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Zweiter Rundbrief - gerardwagner.de

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und wur<strong>de</strong> vor allem in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne oft schmerzhaft erlebt. Die zentrale<br />

Frage war und ist: Wie geht es hinter <strong>de</strong>r Schwelle weiter? Was kann<br />

mich noch führen? Bleiben mir nur triebhafter Gestaltungswille o<strong>de</strong>r<br />

abstrakte Vorstellungen, wie häufig in <strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>s Bauhauses, wo in<br />

<strong>de</strong>n geometrischen Grundformen etwas Objektives zu existieren schien?<br />

Anthroposophie schil<strong>de</strong>rt, wie jenseits <strong>de</strong>r Schwelle es zu Wesensbegegnungen<br />

kommt – nicht im Sinne einer zweiten, neuen Sinnlichkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn als moralisch-spirituelle Erfahrung. Der Unterschied zu einer<br />

Kunst, die ohne geistige Schulung die Schwelle überschreitet, ist das<br />

wache und doch nicht alltägliche Bewusstsein, aus <strong>de</strong>m nicht mehr instinktiv,<br />

son<strong>de</strong>rn bewusst, Ich-durchdrungen geschaffen wird.<br />

Es erscheint wi<strong>de</strong>rsprüchlich, das Nicht-Sinnliche sinnlich darstellen<br />

zu wollen. Die in <strong>de</strong>r Kunst verwen<strong>de</strong>ten Mittel sind aber selbst auf <strong>de</strong>r<br />

Stufe nicht-dinglichen Erlebens geistiger Natur. Ihr Weben und Wirken<br />

ist Geistbegegnung, wenn die entsprechen<strong>de</strong> Bewusstseinsstufe erreicht<br />

wur<strong>de</strong>. Im Sinnlichen kann dann die Spur dieser Geistestaten erscheinen,<br />

weil <strong>de</strong>r Künstler in einem physischen Leib lebt und mit stofflichen<br />

Mitteln und Prozessen umgeht.<br />

Wenn ein Maler wie Gerard Wagner „Geistwesen“ malt, sind dies<br />

we<strong>de</strong>r Phantasiegebil<strong>de</strong> noch Abbildungen geistiger Schauungen. Es<br />

sind die Spuren <strong>de</strong>r „Taten und Lei<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>r wesenhaften Farben jenseits<br />

<strong>de</strong>r Schwelle. Aber nicht als wesenloses Medium wird das durchlebt,<br />

son<strong>de</strong>rn als ichhafter Gestalter, <strong>de</strong>r Fragen und Ziele wählt – in<br />

dieser Hinsicht, wie es ein Mathematiker auf seinem Gebiet tut: Die<br />

Fragen stammen von ihm, die Ergebnisse hängen von <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten<br />

Begriffen selber ab. So kann auch das Malen zu unerwarteten neuen<br />

Fragen führen. Beispielsweise kann man fragen: Wie wird ein Motiv<br />

sich wan<strong>de</strong>ln, wenn eine zunächst reine Farbe allmählich durch Hinzufügen<br />

von Schwarz allmählich abstirbt? Das Verfolgen solcher Metamorphosen<br />

ist gera<strong>de</strong>zu neben an<strong>de</strong>ren ein wesentliches Schulungsmittel,<br />

um Organe für die Taten und Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Farbwesens auszubil<strong>de</strong>n. 20<br />

Diese Wege führen auch zu einem neuen Naturerleben und -<br />

erkennen, <strong>de</strong>nn die Welt selber trägt in sich Daseinsschichten, die erst<br />

20 Siehe Gerard Wagner und Elisabeth Wagner-Koch, Die Individualität <strong>de</strong>r Farbe,<br />

4 2009, Stuttgart<br />

27

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