22.11.2013 Aufrufe

Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

IG Bildende kunst intern 15<br />

Was von Morak blieb: <strong>Kunst</strong>bericht 2006<br />

❚ von Martin Krenn<br />

<strong>Kunst</strong>ministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat am 11. Juli<br />

im Ministerrat den <strong>Kunst</strong>bericht 2006 präsentiert.<br />

2006 wurden allerdings <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong>förderungen d<strong>es</strong><br />

Bund<strong>es</strong> noch unter <strong>Kunst</strong>staatssekretär Morak bzw.<br />

<strong>Kunst</strong>kanzler Schüssel getätigt, w<strong>es</strong>halb Claudia<br />

Schmid auch betonte: „Eine Kommentierung der vorliegenden<br />

Zahlen nehme ich in di<strong>es</strong>em Bericht nicht<br />

vor, da sie nicht meine Arbeit darstellen.“<br />

Sehr wohl kommentiert und zwar durchwegs negativ<br />

wurde der Bericht allerdings von verschiedenen Inter<strong>es</strong>sensvertretungen.<br />

Der <strong>Kunst</strong>bericht 2006 zeigt<br />

auf, wie sich konservative Kulturpolitik nach sieben<br />

Jahren in Zahlen ausdrückt. Ein Pr<strong>es</strong>tigeprojekt, wie<br />

<strong>die</strong> Ausstellung Sculptural Architecture in Austria in<br />

Peking und Guangzhou wurde mit 526 800 Euro unverhältnismäßig<br />

hoch gefördert. Einsparungen gab<br />

<strong>es</strong> dafür bei Personenförderungen: in der bildenden<br />

<strong>Kunst</strong> 12% weniger Geld als im Vorjahr. Die massivste<br />

Kürzung in der bildenden <strong>Kunst</strong> (minus 52,1%) erfolgte<br />

bei den Ausgaben für Staats-, Arbeits- und<br />

Projektstipen<strong>die</strong>n, sodass 2006 nur noch 173 900 Euro<br />

zur Verfügung standen.<br />

Was passiert, wenn unter rechts-konservativer <strong>Kunst</strong>kanzlerschaft<br />

sieben Jahre Kulturpolitik gemacht<br />

wird? Ich erinnere mich an ein Fernsehinterview mit<br />

Kanzler Schüssel im Jahr 2000, in dem er betont gelassen<br />

versicherte, <strong>die</strong> KünstlerInnen bräuchten trotz<br />

der Koalition mit der FPÖ keine Angst zu haben, niemand<br />

würde verfolgt werden. Tatsächlich ist mein<strong>es</strong><br />

Wissens niemand aufgrund seiner/ihrer künstlerischen<br />

Praxis von der Regierung verfolgt worden, allerdings<br />

haben viele aufgehört als KünstlerInnen zu<br />

arbeiten. Beträchtliche Rückzahlungsforderungen d<strong>es</strong><br />

Künstlersozialversicherungsfonds, zum wiederholten<br />

Mal mit einem Projektansuchen abgelehnt, Energie<br />

raubende Nebenjobs, steigende Mieten usw. führen<br />

schnell einmal zu einer längeren bis anhaltenden<br />

„Zwangspause“, da man sich den „Luxus“ <strong>Kunst</strong> zu<br />

<strong>machen</strong> schlichtweg nicht mehr leisten kann.<br />

Vielleicht dachte Schüssel damals vielmehr daran,<br />

dass <strong>die</strong> Regierung eigentlich Angst vor den KünstlerInnen<br />

hatte. Denn Förderungen für kritische bzw.<br />

unbequeme <strong>Kunst</strong> wurden systematisch gekürzt, regierungskritische<br />

<strong>Kunst</strong>- und Kulturinstitutionen<br />

durch Subventionseinsparungen ausgehungert und<br />

letztlich wurde durch das neue Fremdenrecht KünstlerInnen<br />

aus Nicht-EU/EWR-Ländern seit 2006 de<br />

facto <strong>die</strong> Niederlassung in Österreich verweigert.<br />

Der <strong>Kunst</strong>bericht 2006 ist auch ein Art Abschlusszeugnis.<br />

Der Bericht drückt in Budgetzahlen <strong>die</strong><br />

F<strong>es</strong>tivalisierung von zeitgenössischer <strong>Kunst</strong> bei<br />

gleichzeitiger Ausschaltung oppositioneller Initiativen<br />

aus. Di<strong>es</strong>er Kulturpolitik muss ein Ende g<strong>es</strong>etzt werden.<br />

Die IG Bildende <strong>Kunst</strong> erwartet von Bund<strong>es</strong>ministerin<br />

Schmied starke Impulse für eine zukunftsweisende<br />

Kultur- und Förderpolitik, eine Absage an<br />

konservative Eventkulturpolitik und stattd<strong>es</strong>sen finanzielle<br />

