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Dokument 2012 Psalmen

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Fragen, Klagen, Loben<br />

ökumenische Exerzitien nach den <strong>Psalmen</strong><br />

1


Einführung<br />

Die <strong>Psalmen</strong> sind das Gebetsbuch der Bibel, mit denen das Volk Gottes<br />

sein Lied für Jahwe, seinen Gott, anstimmt. Darin findet sich ein Schatz<br />

jüdisch-christlichen Glaubens sondergleichen: die <strong>Psalmen</strong> fragen nach<br />

Gott wie danach, was wir als Menschen vor und für Gott sind; sie<br />

bringen die Klage des Menschen in seinem Leiden vor Gott und stimmen<br />

schliesslich ein in das Lob Gottes voller Dankbarkeit.<br />

Weil die <strong>Psalmen</strong> die Mitte der Bibel bilden, können Christen aller<br />

Konfessionen diese zusammenbeten und betrachten mit Blick auf Jesus<br />

Christus, dem die <strong>Psalmen</strong> bereits als Gebetsbuch dienten. Sie zeichnen<br />

sich aus durch eine so frühe wie hohe Dichtkunst wie durch eine zum<br />

Teil dramatische Bildsprache, die ihresgleichen sucht. Oftmals scheinen<br />

die Bilder direkt aus dem Alltag der damaligen Leute gegriffen. Sie<br />

spiegeln das Fragen nach Gott und Mensch, das Klagen über Leiden und<br />

den Lob Gottes im Tempel unmittelbar wieder.<br />

Diese Exerzitien im Alltag stellen die <strong>Psalmen</strong> in den Mittelpunkt. Sie<br />

greifen für jeden Tag einen Psalm heraus und laden zur Betrachtung, zur<br />

Meditation, zum Gebet ein. Die drei Wochen gruppieren sich<br />

thematisch: das Fragen nach Gott und Mensch bestimmt die <strong>Psalmen</strong><br />

der ersten Woche, das Klagen bestimmt die <strong>Psalmen</strong> der zweiten<br />

Woche, das Loben bestimmt die <strong>Psalmen</strong> der dritten Woche.<br />

Die Exerzitien im Alltag sind so angelegt, dass die TeilnehmerInnen sich<br />

einmal wöchentlich zum gemeinsamen Gebet wie zum Austausch<br />

treffen. Dafür sind sowohl der Einleitungspsalm wie jeweils die siebten<br />

Tagen der drei Wochen gedacht. Dies muss natürlich niemanden<br />

hindern, die Texte auch für sich zu beten und zu betrachten.<br />

Die Texte sind Übersetzungen, die zum Teil aus der Feder von Fridolin<br />

Stier, Jörg Zink, Erich Zenger, Pierre Stutz, Georg Magirius, Kurt Marti<br />

oder auch aus der Einheitsübersetzung stammen. Es sind Autoren, die<br />

sich in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart um die <strong>Psalmen</strong><br />

bemüht haben, um sie exegetisch zu erforschen, um ihre Sprache zu<br />

2


aktualisieren, um ihre spirituelle Tiefe zu erschliessen. 1 Der jeweilige<br />

Autor ist durch die Initialen angegeben. Dabei fällt je nach Autor<br />

selbstverständlich die Treue zum Urtext wie die Anpassung an den<br />

heutigen Sprachgebrauch unterschiedlich aus. Die Orthographie ist leicht<br />

angepasst worden, der Gottesname Jahwe – Ich bin der Ich-bin-da –<br />

wird je nach Übersetzer manchmal auch mit JHWH wiedergegeben, da<br />

nur diese Buchstaben im hebräischen Urtext stehen: der Gottesname<br />

lässt sich so schreiben, aber nicht wirklich aussprechen, weil Gott eben<br />

unaussprechlich ist. Zum Teil wurden die <strong>Psalmen</strong> leicht gekürzt.<br />

Die begleitenden Seelsorger stehen während der Zeit dieser Exerzitien<br />

im Alltag gerne bereit für ein begleitendes Gespräch. Manchmal bricht<br />

das ein oder andere während dieser Gebetsübungen auf, ein Impuls wird<br />

wichtig, ein Gedanke wird existentiell, so dass ein Austausch darüber<br />

hilfreich sein kann. Dies kann im wöchentlichen gemeinsamen Rückblick<br />

geschehen, dies kann aber auch in einem geistlichen Gespräch mit<br />

einem Seelsorger geschehen.<br />

Dieses Begleitbuch der Exerzitien ist für den privaten Gebrauch<br />

bestimmt. Zögern Sie also nicht, die <strong>Psalmen</strong> und Betrachtungen mit<br />

Stift und Farbe zu markieren und zu ergänzen. Bewusst wurde jeweils<br />

die Blattrückseite nicht bedruckt, um Platz zu lassen für eigene Notizen<br />

und Anmerkungen. Das eine mag Sie ansprechen, das andere nicht. Was<br />

Ihnen nicht behagt, das können Sie getrost übergehen, und vielleicht<br />

kommen Sie gerade auf diese Stellen wieder zurück. Wichtiger bleibt<br />

letztlich eine hilfreiche Erfahrung zu machen, die meine je eigene<br />

Gebetspraxis inspiriert, und danach mag man dieses Begleitbuch getrost<br />

beiseitelegen.<br />

Die Bilder, die uns jeweils für die Woche einstimmen, stammen von Ruth<br />

Jenal. Ihr gilt besonderer Dank, dass diese hier Verwendung finden<br />

durften.<br />

1 Vgl. hierzu: F. Stier, Mit <strong>Psalmen</strong> beten; K. Marti, Die <strong>Psalmen</strong>. Annäherungen; P. Stutz, Mein Leben kreist um Dich.<br />

Mit den <strong>Psalmen</strong> die eigene Mitte finden; E. Zenger, Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Einführung in das<br />

<strong>Psalmen</strong>buch, G. Magirius, Die <strong>Psalmen</strong>. Wie ich sie heute verstehen kann, J. Zink, Er wird meine Stimme hören.<br />

