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PS „Karolingische und romanische Salzburger Buchmalerei“

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<strong>PS</strong> <strong>„Karolingische</strong> <strong>und</strong> <strong>romanische</strong> <strong>Salzburger</strong> <strong>Buchmalerei“</strong><br />

LV Nr. 315034 Leitung: Dr. Peter Keller<br />

Joerg P. Moser WS 2007/08<br />

Matr. Nr. 0422910<br />

<strong>„Karolingische</strong> <strong>und</strong> <strong>romanische</strong> <strong>Salzburger</strong> <strong>Buchmalerei“</strong><br />

Proseminar-Arbeit:<br />

TECHNIKEN UND MATERIALIEN<br />

eingereicht von<br />

Joerg P. Moser<br />

Salzburg 2007/08


Inhalt<br />

Kapitel<br />

Vorwort<br />

1. Schreiber <strong>und</strong> Skriptorium<br />

2. Maler<br />

3. Schreibwerkzeug<br />

4. Beschreibstoffe<br />

5. Tinten<br />

6. Farben<br />

7. Gold <strong>und</strong> Silber<br />

8. Bindemittel<br />

9. Einbände<br />

10. Initialen<br />

Literaturverzeichnis<br />

Anhang- Beilagen


Vorwort<br />

Nachdem es sich bei der Themenzuteilung zeigte, dass der Umfang<br />

Karolingische <strong>und</strong> <strong>romanische</strong> <strong>Salzburger</strong> Buchmalerei- „Techniken <strong>und</strong><br />

Materialien“ sehr breit gefächert ist, wird auf die einzelnen Kapitel in der<br />

schriftlichen Fassung sehr gestrafft eingegangen.<br />

Bei dem Referat am 15. Oktober wurden an Hand von Materialien <strong>und</strong><br />

Beispielen die Themenkreise behandelt bzw. besprochen. Die gezeigten Dias-<br />

Abbildungen-Bücher werden im Anhang-Literaturliste aufgeführt. Bei den<br />

folgenden Referaten, Exkursion am 30. November „Bayerische Staats-<br />

Bibliothek“ konnten weitere diesbezügliche Kenntnisse gewonnen werden.<br />

Um zusätzlich eine möglichst klare Darstellung <strong>und</strong> Verständlichkeit zu bieten<br />

wird als Bild-Text-Anhang „Staatsbibliothek Bamberg-Bildarchiv / Detailansicht<br />

Hs37. AMBROSIUS: OPERA VARIA. Perg., 115 Bl., 285x207. sowie Skriptorium.<br />

Mittelalterliche Buchkunst“, beigefügt. 1[1]<br />

Für die Hilfe bei der Beschaffung von Informationen, Materialien, Dias etc.<br />

danke ich Herrn Restaurator Christian Moser: Restaurierwerkstätte -<br />

Archiv der Stadt Salzburg.<br />

1[1] Bamberg-Michelsberg, M. 12.Jh. Der Handschrift vorangestellt ( auf der Rückseite des ersten Blattes, auf einer<br />

früher beschriebenen <strong>und</strong> abgekratzten, schlecht erhaltenen Seite: Abb.) ist die von zahlreichen Reproduktionen<br />

insbesondere in Lehrbüchern her bekannte Selbstdarstellung des Michelsberger Skriptoriums, die Arbeitsvorgänge bei<br />

der Entstehung des Buches darstellend, zugleich eine Illustration des benediktinischen ora et labora. Eine vergleichbar<br />

vollständige mittelalterliche Folge bietet nur noch die Hamburger Handschrift von 1255 in ihrem Initialschmuck<br />

(Königliche Bibliothek Kopenhagen, Ms.4,2).<br />

Die zehn Medaillons in leicht lavierter Federzeichnung (mit tiefbrauner, roter, gelber <strong>und</strong> blauer Tinte) umgeben den<br />

Erzengel Michael, den Patron des Klosters. Darunter im Giebeldreieck ein Mönch, darunter in <strong>romanische</strong>r<br />

Bogenstellung drei Mönche, alle mit betend erhobenen Händen zum hl. Michael aufblickend. Rechts am Giebeldreieck<br />

der Miniaturist, mit breitem Pinsel die Farbe auftragend.<br />

Die Vorgänge in den einzelnen Medaillons, die jeweils ein Mönch ausübt: Zubereitung des Pergament (1). –<br />

Zuschneiden des fertigen Pergaments in Blattgröße (2). – Der gespitzte Gänsekiel wird geprüft (3). – Falzen neuer<br />

Pergamentbogen mit dem Falzbein, der Federkiel ist hinter das Ohr gesteckt (4). – Entwurf in einem Wachstafelbuch (5;<br />

der Schreibvorgang auf Pergament ist nicht dargestellt). – Heften der Lagen in der Heftlade (6). – Zubereiten des<br />

Holzdeckels mit dem Beil (7). – Bearbeiten einer Schließe auf einem Amboss (8). – Das fertige Buch (9). – Unterricht<br />

mit einem Klosterschüler (10).<br />

Einb.: Starker gepresster Schweinslederband mit zwei Schließen. Die Messingecken <strong>und</strong> die Buckel der Mitte fehlen.<br />

Prov.: Bamberg-Michelsberg ( Besitz-Vermerke Bl. 2r <strong>und</strong> 4r). (Lit.: siehe URL/Sign.: Msc. Patr.5 (alt B II 5).<br />

Informationen zur mittelalterlichen Buchkunst <strong>und</strong> zu mittelalterlichen Schreibschulen sind auch beim Projekt<br />

„Heinrichsskriptorium“, zu finden.


