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<strong>Kultur</strong> – Wikipedia<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Kultur</strong><br />
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23.09.2008<br />
Gewalt an die ganz wenigen zurückfallen, und die alte schmähliche Lehre vom Kreislauf<br />
der Herrschaftsformen, nach der auf Demokratie Tyrannis folgt, tritt in Kraft: Geschichte<br />
[11]<br />
sinkt in Naturgeschichte zurück.“<br />
Auch für Horkheimer kommt es also darauf an, dass es der Menschheit gelingt sich Kraft eigener<br />
Gesetzgebung so zu organisieren, dass sich die freien Individuen gegenseitig fördern.<br />
<strong>Kultur</strong>nation und Staatsnation<br />
Der Begriff der <strong>Kultur</strong>nation entstand im 19. Jahrhundert als Ausdruck eines weniger durch Politik<br />
und militärische Macht als durch <strong>Kultur</strong>merkmale repräsentierten Nationsverständnisses. Der<br />
Historiker Friedrich Meinecke sah in den kulturellen Gemeinsamkeiten, die eine Nation<br />
zusammenhalten, neben gemeinsamem „<strong>Kultur</strong>besitz“ (z. B. die Weimarer Klassik) vor allem<br />
religiöse Gemeinsamkeiten. Von Volkstum ist in diesem Zusammenhang noch nicht die Rede.<br />
Mit Aufkommen der völkischen Bewegung wurde dem Begriff der Nation allmählich eine ethnische<br />
Bedeutung verliehen. Während zuvor kaum völkische Aspekte im Staatsbürgerschaftsrecht der<br />
deutschen Gliedstaaten verankert gewesen waren, wurde 1913 das Abstammungsprinzip (ius<br />
sanguinis, „Recht des Blutes“) zur Bestimmung der deutschen Staatsangehörigkeit gesetzlich<br />
festgelegt. Die nationale Identität wurde damit staatlich beschränkt. Die aus dieser Entwicklung<br />
entstandene Vorstellung einer <strong>Kultur</strong>nation auf völkischer Grundlage wirkt sich seither weiter aus.<br />
Während von einer <strong>Kultur</strong>nation anfangs in einem kritischen Sinne gegenüber der Staatsnation die<br />
Rede war, da das deutsche Nationalgefühl (aus Sprache, Traditionen, <strong>Kultur</strong> und Religion) nicht vom<br />
politischen Partikularismus widergespiegelt wurde, wandelte sich der Begriff unter dem Einfluss des<br />
völkischen Gedankengutes: Als Basis einer <strong>Kultur</strong>nation wurde nun ein „Volk“ im Sinne einer<br />
„Abstammungsgemeinschaft“ verstanden. Dieser Begriff eines Volkes wirkte wiederum gegenüber<br />
dem politisch-rechtlichen Begriff des Staatsvolkes, der die Gesamtheit aller Staatsangehörigen eines<br />
Staates darstellt, kritisch. Die <strong>Kultur</strong>nation umfasse ein Volk als Träger eines Volkstums, unabhängig<br />
davon, in welchem Staat, in welchen Grenzen und unter welcher Herrschaft es lebe.<br />
Moderne Entwicklungen<br />
Systemtheoretischer Ansatz<br />
Für den Systemtheoretiker Niklas Luhmann beginnt geschichtlich gesehen <strong>Kultur</strong> erst dann, wenn es<br />
einer Gesellschaft gelingt, nicht nur Beobachtungen vom Menschen und dessen Umwelt anzustellen,<br />
sondern auch Formen und Blickwinkel der Beobachtungen der Beobachtungen zu entwickeln. Eine<br />
solche Gesellschaft ist nicht nur kulturell und arbeitsteilig aus in einem hohen Maße in Experten<br />
ausdifferenziert, sondern hat auch Experten zweiter Stufe ausgebildet. Diese letzteren untersuchen die<br />
Beobachtungsweisen der ersteren und helfen diese in ihrer Kontingenz zu begreifen, d.h. erst jetzt<br />
werden die Inhalte von <strong>Kultur</strong> als etwas Gemachtes aufgefasst und nicht als eine dem Menschen<br />
[12]<br />
gegebene Fähigkeit. <strong>Kultur</strong> wird damit De- und Rekonstruierbar.<br />
„Historische Anthropologie“<br />
Ein aktuelles Arbeitsfeld, welches sich als „historisch ausgerichtete Anthropologie“ bezeichnen ließe,<br />
untersucht die im Laufe der Geschichte vollzogenen Bestimmungen der „menschlichen Natur“. So<br />
zeigt beispielsweise die Ordnung der Sinne, daß ihre Anzahl nicht eindeutig auf fünf festzulegen ist,<br />
sie teils hierarchisch, teils gleichberechtigt auftreten. Damit haben auch die Sinne eine Geschichte,<br />
wenn nämlich sie kulturell codiert sind. Es zeigt sich dann etwa eine für die abendländische <strong>Kultur</strong><br />
[13]<br />
prägende Bevorzugung des Gesichtssinns gegenüber anderen Sinnen. Weitere Felder der<br />
[14]