<strong>Psalmen</strong>.<br />

3


Zu Einleitung<br />

Ich bereite mich auf die Gebetszeit.<br />

Der tägliche Aufbau einer Gebetszeit will dazu helfen, offen zu werden<br />

für das Ziel der Exerzitien: die Begegnung mit Gott. Dazu gehören ein<br />

bewusster Anfang, das Vorbereitungsgebet, eine Übung zur Stille, die<br />

Impulse für jeden Tag, die Rückschau auf die Gebetszeit und der<br />

bewusste Abschluss.<br />

Der bewusste Anfang<br />

… will für die Gegenwart Gottes öffnen. Dazu gehört es, mich zu dem für<br />

die Exerzitien ausgesuchten Platz zu begeben. Das Anzünden einer<br />

Kerze, das Hören einer ruhigen Musik, ein bewusstes Kreuzzeichen, eine<br />

andere Körpergeste wie Verneigung oder Aufrechtstehen vor Gott<br />

wollen ausrichten auf die Gegenwart Gottes.<br />

Das Vorbereitungsgebet<br />

… will konzentrieren auf diese Gegenwart Gottes. Es kann hilfreich sein,<br />

für die ganze Zeit der Exerzitien bei einem Vorbereitungsgebet zu<br />

bleiben, um sich bewusst vor Gott einzufinden. Das Vorbereitungsgebet<br />

kann sich aber während der Exerzitien auch ändern, evtl. tritt ein selbst<br />

formuliertes Gebet an die Stelle des zunächst gefundenen Textes.<br />

Schweigen möchte ich Herr, und auf dich warten. Schweigen<br />

möchte ich, Herr, und unter den vielen Worten dein Wort hören.<br />

Schweigen möchte ich und erkennen, dass du für mich ein Wort<br />

hast.<br />

Gott, öffne Lippen und Mund,<br />

öffne Ohren und Nase, öffne Herz, Verstand und Hände,<br />

um zu erahnen, um zu erspüren,<br />

um zu begreifen, vielleicht schon jetzt.<br />

4


Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.<br />

Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.<br />

Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.<br />

Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte.<br />

Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.<br />

Du wartest auf mich, bis ich geöffnet bin für Dich.<br />

Ich warte auf Dein Wort, das mich aufschliesst.<br />

Stimme mich ab auf Deine Stimme, auf Deine Stille.<br />

Deinen Sohn sprich mir zu, Jesus, das Wort Deines Friedens.<br />

Die Übung zur Stille<br />

… richtet Körper, Seele und Geist aus – auf die Übung hin. So bereitet sie<br />

vor auf den Inhalt der Übung. Deshalb ist es sinnvoll, sich Zeit zu lassen,<br />

um so gut wie möglich den Alltag hinter sich zu lassen und die<br />

Aufmerksamkeit auf die Übung des Tages, auf Gott hin auszurichten:<br />

• Ich wähle zunächst eine Haltung, die ich weder anstrengend finde,<br />

noch in der ich sofort wegdöse, sondern hellwach sein kann, also<br />

Sitzen, Liegen, Stehen oder auch entspanntes Gehen.<br />

• Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem. Der Atem geht<br />

ganz von selber, ich ändere ihn nicht bewusst, ich begleite ihn nur;<br />

wie er ausströmt und einströmt. Wenn sich meine Gedanken<br />

davon lösen und anderswohin wandern, hole ich sie behutsam<br />

zurück und gehe wieder mit dem Rhythmus des Atems.<br />

• Dann beginne ich, meinen Körper wahrzunehmen, ich suche im<br />

Rhythmus des Atems gleichsam meine Körperteile auf: meine<br />

Füsse, wie sie den Boden berühren, mein Gewicht auf der<br />

Sitzfläche, meine Schultern, meine Arme, nehme wahr, wo sie sich<br />

befinden, wie und wo sie aufliegen, meinen Hals, meinen Kopf. Ich<br />

nehme nur wahr, werde mir so meines ganzen Körpers bewusst,<br />

spüre körperliches Wohlgefühl, oder auch Stellen, wo ich<br />

verspannt bin oder wo es weh tut. Ich brauche nichts zu ändern,<br />

ich nehme mich nur wahr - in meinem Körper im Hier und Jetzt.<br />

Nichts verändern wollen, nur wahrnehmen!<br />

5


• Immer wieder werden sich meine Gedanken anderswo hin<br />

bewegen, Gefühle werden aufsteigen, Erinnerungen, was gestern<br />

war und Fantasien darüber, was gleich nachher sein wird. Wenn<br />

ich das merke, löse ich mich davon, gehe wieder zum Atem zurück<br />

und an die Stelle des Körpers, bei der ich zuletzt verweilt habe. 2<br />

Das ganze kann nur wenige Minuten oder sogar nur Augenblicke dauern.<br />

Ich verhelfe mir so zu dem Gefühl: Ich bin aus der Hetze, aus der<br />

Anspannung heraus, bin bei mir, habe mich gleichsam „in Besitz“<br />

genommen. Wenn ich ganz bei mir bin, hilft das nämlich, dann auch in<br />

der Bewegung auf Gott hin ganz anders „da“ zu sein. Wenn ich dagegen<br />

immer noch von allen möglichen Gedanken, Gefühlen und Impulsen, die<br />

nichts mit dem Hier und Jetzt und nichts mit Gott zu tun haben, besetzt<br />

bin, werde ich ihm auch nicht wirklich begegnen.<br />

Ich lese den Psalm 43:<br />

Schaffe mir Recht, Herr,<br />

streite Du meinen Streit vor dem unholden Volk!<br />

Vor den Männern des Trugs und der Falschheit errette mich!<br />

Denn Du bist der Gott meiner Zuflucht!<br />

Warum hast Du mich verstossen?<br />

Warum muss ich in Trauer einhergehn, von Feinden bedrängt?<br />

Sende Dein Licht und Deine Treue, dass sie mich leiten,<br />

mich bringen zu Deinem heiligen Berg, zu Deinen Wohnungen hin!<br />

Lass mich hintreten zu Deinem Altar, zum Gott meiner Freude,<br />

lass mich jubeln und auf der Leier Dich preisen, o Herr, mein Gott!<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Wenn die <strong>Psalmen</strong> Tag für Tag daherkommen mit ihren<br />

unterschiedlichen Impulsen, wenn die drei Wochen je unter einem<br />

Schwerpunkt stehen – Fragen, Klagen und eben das Loben – so lenke ich<br />

zunächst mit dem Psalm 43 mein Augenmerk darauf, wie nahe<br />

2 Vgl. H. Jellouschek, Achtsamkeit in der Partnerschaft, 21.<br />

6


eieinander diese drei Handlungen liegen. Alle drei tauchen gleichsam in<br />

diesem Psalm auf. Wer ist Gott, wer der Mensch? Gott ist hier der Gott<br />

meiner Zuflucht, der mir zuweilen weit weg erscheint und der doch in<br />

meiner Nähe anwesend bleibt. Aus dieser Erfahrung heraus bin ich als<br />

Mensch derjenige, der zu seinem Altar hinzutreten will, ein jubelnder<br />

Mensch voller Freude, der mit einem Lied, einem Psalm seinen Herrn<br />

und Gott preisen möchte. Eindrücklich bricht in der Mitte von Psalm 43<br />

die Klage gegenüber Gott durch, denn es ist doch Gottes Sache für das<br />

Recht einzutreten, für den Menschen seiner Wahrheit. Wo dies nicht<br />

direkt vor meine Augen tritt, stellt sich die Frage, warum ich dies erleide,<br />

warum ich warten muss auf diesen Gott, der allein meine Rettung<br />

bringen kann und an den allein ich mein Herz hänge. Doch schliesslich<br />

überwiegt die Grundstimmung, dass ich allen Grund habe, diesem Gott<br />

mein Loblied anzustimmen, denn er erweist sich in der Tat als der Gott<br />

meiner Freude.<br />

Ich wende mich Gott / Jesus Christus zu.<br />

Die <strong>Psalmen</strong> sind dem älteren Ersten Testament entnommen, daher<br />

taucht Jesus Christus dort nicht direkt auf. Als Christen können wir<br />

manchen Hinweis auf ihn hier finden und deuten. An dieser Stelle mag<br />

ich mir sagen, dass Jesus diesen Psalm gebetet hat. Was mag ihm durch<br />

den Kopf gegangen sein in diesem Gebet? In einem Moment des<br />

Schweigens stelle ich mir vor, dieses Gebet mit Jesus zusammen zu<br />

sprechen.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Dies kann in ähnlicher Weise geschehen, wie ich anfangs das Gebet<br />

bewusst begonnen habe: Ich kann nochmals die Musik vom Beginn<br />

laufen lassen, kann mit einem Kreuzzeichen abschliessen, eine Kerze<br />

auspusten, die ich zuvor entzündet habe. Ich spreche bewusst das<br />

„Amen.“, um meinem Gebet jene Entschiedenheit zu geben, dass es so<br />

sein soll und dass es so gut ist.<br />

7


Erste Woche: Fragen<br />

8


Erste Woche, erster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 8:<br />

