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Logbuch - Spitsbergen Travel

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Krankenhaus (1991), Nxringsbygget (Büro- und Verwaltungsgebäude, 1991 /<br />

93), die neue Svalbardbutikken (1991, Hauptladen, Alkoholladen), ein weiterer<br />

Kindergarten (1998) und 1997 durch den Umbau von "Lompen" in ein<br />

Einkaufszentrum zahlreiche weitere kleine Läden (Sportartikel, Souvenirs,<br />

Blumen, Schuhe, Frischwaren, Friseur, Bibliothek, Mode).<br />

1999 wurde der zentrale Platz, schon 1998 durch ein Bergarbeiterdenkmal<br />

verziert, mit einem aufwendigen Pflaster und einer breiten Treppenanlage<br />

versehen. Nach Süden hin entstanden weitere Läden (Strickwaren,<br />

Lederwaren, Sportartikel, Kiosk) und ein Restaurant (Svalbard Kro), nach<br />

Norden hin ein weiteres Restaurant (Nansen) nebst Pub - insgesamt ein<br />

Versorgungsstand, den sich 1989 kaum jemand erträumt hätte.<br />

Verloren geht dabei allerdings das Charakteristische und Normalisierung<br />

bedeutet in Longyearbyen zunehmend unreflektierte Anonymisierung,<br />

Austauschbarkeit mit beliebigen anderen modernen Orten des norwegischen<br />

Festlandes, statt Entwicklung von wirklich arktis-angepaßten Bau- und<br />

Ortsbildformen. Dieser Identitätsmangel kann durch romantische<br />

Beschwörungen und Vermarktung der vergangenen härteren Pionier-Zeit in<br />

Form von künstlich auf Bergwerk oder Trapperhütte getrimmten Restaurants<br />

oder gar Hotelzimmern kaum ausgeglichen, eventuell hingegen sogar noch<br />

deutlicher hervorgehoben werden.<br />

Durch die gerade eingeführte Lokaldemokratie hat die Bevölkerung erstmals<br />

die Möglichkeit, auf die Entwicklung und Gestaltung Longyearbyens direkter<br />

und effektiver Einfluß zu nehmen - es wird spannend, zu sehen, mit welchen<br />

Resultaten. Möglicherweise entspricht der sich ausbreitende Mangel an<br />

Eigenständigem und an das Leben in der Arktis Angepaßtem einem Bedürfnis<br />

vieler Einheimischer, die ja überwiegend nur für begrenzte Zeit in Spitzbergen<br />

leben.<br />

Mit zunehmender Normalisierung verschwinden nicht nur schrittweise die<br />

Besonderheiten des Lebens in Spitzbergen, sondern auch materielle Vorteile.<br />

Erheblich gestiegene Preise, die die Steuervorteile zunehmend auffressen -<br />

bei allerdings gleichzeitig enorm verbesserter Auswahl in den Läden, sowie<br />

stetig steigende Abgaben für kommunale Leistungen aufgrund sinkender<br />

Staatssubventionen machen es heute längst nicht mehr so attraktiv, für einige<br />

Jahre nach Longyearbyen zu gehen, um dort gut zu verdienen.<br />

Der exotische Wohnort Spitzbergen und die bestens entwickelte Infrastruktur<br />

zusammen mit der sozialen Sicherheit und Geborgenheit eines so kleinen<br />

isolierten Ortes, sowie der Ruf des Steuervorteils locken sicher immer noch,<br />

aber die meisten kommen auf begrenzte Zeit und die voranschreitende<br />

Normalisierung fördert nicht gerade eine aktive innerliche<br />

Auseinandersetzung und Identifikation mit dem besonderen Lebensgefühl<br />

Spitzbergen. Da ist es viel naheliegender und bequemer, möglichst<br />

weitgehend das Festland zu kopieren — klein Norwegen in die Arktis kopiert,<br />

plus ein wenig Motorschlitten und Eisbärengeschichten.

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