1. Schreiber <strong>und</strong> Skriptorium<br />

„O beatissime lector, lava manus tuas et sic librum adprehende, leniter folia<br />

turna, longe a littera digito pono. Quia qui nescit scribere, putat hoc esse<br />

nullum laborem. O quam gravis est scriptura:oculos gravat, renes frangit,<br />

simul et omnia membra contristat. Tria digita scribunt, totus corpus laborat...”<br />

“ O glücklichster Leser, wasche Deine Hände <strong>und</strong> fasse das Buch an, drehe die<br />

Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben. Der, der nicht weiß<br />

zu schreiben, glaubt nicht, dass dies eine Arbeit sei. O wie schwer ist das<br />

Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren <strong>und</strong> bringt zugleich allen<br />

Gliedern Qual. Drei Finger schreiben, der ganze Körper leidet…“ 2[2]<br />

Zahlreiche Schreiber beendeten ihr Werk mit einem frommen Spruch, andere<br />

wiederum äußerten recht weltliche Wünsche:<br />

O got durch dine güte-Beschere uns kugeln <strong>und</strong> hüte,-Menteln <strong>und</strong> röcke,-<br />

Geisze <strong>und</strong> böcke,-Schoffe <strong>und</strong> rinder,-Vil frowen <strong>und</strong> wenig kinder.<br />

Explicit durch den bank,- Smale dienst machent eime das jor langk. 3[3]<br />

Einzigartig in ihrer Darstellung all jener Arbeiten die bei der Buchherstellung<br />

im Mittelalter anfielen, ist die Federzeichnung einer Bamberger<br />

Handschrift. Ambrosius-Handschrift (siehe Fußnote 1)<br />

Der Maler selbst hat sich im mittleren Bildteil am Dreiecksrahmen verewigt<br />

<strong>und</strong> präsentiert im oberen Medaillon sein vollendetes Werk.<br />

Die Klöster waren in Europa Zentren des Buchwesens. In der künstlerischen<br />

Ausschmückung der geschrieben Bücher gibt es unzählige Abstufungen.<br />

Vom verzierten Buchstaben bis zum ganzseitigen Gemälde. Der Gesamtbegriff<br />

„Buchmalerei umfasst alle diese Arten. Sowohl Werke der Malkunst als auch<br />

solche der Schreib- <strong>und</strong> Zeichenkunst. Wenn Werke der Buchmalerei als<br />

„Miniaturen“ bezeichnet werden, so geht das auf den Namen der Farbe zurück,<br />

die für Federzeichnungen verwendet wurde. Das „minium“, das ist Zinnoberrot.<br />

2[2] Notiz eines Schreibers im 8. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

3[3] Notiz aus einer Bibelhandschrift, 13. Jahrh<strong>und</strong>ert, Universitätsbibliothek Heidelberg; Cod. Pal. Germ. 19-23, am<br />

Ende des 2. Bandes (fol.246rX)<br />

Vgl. aus Skriptorium - Die Buchherstellung im Mittelalter, Vera Trost: Stuttgart 1991, S. 1- 50.


In der Folge wurden aber auch die anderen Arten des Buchschmuckes<br />

„Miniaturmalerei“ genannt. Erst in nachmittelalterlicher<br />

Zeit erhielt der Ausdruck „Miniaturmalerei“ eine andere Bedeutung:<br />

Kleinmalerei, vom lateinischen Wortstamm „min-„ (=verkleinern).<br />

Eine andere Fachbezeichnung für den Buchschmuck ist „illuminieren“,<br />

(=erleuchten). Der „Illuminator“ ist ein nach einem mittelalterlichen Kunstbuch<br />

ein Künstler der es versteht, die Bücher mit Farben zu verzieren,<br />

auf den Blättern Gold <strong>und</strong> Silber haltbar anzubringen, so dass es glänzt,<br />

Bilder <strong>und</strong> Materialien an die richtigen Stellen zu setzen.<br />

Weniger anspruchsvoll als der Beruf eines Miniators oder Illuminators war die<br />

Aufgabe des „Rubrikators“. Dieser musste in das mit schwarzer Tinte<br />

geschriebene Buch die roten Initialen (Anfangsbuchstaben der Absätze)<br />

eintragen. Wohl auch andere Zierstriche im Text oder an den Seitenrändern<br />

anbringen. So konnte das dem Schreiber selbst überlassen bleiben<br />

wenn es sich bei der Rotschrift nur um schmucklose Buchstaben handelte. Für<br />

seine Arbeiten standen dem Rubrikator für seine Arbeiten verschiedene<br />

Musteralphabete zur Verfügung. Seiner ornamentalen Geschicklichkeit<br />

blieb es überlassen diese Vorlagen weiter zu variieren. 4[4]<br />

Die Arbeitsteilung in den Werkstätten- PERGAMENARIUS: er stellte das<br />

Pergament her. SKRIPTOR: der Schreiber, der mit schwarzer Tinte schrieb<br />

RUBRIKATOR: auch von rubrica (Rötel), er kennzeichnete die Satz- <strong>und</strong><br />

