Brücke der Hoffnung Juli 2011 Nr 75 - Arme Dienstmägde Jesu ...
Brücke der Hoffnung Juli 2011 Nr 75 - Arme Dienstmägde Jesu ...
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<strong>Juli</strong> <strong>2011</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>75</strong><br />
G<br />
L<br />
A<br />
U<br />
B<br />
E<br />
150 Jahre<br />
Klosterkirche<br />
L<br />
E<br />
B<br />
E<br />
N
Inhalt<br />
Zum Thema<br />
Jubiläum<br />
Katharina Kasper<br />
Die Heilige Messe<br />
ADJC national<br />
Bücher bauen <strong>Brücke</strong>n<br />
Dr. Andreas Püttmann<br />
Gesellschaft ohne Gott?<br />
(S. 4)<br />
Reinhild Elisabeth Rössler<br />
Unsagbar glücklich<br />
(S. 7)<br />
Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />
„Seht ich schaffe Neues“ – 160 Jahre ADJC<br />
(S. 9)<br />
Claudia Keßler<br />
Blicken wir zurück – wie alles begann – 110 Jahre<br />
Pfarrkirche St. Laurentius<br />
(S. 10)<br />
Nina Glauch<br />
20 Jahre Rumänienhilfe Dernbach<br />
(S. 12)<br />
Sr. M. Gottfriedis Amend ADJC<br />
Gleich gesinnt und einan<strong>der</strong> ergänzend: Bischof Peter<br />
Josef Blum und Katharina Kasper(S. 13)<br />
Andreas Falkner SJ<br />
Die Feier <strong>der</strong> Eucharistie, ein Plädoyer für das mystische<br />
Moment des Lebens<br />
(S.20)<br />
Sr. M. Marita Fabich ADJC<br />
Katharina Kasper nach Frankfurt zurückgekehrt<br />
(S.22)<br />
<strong>Juli</strong>a Mayer, Jill Theobald<br />
„Kloster auf Zeit“<br />
(S. 25)<br />
Herbert Bruns<br />
„Du sollst deinen Nächsten lieben“ - … aber erst nach<br />
Nutzenanalyse!?<br />
(S. 27)<br />
Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />
Peter Dyckhoff, „Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“<br />
(S. 31)<br />
2
Editorial<br />
Liebe Schwestern,<br />
liebe Freunde unserer Gemeinschaft!<br />
Die vorliegende „<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>“ ist spannungsgeladen, das werden<br />
Sie ganz schnell merken. Es geht immer wie<strong>der</strong> um die Spannung zwischen <strong>der</strong><br />
Realität auf <strong>der</strong> einen Seite, die in ihrem Erscheinungsbild mit all ihren<br />
Schwächen, Begrenzungen und Negativem nicht nur erschrecken und<br />
deprimieren, son<strong>der</strong>n auch lähmen und im schlimmsten Fall töten kann. Auf<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es das Positive, das wir entdecken können, das Neue,<br />
das aufbricht, die Möglichkeiten, die sich plötzlich auftun, wenn wir uns<br />
trauen, die Perspektive zu än<strong>der</strong>n. Und damit ist Erstaunen und Erwartung,<br />
Tatendrang und Leben verbunden.<br />
Und das Wun<strong>der</strong>bare daran: Auch das ist Realität – eine Realität allerdings,<br />
die wir leicht übersehen. Diese Realität for<strong>der</strong>t eine an<strong>der</strong>e Sichtweise und<br />
einen je neuen Aufbruch.<br />
Bei den Wüstenvätern fand ich diese kleine Geschichte: „Der Abbas Isidor,<br />
<strong>der</strong> Priester in <strong>der</strong> Sketis, sprach einmal zum Volke: Brü<strong>der</strong>, sind wir nicht<br />
wegen <strong>der</strong> Mühe an diesen Ort gekommen? Und nun bereitet er keine Mühe<br />