Rahmenbedingungen, <strong>die</strong> auch unbequeme<br />

nichtkommerzielle <strong>Kunst</strong>- und Kulturproduktion möglich<br />

<strong>machen</strong>.<br />

! Martin Krenn ist Vorsitzender der IG Bildende <strong>Kunst</strong>.<br />

●<br />

Ausstellungsprogramm 2008 Der Galerie Ig<br />

Bildende <strong>Kunst</strong>: Ausgewählte Projekte<br />

❚ Die IG Bildende <strong>Kunst</strong> hat eingeladen, Konzepte für<br />

das Ausstellungsprogramm 2007 einzureichen. Folgende<br />

Projekte hat der Vorstand der IG Bildende<br />

<strong>Kunst</strong> zur Realisierung ausgewählt:<br />

❚ Sexfli<strong>es</strong><br />

! Kuratiert von Gaby Bila-Günther.<br />

! Mit Bildern, Texten, Installationen und (Musik)-<br />

Performanc<strong>es</strong> behandelt das Projekt Lust, Sex und<br />

Erotik aus weiblicher Perspektive. Ziel der Ausstellung<br />

ist <strong>es</strong> nicht, Frauen auf sexuelle Objekte zu reduzieren,<br />

sondern ihre geballte sexuelle Energie und<br />

Freiheit sowie ihre Obs<strong>es</strong>sionen, Fetische, Fantasien,<br />

Tabus und Träume in Form von künstlerischen Beiträgen<br />

öffentlich zu diskutieren. Lady Gaby, als radikale<br />

Performerin auf <strong>Kunst</strong>- und Kulturf<strong>es</strong>tivals in ganz<br />

Europa zu Hause, verwandelt den Galerieraum in einen<br />

Erotiksalon, in dem Frauenbilder, sexuelle Erfahrungen<br />

und Konf<strong>es</strong>sionen illustriert werden sollen.<br />

❚ Nichtstun – Widerstand dafür dagegen<br />

(Arbeitstitel)<br />

! Kuratiert von Claudia Burbaum, Gabi Kellermann,<br />

Jan Sauerwald.<br />

! Nichtstun wird zumeist definiert als Nicht-Arbeiten.<br />

Das Projekt will jedoch über <strong>die</strong> ersten Assoziationen<br />

wie Entspannung, Lange<strong>weil</strong>e, Genuss, Freizeit,<br />

Müßiggang, Entschleunigung, Faulsein, Ruhe oder<br />

Sinnieren hinausgehen und rückt Formen d<strong>es</strong> widerständigen<br />

Nichtstuns und d<strong>es</strong> Widerstands gegen erzwungen<strong>es</strong><br />

Nichtstun in den Vordergrund – Nichtstun<br />

als aktiv<strong>es</strong> Unterlassen, als Verweigerung, stille Renitenz,<br />

Streik oder Prot<strong>es</strong>t. Ein Ziel ist <strong>die</strong> Umwertung<br />

von Nichtstun als Nicht-Arbeit hin zu einer differenzierten<br />

Bedeutung, <strong>die</strong> das widerständige Potential<br />

d<strong>es</strong> Nichtstuns mit einschließt.<br />

❚ nicht all<strong>es</strong> tun. Ziviler und sozialer Ungehorsam<br />

! Kuratiert von Jens Kastner und Bettina Spörr.<br />

! „… wenn aber das G<strong>es</strong>etz so b<strong>es</strong>chaffen ist, dass<br />

<strong>es</strong> notwendigerweise aus dir den Arm d<strong>es</strong> Unrechts<br />

an einem anderen macht, dann, sage ich, brich das<br />

G<strong>es</strong>etz.“ Die kurze Schrift Über <strong>die</strong> Pflicht zum Ungehorsam<br />

gegen den Staat (1849) von Henry David<br />

Thoreau gehört zu den einflussreichsten Texten sozialer<br />

Bewegungen d<strong>es</strong> 20. Jahrhunderts. Die darin<br />

formulierte Aufforderung zum G<strong>es</strong>etz<strong>es</strong>bruch wurde<br />

zum Kern zivilen Ungehorsams. Wenn auch in Zeiten<br />

der gouvernementalen Regime heute weniger der<br />

Staat als klar auszu<strong>machen</strong>der Gegner angegriffen<br />

wird, so existieren gegenwärtig – von illegalen Grenzübertritten<br />

bis zum Netzaktivismus – doch eine Vielzahl<br />

unterschiedlichster Formen und Praktiken zivilen<br />

(oder sozialen) Ungehorsams. Das Projekt untersucht<br />

zivilen Ungehorsam an den Schnittstellen und Überlappungen<br />

zwischen künstlerischer Produktion und<br />

sozialen Bewegungen.<br />

❚ Ausführlichere Information, Termine und Vorschau<br />

auf das g<strong>es</strong>amte Ausstellungsprogramm 2008 in Kürze<br />

unter www.igbildendekunst.at.<br />

●<br />

Neue Mitglieder<br />

❚ <strong>Wir</strong> begrüßen unsere neuen Mitglieder<br />

Ulli Baumgartner, Carmen-Maria Carmona-Fernández,<br />

Cem Firat, Nora Hofbauer, Bernd Koller, Karl Krachler,<br />

Herbert Lacina, Martina Lehner, Nina Levett, Birgitta<br />

Merl, Louise Prinz, Gabriele Schwaiger, Sabina<br />

Überall, Flora Watzal, Julia Willms.<br />

! IG Bildende <strong>Kunst</strong> – Die Inter<strong>es</strong>senvertretung der<br />

bildenden KünstlerInnen. Solidarisieren, Mitglied<br />

werden, Vorteile genießen. Jahr<strong>es</strong>beitrag ¤ 69,<br />

Stu<strong>die</strong>rende zahlen <strong>die</strong> Hälfte. Info unter<br />

www.igbildendekunst.at.<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!