Kapitalanfänge mit Farbe. ILLUMINATOR: er malte große Anfangsbuchstaben,<br />

die Initialen <strong>und</strong> Ranken. MINIATOR: von minium, er malte die<br />

Miniaturen der Schriften. 5[5]<br />

In der Regel wurden Texte nach Vorlagen kopiert. Diese waren entweder im<br />

eigenen Kloster vorhanden oder mussten von einem befre<strong>und</strong>eten Kloster<br />

ausgeliehen werden.<br />

4[4] Vgl. Franz Unterkircher: Die Buchmalerei, Wien 1974, S.8<br />

5[5] Vgl. Christian Moser: Skriptum, Buchmalerei, Techniken-Materialien, Salzburg, o.J, S. 15


2. Maler<br />

Die Maler genossen eine besondere Ausbildung. Ihre Aufgaben erforderten<br />

spezifische Kenntnisse über die Malmittel <strong>und</strong> –techniken. In den Skriptorien<br />

waren nicht nur Männer beschäftigt. An der Buchherstellung waren auch<br />

Frauen als Schreiberinnen <strong>und</strong> Malerinnen beschäftigt. Im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ließ sich die Nonne Guta selbstbewusst zusammen mit ihrem<br />

Malerkollegen Sintram auf dem Einleitungsblatt des von ihr geschriebenen<br />

Kodex abbilden. 6[6]<br />

Wenn es auch in manchen Klöstern leistungsfähige Schreib- <strong>und</strong> Malschulen<br />

gab die sich gewöhnlich um einen hochbegabten Meister bildeten, so waren<br />

es doch auch oft wandernde Maler, die neue Motive über weite Strecken hin<br />

verbreiten konnten.<br />

Die Qualität der Kunstwerke beweist, dass sie von geschulten Meistern<br />

geschaffen wurden. Die Künstler waren vielleicht dieselben, die neben den<br />

Miniaturen in den Büchern auch Mosaiken <strong>und</strong> Wandmalereien ausführten. In<br />

Rezeptbüchern für die Technik werden die verschiedenen Kunstarten<br />

gewöhnlich nebeneinander behandelt. Auch stilistisch gibt es die Verwandtschaft<br />

zwischen Werken spätantiker Buchmalerei <strong>und</strong> Mosaikkunst, der<br />

Wandmalerei in der Reichenau <strong>und</strong> der gleichzeitigen Buchmalerei, den<br />

<strong>romanische</strong>n Fresken in Salzburg <strong>und</strong> den Bildern in den <strong>Salzburger</strong><br />

Handschriften, um einige Beispiele zu nennen.<br />

Die theoretischen <strong>und</strong> praktischen Kenntnisse wurden hauptsächlich durch<br />

persönliche Unterweisungen vermittelt. Schriftlich niedergelegte Mal-<br />

Rezepte dienten als Hilfsmittel. Die Bildkompositionen <strong>und</strong> Motive für die<br />

Ornamente konnten durch Mustervorlagen bereitgestellt werden, waren aber<br />

doch weitgehend der schöpferischen Gestaltungskraft des Malers überlassen.<br />

Der Weg den Vorlagen, lässt sich manchmal verfolgen, wie etwa bei den<br />

Werken der karolingischen Hofkunst. Karl d. Gr. erhielt aus Italien Vorlagen<br />

spätantiker Handschriften. In der deutschen <strong>romanische</strong>n Kunst sind in<br />

umfangreicher Weise byzantinische Vorbilder kopiert, die durch Teilnehmer an<br />

6[6] Kodex Guta-Sintram, Klöster Murbach <strong>und</strong> Schwarzenthann, Elsaß, 1154. Bibliotheque du Grand Séminaire,<br />

Straßburg, Cod.78, fol.4r . Guta war die Schreiberin, Sintram führte den malerischen Schmuck aus.


Kreuzzügen aus dem Osten mitgebracht worden waren. Gegen Ende des 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts schwand das Monopol der Klöster auf Gelehrsamkeit. Die<br />

Skriptorien waren nicht mehr Hauptzentren<br />

der Buchproduktion. Auch berufsmäßigen Laienschreibern war gestattet<br />

mit Mönchen zusammen zu arbeiten. Als die Buchmalerei vom 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

an gewerbsmäßig ausgeübt wurde, schlossen sich Maler <strong>und</strong> Schreiber in<br />

Gilden zusammen. Der hl. Lukas war deren Patron. 7[7]<br />

3. Schreibwerkzeug<br />

Die Gr<strong>und</strong>werkstoffe mittelalterlicher Skriptorien stammten in erster Linie von<br />

Tieren. Das Pergament wurde aus den Häuten von Schafen, Rindern oder<br />

Ziegen gewonnen. Das Horn des Rindes diente zu Aufbewahrung der Tinten<br />

<strong>und</strong> Farben. Im Mittelalter <strong>und</strong> in der frühen Neuzeit bis zur Erfindung<br />

der Stahlrohrfeder im 19. Jh. verwendete man Federn von Vögeln. Am<br />

besten eigneten sich die ersten Flugfedern eines großen Vogels, meist die<br />

Gans. Wegen ihres Schwungs liegen die Federn vom linken Flügel einem<br />

Rechtshänder besonders gut in der Hand. Der Kiel der Feder wurde getrocknet<br />

oder gehärtet, bevor man ihn aufschlitzte <strong>und</strong> auf die gewünschte<br />

