Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
| ) );|(| punkt<br />
24<br />
sinnlose Anordnungen können nicht als solche gelten. Wichtig wird<br />
Karin Steinbinder Sprache Körper Politik – Selbstdarstellung und Dekonstruktion<br />
Schlagwörter <strong>machen</strong> Passanten aufmerksam … und regen zum reflektieren an …<br />
daher, wie kohärent und konsistent das neue System ist, wie <strong>es</strong> sich<br />
einpasst, aber auch, ob <strong>es</strong> überhaupt relevant ist und welche <strong>Wir</strong>kung<br />
<strong>es</strong> entwickelt: Hat <strong>es</strong> Antworten auf unsere Fragen, hilft <strong>es</strong>,<br />
Probleme zu lösen – oft ist hierfür der erste Schritt, sie durch andere<br />
Aspekte und Schwerpunkte in einem neuen Licht zu sehen –,<br />
werden Orientierungen gegeben, eröffnen sich neue Möglichkeiten?<br />
Nun wird deutlich, warum <strong>die</strong> Künste zu unserer Erkenntnis beitragen<br />
können. Eine Auseinandersetzung mit den Künsten verlangt<br />
gleichermaßen kognitive Fähigkeiten wie alle anderen Bereiche,<br />
in denen Symbolsysteme anzutreffen sind – sie<br />
unterscheiden sich hierin nicht von der Physik, der Biologie oder<br />
der Mathematik. Doch erfordern sie nicht nur <strong>die</strong> gleichen kognitiven<br />
Fähigkeiten, sondern in den Symbolsystemen werden ebenso<br />
Erkenntnisse vermittelt, <strong>die</strong> Künste funktionieren kognitiv. Sie<br />
schärfen Unterscheidungen oder <strong>machen</strong> sie erst sichtbar und<br />
verdeutlichen Zusammenhänge. Sie schließen Sichtweisen auf,<br />
leiten komplexe Bezugnahmen über mehrere Symbolsysteme hinweg,<br />
transferieren Bekannt<strong>es</strong> in eine unbekannte Umgebung.<br />
Vielfältige Verknüpfungen stellen überraschende Zusammenhänge<br />
her und ermöglichen damit andere Problemzugänge und neue<br />
Verfahren. Durch Strukturierungen und Kategorisierungen können<br />
herkömmliche Muster aufgebrochen und ungewohnte Wege<br />
eröffnet werden – und auf di<strong>es</strong>e Weise einen Beitrag zu unserem<br />
Verständnis und unserem Wissen von der Welt leisten.<br />
Verabschieden müssen wir uns dabei von einem veralteten Wissensbegriff,<br />
einem Wissensbegriff, der als Ziel aller kognitiven Anstrengungen<br />
ein Einheitswissen anstrebt, das vollständig systematisiert<br />
den gleichen Methoden und Kriterien gehorcht. Wissen ist sehr viel<br />
weiter zu fassen. Anstelle d<strong>es</strong> einen Wissens treten viele Wissen,<br />
welche jed<strong>es</strong> für sich eine eigene Sicht auf <strong>die</strong> Welt verkörpern.<br />
Di<strong>es</strong>er Pluralismus lässt verschiedene Weisen zu, charakteristische<br />
Zugänge, Aspekte und Schwerpunkte. Da <strong>die</strong> inhärente Richtigkeit<br />
der Wissenssysteme aber dynamisch ist, muss sie ständig neu<br />
überprüft werden. Wissen in di<strong>es</strong>em Sinne ist gekennzeichnet<br />
durch Offenheit, <strong>es</strong> ist ein Wissen, das sich durch verändernde<br />
Bedingungen fortwährenden Korrekturen unterwerfen muss.<br />
Soweit eine skizzenhafte Annäherung an <strong>die</strong> Einsichten der Zeichentheorie.<br />
Doch da <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft<br />
immer auch eine Diskussion um Gewinn und Nützlichkeit ist, reicht<br />
di<strong>es</strong>e Antwort heute nicht mehr. SkeptikerInnen werden einwenden,<br />
schön und gut, Wissen in den Künsten: zug<strong>es</strong>tanden – aber<br />
brauchen wir <strong>es</strong>?! Was vermag künstlerisch<strong>es</strong> Wissen, dass sich<br />
nicht durch naturwissenschaftlich<strong>es</strong> erreichen ließe? Die Notwendigkeit<br />
der Geist<strong>es</strong>wissenschaften ist immer wieder herausg<strong>es</strong>tellt<br />
worden, um dem Verfügungswissen<br />
der Naturwissenschaften<br />
eine Orientierung zu geben,<br />
von einer Notwendigkeit<br />
in Bezug auf <strong>die</strong> Künste ist wenig<br />
zu hören. Provokative Th<strong>es</strong>en<br />
fordern für wissenschaftlichen<br />
Fortschritt einen<br />
Pluralismus möglichst vieler<br />
Wissensarten, Verfahren und<br />
Methoden. Erst der Kontrast<br />
mit anderen Sichtweisen, erst<br />
das Erschließen neuer Quellen<br />
würde zu Neuerungen in den<br />
Wissenschaften führen, häufig<br />
ermöglicht durch einen Bruch<br />
mit dem B<strong>es</strong>tehenden. Und<br />
hier wird das Konzept „Wissensg<strong>es</strong>ellschaft“<br />
an einer empfindlichen<br />
Stelle getroffen: <strong>es</strong><br />
sieht im Wissen und seiner Er-