Magazin 199311
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und der Sowjetunion . .. vermindert<br />
die (bis dahin insgesamt vorhandenen,<br />
d. V.) Kernwaffen um etwa 30<br />
Prozent und auferlegt den beiden<br />
Weltmächten darüber hinaus wesentliche<br />
Rüstungsbeschränkungen."<br />
Damit wird eine Abrüstung und<br />
Begrenzung jener Kampfmittel erreicht,<br />
mit denen sich die USA und die<br />
UdSSR gegenseitig abschrecken.<br />
Politisch bindende Erklärungen<br />
Außerhalb des eigentlichen Vertragstextes<br />
sind beiderseitige Erklärungen<br />
abgegeben worden:<br />
- über die Gesamtzahl (maximal 880)<br />
von dislozierten seegestützten nuklearen<br />
Marschflugkörpern (SLCM)<br />
mit einer Reichweite über 600 km,<br />
- über seegestützte nukleare<br />
Marschflugkörper mit einer Reichweite<br />
von über 300 km , worüber es<br />
einen jährlichen Informationsaustausch<br />
geben wird,<br />
- in einer einseitigen Erklärung akzeptiert<br />
die Sowjetunion die Festlegung<br />
auf maximal 500 Backfire<br />
Bomber (davon 200 für die Marine)<br />
mit nicht-interkontinentaler Reichweite.<br />
Dislozierungsverbote<br />
Der START I-Vertrag enthält weiter<br />
eine Reihe von Dislozierungsverboten<br />
, so z. B.<br />
- für neue schwere Interkontinentalraketen<br />
(sog. SS 18-Systeme),<br />
- für mobile schwere Interkontinentalraketen,<br />
- für neue Typen von Interkontinentalraketen<br />
und seegestützte Interkontinentalraketen<br />
mit mehr als<br />
zehn Gefechtsköpfen,<br />
- für Flugtests und Dislozierung solcher<br />
Raketen mit einer bestimmten<br />
Zahl von Mehrfachsprengköpfen,<br />
- für weitreichende luft gestützte<br />
Marschflugkörper mit Mehrfachsprengköpfen,<br />
- für ballistische Luft-Boden-Raketen,<br />
- für bestimmte Dislozierungsmöglichkeiten<br />
ballistischer Raketen<br />
z. B. Meeresboden.<br />
Verifikation<br />
Neben den Dislozierungsverboten<br />
enthält der START I-Vertrag eine Fülle<br />
dem INF-Vertrag nachempfundener<br />
Verifikationsmaßnahmen, die den<br />
Wert des Vertrags überhaupt ausmachen.<br />
Die Verifikationsmaßnamen haben<br />
kooperativen Charakter. Vorgesehen<br />
sind u. a. zwölf verschiedene<br />
Arten von "Vor Ort Inspektionen",<br />
Überprüfung der Zahl der Gefechtsköpfe<br />
jeder ballistischen Rakete der<br />
Gegenseite, Inspektion strategischer<br />
Bomber, der Produktionseinrichtungen,<br />
aber auch Verdachtsinspektionen<br />
sind zulässig. Hinzu kommen<br />
zahlreiche Maßnahmen zur Förderung<br />
von Vertrauen, Transparenz und<br />
Berechenbarkeit.<br />
Der Gehalt des START I-Vertrag<br />
Internationale Abrüstungsexperten<br />
werten den Vertrag als Meilenstein<br />
der seitherigen Abrüstungsverhandlungen.<br />
Zum ersten Mal werden<br />
die nuklearen Arsenale der Supermächte<br />
deutlich reduziert, wenngleich<br />
noch erhebliche nukleare Potentiale<br />
vorhanden bleiben. Allerdings<br />
erfüllt der Vertrag das Postulat<br />
des Gleichgewichts auf niedrigerem<br />
Niveau. Der Vertrag wird aber künftige<br />
Streitkräftekonfigurationen entscheidend<br />
beeinflussen.<br />
Er sichert eine Zweitschlagsfähigkeit<br />
und erhöht die strategische Stabilität<br />
durch<br />
- Reduzierung des Gesamtwurfgewichts<br />
der sowjetischen Raketen<br />
um 46 Prozent,<br />
- Abbau besonders destabilisierender<br />
Kategorien,<br />
- Erhöhung der .. Überlebensfähigkeit"<br />
der Vergeltungskräfte,<br />
- gewollte Umstrukturierung der Nuklearpotentiale<br />
z. B. durch die o. g.<br />
Zählregeln.<br />