mehr! Ich habe meinen Mantel hergerichtet und gehe dahin, wo Mühe ist, und<br />
dort finde ich Ruhe!“<br />
Ich glaube, ein lähmendes, tötendes Element in unserem Leben – in unserem<br />
christlichen, geistlichen Leben – ist die Gewöhnung. Wenn wir uns eingerichtet<br />
haben, wenn alles rund ist, wenn alles läuft, wenn es uns gut geht, - dann<br />
wächst die Unzufriedenheit. Dann ist Aufbruch angesagt – aufbrechen aus<br />
gewohnten Geleisen, neu anfangen, Neues wagen, etwas tun, was wie<strong>der</strong> neu<br />
Mühe macht.<br />
Vor allem gilt das für unser geistliches Leben. Wir müssen je neu aufbrechen,<br />
um Gott zu suchen, <strong>Jesu</strong>s Christus zu finden, uns vom Heiligen Geist bewegen<br />
zu lassen. Wir müssen jeden Tag neu den Aufbruch wagen, damit unser<br />
geistliches Leben lebendig bleibt. Geistliches Leben, eine lebendige Christusbeziehung<br />
for<strong>der</strong>t Mühe, auch wenn ich selber gar nicht soviel dazu tun kann.<br />
Aber allein meine Offenheit, meine Bereitschaft, meine Verfügbarkeit for<strong>der</strong>t<br />
mich ganz. Das Geschenk, das damit verbunden ist, ist nicht auszuloten, ist<br />
nicht einmal in Worte zu fassen. Letztlich finde ich darin Ruhe.<br />
Aber diese Ruhe hat nichts zu tun mit dem Eingerichtetsein, von dem oben die<br />
Rede war, sie hat nichts zu tun mit Nichtstun. Diese Ruhe ist Frucht eines<br />
großen Friedens, einer großen Gelassenheit, die daher kommt, dass <strong>der</strong> Wille<br />
Gottes gelebt wird. Dann, so sagt Maria Katharina Kasper, „können wir in<br />
Ihm ruhen und Seine Gegenwart genießen“. (Brief 67)<br />
Wir wünschen Ihnen und uns den Mut, die Mühe auf uns zu nehmen, je neu<br />
aufzubrechen. Wir müssen diesen Weg ja nicht alleine gehen. Gott selbst geht<br />
ihn mit uns und beschenkt uns mit seiner liebenden Gegenwart. Ich bin sicher:<br />
Es lohnt sich.<br />
Ihre Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />
3
Zum Thema<br />
Gesellschaft ohne Gott?<br />
Von Dr. Andreas Püttmann<br />
Dr. Andreas Püttmann<br />
geb. 1964, ist Politologe und<br />
freier Publizist. Sein Buch:<br />
„Gesellschaft ohne Gott. Risiken<br />
und Nebenwirkungen <strong>der</strong> Entchristlichung<br />
Deutschlands“<br />
(2010) wurde zum Bestseller und<br />
erscheint in 3. Auflage im Verlag<br />
„Gerth Medien“<br />
.<br />
4<br />
Diagnose: Kirchenschwindsucht,<br />
Glaubensdepression<br />
Während die Zahl <strong>der</strong> Christen im<br />
Weltmaßstab, insbeson<strong>der</strong>e in Asien<br />
und Afrika wächst, befinden sich die<br />
Kirchen in Deutschland und weiten<br />
Teilen des friedens- und wohlstandsverwöhnten<br />
westlichen Europas seit<br />
Jahrzehnten in einem Prozess <strong>der</strong><br />
geistlichen Auszehrung, <strong>der</strong><br />
Verdunstung des Glaubens, <strong>der</strong><br />
Schrumpfung <strong>der</strong> Gemeinden und –<br />
auch schon vor dem Missbrauchsskandal<br />
– <strong>der</strong> Vertrauenskrise als<br />
gesellschaftlicher Institution. Der<br />
christliche Bevölkerungsanteil in<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik sank seit 1970<br />