Warum bist Du noch nicht an uns Menschen verzweifelt? Was fasziniert<br />

Dich trotz der jahrhundertelangen Unheilsgeschichte an uns?<br />

Ich zweifle manchmal an der gewalterfüllten Geschichte, die Menschen<br />

einander zufügen.<br />

Doch mit Dir frage ich mit letzter Kraft: Was ist der Mensch, dass Du an<br />

ihn denkst, des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst?<br />

Deine Antwort scheint auszubleiben<br />

Oder bist Du es, der in jeder Friedensinitiative<br />

Deine leidenschaftliche Liebe im Menschen erneuert?<br />

Bist Du es, der angsterfüllte Blicke in strahlende offene Augen<br />

verwandeln kann?<br />

Durchbrich meine Zweifel!<br />

Lass mich Dich in allen Begegnungen erahnen!<br />

(PS)<br />

Ich betrachte.<br />

Was bin ich als Mensch vor Gott? Gott hätte so viel Grund zum<br />

Verzweifeln am Menschen. Wenn ich nach dem Menschen frage, dann<br />

frage ich nach Gott. Frage ich nach Gott, dann frage ich, was Gott für<br />

mich als Mensch sein und werden kann. Er schaut mich an mit offenem<br />

Blick, um mir die Augen zu öffnen.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute denke ich, ich wäre Gott und schaue mir einen ganz bestimmten<br />

Menschen an, so wie Gott ihn sich anschaut!<br />

9


Erste Woche, zweiter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 100:<br />

Seid fröhlich, Ihr Menschen, über Euren Gott!<br />

Dient Eurem Gott mit singenden Herzen!<br />

Kommt in sein Heiligtum und jubelt ihm zu!<br />

Lasst Euch sagen: Gott allein ist Euer Herr!<br />

Er hat uns gemacht, sein Eigentum sind wir, sein Volk, seine Schafe,<br />

deren Leben ihm kostbar.<br />

Ziehet durch seine Tore mit Dankbarkeit<br />

In seinen Vorhof mit Liedern, die ihn ehren.<br />

Dankt ihm, redet von ihm, erzählt, was er getan hat, und preist ihn,<br />

Euren Gott.<br />

Denn der Herr ist gütig, ewig währt seine Freundlichkeit, und von<br />

Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.<br />

(JZ)<br />

Ich betrachte.<br />

Was will Gott von mir Mensch? Dass wir uns versammeln in seinem<br />

Heiligtum, in seinem Tempel, im Kreis seiner Kirche. Manchmal komme<br />

ich kurz vor Beginn des Gottesdienstes in die Kirche, froh darüber, dass<br />

die Glocke zum Einzug noch nicht geschlagen hat. Die Menschen in den<br />

Bänken rings um mich herum zu sehen, freut mich. Wir sind gemeinsam<br />

hier, um ihm zu danken, zu jubeln, ihn zu ehren. Dazu sind wir im<br />

Gottesdienst daher gekommen. Das eint uns, das ist hier und jetzt<br />

unsere Aufgabe. Er ist der Hirte, wir die Schafe. Er ist der Herr, wir sind<br />

sein Eigentum. Er ist wahrlich und allein Gott, wir alle aber sind Mensch.<br />

Er begegnet uns als Gemeinde in seiner Güte und Freundlichkeit, und wir<br />

ermutigen uns darüber in Freude auszubrechen.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

10


Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute singe ich ein Lied allein für diesen Gott!<br />

11


Erste Woche, dritter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 15:<br />

Jahwe! Wer ist zu Gast in Deinem Zelt,<br />

wer wohnt auf Deinem heiligen Berg?<br />

Wer ungeteilt des Weges geht, ins Werk das Rechte setzt,<br />

wahr aus seinem Herzen redet.<br />

Den Lauf nicht seiner Zunge lässt, nichts Böses seinem Freunde tut,<br />

nicht Schmach auf seinen Nachbarn lädt;<br />

Wer für verächtlich den Verworfenen achtet,<br />

die Jahwe Fürchtenden ehrt;<br />

Wer dem Bösen sich abschwört, nicht Erbitterndes tut;<br />

Wer sein Geld nicht auf Zinsen darleiht,<br />

nicht Bestechungen gegen Schuldlose annimmt:<br />

Wer dieses tut, wird nie wanken - in Weltzeit nicht.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Jahwe ist der anwesende, daseiende Gott. Er verspricht den Seinen seine<br />

bleibende Gegenwart. Darum halte ich Ausschau nach jenen Momenten,<br />

wo ich seine Anwesenheit im Glauben erspüre. Um dieses Gespür<br />

heranzubilden, braucht es meine innere Abkehr vom Übel. Ich widersage<br />

gegen das Böse in Welt wie im eigenen Herzen. Widersagen ist<br />

Gegenreden. Ich rede und bekenne mich gegen die Übel in mir und in<br />

meiner Umwelt. Als gläubiger Mensch stehe ich mit beiden Beinen auf<br />

dem Boden dieser Wirklichkeit und nehme die Schwierigkeiten darin<br />

war. Ich nehme diese Übel ernst, verschliesse nicht die Augen, und<br />

darum richte ich meine Rede auch dagegen. Ich entschliesse mich,<br />

bekenne mich zum Guten, zu Gott. Dass muss konkret sein, dass ich mir<br />

nicht die Schlupflöcher baue.<br />

12


Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute sage ich kein böses Wort über irgendeinen Nachbarn!<br />

13


Erste Woche, vierter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 63:<br />

Gott, mein Gott bist Du - Dich suche ich!<br />

Meine Seele dürstet nach Dir, mein Leib schmachtet nach Dir wie dürres,<br />

lechzendes Land ohne Wasser.<br />

So schaue ich im Heiligtum nach Dir aus,<br />

um Deine Macht und Herrlichkeit zu erblicken.<br />

Denn Deine Huld ist besser als das Leben.<br />

Meine Lippen sollen Dich preisen.<br />

So will ich Dich rühmen mein Leben lang,<br />

in Deinem Namen meine Hände erheben.<br />

Wie an Fett und Mark sättige sich meine Seele!<br />

Mit jubelnden Lippen lobpreist mein Mund.<br />

Wie ich Deiner auf meinem Lager gedenke,<br />

in Nachtwachen über Dich nachsinne -<br />

fürwahr, Du bist mir zur Rettung geworden<br />

und unter dem Schatten Deiner Flügel juble ich!<br />

Meine Seele haftet an Dir,<br />

Deine Rechte hält mich.<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Eine Beziehung zu Gott zu haben heisst oft zugleich Gott zu suchen und<br />

