Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kulturpolitik<br />
19<br />
Nie wieder Ulrichsberg!<br />
Eindrücke von den Antifaschistischen Aktionstagen in Klagenfurt/Celovec 2007 Josephine Broz<br />
❚ Jed<strong>es</strong> Jahr im Herbst ist der Ulrichsberg<br />
in der Nähe von Klagenfurt/Celovec Schauplatz<br />
einer g<strong>es</strong>penstischen Veranstaltung:<br />
Mehrere Hundert Alt- und Neonazis, Burschenschafter,<br />
Mitglieder von Kameradschaftsverbänden,<br />
Landsmannschaften und<br />
deutschnationalen Heimatverbänden treffen<br />
sich hier, um ihren gefallenen „Kameraden“<br />
aus Wehrmacht und Waffen-SS zu gedenken.<br />
Seit einigen Jahren allerdings nicht<br />
mehr ung<strong>es</strong>tört – Demonstrationen, Aktionen<br />
und Recherchearbeit <strong>machen</strong> den Rechten<br />
und Rechtsextremen das Leben schwer.<br />
Viele gute Gründe dagegen zu sein<br />
Es gibt mehr als einen Grund, dem Ulrichsbergtreffen,<br />
das am Sonntag, den 16. September<br />
2007 zum 49. Mal stattfand, Widerstand<br />
entgegenzusetzen. Das Treffen steht,<br />
wie kaum eine zweite Veranstaltung, als<br />
Symbol für <strong>die</strong> Verbindung verschiedener Inhalte<br />
zum revisionistischen Kärntner Konsens:<br />
Zunächst ist <strong>die</strong> so genannte Heimkehrergedenkstätte<br />
am Ulrichsberg mit<br />
ihrem „Ehrenhain“, in dem Tafeln u.a. dem<br />
Gedenken an verschiedene Wehrmachtsund<br />
SS-Einheiten (darunter viele „Europäische<br />
Freiwillige“, also SS-Truppen aus verschiedenen<br />
europäischen Staaten), der SSärztlichen<br />
Akademie in Graz oder den Ritterkreuzträgern<br />
(höchste militärische Auszeichnung<br />
d<strong>es</strong> NS-Staat<strong>es</strong>) gewidmet sind, an<br />
sich ein skandalös<strong>es</strong> Symbol der Glorifizierung<br />
d<strong>es</strong> Nationalsozialismus. Dazu kommt<br />
das dementsprechende Publikum: Zwischen<br />
Kärntner PolitikerInnen tummeln sich Neonazis<br />
aus den Freien Kameradschaften, MitarbeiterInnen<br />
d<strong>es</strong> NPD-Verlags Deutsche<br />
Stimme und Veteranen d<strong>es</strong> Zweiten Weltkriegs,<br />
<strong>die</strong> bis heute den deutschen Angriffs-<br />
und Vernichtungskrieg zum Verteidigungskrieg<br />
gegen „den Bolschewismus“<br />
umlügen wollen. Auf dem Ulrichsberg zeigt<br />
sich aber – trotz vorsichtiger Modernisierungsbemühungen<br />
– auch eine rabiate<br />
Frontstellung gegen <strong>die</strong> slowenischsprachigen<br />
KärntnerInnen, <strong>die</strong> mit Rückgriff auf<br />
den Mythos d<strong>es</strong> Kärntner „Abwehrkampf<strong>es</strong>“<br />
legitimiert wird. Es ist nur konsequent, dass<br />
das größte Feindbild der Ulrichsberggemeinschaft<br />
(UBG) bis heute <strong>die</strong> Kärntner und<br />
slowenischen PartisanInnen und ihr Beitrag<br />
zur Befreiung vom Nationalsozialismus sind.<br />
D<strong>es</strong> Soldaten Ehre …<br />
„D<strong>es</strong> Soldaten Ehre ist seine Treue“, di<strong>es</strong>er<br />
leicht abgewandelte Wahlspruch der SS ziert<br />
eine der Tafeln im „Ehrenhain“ – und das<br />
österreichische Bund<strong>es</strong>heer scheint da kein<strong>es</strong>wegs<br />
anderer Meinung zu sein. Bis heute<br />
stellt das Militär nicht nur Fahrzeuge zur<br />
Verfügung, um TeilnehmerInnen der Ulrichsbergfeier<br />
auf den Berg zu karren, sondern<br />
postiert auch eine Ehrenwache vor der Kirchenruine<br />
und sorgt für <strong>die</strong> musikalische<br />
Untermalung der Feierlichkeiten sowie – in<br />
G<strong>es</strong>talt von Militärseelsorgern – für <strong>die</strong> spirituelle<br />
Seite.<br />
Militärpr<strong>es</strong>s<strong>es</strong>precher Arno Kronhofer argumentierte<br />
im Zuge einer Pr<strong>es</strong>seaktion, <strong>die</strong><br />
von antifaschistischen AktivistInnen im Vorfeld<br />
der Prot<strong>es</strong>te gegen das Ulrichsbergtreffen<br />
durchgeführt wurde, allen Ernst<strong>es</strong>, dass<br />
das Bund<strong>es</strong>heer am Ulrichsberg einen „antifaschistischen<br />
Beitrag“ leisten würde. Dass<br />
der sozialdemokratische Verteidigungsminister<br />
Darabos anscheinend nicht vorhat, etwas<br />
an di<strong>es</strong>em Zustand zu ändern, kann verwundern<br />
– immerhin untersagte er im<br />
Frühling 2007 Militärangehörigen <strong>die</strong> Teilnahme<br />
an der Gebirgsjägerfeier im bayrischen<br />
Mittenwald, bei der <strong>es</strong> längst nicht so<br />
offen nazistisch zugeht wie am Ulrichsberg.<br />
Es muss als Hohn verstanden werden, wenn<br />
Darabos einen Tag nach der Feier am Berg in<br />
der Klagenfurter Khevenhüllerkaserne eine<br />
Gedenktafel für <strong>die</strong> Opfer d<strong>es</strong> dortigen Kon-