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Kultur

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<strong>Kultur</strong> – Wikipedia<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Kultur</strong><br />

Page 10 of 24<br />

23.09.2008<br />

Wenn sich in der Formgebung etwas herausbildet, das dann für den Menschen von Bedeutung ist,<br />

wird nicht einfach ein beliebiger Sinn zum Wahrnehmungsinhalt hinzugesetzt, sondern das<br />

Wahrgenommene wird in ein Sinnganzes eingebettet:<br />

Vielmehr ist es die Wahrnehmung selbst, die kraft ihrer eigenen immanenten Gliederung<br />

eine Art von geistiger ,Artikulation' gewinnt [...] Diese ideelle Verwobenheit, diese<br />

Bezogenheit des einzelnen, hier und jetzt gegebenen Wahrnehmungsphänomens, soll der<br />

[34]<br />

Ausdruck ,Prägnanz' bezeichnen.<br />

Gleichwohl von dieser Fähigkeit des Menschen jegliche Formgebung abhängt, gibt es historisch<br />

keinen 'absoluten Nullpunkt' der symbolischen Prägnanz, keinen Zustand der völligen Formlosigkeit,<br />

denn Ausgangspunkt ist die „physiognomische“ Weltwahrnehmung des mythischen Bewusstseins.<br />

Für das mythische Bewusstseins zeigt sich die Welt in mimetischen Ausdrucksmomenten, diese sind<br />

[36]<br />

affektiv wirksam und ragen ihrem Ursprung nach noch in die tierische Welt hinein. Sie bieten<br />

Anknüpfungspunkte für jede weitere Formgebung.<br />

Durch Symbole werden sinnliche Einzelinhalte zu Trägern einer allgemeinen geistigen Bedeutung<br />

geformt. Die Formgebung läuft somit zugleich mit der sinnlichen Wahrnehmung ab.<br />

„Unter einer ‚symbolischen Form’ soll jene Energie des Geistes verstanden werden,<br />

durch welche ein geistiger Bedeutungsgehalt an ein konkretes sinnliches Zeichen<br />

[37]<br />

geknüpft und diesem innerlich zugeeignet wird.“<br />

Mit der Formgebung geht gleichzeitig eine Sinngebung einher, erst Formen lassen Bezüge und<br />

Strukturen in der Welt erkennen. Symbolische Formen sind somit Grundformen des Verstehens, die<br />

universell und intersubjektiv gültig sind und mit denen der Mensch seine Wirklichkeit gestaltet.<br />

<strong>Kultur</strong> ist die Art und Weise, wie der Mensch durch Symbole Sinn erzeugt. Symbole entstehen also<br />

stets in Verbindung zur Sinnlichkeit, haben aber einen Sinn, der über diese hinaus verweist:<br />

Jeder noch so ,elementare' sinnliche Inhalt ist [...] niemals einfach, als isolierter und<br />

abgelöster Inhalt, ,da'; sondern er weist in eben diesem Dasein über sich hinweg; er bildet<br />

[38]<br />

eine konkrete Einheit von ,Präsenz' und ,Repräsentation'.<br />

<strong>Kultur</strong> als ein Geflecht von symbolischen Beziehungen: »<strong>Kultur</strong> als Text«<br />

Besonders anschaulich läßt sich die Einbettung einzelner Symbole in eine übergeordnetes Ganzes<br />

fassen, wenn man <strong>Kultur</strong> metaphorisch als »Text« beschreibt. So wie ein einzelnes Wort in einem<br />

Satz erst seine genaue Bedeutung erhält, erhalten dann auch Gesten, Bilder, Kleidung, usf. ihre<br />

Bedeutung erst im Gesamtzusammenhang einer <strong>Kultur</strong>. Max Weber bestimmte bereits 1904 <strong>Kultur</strong><br />

als ein Gewebe von Zeichen:<br />

„›<strong>Kultur</strong>‹ ist ein vom Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter<br />

[39]<br />

endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens.“<br />

›<strong>Kultur</strong>‹ ist damit für Weber alles: „Eine <strong>Kultur</strong>erscheinung ist die Prostitution so gut wie die<br />

[40]<br />

Religion oder das Geld.“ In neuerer Zeit hat Clifford Geertz seinen <strong>Kultur</strong>begriff an Weber<br />

angeschlossen:<br />

„Der <strong>Kultur</strong>begriff, den ich vertrete, ist wesentlich ein semiotischer. Ich meine mit Max<br />

Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnenen Bedeutungsgewebe<br />

verstrickt ist, wobei ich <strong>Kultur</strong> als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher<br />

[35]

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