Breite zuschnitt. Eine eigene Kunst war das Zuschneiden der Federn.<br />

Man benötigte dazu ein spezielles Messer, das eigens zugeschliffen<br />

war <strong>und</strong> eifersüchtig als persönlicher Schatz gehütet wurde.<br />

4. Beschreibstoffe<br />

Unter dem Begriff „Beschreibstoffe“ versteht man in der Paläographie zumeist<br />

die Materialien, auf denen man schreibt. Beispielsweise Papyrus, Pergament<br />

oder Papier. Unter Bezeichnung „Schreibstoffe“ hingegen die Materialien<br />

zusammengefasst, mit denen man schreibt oder die für den Schreibvorgang im<br />

Mittelalter zusätzlich notwendig waren. Darunter fallen<br />

Tinte, Schreibrohr <strong>und</strong> Federkiel, aber auch Radiermesser, Lineal, etc. Diese<br />

Terminologie ist allerdings nicht in allen Handbüchern gleichlautend: So<br />

7[7] Vgl. Franz Unterkircher: Die Buchmalerei, Wien 1974, S.10


werden die Beschreibstoffe bei Bischoff irreführend als „Schreibstoffe“<br />

bezeichnet, die Schreibstoffe hingegen unterteilt in Tinte <strong>und</strong> Schreibwerkzeuge.<br />

Der PAPYRUS diente seit dem Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr.<br />

in Ägypten als Beschreibstoff. Er wird aus dem Halm der Papyrusstaude,<br />

einer Schilfpflanze gewonnen, die vor allem am Nil gedeiht. Der Halm<br />

wird zunächst mit einem Messer in Streifen geschnitten, die senkrecht<br />

<strong>und</strong> waagrecht übereinander gelegt, dann glatt gehämmert <strong>und</strong> gepresst<br />

werden. Durch den Saft der Pflanze halten die Streifen von selbst<br />

zusammen. Die Oberfläche wird zudem noch mit einem Bimsstein geglättet.<br />

Papyrus wurde in langen Rollen aufbewahrt, die jeweils in Spalten<br />

beschrieben wurden. Eine Buchrolle wurde als volumen bezeichnet. Ein Begriff<br />

der in der eng.-ital.-franz. Bezeichnung volume für „Band“ weiterlebt.<br />

Einige Papyrus-Handschriften hingegen existieren aus dem Frühmittelalter,<br />

bei denen Papyrusblätter zu einem Buchblock zusammen geb<strong>und</strong>en<br />

wurden. Während der gesamten Antike war Papyrus der wichtigste<br />

Beschreibstoff. Erst in der Spätantike löste das Pergament Papyrus in dieser<br />

Rolle ab. Gerade in Italien hielt sich der Papyrus als Beschreibstoff bis ins<br />

Mittelalter. In Ravenna wurde Papyrus als Beschreibstoff bis ins 9.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, in der päpstlichen Kanzlei sogar bis ins 11. Jahrh<strong>und</strong>ert verwendet.<br />

“Papirus“ diente in Süditalien bis ins 13. Jahrh<strong>und</strong>ert als Bezeich-nung<br />

für den damals in Europa neu auftretenden Beschreibstoff Papier überzugehen.<br />

PERGAMENT gab es schon während der Antike. Es konnte sich aber auf- gr<strong>und</strong><br />

des gewaltigen Preisunterschiedes zum billigen Papyrus nicht durchsetzen.<br />

Warum es allerdings in der Spätantike schließlich zum wichtigsten<br />

Beschreibstoff wurde, ist nicht ganz gesichert. Hinter der Verwendung des<br />

dauerhafteren Pergaments könnte auch die Intention stecken, wichtige Texte<br />

für die Ewigkeit zu bewahren. Sei es auf heidnischer Seite die Werke von<br />

Autoren wie Vergil oder Cicero oder auf christlicher Seite die Bibel <strong>und</strong> Texte<br />

von Kirchenlehrern. 8[8] Das Pergament eignete sich besser für die Codexform<br />

des Buches. Im 4. <strong>und</strong> 5. Jahrh<strong>und</strong>ert n. Chr. wurde die Rolle aus Pergament<br />

immer mehr durch den Codex verdrängt.<br />

8[8] Vgl. Christian Rohr: Skriptum, Beschreib-<strong>und</strong> Schreibstoffe, 1997, S. 8,10,11


PERGAMENT ist eine spanngetrocknete, das heißt enthaarte <strong>und</strong> auf einem<br />

Spannrahmen getrocknete, nicht gegerbte Haut verschiedener Tiere. Aus den<br />

Fellen von Kälbern, Schafen <strong>und</strong> Ziegen <strong>und</strong> anderer Tiere wird sie gewonnen.<br />

Nach dem Abzug vom Tierkörper muss jedes Tierfell so lange vor Fäulnis<br />

geschützt werden, bis es unbeschädigt zum Pergamentmacher oder Gerber<br />

gebracht <strong>und</strong> dort bearbeitet werden kann. Dieses „Konservieren“<br />

erfolgt in aller Regel durch Wasserentzug, also eine Art Trocknung. Die<br />

Felle werden in einer 5-10% igen Kalklauge gelegt, so dass ein besseres<br />

Ablösen von Haar-, <strong>und</strong> Fleischresten erzielt werden kann. Die stark alkalische<br />

