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Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

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Widerstand. Macht. Wissen. 23<br />

Michaela Mandel, a grrrl’s fetish, Animationsfilm, 12 min. Die Patientin sagte „Tenniskleid“, Freud verstand „Penisneid“. Ein Film über <strong>die</strong> Folgen ein<strong>es</strong> verhängnisvollen Hörfehlers.<br />

ten nichts wissen – zu ihrem eigenen Nachteil, wie ich am Beispiel<br />

d<strong>es</strong> künstlerischen Wissens kurz darlegen möchte.<br />

Wie kann ein Bild, ein Haus, ein Musikstück oder ein literarisch<strong>es</strong><br />

Werk zum Wissen beitragen? So einfach <strong>die</strong> Frage zu stellen ist,<br />

so wenig offensichtlich findet sich zunächst eine Antwort. Denn<br />

sie zielt nicht auf Informationen der Art, wann, wo und als Teil<br />

welcher Stilrichtung <strong>die</strong> Künstlerin das Werk erstellt hat oder<br />

welche Aussage der Künstler mit seinem Oeuvre beabsichtigt. Die<br />

Frage nach dem Wissen in den Künsten richtet sich vielmehr auf<br />

ihre Funktion beim Erlangen von Erkenntnis. Ob <strong>die</strong> Künste einen<br />

Beitrag zu unserem Wissen leisten, entscheidet ihre Rolle in<br />

Erkenntnisproz<strong>es</strong>sen. <strong>Wir</strong>d Wissen als Ergebnis kognitiver Vorgänge<br />

betrachtet, welch<strong>es</strong> g<strong>es</strong>icherte Erkenntnisse über unsere<br />

Welt vermittelt, müssen wir in Bezug auf <strong>die</strong> Künste prüfen, ob<br />

auch hier kognitive Proz<strong>es</strong>se angetroffen werden. Wenn ja, sind<br />

<strong>die</strong> Künste dadurch in der Lage, Aufschluss über <strong>die</strong> Welt zu geben,<br />

ein Wissen von der Welt zu vermitteln?<br />

Es ist vor allem <strong>die</strong> Zeichenphilosophie d<strong>es</strong> 20. Jahrhunderts, <strong>die</strong><br />

sich di<strong>es</strong>en Problemen zugewendet hat. Sie konnte mit allem<br />

Nachdruck deutlich <strong>machen</strong>, dass sich Zeichensysteme nicht auf<br />

<strong>die</strong> Wissenschaften b<strong>es</strong>chränken. Im Gegenteil, sprachähnliche<br />

Strukturen lassen sich in weiten Bereichen d<strong>es</strong> Lebens nachweisen,<br />

wird <strong>die</strong> einfachste Zeichenfunktion – <strong>die</strong> Fähigkeit, auf etwas<br />

Bezug zu nehmen, für etwas ander<strong>es</strong> zu stehen – zu Grunde<br />

gelegt. Ein Gebäude kann Standf<strong>es</strong>tigkeit exemplifizieren, wenn<br />

das Tragverhalten durch eine exponierte Formensprache herausgearbeitet<br />

worden ist; ein Konzert Fröhlichkeit ausdrücken, wenn<br />

Harmoniefolgen, Klangfärbung und Rhythmen metaphorisch<br />

durch ihre Leichtigkeit und Unb<strong>es</strong>chwertheit auf di<strong>es</strong>en Zustand<br />

verweisen. Gemälde können denotieren, wie im Falle von Personen-<br />

und Landschaftsportraits, <strong>die</strong> auf konkrete Menschen und<br />

Orte Bezug nehmen: Das Arsenal nicht-sprachlicher Zeichen ist<br />

reichhaltig, Zeichen sind hier nicht weniger anzutreffen als in den<br />

bekannten sprachlichen Verwendungen.<br />

Dass Zeichensysteme insb<strong>es</strong>ondere auch in den Künsten anzutreffen<br />

sind, konnte Nelson Goodman in seinem wegweisenden<br />

Werk Sprachen der <strong>Kunst</strong> (1968) zeigen. Zentral ist hierbei <strong>die</strong><br />

Th<strong>es</strong>e, dass durch den Umgang mit Zeichen Erkenntnisse gewonnen<br />

werden. Immer, wenn wir<br />

mit Zeichen umgehen, wenn<br />

wir sie anwenden, wenn wir<br />

sie aufeinander beziehen, sie<br />

untereinander kombinieren<br />

oder neue Verwendungen konstruieren,<br />

wenn wir mit ihrer<br />

Hilfe Abgrenzungen vornehmen<br />

oder Zusammenhänge<br />

herstellen, dann sind kognitive<br />

Fähigkeiten im Spiel. <strong>Wir</strong> t<strong>es</strong>ten,<br />

welche Rolle das Symbol<br />

in seinen vielfältigen Einbindungen<br />

spielt. In welchen Systemen<br />

ist <strong>es</strong> aktiv? Wie klassifiziert<br />

<strong>es</strong>, wie wird <strong>es</strong> selbst<br />

klassifiziert? <strong>Wir</strong> prüfen, in<br />

welchen Zusammenhang <strong>es</strong> passt und in welchen nicht. Was ergibt<br />

eine stimmige Komposition, was eine sinnvolle Gliederung?<br />

Mit Hilfe von Symbolen zerlegen wir und fügen wieder zusammen,<br />

legen f<strong>es</strong>t, was als Entität und Art gilt. So ist <strong>es</strong> möglich, Dinge<br />

zu identifizieren, wiederzuerkennen und ihre Konstanz über<br />

<strong>die</strong> Zeit f<strong>es</strong>tzustellen. Durch unterschiedliche Gewichtungen stechen<br />

manche Arten hervor und andere werden unwichtig, unterschiedliche<br />

Betonungen und Akzente legen Relevanzen f<strong>es</strong>t.<br />

Nachbarschaften und Abfolgen werden durch Ordnungsvorgänge<br />

erreicht, Verzerrungen können b<strong>es</strong>timmte Aspekte b<strong>es</strong>onders herausheben.<br />

Auf di<strong>es</strong>e Art und Weise strukturieren Symbolproz<strong>es</strong>se Gegenstandsbereiche,<br />

Symbolsysteme entstehen. Doch nicht jed<strong>es</strong> aufg<strong>es</strong>tellte<br />

System ist bereits ein Wissenssystem, willkürliche oder

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