Gott gefunden zu haben. Auf der einen Seite ist es die Sehnsucht, die<br />

Liebe, die Hingabe an ihn, die mein Herz drängt und die meinen Blick<br />

offen hält. Auf der anderen Seite ist es die Erinnerung an jene Momente<br />

oder Phasen in meinem Leben, wo ich Gottes Heil bereits erfahren<br />

habe. Was ich voller Dankbarkeit bereits in ihm gefunden habe, lässt<br />

mich hoffen, lässt mich an ihm festhalten.<br />

14


Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute denke ich nach, für welche Situation in meinem Leben ich Gott<br />

besonders danken möchte, und zugleich, für welche Situation ich ihn mit<br />

Verlangen am meisten herbeisehne!<br />

15


Erste Woche, fünfter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 115:<br />

Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre, um Deiner<br />

Huld und Treue willen!<br />

Warum sollen die Völker sagen: „Wo ist denn ihr Gott?“<br />

Unser Gott ist im Himmel, alles, was er will, vollbringt er.<br />

Ihre Götzen sind Silber und Gold, Machwerk von Menschenhänden:<br />

Sie haben einen Mund und können nicht reden,<br />

haben Augen und können nicht sehen,<br />

haben Ohren und können nicht hören,<br />

haben eine Nase und können nicht riechen,<br />

haben Hände und können nicht greifen,<br />

haben Füsse und können nicht gehen,<br />

auch geben sie keinen Laut aus ihrer Kehle.<br />

Ihnen werden gleich, die sie machten, alle, die ihnen vertrauen.<br />

Haus Israel, vertraue auf den Herrn! Er ist ihre Hilfe, ihr Schild.<br />

Haus Aarons, vertraue auf den Herrn! Er ist ihre Hilfe, ihr Schild.<br />

Die ihr den Herrn fürchtet, vertraut dem Herrn! Er ist ihre Hilfe, ihr<br />

Schild.<br />

Der Herr hat unser gedacht, er wird segnen!<br />

Er segne das Haus Israel! Er segne das Haus Aarons!<br />

Er segne, die den Herrn fürchten, die Kleinen und die Grossen!<br />

Der Herr wolle Euch mehren, Euch und Eure Kinder!<br />

Gesegnet seid Ihr vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Gott ist ein bestimmter Gott. Er findet sich nicht in Horoskopen, in<br />

Pendeln und Karten. Er ist kein Götze fremder Völker in alter Zeit, und<br />

auch kein esoterisches Gespenst. Er ist weit darüber, und deshalb singt<br />

16


der Psalm von ihm als dem Gott der Himmel, der kein Menschenwerk<br />

ist, ein Gott, der ohne Ohren hört, ohne Augen sieht, ohne Hände<br />

ergreift und ohne Füsse mir entgegenkommt. Wir besingen einen<br />

handelnden Gott, der Hilfe sein will und sich vielfach als Hilfe erwiesen<br />

hat. Das gibt mir festen Grund für mein Vertrauen, das ich in ihn setze.<br />

So wird dieser höhere Gott der Himmel auch zum Vorsteher des Hauses<br />

Israel, zum Vater seiner Kinder.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute segne ich mich selbst in seinem Namen und sage mir, dass dieser<br />

Gott von Himmel und Erde mir Hilfe sein will!<br />

17


Erste Woche, sechster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 23:<br />

Mein Hirt ist der Herr!<br />

Mir mangelt nichts: Er lagert mich in grasigen Auen.<br />

Er führt mich an ruhsame Wasser. Er holt das Leben mir zurück.<br />

Er leitet mich in rechten Bahnen - Um seines Namens willen.<br />

Auch wenn ich geh im dunklen Tal - Ich fürchte Böses nicht.<br />

Denn: Du bist bei mir. Deine Keule und Dein Stock, die mutigen mich.<br />

Du rüstest den Tisch vor mir zu, meinen Drängern gegenüber.<br />

Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher überquillt.<br />

Nur Gutes und Huld mich verfolgen all meines Lebens Tage.<br />

Und ich wohne im Haus Jahwes, solange die Tage währen.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Gleich dreifach sagt mir der Psalm, wer Gott für mich sein will: er will<br />

Hirte sein, der mir zum guten Leben helfen will, mich nährt und führt, er<br />

will Wegbegleiter sein und mich auf den schwierigen Passagen meines<br />

Lebens begleiten, und schliesslich lädt er mich ein als Gastgeber zum<br />

Mahl, bei dem er mich bedient als Tischdiener. Wenn ich in Jesus diesen<br />

göttlichen Herrn erkenne, dann mag ich erfassen, wie sehr er der gute<br />

Hirte ist, der mit mir die Kreuzwege geht und mich einlädt zum Mahl.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute setzte ich mich für einen Moment an einen leeren Tisch und stelle<br />

mir drei Geschenke vor, die Gott mir in meinem Leben hingestellt hat.<br />

18


Erste Woche, siebter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 27:<br />

Jahwe, mein Licht und mein Heil! Vor wem mich fürchten?<br />

Jahwe, Trutzburg meines Lebens!<br />

Nahen Böswillige mir, um zu fressen mein Fleisch,<br />

meine Bedränger und Feinde, da stürzen und fallen sie schon!<br />

Umlagert ein Heerlager mich, fürchtet mein Herz sich nicht,<br />

stellt eine Kriegsschar sich gegen mich auf, auch dann bin ich getrost.<br />

Eines hab ich gewünscht von Jahwe, das ist’s, was ich ersehne:<br />

Weilen dürfen im Hause Jahwes alle Tage meines Lebens.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Wenn Gott eine Burg ist, dann gibt er mir Mensch einen Raum, in dem<br />

ich keine Angst mehr haben muss. Zuversicht und ein ruhiges Herz<br />

werden geschenkt, auch und erst recht in den Zeiten der Bedrängnis und<br />

der Bewährung. Das Leid, die Feindlichkeit, die Trostlosigkeit bleiben<br />

draussen vor den Toren. Bosheit und Übel, die ich in meiner Umwelt<br />

auch sehe, erreichen nicht mein Herz. Ich frage mich, was mich denn<br />

bedrängt, bedrängen könnte - und bleibe dabei innerlich ruhig und<br />

gelassen.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute schaue ich auf die vergangene Woche zurück und wähle für mich<br />

zwei Worte, ein Wort, das für mich Gott beschreibt, und ein Wort, das<br />

für mich auf den Punkt bringt, wer ich für diesen Gott bin.<br />

19


Zweite Woche: Klagen<br />

20


Zweite Woche, erster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 42:<br />