Kalklauge löst zuerst die Epidermis auf, wodurch sich die Haarwurzeln leicht<br />

entfernen lassen. Mit einem gebogenen Messer schabt man danach über einem<br />

Holzbock die überstehenden Fleischreste <strong>und</strong> die Haare ab. Die Haut wird<br />

gewaschen <strong>und</strong> noch nass in einen rechteckigen oder r<strong>und</strong>en Rahmen<br />

gespannt. Durch die gleichmäßige Spannung der Haut wird verhindert, dass sie<br />

durchsichtig wird. Im nächsten Arbeitsgang schabte man die manchmal noch<br />

feuchte Haut mit einem Schabemesser auf die gewünschte Stärke. Im Griff des<br />

Schabemessers war eine halbmondförmige<br />

Klinge eingelassen. Dadurch wurde verhindert, dass das<br />

Pergament beim Schaben verletzt wurde.<br />

Nun musste noch die Oberfläche zum Beschreiben vorbereitet werden. Glatte<br />

<strong>und</strong> fette Stellen rieb man mit einem Bimsstein <strong>und</strong> Kreide ein <strong>und</strong> raute die<br />

Schreibfläche fein auf. Da natürlicher Bimsstein häufig grob <strong>und</strong> ungleichmäßig<br />

ist verwendete man eine Poliermasse. Diese bestand mit sehr wenig Wasser<br />

angedicktem Bimssteinpulver, Glaspulver <strong>und</strong> zerriebenen<br />

Muschelschalen. Danach strich man das Pergament mit einer dünnen<br />

Eiweiß- oder Bindemittellösung ein. Die Fasern lagen wieder glatt an <strong>und</strong> Tinte<br />

<strong>und</strong> Farben wurden von der Schreiboberfläche besser aufgenommen.<br />

Für besonders kostbare Manuskripte wurde die ganze Haut mit verschiedenen<br />

Farben, zum Beispiel rot (Purpur oder Purpurersatz-<br />

Stoffe), blau (Indigo oder andere blaue Pflanzenfarbstoffe), grün (Grünspan)<br />

oder auch schwarz (Tinte), eingefärbt.<br />

Safran gelb oder mit Krapp rot eingefärbte Pergamente liebte man in<br />

arabischen Ländern.


Die deutschsprachige Forschung unterscheidet seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zwischen südlichem oder italienischem Pergament. Bei diesem blieb die<br />

natürliche Hautmusterung der Narben unangetastet. Beim nördlichem oder<br />

deutschem Pigment wurde die Hautmusterung mehr oder weniger stark<br />

entfernt. Der Pergamenter bezeichnet die anatomisch außen gelegene <strong>und</strong> bei<br />

der Arbeit zuerst behandelte Haarseite Narben oder Vorderseite. Die<br />

Fleischseite mit Innen oder Rückseite. Umgekehrt dagegen nennt der<br />

Historiker die sorgfältig zur Beschriftung vorbereitete Fleischseite Vorderseite.<br />

Die weniger gut bearbeitete Haarseite Rückseite.<br />

5. Tinten<br />

Der mittelalterliche Schreiber benötigte neben Vogelfeder <strong>und</strong> Tinte noch<br />

weitere Schreibstoffe. Zur Linierung diente entweder ein Griffel, bei dem keine<br />

Linien, sondern nur Rillen im Pergament sichtbar wurden (sog. Blindlinierung),<br />

ein Metallstift (Bleistift) oder ein Rötelstift. Tinte auch im Spätmittelalter. Für<br />

die Linierung wurde weiters ein punctorium, d. h. ein Zirkel oder ein Rädchen<br />

mit Spitzen benötigt. Mit diesem wurden am Blattrand kleine Löcher zur<br />

Adjustierung des Lineals gemacht. Neben Feder <strong>und</strong> Radiermesser gehörten<br />

auch ein oder zwei Tintenhörnchen zur Ausrüstung eines Schreibers: eines für<br />

schwarze oder braune Tinte <strong>und</strong> eines für die rote Tinte , mit der die einzelne<br />

Buchstaben oder Worte hervorgehoben wurden.<br />

Schon in der Antike gab es mehrere Rezepturen für die Herstellung von Tinte<br />

(atramentum, incaustum): Sie basierten auf Ruß <strong>und</strong> Gummi, andere auf Sepia<br />

(Tintenfisch) andere wiederum auf Galläpfeln <strong>und</strong> Eisenvitriol. Besonders<br />

letztere Tinten fraßen sich allerdings im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte häufig durch<br />

den Beschreibstoff, sodass heute nicht mehr die Schrift, sondern die Löcher<br />

„lesbar“ sind. Die Tinte ist je nach Rezeptur tiefschwarz, bräunlich, teilweise<br />

auch olivgrün oder grau.<br />

Schwarze Tinten der Antike <strong>und</strong> des Mittelalters haben weniger gute<br />

Eigenschaften als die braune Dornentinte. Rußtinten wurden schon seit dem 3.<br />