von 93 auf 63 Prozent.<br />
Etwa je<strong>der</strong> zehnte Christ erklärt in<br />
Allensbacher Umfragen: „Ich bin<br />
gläubiges Mitglied meiner Kirche,<br />
fühle mich <strong>der</strong> Kirche eng verbunden“,<br />
ein weiteres Viertel: „Ich fühle<br />
mich meiner Kirche verbunden,<br />
auch wenn ich ihr in vielen Dingen<br />
kritisch gegenüberstehe“ – zusammen<br />
nur rund ein Drittel <strong>der</strong> Kirchenmitglie<strong>der</strong>.<br />
Auf die Frage:<br />
„Wenn es nach Ihnen ginge: Wie<br />
sollte unsere Gesellschaft in<br />
Zukunft sein?“ machten sich aus<br />
einer Liste mit 19 möglichen<br />
Antworten nur 24 Prozent den<br />
Wunsch zu eigen, „dass <strong>der</strong> Glaube,<br />
die religiösen Überzeugungen für<br />
die Menschen wichtiger werden“.<br />
Nicht einmal die Hälfte <strong>der</strong> Christen<br />
wünscht sich einen Bedeutungszuwachs<br />
des Glaubens.<br />
Das Image <strong>der</strong> evangelischen<br />
Kirche ist freundlicher als das <strong>der</strong><br />
katholischen – und ihre Bindekraft<br />
trotzdem geringer: Die Zahl <strong>der</strong><br />
Protestanten in Deutschland stürzte<br />
seit 1950 von rund 43 auf 24<br />
Millionen ab. Seit 1997 ist auch das<br />
mit den Stammlanden <strong>der</strong> Reformation<br />
wie<strong>der</strong>vereinigte Deutschland<br />
konfessionell mit knapper Mehrheit<br />
katholisch. Seit 1970 traten fast 4<br />
Millionen Katholiken und 7 Millionen<br />
evangelische Christen aus ihrer<br />
Kirche aus. Der A<strong>der</strong>lass konnte nur<br />
zu etwa einem Achtel durch (Wie<strong>der</strong>-)Ein-tritte<br />
kompensiert werden,<br />
von <strong>der</strong> schwindenden Zahl christlicher<br />
Taufen im Vergleich zu<br />
Begräbnissen ganz zu schweigen.<br />
Hinzu kommt: Viele Kirchenmitglie<strong>der</strong><br />
und sogar Hauptamtliche<br />
zweifeln an zentralen Glaubensinhalten<br />
ihrer Konfession. Nur noch<br />
ein kleiner Teil <strong>der</strong> Gläubigen kennt<br />
sich im Koordinatensystem des<br />
Christentums aus. Die Mehrheit hat<br />
einen diffusen Glauben und merkt<br />
gar nicht, wenn sie sich in Wi<strong>der</strong>sprüche<br />
verwickelt. Das Christentum<br />
ist vielen nur noch <strong>der</strong> kulturelle<br />
Hintergrund, auf dem sie sich ihre<br />
Religion zurechtlegen. Sich auf das<br />
christliche Abendland zu beziehen,<br />
bedeutet nur noch Abgrenzung zum<br />
Islam. Dabei berufen sich die<br />
Deutschen auf etwas, das sie nicht<br />
kennen und dessen Verbindlichkeiten<br />
sie oft ablehnen. Dies betrifft<br />
beson<strong>der</strong>s die Sexualmoral, doch<br />
sogar die strikte Ablehnung <strong>der</strong><br />
Abtreibung wird nur noch von einer<br />
Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Christen unterstützt.<br />
Prognose: Glaubenserosion mit<br />
gesellschaftlichen Folgen<br />
Die quantitative wie qualitative<br />
Erosion des Christentums zeigt den<br />
Zusammenbruch einer jahrhun<strong>der</strong>tealten<br />
„Leitkultur“ an – ganz unabhängig<br />
von „Islamisierung“ und „Multikulti“.
