Bildpunkt - Wir machen Kunst weil, es die feministische ...
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Was <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong> weiß und <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft nicht wissen will Sabine Ammon<br />
Nora Riedl, Y<strong>es</strong> to all – by pandora, 3-geteilt<strong>es</strong> klappbilderbuch, A4, 12 motive<br />
❚ Seit der öffentlichen Ausrufung der Wissensg<strong>es</strong>ellschaft ist Wissen<br />
zu einem der meist gebrauchten und meist missbrauchten<br />
Wörter geworden. Übersehen wird gerne, dass di<strong>es</strong>er Begriff all<strong>es</strong><br />
andere als eindeutig ist und je nach Façon d<strong>es</strong> Sprechers / der<br />
Sprecherin jeglicher Begründungsabsicht genüge getan werden<br />
kann. Dehnbar wie Kaugummi, kittet er Leerstellen und verhilft<br />
beliebigen Argumentationen zum Sieg<strong>es</strong>zug. Was dabei auf der<br />
Strecke bleibt, ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der<br />
Frage, was denn überhaupt all<strong>es</strong> Wissen sei und in di<strong>es</strong>em Sinne<br />
von der Wissensg<strong>es</strong>ellschaft für sich in Anspruch genommen werden<br />
darf. Denn hier zeigt sich <strong>die</strong> eigentliche Frage der Wissens-<br />
22<br />
g<strong>es</strong>ellschaft: Wenn sie von der Wichtigkeit d<strong>es</strong> Wissens als zentralem<br />
Baustein g<strong>es</strong>ellschaftlicher Entwicklung ausgeht, wenn<br />
Wissen mit einem Mal eine bislang nicht erreichte Wertschätzung<br />
und Förderung erfährt, dann ist <strong>es</strong> unverzichtbar zu klären, was<br />
sich hinter dem Wissensbegriff überhaupt verbirgt. Von welchem<br />
Wissen ist hier <strong>die</strong> Rede? Welch<strong>es</strong> Wissen will <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft<br />
überhaupt – und welch<strong>es</strong> braucht sie? Decken sich hier<br />
Wunsch und <strong>Wir</strong>klichkeit? Solange di<strong>es</strong>e Fragen ungeklärt bleiben,<br />
ist <strong>es</strong> für Scharlatane und Wunderheiler einfach, <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft<br />
als neu<strong>es</strong> Allheilmittel zu verkaufen. Bleibt der<br />
Gegenstand der Diskussion unklar, kann auch nicht sinnvoll über<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen von Wissen auf g<strong>es</strong>ellschaftliche Entwicklungen<br />
diskutiert werden. Jede Auseinandersetzung läuft Gefahr, eine<br />
Scheindebatte zu werden, <strong>die</strong> letztlich alte Konzepte unter einem<br />
neuen Etikett verkauft.<br />
Warum fällt <strong>es</strong> uns so schwer, den Wissensbegriff zu fassen? Ein<br />
Teil d<strong>es</strong> Problems liegt darin, dass wir unhinterfragt alte Vorstellungen<br />
transportieren. Wissen wird vereinfacht gleichg<strong>es</strong>etzt mit<br />
naturwissenschaftlichem Wissen, und selbst aus di<strong>es</strong>em Gebiet<br />
nur mit einem kleinen Bereich, dem mathematisierbaren Faktenwissen.<br />
Dass <strong>die</strong> engen und idealisierenden Vorstellungen nicht<br />
tragfähig sind, hat <strong>die</strong> Forschung aus so unterschiedlichen Bereichen<br />
wie Wissenschaftstheorie und -g<strong>es</strong>chichte, Philosophie, Psychologie,<br />
Kognitions- und Kulturwissenschaften gezeigt. Neben<br />
naturwissenschaftlich<strong>es</strong> Faktenwissen treten Orientierungswissen,<br />
Handlungswissen, Alltagswissen, moralisch<strong>es</strong> Wissen, emotional<strong>es</strong><br />
Wissen, nichtsprachlich<strong>es</strong> Wissen, ein „Wissen-Wie“ der<br />
Fähig- und Fertigkeiten – <strong>die</strong> Liste lässt sich fortsetzen. Doch <strong>es</strong><br />
scheint, als wolle <strong>die</strong> Wissensg<strong>es</strong>ellschaft von di<strong>es</strong>en Wissensar-