Jahrtausend v. Chr. verwendet. Plinius gibt Ruß <strong>und</strong> Gummi als Bestandteile<br />

an. Diese Tinten sind lichtecht <strong>und</strong> sehr feuchtigkeits empfindlich. Seit Mitte


des 7. Jahrh<strong>und</strong>erts ist die Eisengallustine in Gebrauch. Fallweise wird sie<br />

heute noch für wichtige Dokumente verwendet. Im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert überliefert<br />

Theophilus in seinem Traktat „Von den verschiedenen Künsten“ die Herstellung<br />

der DORNENTINTE. Zweige von Schlehen sind das Ausgangsmaterial…<br />

Die Breite der Tintenproduktion mit ihren spezifischen Eigenschaften machen<br />

einen vollkommenen Überblick in diesem Rahmen unmöglich. 9[9]<br />

6. Farben<br />

Traktate, Werkstatt- oder Musterbücher sind die schriftlichen Zeugnisse<br />

mittelalterlicher Skriptorien. Sie überlieferten die Kenntnis von der Herstellung<br />

von Pergament, Tinten <strong>und</strong> Farben. Die älteren Traktate sind in Latein<br />

abgefasst. Der Vielfalt des künstlerischen Schmuckes der Handschriften<br />

entspricht auch die große Anzahl <strong>und</strong> Mannigfaltigkeit der Farben.<br />

Der Erhaltungszustand der Malereien spricht für ihre ausgezeichnete<br />

Qualität. Was in diesen Handbüchern steht, ist zum größten Teil einer<br />

Überlieferung entnommen, die bis in die Antike zurückreicht. Schon bei den<br />

Ägyptern wurden zur Auszeichnung von Initialien, Wörtern oder Überschriften<br />

rote Tinten verwendet. Dies war auch im griechisch-römischen üblich.<br />

So ist z.B. „rubricare“(Rubrizieren, Rotmachen)eine Wortschöpfung der Römer.<br />

Meistens wird eine ziegelrotfarbene Tinte aus dem Pigment „minium“<br />

(Mennige) verwendet. Aus diesem leitet sich die Bezeichnung<br />

„Miniatur“ ab . Für tiefrote Tinte ist auch Zinnober in Gebrauch.<br />

Natürliche anorganische Farbmittel sind die einfachsten Pigmente. Neben<br />

farbigen Erden kannte man farbiges Gesteinsmaterial. Dieses wurde sorgfältig<br />

zerkleinert <strong>und</strong> fallweise aufbereitet. Lapislazuli, Azurit <strong>und</strong> Malachit oder<br />

natürlicher Ultramarin. Der harte tiefblaue Lapislazuli wurde von alters her in<br />

der afghanischen Provinz Badakschan gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> von dort im Mittelalter<br />

nach Europa exportiert. Für blaugrüne Einfärbungen wurden auch Azurit <strong>und</strong><br />

Malachit verwendet. In mittelalterlichen Rezeptbüchern wird des öfteren<br />

Auripigment erwähnt. Es ist ein gelbes sehr giftiges Pigment <strong>und</strong> lässt sich nur<br />

9[9] Vgl. Christian Rohr: Skriptum, 1997, 3.2.2 / 3.2.3 S. 14,15<br />

Vgl. Christian Moser: Skriptum, o.J. S. 14, 15, 24, 25


mit bestimmten Farben mischen. Grünspan- Grünspangrün, Bleiweiß (beide<br />

giftig) <strong>und</strong> Zinnober sind Metallverbindungen.<br />

Sie werden chemisch zu den anorganischen Farbmittel gerechnet. Zu<br />

den mineralischen Stoffen gehören u. A. Grüne Erde, Ockererde, Eisenoxyd,<br />

Kupfer, Silber, Gold…etc.<br />

Pflanzliche Farbstoffe sind u.A. Indigo- Färberwaid (beide blau). Indigo war<br />

bereits im Altertum <strong>und</strong> frühen Mittelalter bekannt. Dabei handelt es sich um<br />

einen Pflanzenfarbstoff aus den orientalischen Indigofera-Arten. Färberröte,<br />

Kornblumen, Mohnblüten, Krebskraut, Flechten, Safran (mit Galle<br />

vermischt)…etc.<br />

Die wichtigsten Rohstoffe aus dem Tierreich lieferte die Farblaus oder<br />

Kermesschildlaus. In deren Eiern ist der braun-rötliche Farbstoff enthalten<br />

sowie die Purpurschnecke, die sowohl im Mittelmeer als auch im Meer um die<br />

britischen Inseln vorkommt.<br />

Die Farbstoffe wurden manchmal für sich allein, meistens aber in genau<br />

berechneten Mischungen verwendet. 10[10]<br />

7. Gold <strong>und</strong> Silber<br />

In mittelalterlichen Skriptorien wurden Gold <strong>und</strong> Silber sowohl für Tinten<br />

