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Zweiter Rundbrief - gerardwagner.de

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„...Was da entstand, glich öfters sehr wenig <strong>de</strong>m Bildwerk Rudolf<br />

Steiners – allein, mir war zunächst be<strong>de</strong>utsam, dass das, was ich malte,<br />

in sich selber künstlerisch bestehen, künstlerisch lebendig wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Wie man erleben, wie man die Farbe wählen müsste, um <strong>de</strong>m Resultat<br />

Rudolf Steiners näher zu kommen, das war mir stets die Frage. Man<br />

könnte meinen, man käme auf diese Weise in eine bloße Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>m, was man für sich als Vorbild erkannt hat. Es ist aber gera<strong>de</strong><br />

das Gegenteil <strong>de</strong>r Fall. In<strong>de</strong>m man folgt <strong>de</strong>m eigenen Erleben von <strong>de</strong>m,<br />

was man als gesetzmäßig empfin<strong>de</strong>t, auch dann, wenn dies ganz an<strong>de</strong>rs<br />

aussieht als das Vorbild, wird man gera<strong>de</strong> frei, unabhängig von diesem...“<br />

(Gerard Wagner, englische Version in <strong>de</strong>r englischen Ausgabe, S. 51)<br />

Eine weitere Ent<strong>de</strong>ckung an <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn ist möglich: Beispielsweise<br />

an <strong>de</strong>n Variationen <strong>de</strong>s Mittelmotivs <strong>de</strong>r kleinen Kuppel (ab S. 160 <strong>de</strong>r<br />

englischen Ausgabe) kann die Frage auftreten, worin <strong>de</strong>nn – bei all <strong>de</strong>r<br />

Verwandlung – die Einheit <strong>de</strong>r Motive liege, eine Frage, die völlig neue<br />

Suchbewegungen erzeugt. Unweigerlich wird man hier auf das dynamische<br />

Gleichgewicht in <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn stoßen. Im Ergebnis immer wie<strong>de</strong>r<br />

neu, im Vorgang aber durchgängig gleich, for<strong>de</strong>rt es vom Betrachter ein<br />

höchst aktives, sich in <strong>de</strong>n gesamten Bildraum hineinorganisieren<strong>de</strong>s<br />

Einleben.<br />

Beson<strong>de</strong>rs eindrucksvoll scheint es mir, auf <strong>de</strong>m Hintergrund dieser<br />

Erfahrung Rudolf Steiners eigene Skizze <strong>de</strong>s Mittelmotivs anzuschauen<br />

(englische Ausgabe, S.148): Zusammenballen<strong>de</strong>s Schwarz und feuriges<br />

Rot scheinen sich im Bildganzen gegenseitig regelrecht herauszufor<strong>de</strong>rn,<br />

eine Spannung bil<strong>de</strong>nd, die nach Ausgleich verlangt. Das Ich <strong>de</strong>s<br />

Betrachters, das sich wach empfin<strong>de</strong>nd in die gesamte Bildsituation<br />

hineinstellt, kann im Mitte spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gelb-Raum das Geschenk einer<br />

ausgleichen<strong>de</strong>n Ich-Kraft erfahren, die keineswegs mit <strong>de</strong>m üblichen<br />

Ich-Bewusstsein i<strong>de</strong>ntisch ist. Das offensichtliche Gleichgewicht wirkt<br />

„Ich“-weckend auf einer rein künstlerischen Ebene und bereichert das<br />

Erleben mit mehr als <strong>de</strong>m Registrieren <strong>de</strong>r Tatsache, dass es sich außer<strong>de</strong>m<br />

um das Motiv <strong>de</strong>s Menschheits-Ich han<strong>de</strong>lt.<br />

Dass Wagner auf solche Art, durch die Bewegung, in die er die Motive<br />

versetzt, die Steinerschen Bil<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong>zu aufschließt, macht etwas<br />

vom beson<strong>de</strong>ren Wert <strong>de</strong>s Buches aus.<br />

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