Wie der Hirsch lechzt über wasserlosen Bachläufen,<br />

so lechzt meine Seele, Gott, nach Dir.<br />

Meine Seele dürstet nach dem Herrn, nach dem Gott des Lebens.<br />

Wann darf ich kommen, darf mich sehen lassen vor Gottes Antlitz?<br />

Tränen sind meine Nahrung geworden bei Tag und Nacht,<br />

während man täglich mir sagt: Wo ist nun Dein Gott?<br />

Daran denke ich und schütte aus meine Seele in mir:<br />

Wie ich einst einzog ins Herrlichkeitszelt, im Haus des Herrn,<br />

mit lautem Jubel und Dank in festlich, wogender Menge.<br />

Was bist Du so gebeugt, meine Seele, und seufzest in mir?<br />

Harre auf den Herrn!<br />

Ja, ihm werde ich dereinst noch danken, der Hilfe Deines Antlitzes,<br />

meinem Gott.<br />

Tags spähe spähe ich aus nach dem Herrn und nachts nach seiner Huld.<br />

Ich singe bei mir ein Gebet zum Gott meines Lebens.<br />

Ich spreche zu Gott, meinem Fels: Warum hast Du mich vergessen?<br />

Warum muss ich in Trauer einhergehn, von Feinden bedrängt?<br />

Was bist Du so gebeugt, meine Seele, und seufzest in mir?<br />

Harre auf den Herrn!<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Zu verständlich sind die Fragen, wann Gott kommt, wo er bleibt, warum<br />

ich dies erdulde. Ein innerer Dialog entspinnt sich, ich führe ein<br />

seelisches Zwiegespräch mit mir selbst. Darin ermahne ich mich zu<br />

warten und zu harren. Ich blicke in die Vergangenheit zurück und stärke<br />

mich mit den Erinnerungen, mit meinen guten Erfahrungen. Ich blicke<br />

voraus in die Zukunft, weil ich grosse Erwartungen an Gott hege. Denn in<br />

21


der Gegenwart vermag ich den Gott des Lebens zuweilen in meinem<br />

Leben hier und jetzt nicht spüren.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Wenn ich heute klage: Was könnte Gott in meinem Leben vergessen<br />

haben? Heute bringe ich gerade das als Klage vor ihn in meinem Gebet!<br />

22


Zweite Woche, zweiter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 10:<br />

Warum Jahwe stellst Du Dich fern,<br />

wendest Dich ab in bedrängender Zeit?<br />

Frevlers Hochmut brennt auf Bedrückung,<br />

umhechelt die Ränge, die er ausgeheckt hat.<br />

Denn hochlobt der Frevler sein Gelüst,<br />

das Knie beugt der Ausbeuter vor seiner Gier,<br />

der Frevler verachtet Jahwe.<br />

Denn hoch hebt er seine Nase, fragt ihm nicht nach: Gott ist nicht da!<br />

Zu Ende führt er seine Pläne, stärkt seine Macht für alle Zeit.<br />

Hoch oben sind Deine Gerichte, ihm fern,<br />

mit all seinem Wesen pfeift er auf sie.<br />

Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Busch,<br />

er lauert, den Armen zu fangen,<br />

er fängt den Armen in seinem Gebüsch.<br />

Steh auf, Jahwe, o Gott, erhebe Deine Hand, vergiss nicht die Armen!<br />

Zerbrich den Arm des Frevlers, seiner Bosheit forsche nach<br />

- gewiss wirst Du sie finden!<br />

Der Armen Begehren höre, Jahwe,<br />

das Herz richte hin, dein Ohr lausche her!<br />

Wenn Du Recht schaffst den Waisen und dem Niedergeschlagenen,<br />

wird der Wüstling nicht länger Menschen aus dem Lande schrecken.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Mein Gott schweigt, und um so lauter ist das Gerede derer, die ihn nicht<br />

kennen. Aber wer sind schon diese Frevler? Es sind Menschen, die Gott<br />

als das Gute und die Güte nicht kennen, und ihn ersetzen durch<br />

Hochmut und Selbstgerechtigkeit. Aber für die Opfer und die Leidenden<br />

23


erhebe ich meine Klage gegen diesen schweigenden Gott, dass er sich<br />

seiner Aufgaben erinnere.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute stelle ich mir einen „Frevler“ vor, und dann bete ich für seine<br />

Opfer, die unter seiner Bosheit leiden, und dann bete ich für seine Seele!<br />

24


Zweite Woche, dritter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 130:<br />

Aus der Tiefe rufe ich Dich, Herr! Höre doch meine Stimme,<br />

lass Deine Ohren aufmerken auf mein lautes Flehen!<br />

Wenn Du Fehlverhalten anrechnest, Herr, wer könnte bestehen?<br />

Doch bei Dir ist Vergebung, damit man Dich fürchte.<br />

Ich hoffe, Herr, meine Seele hofft, ich warte auf Dein Wort!<br />

Meine Seele harrt auf den Herrn,<br />

mehr als der Wächter auf den Morgen,<br />

mehr als der Wächter auf den Morgen!<br />

Harre, Israel, auf den Herrn,<br />

denn nur beim Herrn ist die Huld und viel Erlösung in ihm!<br />

Ja, er wird Israel erlösen aus allen seinen Fehltaten!<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Harren und warten … Wie oft warte ich auf Gott? Langsam im Laufe der<br />

Zeit füllt sich mein Warten mit der Klage über mein Leid. Wartezeit füllt<br />

sich mit Hoffnung über ausstehende Erlösung. Und je mehr die Zeit<br />

verrinnt, werfe ich auch den Blick auf die eigenen Fehler und stelle mich<br />

zunehmend selbst in Frage.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute warte ich auf Gott wie auf den Bus an der Haltestelle: Ich stelle<br />

mich einfach für fünf Minuten irgendwohin und harre!<br />

25


Zweite Woche, vierter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 26:<br />

Schaffe mir Recht, Jahwe!<br />

Bin ich doch arglos gewandelt, hab auf Jahwe vertraut - ich wanke nicht.<br />

Prüfe, erprobe mich, Jahwe, ergründe mir Nieren und Herz:<br />

Ja, Deine Huld mir stand vor Augen - so bin ich gewandelt in Treue zu<br />

Dir.<br />

Ich sass nicht bei Götzenwahn treibenden Männern, den Verblendeten<br />

trat ich nicht bei.<br />

Ich hasste der Bösen Genossenschaft, bei Frevlern sitze ich nicht.<br />

Ich wusch meine Hände in Lauterkeit, um Deinen Altar zu umschreiten,<br />

Jahwe,<br />

um das Lob anzustimmen reinen Sinnes und zu erzählen all Deine<br />

Wunder.<br />

Jahwe, ich liebe die Heimat in Deinem Haus, die Wohnstatt Deiner<br />

Herrlichkeit.<br />

Raff nicht mit Sündern mein Leben dahin, mit Bildgötzendienern mein<br />

Leben!<br />

In ihrer linken Hand ist Unzucht, Schandlohn in ihrer Rechten.<br />

Ich aber, in meiner Bewährtheit ging ich den Weg.<br />

Löse mich aus und tu mir Gnade!<br />

Feststeht mein Fuss auf ebenem Plan, in den Versammlungen preise ich<br />

Jahwe.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Wie kann ich fest stehen und nicht wanken? In unseren Tagen redet man<br />

gerne von Resilienz, die Fähigkeit, ruhig sitzen zu bleiben, auch wenn das<br />

Schicksal mich bedrängt. Den einen Menschen gelingt es besser als den<br />

anderen Menschen. Darum drängt sich mir die Frage auf, wie ich diese<br />

26


Fähigkeit lernen und verbessern kann. Ich stehe fest und wanke nicht,<br />

wenn ich doch Gottes Wege gehe, wenn ich ihm treu bin. Denn letztlich<br />

wird Gott doch nicht anders können, als mir wieder Gerechtigkeit und<br />

Barmherzigkeit zukommen zu lassen.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute denke ich an einen Menschen, der eine grosse Not durchlitten<br />

hat, und der sich davon nicht unterkriegen liess.<br />

27


Zweite Woche, fünfter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 137:<br />