Eine christliche Kultur wird ohne<br />
christlichen Glauben auf Dauer nicht<br />
zu haben sein. Sogar Gregor Gysi<br />
bekannte: „Auch als Nichtgläubiger<br />
fürchte ich eine gottlose Gesellschaft“.<br />
Tatsächlich wäre es naiv<br />
anzunehmen, <strong>der</strong> dramatische Verfall<br />
unseres religiösen Fundaments bliebe<br />
ohne Folgen für an<strong>der</strong>e Lebensbereiche.<br />
Wenn man gleichsam am<br />
Schräubchen Religion dreht, drehen<br />
sich an<strong>der</strong>e Schrauben mit. Erlischt<br />
die magnetische Kraft, die unseren<br />
moralischen Kompass – trotz<br />
mancher Abirrungen – bisher gelenkt<br />
hat, dann droht eine risikoreiche<br />
Drift.<br />
Zu den Krisenzeichen gehören neben<br />
<strong>der</strong> schweren Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
etwa die immer brutalere<br />
Jugendgewalt, die grassierende<br />
Korruption, „Komasaufen“ und<br />
Ausbildungsunfähigkeit, Mobbing<br />
und Mitarbeiterbespitzelung,<br />
unlautere Werbemethoden und<br />
Konsumententäuschung, die Enttabuisierung<br />
<strong>der</strong> Euthanasie und die<br />
längst akzeptierte Massenabtreibung,<br />
gestiegene Scheidungsraten und<br />
Kin<strong>der</strong>mangel, die Zunahme psychischer<br />
Krankheiten, bekennende<br />
Egozentrik („Unterm Strich zähl<br />
ich!“) und die Umwertung von<br />
Untugenden („Geiz ist geil!“),<br />
Partizipationsmüdigkeit und Verantwortungsscheu.<br />
In Bezug auf all diese Vergehen und<br />
Missstände unterscheiden sich<br />
kirchennahe Christen bei Repräsentativumfragen<br />
im Durchschnitt sehr<br />
positiv von kirchenfernen Bürgern.<br />
Der biblische Anspruch vom „Salz<br />
<strong>der</strong> Erde“ und „Licht <strong>der</strong> Welt“ wird<br />
durchaus ein Stück weit eingelöst.<br />
Übrigens fühlen sich „gläubige<br />
Kirchennahe“ in ihrem Leben auch<br />
weit häufiger „sehr glücklich“ als<br />
kirchenkritische und kirchenferne<br />
Christen, Glaubensunsichere o<strong>der</strong><br />
Atheisten. Sie beschreiben ihren<br />
Gesundheitszustand und ihr Familienleben<br />
positiver, und sie berichten<br />
weit weniger davon, dass ihnen „das<br />
Leben manchmal so sinnlos vorkommt“.<br />
Kirchlich beheimateter<br />
Glaube ist eine Glücksquelle.<br />
Therapie:<br />
Geistliche Revitalisierung<br />
Was tun, wenn man erkennt, dass<br />
weite Teile Europas in beträchtlicher<br />
Geschwindigkeit an christlicher<br />
Substanz einbüßen und damit nicht<br />
bloß ein religiöses Vakuum entsteht,<br />
son<strong>der</strong>n auch das Klima in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft kälter, rauer und härter<br />
zu werden droht? Das kompakteste<br />
geistliche Revitalisierungsprogramm<br />
findet sich im Schuldbekenntnis<br />
des Rates <strong>der</strong> EKD 1945:<br />
„Wir klagen uns an, dass wir nicht<br />
mutiger bekannt, nicht treuer<br />
gebetet, nicht fröhlicher geglaubt<br />
und nicht brennen<strong>der</strong> geliebt haben“.<br />
Was am meisten fehlt, ist das persönliche<br />
Zeugnisgeben <strong>der</strong> Gläubigen in<br />
einem immer glaubensfrem<strong>der</strong>en<br />
Umfeld und eine solide Kenntnis des<br />
eigenen Glaubens. Nur so könnte<br />
aber <strong>der</strong> geistlichen Versteppung<br />
unseres Landes wirksam begegnet<br />
werden – und nicht durch heiß<br />
laufende Drucker und Fotokopiergeräte<br />
in Generalvikariaten und<br />
Pfarrbüros und durch eine „sakramentale<br />
Grundversorgung“, die, oft<br />
nur als zeremonielle Staffage<br />
gebraucht, von einer schrumpfenden<br />
Zahl von Klerikern mühevoll<br />
aufrechterhalten wird; auch nicht<br />
durch einen Religionsunterricht, <strong>der</strong><br />
