliessen.<br />

Im Februar 2008 fand wieder ein gemeinsames Treffen<br />

statt, und wir sprachen über die Notwendigkeit, dass das<br />

System von kooperativen Gruppen, die IITs durchführen,<br />

als Sponsoren offiziell in den Gesetzen und Verordnungen<br />

Eingang finden sollte. Wir nutzten die Gelegenheit, um<br />

die Organisation SAKK vorzustellen und die Unterschiede<br />

in der Medikamenten-Entwicklungs-Forschung der Pharmazeutischen<br />

Industrie und unserer Forschung mit dem<br />

patientenorientierten Fokus der Therapie-Optimierung anzusprechen.<br />

In einer E-Mail von Swissmedic vom 23.9.2008 wurde<br />

erwähnt, dass Swissmedic zusammen mit der AGEK eine<br />

Stellungnahme zum Thema der akademischen oder «notfor-profit»<br />

Studien herausgeben will. Dies nahm die SAKK<br />

zum Anlass, aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung auf diesem<br />

Gebiet ihre Ansichten zu diesem Thema darzulegen.<br />

Swissmedic lud darauf zu einem Meeting zwecks persönlichen<br />

Gedankenaustauschs ein. Die Diskussion muss sich<br />

selbstverständlich innerhalb des Interpretationsspielraums<br />

210 <strong>Schweizer</strong> Krebsbulletin • Nr. 3/2010

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