An den Strömen von Babel, da sassen wir und weinten, wenn wir an Zion<br />

dachten.<br />

Wir hängten unsere Harfen an die Weiden in jenem Land.<br />

Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, unsere Peiniger<br />

forderten Jubel: „Singt uns Lieder vom Zion!“<br />

Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, fern, auf fremder Erde?<br />

Wenn ich Dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand<br />

verdorren.<br />

Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich an Dich nicht mehr<br />

denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.<br />

(EÜ)<br />

Ich betrachte.<br />

Babel ist der Ort der Verbannung und des Exils. Zion ist der Ort des<br />

Tempels und der Verehrung Gottes in Jerusalem. Manchmal ist mir nicht<br />

nach Singen und Lachen zumute. Gloria und Halleluja kann ich dann<br />

lassen. Aber um wieder Freude im Herzen zu tragen, muss ich den Ort<br />

nicht aufsuchen. Ich trage Zions Tempel doch im Herzen. Trost finde ich<br />

in der Erinnerung, aber nicht nur an Vergangenes, sondern die<br />

Erinnerung an all das Gute und Schöne, das gerade am anderen Ort ist,<br />

aber doch existiert. Wenn ich auch am Ort meiner Traurigkeit stehe,<br />

dann denke ich doch an den Ort meiner Freude, der nicht hier aber doch<br />

auch jetzt ist.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

28


Gelegentlich gibt es Wünsche und Sehnsüchte, die nicht erfüllt werden<br />

können. Das stimmt mich dann traurig. Heute drücke ich diese<br />

Traurigkeit aus durch Tränen, durch das Halten einer Hand, durch das<br />

Ausschalten der Musik, durch Abhocken und Sitzenbleiben!<br />

29


Zweite Woche, sechster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 57:<br />

Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn ich flüchte mich zu Dir.<br />

Im Schatten Deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht.<br />

Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu Gott, der mir beisteht.<br />

Er sendet mir Hilfe vom Himmel; meine Feinde schmähen mich.<br />

Gott sende seine Huld und Treue.<br />

Ich muss mich mitten unter Löwen lagern, die gierig auf Menschen sind.<br />

Ihre Zähne sind Spiesse und Pfeile, ein scharfes Schwert ihre Zunge.<br />

Sie haben meinen Schritten ein Netz gelegt und meine Seele gebeugt.<br />

Sie haben mir eine Grube gegraben; doch fielen sie selbst hinein.<br />

Erheb Dich über die Himmel, o Gott!<br />

Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.<br />

Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit, ich will dir singen und<br />

spielen.<br />

Wach auf, meine Seele! Wacht auf, Harfe und Saitenspiel!<br />

Ich will das Morgenrot wecken.<br />

Ich will Dich vor den Völkern preisen, Herr, Dir vor den Nationen<br />

lobsingen.<br />

Denn Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, Deine Treue, so weit die<br />

Wolken ziehn.<br />

Erheb Dich über die Himmel, o Gott; Deine Herrlichkeit erscheine über<br />

der ganzen Erde!<br />

(EÜ)<br />

Ich betrachte.<br />

Gott ist doch da, mitten in meinem Leid. Er schweigt mitten in mein<br />

Klagen hinein. Er mag schweigen, aber er bleibt doch! Und dieser Gott<br />

der Himmel und der ganzen Erde stimmt mich ein auf die Zeit, wenn das<br />

Elend wieder abklingt und die Not schwindet. Wie wecke ich das<br />

30


Morgenrot? Indem ich mich wende in Richtung Tunnelausgang. Ich<br />

bereite mein Herz vor. Ich wecke meine Seele. Ich führe Selbstgespräche<br />

und lasse meine Hoffnung zu meiner Traurigkeit sagen: Schon bald wird<br />

alles wieder gut! Ich klage noch, aber bald schon habe ich keinen Grund<br />

mehr dazu.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Ich stelle mir eine schwierige Situation vor, die ich durchlebe, ein<br />

Problem, das sich nicht löst, ein Streit, der keinen Ausweg kennt - und<br />

dann stelle ich mir, die über diesen Dunkelheiten langsam die Sonne<br />

langsam aufgeht. Heute bereite ich so mein Herz vor!<br />

31


Zweite Woche, siebter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 30:<br />

Ich will Dir danken, JHWH, denn Du zogst mich empor<br />

und liessest nicht frohlocken meine Feinde über mich.<br />

JHWH - mein Gott!<br />

Ich schrie zu Dir und Du heiltest mich.<br />

JHWH, Du führtest mich herauf aus der Scheol,<br />

Du riefst mich ins Leben zurück aus jenen, die in die Grube steigen.<br />

Singt JHWH, Ihr seine Getreuen,<br />

und dankt seinem heiligen Namen,<br />

denn ein Augenblick - in seinem Zorn, ein Leben lang - in seiner Huld,<br />

am Abend - Weinen, und am Morgen - Jubel!<br />

Ich aber - in meiner Sicherheit sagte ich:<br />

„Nicht werde ich wanken in Ewigkeit!“<br />

JHWH - in deiner Huld hattest du mich auf schützende Berge gestellt,<br />

dann verbargst Du Dein Angesicht, da wurde ich verstört.<br />

Zu Dir, JHWH, rief ich und zu Dir, meinem Gott, flehte ich um Gnade:<br />

„Was für ein Gewinn ist an meinem Blut<br />

und wenn ich hinabsteige in das Grab?<br />

Kann denn Staub Dir danken?“<br />

Da wandeltest Du meine Totenklage für mich in festlichen Tanz,<br />

Du löstest meinen Trauer-Sack und umgürtetest mich mit Freude,<br />

damit Dir singt mein Herz und es nicht mehr stumm bleibt.<br />

(EZ)<br />

Ich betrachte.<br />

Gott bleibt mir ein unaussprechlicher, unbegreiflicher Gott. Als JHWH<br />

kann ich ihn nicht aussprechen, höchstens lesen, und kann nicht sagen,<br />

ob ich mit „Jahwe“ die Vokale richtig artikuliere. Aber so wenig ich von<br />

diesem Gott auch erfasse, er ist ein Gott des Lebens. Scheol meint das<br />

32


Schattenreich und die Unterwelt der Verstorbenen, der hinterbliebenen<br />

Seelen. Das ist nicht der Ort, der mir bestimmt ist. Denn der Gott des<br />

Lebens wählt das Leben in diesem meinem Leben. Ich mag in meiner<br />

Trauer, in meinem Leid einsinken. Schier mag ich da nicht mehr<br />

herauskommen. Doch ich erinnere Gott daran, was für ein Gott er hat<br />

sein wollen: ein Gott voller Huld, der mein Leben wählt. Darum kann<br />

mein Niedergang kein Untergang sein.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute horche ich auf meinen Herzschlag und sage mir: „Das ist das<br />