(pulverisiert) zum Schreiben, als auch zum Malen verwendet. Goldpulver<br />

bezeichnete man als „Muschelgold“,weil das kostbare Material in Muscheln<br />

aufbewahrt wurde <strong>und</strong> so zum Kauf anbot. Zum Schreiben wurde es zusammen<br />

mit Pergamentleim oder Pflanzengummi verwendet. Gold ist ein sehr<br />

weiches <strong>und</strong> elastisches Metall. Es lässt sich sehr dünn ausschlagen oder<br />

auswalzen. Auf diese Weise gewonnenes Blattgold wurde im frühen Mittelalter<br />

direkt auf dem Pergamentgr<strong>und</strong> „angeschossen“. Später unterlegte<br />

man es mit farbigen Poliment aus Ocker oder Bolus. 11[11]<br />

Achatsteine <strong>und</strong> Eber-oder Wolfszähne verwendete man zum Polieren <strong>und</strong><br />

Modellieren. Im Streitgespräch zwischen Cluniazensern <strong>und</strong> Zisterziensern um<br />

1150 wurde die Ausschmückung biblischer Handschriften als unnütz <strong>und</strong><br />

10[10] Vgl. Franz Unterkircher: Die Buchmalerei, 1974, S. 14<br />

11[11] Bolus, ein Tonerdesilikat (z.B. Terra di Siena).


überflüssig bezeichnet. (Auf Vergoldung <strong>und</strong> Vergoldewerkzeuge kann hier im<br />

Einzelnen nicht eingegangen werden), -wurde im Referat erörtert.<br />

Metallgründe werden entweder aus Blattgold,- silber <strong>und</strong> Stanniol gefertigt<br />

oder aus Pulvergold bzw. Pulversilber hergestellt. Pulverisiertes Metall-Gold,<br />

Silber, Kupfer <strong>und</strong> Zinn- wird entweder rein mit Gummi, seltener mit Eiweiß,<br />

oder auch mit gelben Zusätzen wie Galle oder Pflanzensaft gemischt.<br />

8. Bindemittel<br />

Wenn in den Farben nicht schon von Natur aus eine bindende Substanz<br />

vorhanden war, mussten sie für ihre Verwendung mit einem Bindemittel<br />

malfähig gemacht werden. Eiweiß war eines der gängigsten Bindemittel in der<br />

Buchmalerei im Hochmittelalter. Die Farben erhalten durch dieses Bindemittel<br />

einen tiefen Glanz. Eiklar kann auf verschiedene Weise zubereitet<br />

werden. Dies kann durch filtern durch einen Leinenbeutel erfolgen<br />

wie es bei Theophilius beschrieben wird. Im 11. Jahrh<strong>und</strong>ert wird diese<br />

Methode als zu unsauber abgelehnt. Eine andere Möglichkeit besteht darin das<br />

Eiklar zu Eischnee zu schlagen <strong>und</strong> die Flüssigkeit die sich absetzt zu<br />

verwenden. Leim aus der Schwimmblase des Störs- „der Blase des Fisches, der<br />

Hausen heißt“. Er ist der beste <strong>und</strong> teuerste Leim. Matt als auch glänzend<br />

erscheinen damit vermalte Farben. Pflanzengummi sind harzartige, in Wasser<br />

quellbare Stoffe. Kirsch <strong>und</strong> Pflaumengummi sind Harze von Kirsch <strong>und</strong><br />

Pflaumenbäumen, die in warmen Wasser bis zur Verflüssigung quellen müssen.<br />

In entsprechender Weise wird Pergamentleim aus Pergament hergestellt.<br />

Fallweise wird Gummi auch mit Eiklar gemischt. Die Farben ergeben eine eher<br />

samtige Erscheinung.<br />

Temperaturwasser ist eine wasserlösliche Kombination verschiedener<br />

Bindemittel, welche sich speziell für Tinten der Buchmalerei bewährt hat.<br />

Temperamalerei war im Mittelalter die gebräuchlichste Art der Malerei mit<br />

deckenden Farben. Diese werden mit verdünntem Eigelb, Feigenmilch, Honig,<br />

Leim oder ähnlichen Bindemitteln vermischt. Je nach verwendetem Pigment<br />

wurde „deckend oder lasierend“ gearbeitet.


9. Einbände<br />

Mehr oder weniger feste Schutzhülle für das zu einem Buchblock geb<strong>und</strong>ene<br />

Papier oder Pergament. Der Einband setzt sich aus zwei Deckeln aus Holz oder<br />

Pappe, dem Rücken <strong>und</strong> dem Überzug aus Leder, Pergament, Gewebe oder<br />

Papier zusammen. Je nach Technik <strong>und</strong> Material<br />

des Einbandes lassen sich Holzdeckelband, Pergamenteinband, Ledereinband<br />

(Edel-) Pappband, Franzband, Sprungrückenband etc. unterscheiden.<br />

Zu bestimmten Zeiten tendierte man außerdem dazu, sämtliche<br />

Bücher einer Bibliothek in das selbe Material zu binden. So wurden etwa<br />

nahezu alle Codices der nach Rom gebrachten Bibliotheca Palatina dort in<br />

weißes Pergament geb<strong>und</strong>en.<br />

Um das Bezugsmaterial vor Bestoßungen zu schützen, wurden an den<br />

Buchdeckeln häufig verzierte Metallteile, sogenannte Beschläge, angebracht.<br />

Sie schützten vor allem die Ecken oder dienten im Form von zentral<br />

angebrachten r<strong>und</strong>en Buckeln als Auflagemöglichkeit für den Deckel. Auch die<br />