lei<strong>der</strong> oft auf eine Art „Lebenskunde“<br />
o<strong>der</strong> „Weltverbesserungslehre“<br />
reduziert ist. Glaube wird nur durch<br />
Gläubige weiterverbreitet, die<br />
an<strong>der</strong>e anstecken mit ihren <strong>Hoffnung</strong>en<br />
und Erfahrungen, ihrem Suchen<br />
und Vertrauen. Wenn die einzelnen<br />
Glaubenszeugen gleichsam als<br />
Zahnrä<strong>der</strong> fehlen, läuft die kirchenamtliche<br />
Maschinerie auf Volldampf<br />
im Leerlauf.<br />
Das Schwinden <strong>der</strong> Bekenntnisbereitschaft<br />
entspricht Elisabeth<br />
Noelle-Neumanns Theorie <strong>der</strong><br />
„Schweigespirale“. Danach wollen<br />
Menschen sich nicht isolieren,<br />
registrieren aufs Feinste, welche<br />
Werte, Meinungen und Verhaltensweisen<br />
zu- und welche abnehmen.<br />
Wer den Eindruck hat, dass seine<br />
Einstellung an Boden verliert,<br />
verfällt zunehmend in Schweigen:<br />
Anhänger <strong>der</strong> (vermeintlichen)<br />
Mehrheitsmeinung bekommen<br />
„Oberwasser“ und exponieren sich<br />
um so ungehemmter, mit dem<br />
Ergebnis, dass sie schließlich sogar<br />
noch stärker erscheinen, als sie<br />
tatsächlich sind. Falls aber Isolationsfurcht,<br />
neben Bekenntnisfaulheit<br />
und Bekenntnisunfähigkeit <strong>der</strong><br />
Grund für das Verstummen christlicher<br />
Rede von Gott sein sollte, wäre<br />
sie kaum berechtigt. Der religiöse<br />
Mensch wird laut Umfragen weitaus<br />
positiver gesehen als <strong>der</strong> Atheist:<br />
Man hält ihn eher für verlässlich und<br />
tolerant, für zufrieden und fröhlich,<br />
für interessiert an an<strong>der</strong>en Menschen,<br />
engagiert für die Gerechtigkeit<br />
und hilfsbereit gegenüber<br />
Bedürftigen. Den Atheisten vermu-<br />
5
tet man zwar als fortschrittlich, aber<br />
auch als gleichgültig, selbstgerecht<br />
und materialistisch. Dass man<br />
„durch den Glauben, wenn man ihn<br />
ernst nimmt, ein besserer Mensch“<br />
werde, meinen 40 Prozent <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, weit mehr als am<br />
kirchlichen Leben teilnehmen. Gysis<br />
positive Erwartung an einen Glauben,<br />
den er selbst nicht teilt, ist also<br />
Ausdruck eines verbreiteten<br />
Respekts. Daran kann kirchliche<br />
Kommunikation anknüpfen.<br />
Vor allem darf die Kirche auf ihre<br />
biblische „Bestandsgarantie“ (Mt<br />
16,18) vertrauen und sich daran<br />
erinnern, dass sie in ihrer 2000-<br />
jährigen Geschichte schon viele<br />
Wechselfälle <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Meinung überstand – beginnend mit<br />
dem „Hosianna!“ und dem „Kreuzige<br />
ihn!“ über ihren Stifter. Das<br />
„Päpstliche Jahrbuch 2010“ <strong>der</strong><br />
römisch-katholischen Kirche<br />
meldete einen Zuwachs ihrer<br />
Mitglie<strong>der</strong> von 19 Millionen<br />
gegenüber dem Jahr zuvor; <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Katholiken an <strong>der</strong><br />
Weltbevölkerung stieg damit auf<br />
17,4 Prozent. Die Zahl <strong>der</strong> Priester<br />
nahm zwischen den Jahren 2000 und<br />
2008 um rund 4.000 auf 409.166 zu.<br />
In fünf von sechs Kontinenten ist das<br />
Christentum heute die Mehrheitsreligion.<br />
Der Soziologe Ulrich Beck<br />
konstatiert: „Nicht das Christentum<br />
stirbt aus, son<strong>der</strong>n das europäische<br />
Christentum ist in einigen seiner<br />
nationalen Hochburgen, auch in<br />
Deutschland, mit einer rapiden<br />
Entleerung <strong>der</strong> Kirchen konfrontiert.<br />
Das außereuropäische<br />
Christentum blüht auf, das europäische<br />
verwelkt (obwohl es auch hier<br />
neue Knospen gibt).“ So gesehen<br />
