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Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

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20 Kulturpolitik<br />

zentrationslagers enthüllt, während tags davor<br />

seine Soldaten Ehrenwache vor Tafeln<br />

stehen, auf denen sich ehemalige SS-Einheiten<br />

„dankbar“ an ihren Aufenthalt in eben<br />

di<strong>es</strong>er Kaserne erinnern. So begrüßenswert<br />

das Gedenken an <strong>die</strong> Opfer d<strong>es</strong> „verg<strong>es</strong>senen“<br />

Konzentrationslagers ist (ein Gedenken,<br />

das den jahrelangen Anstrengungen<br />

von kritischen Kärntner HistorikerInnen zu<br />

verdanken ist), so wenig kann di<strong>es</strong>e Doppelmoral<br />

akzeptiert werden.<br />

Vielfältige antifaschistische Aktionen<br />

Um gegen den braunen Kärntner Konsens<br />

vorzugehen, sorgten AntifaschistInnen<br />

schon ab Freitag in Klagenfurt/Celovec für<br />

vielfältige Aktionen. Den Auftakt bildete eine<br />

Demonstration, bei der um <strong>die</strong> 250 TeilnehmerInnen<br />

lautstark und bunt ihre Forderung<br />

nach Freiräumen in der miefigen<br />

Kärntner Land<strong>es</strong>hauptstadt vertraten.<br />

Die Gelegenheit zur direkten Konfrontation<br />

mit der Ulrichsberggemeinschaft bot sich<br />

dann am Samstag Vormittag, als einige AntifaschistInnen<br />

spontan eine angekündigte<br />

Schifffahrt der UBG blockierten. Im Lieg<strong>es</strong>tuhl<br />

liegend oder Federball spielend wurde<br />

der Steg b<strong>es</strong>etzt, bis <strong>die</strong> rechte G<strong>es</strong>ellschaft<br />

von der Exekutive zu einer anderen Ableg<strong>es</strong>telle<br />

umgeleitet wurde. Doch auch auf dem<br />

Wasser konnten sie sich nicht sicher fühlen:<br />

von Elektrobooten aus schallten PartisanInnenlieder<br />

über den See und Transparente<br />

machten deutlich, was AntifaschistInnen von<br />

ihnen halten: „RevionistInnenpack, widerlich<strong>es</strong>!“<br />

Ernsthaft ging <strong>es</strong> nachmittags in der<br />

Buchhandlung Haček zu, <strong>die</strong> ihre Räumlichkeiten<br />

für eine von dem Historiker Valentin<br />

Sima moderierte ZeitzeugInnenveranstaltung<br />

zur Verfügung stellte. Romana Verdel und<br />

Ther<strong>es</strong>ia Pörtsch, zwei Kärntner Sloweninnen<br />

berichteten hier in beeindruckender<br />

Weise von ihren persönlichen Erfahrungen<br />

im Nationalsozialismus, aber auch mit den<br />

Kärntner Zuständen nach 1945: von SlowenInnenfeindlichkeit,<br />

<strong>die</strong> sich bereits in der<br />

unmittelbaren Nachkriegszeit breit machte,<br />

vom so genannten „Ortstafelsturm“ 1972,<br />

von Anfeindungen, aber auch von den<br />

Spannungen zwischen slowenischsprachigen<br />

KärntnerInnen, von denen manche sich<br />

selbst als „Windische“ definierten und versuchten,<br />

<strong>die</strong> deutschsprachigen KärntnerInnen<br />

an SlowenInnenfeindlichkeit noch zu<br />

übertreffen.<br />

Abends brachen einige AntifaschistInnen<br />

spontan nach Krumpendorf auf, um dort gegen<br />

das berüchtigte Treffen der Kameradschaftsverbände<br />

und ähnlicher G<strong>es</strong>talten zu<br />

prot<strong>es</strong>tieren. Durch massive Polizeipräsenz<br />

am Bahnhof Krumpendorf wurden sie allerdings<br />

an der Ausübung ihr<strong>es</strong> Rechts auf Versammlungsfreiheit<br />

gehindert – <strong>es</strong> kam zu<br />

brutalen Schlagstockeinsätzen, Tritten und<br />

Faustschlägen von Seiten der Polizei. Die<br />

AntifaschistInnen wurden brachial abgedrängt,<br />

bis selbst der Polizei – ang<strong>es</strong>ichts<br />

der lebensgefährlichen Situation, in <strong>die</strong> sie<br />

<strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> dicht gedrängt an der<br />

äußersten Bahnsteigkante zu stehen kamen,<br />

gebracht hatte – mulmig wurde. Bei der –<br />

von der Ulrichsberggemeinschaft in ihrem<br />

offiziellen Programm angekündigten – Veranstaltung<br />

im Gemeind<strong>es</strong>aal von Krumpendorf<br />

zeigte sich übrigens deutlich, was von<br />

den wiederholten Beteuerungen der UBG,<br />

sie habe sich von der Kameradschaft IV (Kameradschaft<br />

der Waffen-SS) distanziert, zu<br />

halten ist: Ein Vertreter eben di<strong>es</strong>er K IV<br />

hielt hier einen eigenen Redebeitrag, der an<br />

Deutlichkeit in Sachen Rechtsextremismus<br />

nichts zu wünschen übrig ließ. Als hätte <strong>es</strong><br />

noch weiterer Beweise für das nach wie vor<br />

b<strong>es</strong>tehende enge Verhältnis bedurft, hing<br />

tags darauf im anlässlich der Ulrichsbergfeier<br />

geöffneten „Ehrenhain“ ein frischer Kranz,<br />

„in treuem Gedenken“ gewidmet von der<br />

Kameradschaft IV Land<strong>es</strong>verband Steiermark-<br />

Südburgenland.<br />

Doch auch <strong>die</strong> Bergfeier wird den alten und<br />

jungen Rechten von AntifaschistInnen vermi<strong>es</strong>t.<br />

Kein Redner bei der Veranstaltung,<br />

der nicht auf <strong>die</strong> DemonstrantInnen Bezug<br />

genommen hätte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Auffahrt auf den<br />

Berg kräftig verzögern und <strong>die</strong> vorbeifahrenden<br />

Veteranen und ihre ideologischen<br />

Nachfahren mit Parolen eindecken. Auch der<br />

martialisch über der Landschaft kreisende<br />

Polizeihubschrauber ist da machtlos.<br />

Nächst<strong>es</strong> Jahr will <strong>die</strong> Ulrichsberggemeinschaft<br />

das 50. Jubiläum ihrer Gedenkstätte<br />

begehen – wer Rechtsextremismus und NS-<br />

Verherrlichung ablehnt, kann sich schon<br />

jetzt zu den Antifaschistschen Aktionstagen<br />

2008 eingeladen fühlen. ●<br />

Josephine Broz ist Teil der AK gegen den<br />

Kärntner Konsens. Der AK ist ein loser<br />

Zusammenschluss von g<strong>es</strong>chichtspolitisch<br />

inter<strong>es</strong>sierten AktivistInnen, der seit 2005<br />

antifaschistische Aktionstage gegen das revisionistische<br />

Treffen am Ulrichsberg in<br />

Kärnten/Koroska organisiert.<br />

PS: Berichte, Fotos und Hintergrundinformationen<br />

sind unter www.u-berg.at zu finden.<br />

Broschüren d<strong>es</strong> AK können unter<br />

kontakt@u-berg.at b<strong>es</strong>tellt werden.

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