Möglichkeit Ketten anzubringen war gegeben. Mit deren Hilfe wurde das Buch<br />

vor Diebstahl gesichert. Häufig sind auch Metallschließen<br />

oder Textil- bzw. Lederbänder zum Verschluss des oft sperrenden<br />

Buchblocks anzutreffen. 12[12]<br />

10. Initialen<br />

Die Initialen sind zwar das einfachste Element der Buchmalerei, - zunächst nur<br />

mit dem Zweck, das Schriftbild gefällig zu gestalten. Aber wenn an die Stelle<br />

eines bescheidenen Rubrikators ein phantasiebegabter Illuminator tritt, so<br />

werden aus ihnen ornamentale oder figurale Kunstwerke besonderer Art. Die<br />

Buchstaben selbst mit ihren Schäften, Bogen <strong>und</strong> Schlingen bilden das<br />

Rohmaterial, aus dem der Künstler seine Gebilde formt: ein geometrisches<br />

Spiel von Linien, das nach Belieben in Pflanzen- <strong>und</strong> Tierformen ausläuft.<br />

Andere Initialen bilden mit ihren Bogen den Rahmen zu Bildern, oft zu<br />

12[12] Vgl. Glossar zur spaetmittelalterlichen Buchmalerei <strong>und</strong> Buchherstellung / S. 2<br />

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digi/glossar/d-f.html 23.09.2007


mehrteiligen Szenen, die durch Querstriche oder Buchstaben voneinander<br />

getrennt sind. Entweder liegt das Gold als Hintergr<strong>und</strong> auf dem Blatt, oder die<br />

Buchstaben heben sich in Gold vom farbigen Gr<strong>und</strong> ab. Die Größe der Initialen<br />

nimmt zu. Nicht selten nehmen sie halbe oder ganze Seiten ein. Besonders am<br />

Anfang gottesdienstlicher Bücher füllt oft der erste Buchstabe eine ganze Seite.<br />

Auf deren verzierter Fläche vollenden dann die folgenden Buchstaben in<br />

kleinerer Form das begonnene<br />

Wort. Sie verfolgt nur den Zweck, das Buch schön zu machen <strong>und</strong><br />

ihm über den Text hinaus einen erhöhten Wert zu verleihen. Bei<br />

Evangelienbüchern sind die Initialseiten,- ebenso wie die übrige kostbare<br />

Ausstattung, - eine besondere Art des mittelalterlichen Gottesdienstes.<br />

„Die Ehrfurcht des Menschen vor dem in der Bibel niedergelegten Wort Gottes<br />

äußert sich dadurch, dass er dieser schriftgewordenen göttlichen Offenbarung<br />

das kostbarste Kleid gibt, das Menschengeist ersinnen <strong>und</strong> Menschenhand<br />

formen kann“. 13[13]<br />

Nach dem Aufkommen des Buchdrucks bzw. des Holzschnitts wurde die Buchmalerei nur noch<br />

selten <strong>und</strong> für aufwendige <strong>und</strong> entsprechende kostspielige Prunkhandschriften verwendet.<br />

Einer der letzten großen Auftraggeber war Maximilian I., der für seine Bibliothek von<br />

renommierten Künstlern unter Anderem das „Tiroler Fischereibuch“ (1504) <strong>und</strong> das „Ambraser<br />

Heldenbuch“ gestalten ließ. In der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts kam es zu einer kurzen<br />

Wiederbelebung der Buchmalerei (Gebetbuch der Kaiserin Elisabeth, Papstmissale), die sich<br />

dann in der Schmückung von Diplomen <strong>und</strong> dergleichen fortsetzte.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts fand die Buchmalerei einen Höhepunkt in den<br />

Buchgestaltungen <strong>und</strong> –illustrationen der Wiener Werkstätte <strong>und</strong> der Wiener Kunstgewerbeschule.<br />

Die damals begründete Tradition des Künstlerbuchs lässt sich bis in die<br />

Gegenwart verfolgen.<br />

13[13] Franz Unterkircher: Die Buchmalerei, Wien 1974, S.8


Literaturverzeichnis<br />

Geo Epoche: Das Mittelalter, Buchmalerei, Hamburg 1999. S. 124-133<br />

Kalender: Für irdischen Ruhm <strong>und</strong> himmlischen Lohn, Buchherstellung im<br />

Mittelalter, 2002<br />

König Eberhard, Gabriele Bartz: Das St<strong>und</strong>enbuch, Stuttgart, Zürich 1998<br />

Moser, Christian: Skriptum, Buchmalerei, Techniken,Materialien, Salzburg<br />

Rohr, Christian: Skriptum, 3-3.1,3.1.2.,3.1.3,3.2.1,3.2.2.,3.2.3. Salzburg 1997<br />

Unterkircher, Franz: Die Buchmalerei, Wien 1974<br />

Vogt,Vera: Skriptorium, Die Buchherstellung im Mittelalter, Stuttgart 1991<br />

INTERNETRECHERCHE<br />

http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.b/b852754.htm 23.09.2007<br />

http://www.hdbg.de/skriptorium/index.htm 03.01.2008<br />

http://www.staatsbibliothek-bamberg.de/sondersammlungen/hs37.php 02.01.2008<br />

http://www.hdbg.de/skriptorium/schreibwerkzeuge/schreibwerkzeug.htm 04.01.2008

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