kann man die prekäre Situation des<br />
christlichen Glaubens in Deutschland<br />
und Europa getrost als Regionalausschnitt<br />
und Momentaufnahme<br />
in einer langen christlichen<br />
Tradition betrachten, in <strong>der</strong> stets die<br />
<strong>Hoffnung</strong> auf die Kraft des Geistes<br />
Gottes das letzte Wort behalten hat.<br />
Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />
Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg,….so beginnt ein neues<br />
geistliches Lied, das über <strong>Jesu</strong>s Christus, meinen Glauben, seine froh<br />
machende Botschaft und seine Bedeutung für mein Leben sehr viel aussagt.<br />
Durch sein Leben, sein Reden und Handeln hat <strong>Jesu</strong>s uns immer wie<strong>der</strong><br />
gezeigt, wie auch wir leben sollen. Mich beeindruckt und fasziniert, wie er<br />
sich den Menschen zuwendet. All seine Liebe und Barmherzigkeit hat er den<br />
Kranken, Schwachen und Außenseitern entgegengebracht. Das gibt auch mir<br />
Mut und Kraft für mein Leben. Zu ihm kann ich kommen, er liebt mich so wie<br />
ich bin.<br />
Petra Bandlow<br />
(geb. 1952)<br />
Da ich das Meer liebe, ist <strong>der</strong> Leuchtturm für mich ein Symbol für <strong>Jesu</strong>s. Er<br />
weist mir die Richtung in meinem Leben. Er gibt mir Orientierung. Ihm kann<br />
ich vertrauen, beson<strong>der</strong>s in den schwierigen Situationen. Er zeigt mir den<br />
Weg, gibt Licht in schweren und dunklen Zeiten, auch dann, wenn ich glaube,<br />
dass es nicht mehr weitergeht.<br />
6
Unsagbar glücklich<br />
Von Reinhild Elisabeth Rössler<br />
Zum Thema<br />
Zölibat, Frauenpriestertum, Demokratisierung,<br />
Kondome, Atompolitik<br />
- sind das die Probleme, die die<br />
Kirche bewegen? Kann die Beschäftigung<br />
mit diesen Themen die Kirche<br />
aus ihrer Krise herausführen? Die<br />
wun<strong>der</strong>baren Kathedralen und<br />
Basiliken, erhabene Zeugnisse des<br />
Christentums vergangener Zeiten,<br />
stehen leer, Altäre bleiben unbenutzt,<br />
Beichtstühle verstauben und<br />
die Freude am Glauben wird von<br />
ewigen Diskussionen um einen<br />
angeblichen Reformstau in <strong>der</strong><br />
Kirche fast verdrängt. Dabei ist die<br />
Kirchenkrise vor allem eine Glaubenskrise.<br />
Es ist nicht sehr verwun<strong>der</strong>lich, dass<br />
die meisten Jugendlichen nicht viel<br />
mit Glauben und Kirche am Hut<br />
haben wollen. Viele Familien geben<br />
den Kin<strong>der</strong>n zwar die zweifelhafte<br />
Freiheit, über ihren Glauben selber<br />
entscheiden zu können, lassen ihnen<br />
dadurch aber auch keine Möglichkeit,<br />
das Christentum richtig<br />
kennenzulernen. Viele <strong>Hoffnung</strong>en<br />
werden in den Religionsunterricht<br />
gelegt, <strong>der</strong> jedoch vielerorts mangels<br />
überzeugter und überzeugen<strong>der</strong><br />
Lehrer auch eher zu einem Glauben<br />
des Zweifelns erzieht, anstatt die<br />
Wahrheiten <strong>der</strong> Offenbarung Christi<br />
zum Leuchten zu bringen. Wenn in<br />
kreativ gestalteten Schulgottesdiensten<br />
Lie<strong>der</strong> aus dem Zeitgeist <strong>der</strong><br />
siebziger Jahre die Jugend für den<br />
Glauben begeistern sollen, so wirkt<br />
dies für die Jugendlichen we<strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>n noch würdevoll und zerstört<br />
oft den letzten Rest von sakralem<br />
Kirchenverständnis. Der Balanceakt<br />
zwischen einer würdigen Messe und<br />
einer „liturgischen Party“ gelingt so<br />
gut wie nie.<br />
Verzweifelt versuchen engagierte<br />
Christen, die Kirche attraktiver zu<br />
machen, indem sie alles, was <strong>der</strong><br />
alltäglichen Lebenswelt fern wirkt,<br />
