Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kultur</strong> – Wikipedia<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Kultur</strong><br />
Page 14 of 24<br />
23.09.2008<br />
für Tradition und Überlieferung nicht nur unter dem optimistischen Gesichtspunkt einer<br />
fortschreitenden Verbesserung zu sehen und so den Blick auf pathologische Momente der Tradierung<br />
zu öffnen.<br />
Als die institutionalisierten Geistes- und Geschichtswissenschaften im 20. Jahrhundert den Anschein<br />
aufkamen ließen, man könnte sich der Vergangenheit gänzlich objektiv und theoriefrei nähern, hat<br />
Hans-Georg Gadamer darauf hingewiesen, wie prägend auch für uns Heutige noch der Bezug zur<br />
Tradition ist: Inhalte der Überlieferung können durch wissenschaftliche Methoden niemals restlos<br />
verobjektiviert und zum bloßen Gegenstand einer der Tradition enthobenen Erkenntnis werden.<br />
Gadamer prägt dafür den Begriff des wirkungsgeschichtlichen Bewußtseins, dass über die Tradition<br />
[50]<br />
reflektiert und sich zugleich seiner Bestimmtheit durch die Tradition bewusst ist.<br />
Sprache<br />
Ein wesentliches Ordnungssystem, durch welches sich Bewältigungs- und Kommunikationsprozesse<br />
vollziehen, ist die Sprache. Sprache ist ein symbolisches Medium, das kein einzelner Mensch aus sich<br />
heraus selbst erfindet, sondern welches ihm überliefert wird. Der Mensch kann sich daher immer nur<br />
zur Sprache als einem immer schon Gegebenen verhalten. Als ein Zeichensystem schafft Sprache<br />
einen Raum der Öffentlichkeit, aus dem der Mensch beim Sprechen schöpft und in den hinein er stets<br />
zurückspricht. Sprache darf, wenn ihre kulturelle Bedeutung verstanden werden soll, nicht nur als<br />
Mittel der Kommunikation angesehen werden, sondern sie strukturiert grundsätzlich das menschliche<br />
Verstehen der Welt.<br />
Wenn die Bedeutung der Sprache für den Menschen als kulturelles Wesen verstanden werden soll,<br />
dann kann es nicht darum gehen, einzelne konkrete Sprachen auf ihre Eigenart hin zu untersuchen,<br />
sondern es muss verstanden werden was überhaupt Sprache als Sprache ausmacht. Dabei konnten<br />
sich biologistische Sprachtheorien nicht durchsetzen, wie etwa in der Antike die von Demokrit (460-<br />
371 v.Chr.) vertretene Auffassung, dass Sprache aus Lauten rein emotionalen Charakter hervorginge,<br />
oder die an Charles Darwin (1809–1882) anschließende Sprachforschung, welche Sprache auf<br />
evolutionstheoretische Notwendigkeiten zurückführen möchte. Auch die ausgefeiltere von Otto<br />
Jespersen (1860-1943) vorgeschlagene Holistische Sprachgenesetheorie ist für die<br />
[51]<br />
kulturwissenschaftliche Sprachauffassung bedeutungslos geblieben. Diesen Sprachtheorien ist<br />
gemeinsam, dass sie Sprache lediglich im Hinblick auf ihren affektiven und emotionalen Zug<br />
betrachtet. Damit wird aber der propositionale Gehalt von einfachen Aussagen wie »Der Himmel ist<br />
blau« übergangen, denn diese Aussage fordert weder zu einer unmittelbaren Handlung auf, noch hat<br />
sie einen emotionalen Gegenstand, sondern sie weist symbolisch auf etwas hin, das womöglich im<br />
Gesamtzusammenhang einer <strong>Kultur</strong> von Bedeutung ist.<br />
Sprache als Zeichensystem<br />
Es war der Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure, der eine<br />
Zeichentheorie der Sprache entwickelte, die Semiotik, von<br />
griechisch semeion für Zeichen, und der vorschlug, diese für das<br />
allgemeine Studium der <strong>Kultur</strong> zu verwenden. Nach Saussure sind<br />
sprachliche Zeichen durch zwei Eigenschaften ausgezeichnet:<br />
• sie sind beliebig, d.h. das, worauf das Zeichen zeigt, ist nur<br />
durch Verabredung und Konvention festgelegt<br />
• Zeichen sind linear, d.h. das bezeichnende Wort läuft in der<br />
Zeit ab und kann daher nicht auf einmal ausgesagt werden.<br />
Bei der Untersuchung vorhandener Sprachen unterscheidet Saussure