Jahrgang 8 ISSN 1611-227X 24. April 2010 Nr. 04 - Schibri-Verlag
Jahrgang 8 ISSN 1611-227X 24. April 2010 Nr. 04 - Schibri-Verlag
Jahrgang 8 ISSN 1611-227X 24. April 2010 Nr. 04 - Schibri-Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PASEWALKER NACHRICHTEN - 34 - <strong>Nr</strong>. <strong>04</strong>/<strong>2010</strong><br />
SCHÄTZE auS DEM LEITuNGSGRaBEN<br />
Glasperlen schmückten Damen der Frühzeit<br />
(PN/Nau). Im städtischen Museum ist jetzt eine repräsentative Ausstellung mit archäologischen<br />
Fundstücken eröffnet worden. Diese sind im Zuge der Bauarbeiten an der<br />
Erdgastrasse OPAL zutage getreten. Neben verklumpten Schlackeresten finden sich<br />
zierliche Schmuckstücke aus Glas und auch aus Gold.<br />
Für den Besuch nehme man sich am besten Zeit und eine ruhige Minute, nicht nur der<br />
Erklärungstafeln wegen, ohne die eine solche Sonderschau mit Grabungsergebnissen<br />
nicht auskommt. Wie üblich bei derartigen Anlässen, gibt es viel Hintergrundwissen zu<br />
den Fundumständen, ihrer Interpretation und zeitlichen Einordnung. Die Muße möge<br />
auch dazu dienen, die Schönheit früher Keramik zu erfassen, den Schwung steinigerner<br />
Werkzeuge oder die Phantasie bei der Herstellung von Gewandschließen. Unsere<br />
Vorfahren hatten, gemessen an ihren Technologien und Materialien, auch ein Gefühl<br />
für schönes Design - solcherart lässt sich mindestens erahnen. Davon künden auch<br />
Schmuckstücke, die zu ihrer Entstehungszeit als Luxusgüter gegolten haben werden:<br />
blaue und schwarze Glasperlen für den Hals der Damen der Frühzeit. Gefunden in der<br />
Pasewalker Flur.<br />
Trasse meidet oberirdische<br />
Denkmale<br />
Ein kugelförmiges Keramikfl äschchen mit schönem<br />
Schwung.<br />
Die Archäologie war bei der<br />
Vorbereitung des Trassenbaus<br />
von vornherein dabei und hat<br />
die erforderlichen Informationen<br />
bereitgestellt, um eine<br />
denkmalverträgliche Route<br />
zu planen. „Dadurch ist es<br />
gelungen, die Trasse um alle<br />
oberirdisch sichtbaren archäologischen<br />
Denkmale, Großsteingräber,<br />
Hügelgräber,<br />
Landwehren, Burganlagen, in<br />
sicherem Abstand herumzuführen“,<br />
sagte Dr. Detlef Jantzen,<br />
Dezernatsleiter Archäologie<br />
im Landesamt für Kultur und<br />
Denkmalpflege, zur Eröffnung.<br />
Es blieben allerdings zahlreiche<br />
Berührungspunkte zwischen<br />
der Trasse und den im Relief<br />
der Landschaft nicht erkenn-<br />
baren Bodendenkmalen. Beim Bau der<br />
Leitung wird ein Streifen Land von fast<br />
30 m Breite in Anspruch genommen, insgesamt<br />
rund 300 ha auf vorpommerschem<br />
Boden. Von September 2007 bis Juni 2008<br />
fanden deshalb in 85 Abschnitten, in denen<br />
Bodendenkmale bekannt oder mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten waren,<br />
archäologische Voruntersuchungen<br />
statt, listete Jantzen auf. Danach sei klar<br />
geworden, dass auf 35 Flächen rechtzeitig<br />
im Vorfeld der eigentlichen Baumaßnahme<br />
mit der Bergung und Dokumentation<br />
von Bodendenkmalen begonnen werden<br />
musste.<br />
Verfärbungen des Bodens<br />
„Von Juli 2008 bis Juli 2009 fanden dann<br />
die vorgezogenen archäologischen Hauptuntersuchungen<br />
statt. Zeitweise arbeiteten<br />
mehrere Grabungsmannschaften parallel<br />
daran, die bis dahin im Boden verborgenen,<br />
einmaligen Zeugnisse der Besiedlungsgeschichte<br />
fachgerecht zu bergen<br />
und zu dokumentieren. Dieser etwas umständliche<br />
Fachterminus umschreibt die<br />
gesamte Ausgrabung, angefangen vom<br />
Abtrag der oberen, durch den Pflug gestörten<br />
Erdschichten. Darauf folgt die Freilegung<br />
der Befunde – das sind in der Regel<br />
Verfärbungen des Bodens, die anzeigen,<br />
dass Menschen vor Jahrhunderten oder<br />
Jahrtausenden die natürliche Bodenschichtung<br />
aus den unterschiedlichsten Gründen<br />
und zu den unterschiedlichsten Zwecken<br />
durcheinandergebracht haben“, führte<br />
Jantzen in die Grabungsmethodik ein.<br />
Die Ausstellung war am 25. März durch<br />
Bürgermeister Rainer Dambach eröffnet<br />
worden. Zur Überraschung vieler Gäste<br />
hatte sich auch sein Amtskollege aus der<br />
polnischen Partnerstadt Police, Wladyslaw<br />
Diakun, eingefunden.<br />
Extra-Führungen<br />
Die Exposition „Schätze aus dem Leitungsgraben“<br />
ist bis zum 30. Juni im Museum<br />
präsent. Zum Internationalen Museumstag<br />
am 16. Mai gibt es eine Extra-Führung<br />
durch den Schweriner Archäologen Lars<br />
Saalow (ab 11 Uhr und ab 14 Uhr Vortrag).<br />
Wer Lust hat, kann sich auch der<br />
Führung innerhalb des großen <strong>Jahrgang</strong>streffens<br />
des Gymnasiums anschließen (<strong>24.</strong><br />
<strong>April</strong>, 9.30 – ca. 12 Uhr).<br />
Schmuckstücke einer frühen Zeit. Foto(2): Nau.