ummodeln o<strong>der</strong> abschaffen wollen.<br />
Dabei werden die eigentlichen<br />
Schätze <strong>der</strong> Kirche versteckt und<br />
verschwiegen, weil <strong>der</strong> Jugend nicht<br />
zugetraut wird, dass sie diese in<br />
ihrem Wert begreifen. Ein gutes<br />
Beispiel bietet etwa die Beichte. Im<br />
Grunde ist es <strong>der</strong> Wunsch eines jeden<br />
Menschen, dass seine Sünden<br />
vergeben werden, und es ist eine <strong>der</strong><br />
größten Freuden, Verzeihung zu<br />
erlangen. Die Beichte wird jedoch<br />
häufig als unzumutbar vor <strong>der</strong><br />
Jugend versteckt gehalten. Vielleicht<br />
sollten diese Schätze, die die Kirche<br />
hat, nicht aus Angst vor Ablehnung<br />
verleugnet, son<strong>der</strong>n erst einmal<br />
erklärt werden.<br />
Der jungen Generation wird Unrecht<br />
getan, indem sie unterschätzt wird.<br />
Sie ist auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong><br />
Wahrheit. Sie will wissen, was<br />
Christus wirklich von ihr will. Und<br />
sie nimmt Seine Botschaft an.<br />
Gerade in den vielen jungen geistlichen<br />
Gemeinschaften verschiedenster<br />
Spiritualität ist eine tiefe Frömmigkeit<br />
zu spüren, die unter an<strong>der</strong>em<br />
an den langen Reihen von Wartenden<br />
vor den Beichtstühlen bei<br />
Jugendtreffen spürbar wird. Hun<strong>der</strong>te<br />
Jugendliche kommen in die<br />
Kirchen, um vor dem Allerheiligsten<br />
zu knien und zu beten. Sie suchen in<br />
<strong>der</strong> Heiligen Messe kein Event,<br />
son<strong>der</strong>n die Begegnung mit Christus<br />
im Wort und in <strong>der</strong> Eucharistie. Die<br />
Religion wird wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />
Kulturabteilung hervorgeholt und<br />
zur Grundlage des Lebens gemacht.<br />
Den Glauben leben, setzt die<br />
Kenntnis des Glaubens voraus.<br />
Papst Benedikt nimmt die Jugend<br />
ernst und for<strong>der</strong>t sie in seinem<br />
Vorwort zum neuen Jugendkatechismus<br />
auf: „Ihr müsst den Glauben<br />
kennen…ihr müsst im Glauben noch<br />
Reinhild Elisabeth Rössler,<br />
J a h rg a n g 1 9 9 1 , s t u d i e r t<br />
Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte<br />
und Philosophie in<br />
Bonn und ist Mitglied des katholischen<br />
Jugendnetzwerks Generation<br />
Benedikt (www.generationbenedikt.de).<br />
viel tiefer verwurzelt sein als die<br />
Generation eurer Eltern, um den<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen und Versuchungen<br />
dieser Zeit mit Kraft und<br />
Entschiedenheit entgegentreten zu<br />
können.“Aus einem Kennen des<br />
Glaubens muss dann ein Bekennen<br />
werden. Allein ist es schwierig, für<br />
etwas einzustehen, das nicht nur<br />
abgelehnt, son<strong>der</strong>n auch offen<br />
angefeindet wird. Wenn jedoch eine<br />
Gruppe, eine Gemeinde, ja die ganze<br />
Weltkirche als Einheit den Einzelnen<br />
unterstützt, dann ist das<br />
Bekenntnis leichter und <strong>der</strong> eigene<br />
Glaube wird lebendig.<br />
Denn Christsein macht glücklich.<br />
Wie sollte <strong>der</strong> Mensch nicht glücklich<br />
sein, wenn er weiß, dass er mit<br />
allen Fehlern, die er hat, immer<br />
geliebt ist, dass alles, was er falsch<br />
gemacht hat, verziehen wird, einfach<br />
so, ohne Gegenleistung und dass ihn<br />
7
nach seinem Tod kein Nichts<br />
erwartet o<strong>der</strong> ein Eingehen in einen<br />
endlosen Kreislauf <strong>der</strong> Natur,<br />
son<strong>der</strong>n ein ewiges, glückliches<br />
Leben.<br />
Diese Freude am Glauben ist<br />
vielleicht auch <strong>der</strong> Schlüssel für<br />
einen neuen Aufbruch in <strong>der</strong> Kirche.<br />