Leben, das Gott will!“<br />

Ich blicke auf diese Woche des Klagens zurück.<br />

33


Dritte Woche: Loben<br />

34


Dritte Woche, erster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 40:<br />

Ich hoffte auf den Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein<br />

Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus Schmutz und<br />

Schlamm, er stellte meine Füsse auf Felsgrund und machte fest meine<br />

Schritte. Er legte ein neues Lied in meinen Mund, einen Lobgesang auf<br />

unseren Gott.<br />

Da werden viele Gottes Grösse erkennen und ihm vertrauen.<br />

Glücklich der Mann, der sein Vertrauen auf den Herrn setzt und sich<br />

nicht auf die Gewalttätigen stütze und nicht auf die in Lüge Verstrickten.<br />

Herr, mein Gott, gross sind Deine Wunder und Deine Gedanken über<br />

uns. Nichts ist Dir gleich!<br />

Wollte ich sie verkündigen, von Dir reden, ich fände weder Anfang noch<br />

Ende. Opfer und fromme Gesten gefallen Dir nicht, aber die Ohren hast<br />

Du mir aufgetan.<br />

Ich sprach: Ja, ich will kommen. Im Gesetz steht, was ich tun soll.<br />

Deinen Willen, o Gott, habe ich lieb, und Deine Weisung trage ich im<br />

Herzen. Ich verkündige Deine Gerechtigkeit in der Versammlung.<br />

(JZ)<br />

Ich betrachte.<br />

Endlich, nach langer Zeit, nach Warten und Harren, nach der Zeit<br />

äusserer Anfechtungen und innerer Zweifel betritt Gott wieder den<br />

Raum meiner Erfahrung. Ich bin einen langen Weg gegangen, der nicht<br />

einfach war, und um Gottes Willen habe ich die Erfahrung gemacht, dass<br />

sein Weg sich lohnt. Eine Träne mag noch im Augenwinkel sein, aber das<br />

Gesicht kann wieder lachen.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

35


Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute singe ich laut ein fröhliches Lied und freue mich über jedes<br />

verdutzte Gesicht, das dies nicht von mir erwartet hat!<br />

36


Dritte Woche, zweiter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 112:<br />

Halleluja!<br />

Glücklich der Mann, der den Herrn fürchtet, an seinen Geboten grosse<br />

Lust hat!<br />

Sein Name wird eine Autorität im Lande,<br />

das Geschlecht der Rechtschaffenen wird gesegnet.<br />

Wohlstand und Überfluss sind in seinem Hause,<br />

und seine Gerechtigkeit hat für immer Bestand.<br />

In der Finsternis erstrahlt dem Rechtschaffenen ein Licht,<br />

mild und barmherzig ist der Wahrhaftige.<br />

Gut steht’s um den Mann, der schenkt und leiht<br />

Und seine Geschäfte nach dem Recht tätigt.<br />

Fürwahr, er wird niemals wanken.<br />

Ein bleibendes Gedenken wird dem Bewährten zuteil.<br />

Vor bösem Gerücht fürchtet er sich nicht,<br />

fest ist sein Herz und vertraut dem Herrn,<br />

getrost ist sein Herz, er fürchtet sich nicht,<br />

bis dass er niederschaut auf seine Bedränger.<br />

Er streut aus und gibt den Armen,<br />

und seine Gerechtigkeit hat für immer Bestand.<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Wie viele Ausrufungszeichen die <strong>Psalmen</strong> setzen, wenn der eine<br />

„Halleluja! Gott sei gepriesen!“ ruft und der andere laut vom Glück singt.<br />

Ein solches Lob Gottes kommt nicht von ungefähr. Dieses Lob Gottes hat<br />

sich vorbereitet durch Rechtschaffenheit und Recht, durch Gerechtigkeit<br />

und Grosszügigkeit, durch Milde und Mitgefühl, durch Festigkeit und<br />

Vertrauen. Soviel Gewissheit gründet sowohl in der Hoffnung wie auch<br />

37


in der Erfahrung, dass diese Rechtschaffenheit sich letztlich immer<br />

durchsetzen wird, auch wenn der Weg dahin weit wird.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute spende ich einem Armen und sage mir, dass es gerecht so ist!<br />

38


Dritte Woche, dritter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 19:<br />

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, das Werk seiner Hände<br />

kündet die Wölbe;<br />

Tag dem Tage Wort zusprudelt, Nacht der Nacht Erkenntnis raunt.<br />

Ohne Red‘ und ohne Worte, unhörbar ist ihr Gelaut.<br />

In alles Land fährt aus ihr Schall, ans End‘ des Erdrunds ihr Sagen.<br />

Der Sonne hat er aufgestellt ein Zelt in ihm - wie ein Bräutigam fährt sie<br />

aus ihrer Kammer, jauchzt wie ein Held im Laufen der Bahn:<br />

Vom End‘ der Himmel fährt sie aus und ihre Kehr an deren Säumen. Und<br />

nichts sich birgt vor ihrer Glut.<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Mein Lob stimmt ein in das Lob, das die Schöpfung immerzu dem<br />

Schöpfer singt. Himmel und Erde, Nacht und Tag, Wolken und Sonne,<br />

alles ist durchwaltet von seinem göttlichen Atem und drängt lichtvoll<br />

und fröhlich umher. Mein Lob ist wie der Frühling, dessen Teil auch ich<br />

bin.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute schaue ich im Laufe des Tages immer wieder auf die Berge<br />

ringsum, auf die Boten des Frühlings im Garten, auf den blauen Himmel<br />

über uns und - hoffentlich - auf die auf- und abwandernde Sonne. Und<br />

immer wieder sage ich mir im Anblick dieser Schönheit: „Gott ist toll!“<br />

39


Dritte Woche, vierter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 97:<br />

Der Herr ist König! Es juble die Erde!<br />

Freuen sollen sich die vielen Küsten!<br />

Wolken und Wetterdunkel sind rings um ihn her,<br />

Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones!<br />

Feuer geht vor seinem Antlitz her, lodert rings auf seine Feinde ein.<br />

Seine Blitze erleuchten die Welt, die Erde sieht’s und erbebt.<br />

Berge zerschmelzen wie Wachs vor seinem Antlitz,<br />

vor dem Herrn der ganzen Erde.<br />

Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit,<br />

alle Völker schauen seine Herrlichkeit.<br />

Da werden zuschanden alle Bildverehrer, die sich der Nichts-Götter<br />

rühmen - alle Götter warfen sich nieder vor ihm.<br />

Zion hört es und freut sich, die Töchter Judas frohlocken ob Deiner<br />

Rechtssprüche, Herr!<br />

Denn Du bist der Höchste über alle Welt, bist hoch erhöht über alle<br />

Götter!<br />

Der Herr liebt, die das Böse hassen, er behütet das Leben derer, die sich<br />

ihm anvertrauen, und rettet sie aus der Hand der Gottlosen.<br />

Licht strahlt auf dem Bewährten und Freude für die, die redlichen<br />

Herzens sind.<br />

Freut euch, ihr Bewährten, des Herrn<br />

Und preist seinen heiligen Namen!<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Für uns Christen gibt es den einen Herrn, den einen Gott, den einen<br />

