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Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...

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sinnlose Anordnungen können nicht als solche gelten. Wichtig wird<br />

Karin Steinbinder Sprache Körper Politik – Selbstdarstellung und Dekonstruktion<br />

Schlagwörter <strong>machen</strong> Passanten aufmerksam … und regen zum reflektieren an …<br />

daher, wie kohärent und konsistent das neue System ist, wie <strong>es</strong> sich<br />

einpasst, aber auch, ob <strong>es</strong> überhaupt relevant ist und welche <strong>Wir</strong>kung<br />

<strong>es</strong> entwickelt: Hat <strong>es</strong> Antworten auf unsere Fragen, hilft <strong>es</strong>,<br />

Probleme zu lösen – oft ist hierfür der erste Schritt, sie durch andere<br />

Aspekte und Schwerpunkte in einem neuen Licht zu sehen –,<br />

werden Orientierungen gegeben, eröffnen sich neue Möglichkeiten?<br />

Nun wird deutlich, warum <strong>die</strong> Künste zu unserer Erkenntnis beitragen<br />

können. Eine Auseinandersetzung mit den Künsten verlangt<br />

gleichermaßen kognitive Fähigkeiten wie alle anderen Bereiche,<br />

in denen Symbolsysteme anzutreffen sind – sie<br />

unterscheiden sich hierin nicht von der Physik, der Biologie oder<br />

der Mathematik. Doch erfordern sie nicht nur <strong>die</strong> gleichen kognitiven<br />

Fähigkeiten, sondern in den Symbolsystemen werden ebenso<br />

Erkenntnisse vermittelt, <strong>die</strong> Künste funktionieren kognitiv. Sie<br />

schärfen Unterscheidungen oder <strong>machen</strong> sie erst sichtbar und<br />

verdeutlichen Zusammenhänge. Sie schließen Sichtweisen auf,<br />

leiten komplexe Bezugnahmen über mehrere Symbolsysteme hinweg,<br />

transferieren Bekannt<strong>es</strong> in eine unbekannte Umgebung.<br />

Vielfältige Verknüpfungen stellen überraschende Zusammenhänge<br />

her und ermöglichen damit andere Problemzugänge und neue<br />

Verfahren. Durch Strukturierungen und Kategorisierungen können<br />

herkömmliche Muster aufgebrochen und ungewohnte Wege<br />

eröffnet werden – und auf di<strong>es</strong>e Weise einen Beitrag zu unserem<br />

Verständnis und unserem Wissen von der Welt leisten.<br />

Verabschieden müssen wir uns dabei von einem veralteten Wissensbegriff,<br />

einem Wissensbegriff, der als Ziel aller kognitiven Anstrengungen<br />

ein Einheitswissen anstrebt, das vollständig systematisiert<br />

den gleichen Methoden und Kriterien gehorcht. Wissen ist sehr viel<br />

weiter zu fassen. Anstelle d<strong>es</strong> einen Wissens treten viele Wissen,<br />

welche jed<strong>es</strong> für sich eine eigene Sicht auf <strong>die</strong> Welt verkörpern.<br />

Di<strong>es</strong>er Pluralismus lässt verschiedene Weisen zu, charakteristische<br />

Zugänge, Aspekte und Schwerpunkte. Da <strong>die</strong> inhärente Richtigkeit<br />

der Wissenssysteme aber dynamisch ist, muss sie ständig neu<br />

überprüft werden. Wissen in di<strong>es</strong>em Sinne ist gekennzeichnet<br />

durch Offenheit, <strong>es</strong> ist ein Wissen, das sich durch verändernde<br />

Bedingungen fortwährenden Korrekturen unterwerfen muss.<br />

Soweit eine skizzenhafte Annäherung an <strong>die</strong> Einsichten der Zeichentheorie.<br />

Doch da <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft<br />

immer auch eine Diskussion um Gewinn und Nützlichkeit ist, reicht<br />

di<strong>es</strong>e Antwort heute nicht mehr. SkeptikerInnen werden einwenden,<br />

schön und gut, Wissen in den Künsten: zug<strong>es</strong>tanden – aber<br />

brauchen wir <strong>es</strong>?! Was vermag künstlerisch<strong>es</strong> Wissen, dass sich<br />

nicht durch naturwissenschaftlich<strong>es</strong> erreichen ließe? Die Notwendigkeit<br />

der Geist<strong>es</strong>wissenschaften ist immer wieder herausg<strong>es</strong>tellt<br />

worden, um dem Verfügungswissen<br />

der Naturwissenschaften<br />

eine Orientierung zu geben,<br />

von einer Notwendigkeit<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> Künste ist wenig<br />

zu hören. Provokative Th<strong>es</strong>en<br />

fordern für wissenschaftlichen<br />

Fortschritt einen<br />

Pluralismus möglichst vieler<br />

Wissensarten, Verfahren und<br />

Methoden. Erst der Kontrast<br />

mit anderen Sichtweisen, erst<br />

das Erschließen neuer Quellen<br />

würde zu Neuerungen in den<br />

Wissenschaften führen, häufig<br />

ermöglicht durch einen Bruch<br />

mit dem B<strong>es</strong>tehenden. Und<br />

hier wird das Konzept „Wissensg<strong>es</strong>ellschaft“<br />

an einer empfindlichen<br />

Stelle getroffen: <strong>es</strong><br />

sieht im Wissen und seiner Er-

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