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PS „Karolingische und romanische Salzburger Buchmalerei“

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1. Schreiber <strong>und</strong> Skriptorium<br />

„O beatissime lector, lava manus tuas et sic librum adprehende, leniter folia<br />

turna, longe a littera digito pono. Quia qui nescit scribere, putat hoc esse<br />

nullum laborem. O quam gravis est scriptura:oculos gravat, renes frangit,<br />

simul et omnia membra contristat. Tria digita scribunt, totus corpus laborat...”<br />

“ O glücklichster Leser, wasche Deine Hände <strong>und</strong> fasse das Buch an, drehe die<br />

Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben. Der, der nicht weiß<br />

zu schreiben, glaubt nicht, dass dies eine Arbeit sei. O wie schwer ist das<br />

Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren <strong>und</strong> bringt zugleich allen<br />

Gliedern Qual. Drei Finger schreiben, der ganze Körper leidet…“ 2[2]<br />

Zahlreiche Schreiber beendeten ihr Werk mit einem frommen Spruch, andere<br />

wiederum äußerten recht weltliche Wünsche:<br />

O got durch dine güte-Beschere uns kugeln <strong>und</strong> hüte,-Menteln <strong>und</strong> röcke,-<br />

Geisze <strong>und</strong> böcke,-Schoffe <strong>und</strong> rinder,-Vil frowen <strong>und</strong> wenig kinder.<br />

Explicit durch den bank,- Smale dienst machent eime das jor langk. 3[3]<br />

Einzigartig in ihrer Darstellung all jener Arbeiten die bei der Buchherstellung<br />

im Mittelalter anfielen, ist die Federzeichnung einer Bamberger<br />

Handschrift. Ambrosius-Handschrift (siehe Fußnote 1)<br />

Der Maler selbst hat sich im mittleren Bildteil am Dreiecksrahmen verewigt<br />

<strong>und</strong> präsentiert im oberen Medaillon sein vollendetes Werk.<br />

Die Klöster waren in Europa Zentren des Buchwesens. In der künstlerischen<br />

Ausschmückung der geschrieben Bücher gibt es unzählige Abstufungen.<br />

Vom verzierten Buchstaben bis zum ganzseitigen Gemälde. Der Gesamtbegriff<br />

„Buchmalerei umfasst alle diese Arten. Sowohl Werke der Malkunst als auch<br />

solche der Schreib- <strong>und</strong> Zeichenkunst. Wenn Werke der Buchmalerei als<br />

„Miniaturen“ bezeichnet werden, so geht das auf den Namen der Farbe zurück,<br />

die für Federzeichnungen verwendet wurde. Das „minium“, das ist Zinnoberrot.<br />

2[2] Notiz eines Schreibers im 8. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

3[3] Notiz aus einer Bibelhandschrift, 13. Jahrh<strong>und</strong>ert, Universitätsbibliothek Heidelberg; Cod. Pal. Germ. 19-23, am<br />

Ende des 2. Bandes (fol.246rX)<br />

Vgl. aus Skriptorium - Die Buchherstellung im Mittelalter, Vera Trost: Stuttgart 1991, S. 1- 50.

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