Den europäischen Sicherheitsinteressen<br />
kommt die Erhöhung der<br />
strategischen Stabilität ebenso entgegen<br />
wie die Begrenzung des direkten<br />
nuklearen Einsatzpotentials der<br />
ehemaligen Sowjetunion gegenüber<br />
Europa.<br />
Aber wie gesagt, die Zählregeln erfassen<br />
nicht alle Nuklearwaffen, so<br />
daß in beiden Lagern noch "zu viele"<br />
Kernwaffen vorhanden sind.<br />
Die Entwicklung von START I nach<br />
der Auflösung der Sowjetunion als<br />
Folge des Putsches im August<br />
1991<br />
Nach der Auflösung der Sowjetunion<br />
haben am 23. Mai 1992 die<br />
USA und die vier Mitglieder der GUS<br />
Staaten, nämlich Rußland , Weißrußland,<br />
die Ukraine und Kasachstan,<br />
die über die ehemals sowjetischen<br />
strategischen Atomwaffen verfügen,<br />
eine Vereinbarung (START-I-Zusatzprotokoll)<br />
zur Realisierung des<br />
ursprünglichen START-I-Vertrages<br />
geschlossen. Danach müssen die<br />
vier GUS-Republiken in den nächsten<br />
sieben Jahren 39 Prozent der<br />
ehemals sowjetischen und die USA<br />
30 Prozent ihrer Bestände von strategischen<br />
Nuklearwaffen, die unter<br />
START I fallen, reduzieren. Am 2. Oktober<br />
1992 hat der amerikanische Senat<br />
mit 96 zu 6 Stimmen den START<br />
I-Vertrag ratifiziert, Rußland tat dies<br />
am 4. November 1992. Die vollständige<br />
Ratifizierung von START I im<br />
GUS-Bereich läßt noch auf sich warten,<br />
da die Ukraine damit weitergehende<br />
Unterstützungsforderungen<br />
an Rußland und auch an die USA verbindet<br />
und dadurch die noch einzige<br />
fehlende Ratifizierung von START I<br />
hinausschiebt.<br />
Bei seinem Ukraine-Besuch im<br />
Februar 1993 hat der deutsche<br />
Außenminister die Ratifizierung von<br />
START I angemahnt.<br />
START 11<br />
START 11 ist das Folgeabkommen<br />
des von Bush und Gorbatschow am<br />
31 . Juli 1991 unterzeichneten START<br />
1-Vertragswerkes .<br />
Ein halbes Jahr nach Unterzeichnung<br />
von START I kündigte US-Präsident<br />
Bush - trotz der inzwischen<br />
eingetretenen Auflösung der UdSSR<br />
und den damit verbundenen Erschwernissen<br />
bei der Realisierung<br />
von START I - eine weiterreichende<br />
Abrüstungsinitiative am 28. Januar<br />
1992 an. Der Präsident der russischen<br />
Föderation (Rußland), Jelzin,<br />
schließt sich dem einen Tag später<br />
an.<br />
Bei ihrem ersten offiziellen Gipfeltreffen<br />
am 16. und 17. Juni 1992 in<br />
Washington wurde faktisch die<br />
START-li-Vereinbarung .. aus der Taufe<br />
gehoben". START 11 wurde dann<br />
am 3. Januar 1993 von Präsident<br />
Bush und Präsident Jelzin unterzeichnet<br />
und zwar als Vertrag zwischen<br />
den USA und Rußland .<br />
Die START-II-Regelung allgemein<br />
START 11 muß so verstanden werden,<br />
daß alle die Bestimmungen von<br />
START I die durch neue START-li-Regelungen<br />
nicht ersetzt werden, weitergelten.<br />
Das gilt vor allem für diejenigen<br />
Bestimmungen, die sich auf die<br />
umfassenden Verifikationsverfahren<br />
und die vielfältigen Modernisierungsund<br />
Dislozierungsverbote beziehen.<br />
Diese drei Bereiche von START I geiten<br />
also uneingeschränkt weiter.<br />
START-II-Regelungen,<br />
die über START I hinausgehen<br />
START 11 sieht eine erhebliche Reduzierung<br />
im Bereich der stategischen<br />
Nuklearwaffen beider Seiten in<br />
zwei Phasen vor.<br />
In der ersten Phase (7 Jahre des<br />
START-I-Vertrages bis 1999) sollten<br />
die in START I jeder Seite insgesamt<br />
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