Brief an die Jugend - Dr. Lothar Gassmann
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tiv vorliegen. Org<strong>an</strong>isiert wird das<br />
gesamte Vorhaben gemeinschaftlich<br />
durch den „Päpstlichen Rat für Interreligiösen<br />
Dialog“ (Vatik<strong>an</strong>-Stadt) und<br />
das „Büro für Interreligiöse Beziehungen<br />
und Dialog“ vom ÖRK (Genf)<br />
[5]. Während <strong>die</strong> Toulouser Tagung<br />
ausschließlich christliche Gruppierungen<br />
zusammenbrachte, waren es<br />
im letzten Jahr in Lari<strong>an</strong>o 27 Vertreter<br />
von Buddhisten, Christen, Hindus,<br />
Muslimen, Juden und Yoruba. Zwar<br />
war m<strong>an</strong> sich weiter unterein<strong>an</strong>der<br />
bestehender Unterschiede und Gegensätze<br />
bewusst, doch kam dennoch<br />
ein ausführlicher Schlußbericht<br />
mit zehn Empfehlungen zust<strong>an</strong>de.<br />
Bei <strong>die</strong>ser „inter-religiösen Konsultation“<br />
wollte m<strong>an</strong> sich dem gegenwärtigen<br />
Verständnis von Bekehrung<br />
innerhalb der verschiedenen Religionen<br />
<strong>an</strong>nähern. Auf Grund der Realität<br />
der Gegenwart berührt <strong>die</strong>se Thematik<br />
Fragen um Krieg und Frieden,<br />
Menschenrechte, Diskriminierung,<br />
politische und religiöse Verfolgung,<br />
Macht und Globalisierung, theologisches<br />
und historisches Selbstverständnis<br />
und Absolutheits<strong>an</strong>sprüche.<br />
Alle Vertreter bek<strong>an</strong>nten sich zum<br />
inter-religiösen Dialog. Der Schlußbericht<br />
hält fest, dass m<strong>an</strong> nicht zur<br />
Übereinstimmung in Bezug auf den<br />
Begriff „Bekehrung (conversion)“<br />
f<strong>an</strong>d!<br />
In seinem Referat in Toulouse zitiert<br />
Schirrmacher <strong>die</strong> Punkte 2 und 3 der<br />
Schlusserklärung als für ihn zentral –<br />
interess<strong>an</strong>terweise unterschlägt er<br />
aber den letzten Satz von Punkt 3<br />
(wohl, weil er ihn d<strong>an</strong>n hätte kritisieren<br />
müssen?). Die zwei Punkte lauten<br />
ungekürzt:<br />
(2) „Religionsfreiheit ist in jedem L<strong>an</strong>d<br />
der Welt ein grundlegendes, unverletzliches<br />
und nicht-verh<strong>an</strong>delbares Recht<br />
jedes Menschen. Religionsfreiheit beinhaltet<br />
<strong>die</strong> Freiheit (ohne jede Einschränkung)<br />
den eigenen Glauben zu<br />
praktizieren, <strong>die</strong> Freiheit, <strong>die</strong> Lehren<br />
des eigenen Glaubens den Angehörigen<br />
des eigenen Glaubens und den<br />
Angehörigen <strong>an</strong>derer Religionen [wörtlich:<br />
<strong>an</strong>deren Glaubens] zu bezeugen,<br />
und auch <strong>die</strong> Freiheit, einen <strong>an</strong>deren<br />
Glauben auf Grund eigener freier Entscheidung<br />
<strong>an</strong>zunehmen.“ [6]<br />
(3) „Obgleich jeder das Recht hat, <strong>an</strong>dere<br />
einzuladen, seinen Glauben zu<br />
verstehen, bekräftigen wir, dass dabei<br />
nicht <strong>die</strong> Rechte des <strong>an</strong>deren und seine<br />
religiösen Empfindungen verletzt<br />
werden sollten. Zugleich betonen wir,<br />
dass sich alle von der Besessenheit<br />
befreien sollten, <strong>an</strong>dere bekehren zu<br />
wollen.“ [7] –<br />
Mit seinem brennenden Anliegen,<br />
„möglichst viele (zum Glauben <strong>an</strong><br />
Jesus Christus) zu gewinnen“ (vgl. 1.<br />
Kor. 9,19), hätte ein Apostel Paulus<br />
in Lari<strong>an</strong>o wohl kaum Zustimmung<br />
gefunden. - Die dortige Tagung im<br />
„Haus der Gottesmutter“ [8] endete<br />
mit der Absichtserklärung, „... gemeinsam<br />
einen ‚Verhaltenskodex’ für<br />
Bekehrung zu entwickeln, dem alle<br />
Religionen [d<strong>an</strong>n] folgen sollten.<br />
Deshalb ist es unser Eindruck, dass<br />
inter-religiöse Dialoge zum Thema<br />
der Bekehrung auf verschiedenen<br />
Ebenen weitergeführt werden sollten.“<br />
[9] Mit einer dritten Konferenz<br />
soll <strong>die</strong>ses Projekt 2008 seinen Abschluss<br />
finden, und bis zum Jahr<br />
2010 sollte <strong>die</strong> Christenheit dem<br />
„Verhaltenskodex für Bekehrungen“<br />
zugestimmt haben ... [10]<br />
Zeitjournal 4 / 2007 35