Höchsten dieser Welt, den einen Richter, den einen König. Diese<br />

Göttlichkeit scheint mir in Jesus Christus auf, der König ist eines neuen<br />

40


Himmelreiches, das alle Erdenreiche in den Schatten stellt. Jesus<br />

Christus ist mir Richter, der Gottes Gerechtigkeit durchbrechen lässt und<br />

keinem Unrecht das letzte Worte mehr lässt. Er ist Licht, das diese Welt<br />

durchflutet und so unserem Menschsein, der Natur, der Erde, den<br />

Völkern, eine neue Schöpfungswirklichkeit aufsetzt.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute lese ich die Zeitung oder höre die Nachrichten und sage mir dazu,<br />

dass Gott der Höchste ist und diese Erde ihm zujubelt.<br />

41


Dritte Woche, fünfter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 67:<br />

Eines wünschen wir uns:<br />

Dass Gott freundlich ist und uns segnet.<br />

Dass er uns Licht gibt, das Licht seiner Liebe,<br />

damit wir auf unserer Erde wissen,<br />

welche Wege wir gehen sollen,<br />

und alle Völker das Ziel sehen,<br />

zu dem er führen will.<br />

Die Völker sollen Dir danken, Gott,<br />

danken sollen Dir alle Völker.<br />

Sie sollen sich freuen,<br />

dass Du Recht und Ordnung gabst<br />

und Deinen Willen behauptest unter den Menschen.<br />

Die Völker sollen Dich preisen, Gott.<br />

Preisen sollen Dich alle Völker,<br />

dass Du ihr Leben erhältst mit Frucht aus der Erde.<br />

Gott segne uns,<br />

dass auch aus unserem Herzen Frucht wächst: Glaube und Dank.<br />

Es segne uns Gott, und alle Welt ehre ihn.<br />

(JZ)<br />

Ich betrachte.<br />

Freude ist ein so zartes, inniges Gefühl im Herzen, und darum ist diese<br />

Freude allein zu wenig, um für die reichen Geschenke Gottes zu danken.<br />

Freude ist zuwenig, Jubel ist angemessen. Die Frömmigkeit liegt in der<br />

Ausgelassenheit, mit der ich meinen Dank und meine Fröhlichkeit<br />

herauslasse.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

42


Ich beende die Gebetszeit.<br />

Heute spreche ich ein Gebet des Jubels, und ich sage es laut und klar,<br />

mit einem Ausrufungszeichen nach jedem Satz!<br />

43


Dritte Woche, sechster Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 149:<br />

Halleluja!<br />

Singet dem Herrn ein neues Lied, sein Lob erschalle in der Gemeinde der<br />

Frommen!<br />

Israel freue sich seines Erschaffers, jubeln sollen Zions Söhne ob ihrem<br />

König!<br />

Preisen sollen sie seinen Namen im Reigentanz, mit Handpauken und<br />

Leier ihm spielen!<br />

Denn der Herr begnadet sein Volk, er krönt die Hilflosen mit Heil.<br />

Frohlocken sollen die Frommen im Ehrenglanz, sollen jubeln auf ihren<br />

Lagern,<br />

Lobpreisungen Gottes in ihrer Kehre, ein zweischneidiges Schwert in<br />

ihrer Hand,<br />

Ahndung zu vollziehen an die Völkern, Strafgerichte an den Nationen,<br />

deren Könige mit Fesseln zu binden, deren Vornehme mit Eisenketten,<br />

um so Gericht zu üben an ihnen, wie geschrieben steht.<br />

Ehre ist dies für all seine Frommen!<br />

Halleluja!<br />

(KM)<br />

Ich betrachte.<br />

Loben ist die Sache der Gemeinde der Frommen. Die Frommen sind wir,<br />

die wir uns im Gebet üben und Gott singen. Die Gemeinde der Frommen<br />

sind wir als Kirche, die wir uns zum Gottesdienst versammeln und zur<br />

Nächstenliebe organisieren. Wir als Gemeinde Gottes üben uns im Lob<br />

und Preis für unseren Gott. Unser Lob mag bis zum Horizont klingen,<br />

mag diesen Planeten umkreisen. Wir loben einen Gott, der das Heil<br />

dieser Welt will, der dem Unrecht entgegensteht und Gerechtigkeit<br />

einkehren lässt überall.<br />

44


Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Im Laufe des Tages horche ich auf die Kirchenglocken, denn sie sind uns<br />

Lob Gottes und Aufruf zum Gebet. Heute tanze ich einmal dazu, und<br />

wenn nicht im Reigen, dann doch für all die anderen, die dieses Lob<br />

Gottes hören!<br />

45


Dritte Woche, siebter Tag<br />

Ich bereite mich für die Gebetszeit.<br />

Ich lese den Psalm 150:<br />

Halleluja!<br />

Preist Gott in seinem Heiligtum,<br />

preist ihn am Gewölb seiner Macht!<br />

Preist ihn in seinen Gewalten,<br />

preist ihn in seiner Erhabenheit Fülle!<br />

Preist ihn mit dem Stoss der Posaune,<br />

preist ihn mit Harfe und Leier!<br />

Preist ihn mit Pauke und Tanz,<br />

preist ihn mit Saiten- und Flötenspiel!<br />

Preist ihn mit Zimbelschall,<br />

preist ihn mit Zimbelgeschmetter!<br />

Alles, was atmet, preise Jahwe!<br />

Halleluja!<br />

(FS)<br />

Ich betrachte.<br />

Höhepunkt des Psalters ist dieser zehnfache Lobpreis. Alles darf und<br />

kann einstimmen in das Lob Gottes. Alles, was preisen kann, nehme ich<br />

zur Hilfe und lasse es einstimmen in das grösste Lob.<br />

Ich wende mich Gott, Jesus Christus zu.<br />

Ich beende die Gebetszeit.<br />

Ich blicke auf die vergangene Woche zurück wie auf die gesamten drei<br />

Wochen der Exerzitien!<br />

46


Zum Schluss<br />

Ich nehme mir Zeit, um in Ruhe auf die Wegstrecke dieser Wochen<br />

zurückzuschauen. Hilfreich dazu kann sein:<br />

• Mich an meinen eigenen Weg zu erinnern<br />

• meine eigenen Notizen durchzusehen,<br />

• das Begleitbuch durchzublättern,<br />

• die gemeinsamen Abende in Erinnerung zu rufen.<br />

Es geht dabei nicht um Vollständigkeit, sondern einfach um das, was<br />

jetzt an Erfahrungen und Erinnerungen in mir aufsteigt; etwa so, wie<br />

man Urlaubsfotos anschaut und dabei nochmals Verschiedenes<br />

nachklingen kann.<br />

Welche Erwartungen hatte ich an diese Exerzitien im Alltag?<br />

Sind sie erfüllt worden?<br />

Was nehme ich als Geschenk dieser Wochen mit?<br />

Was kann sich in meinem Alltag entfalten?<br />

Was hat mir auf diesem Exerzitienweg gut getan?<br />

(zum Beispiel bestimmte Übungen, Gruppentreffen ...)<br />

Was war für mich hinderlich oder erschwerend?<br />

Gibt es nach all diesen <strong>Psalmen</strong> für mich einen Lieblingspsalm?<br />

Was ist für mich zukunftsweisend mit Blick auf meine eigene<br />

Gebetspraxis?<br />

47

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