Zum einen ist sie ein Weg zur Einheit<br />
in <strong>der</strong> Kirche. Wenn die Freude am<br />
Glauben, die aus einem Leben mit<br />
Gebet und Sakramenten her kommt,<br />
das Christsein <strong>der</strong> Menschen<br />
bestimmt, dann können Fragen über<br />
die Struktur <strong>der</strong> Kirche nicht so<br />
einfach zu einer Spaltung unter den<br />
Katholiken führen. Zum an<strong>der</strong>en<br />
gibt es nichts, das Suchende mehr<br />
überzeugt, als glückliche Menschen,<br />
die ihren Weg konsequent gehen.<br />
Und es gibt viele Menschen, beson<strong>der</strong>s<br />
Jugendliche, die auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach dem Sinn und dem Grund des<br />
Lebens, nach einer objektiven<br />
Wahrheit sind.<br />
Als im Sommer 2005 <strong>der</strong> Weltjugendtag<br />
in Köln stattfand, waren es<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Freude, die um die Welt<br />
gingen. Bil<strong>der</strong> einer Freude an <strong>der</strong><br />
Verbundenheit mit Christen aus <strong>der</strong><br />
ganzen Welt, einer Freude an <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft mit dem Papst und<br />
einer tiefen Freude an <strong>der</strong> Einheit mit<br />
Christus in <strong>der</strong> Eucharistie. Diese<br />
Bil<strong>der</strong> begeisterten. Sie begeisterten<br />
so sehr, dass etwa ein junger Mann in<br />
<strong>der</strong> thüringischen Diaspora, <strong>der</strong> noch<br />
nie mit dem Glauben in Berührung<br />
gekommen war, nur durch die<br />
Eindrücke dieses Weltjugendtages<br />
sich selber auf die Suche nach dem<br />
Glauben machte. Er ließ sich taufen,<br />
wurde gefirmt und befindet sich jetzt<br />
auf dem Weg zum Priesteramt. Auch<br />
die Moral <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />
findet ihr bestes Argument im<br />
erfüllten Leben eines bekennenden<br />
Katholiken. Selbst wenn die Lehre<br />
<strong>der</strong> Kirche in Fragen <strong>der</strong> Moral für<br />
viele anachronistisch o<strong>der</strong> weltfremd<br />
erscheint, wirkt ein Christ, <strong>der</strong><br />
nach dieser Moral lebt und trotz<br />
mancher Schwierigkeiten Freude<br />
ausstrahlt, niemals lächerlich.<br />
Papst Benedikt XVI. auf dem Weltjugendtag in Köln 2005<br />
Es bleibt ein Balanceakt, in <strong>der</strong> Welt<br />
zu wirken und trotzdem einen<br />
Glauben zu haben, <strong>der</strong> konsequent<br />
gelebt in vielen Teilen mit den<br />
ungeschriebenen Gesetzen <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft in keiner<br />
Weise in Einklang zu bringen ist.<br />
Sicher, ein bisschen Religion ist<br />
schick. Das beschränkt sich jedoch<br />
meistens auf relativistisch begründete<br />
Toleranz, eine ausgeprägte<br />
ökologische Moral und vielleicht<br />
noch ein wenig Glaube an den lieben<br />
Gott. Doch gerade weil etwa bei<br />
Fragen des Lebensschutzes die<br />
Fronten einer „Wohlfühlgesellschaft“<br />
mit den For<strong>der</strong>ungen einer<br />
Religion <strong>der</strong> Nächstenliebe und<br />
Menschenwürde aneinan<strong>der</strong>stoßen,<br />
ist es die Aufgabe <strong>der</strong> Christen,<br />
innerhalb <strong>der</strong> Welt die Gesellschaft<br />
zu verän<strong>der</strong>n und nicht aus <strong>der</strong> Welt<br />
zu flüchten.<br />
Was die Kirche braucht, ist nicht eine<br />
Soutane für Frauen o<strong>der</strong> eine<br />
spannen<strong>der</strong>e Liturgie, son<strong>der</strong>n ein<br />
Leben aus dem Glauben und den<br />
Sakramenten, eine Weitergabe <strong>der</strong><br />
erfahrenen Wahrheiten und eine<br />
ausstrahlende Freude an <strong>der</strong> Schönheit<br />
<strong>der</strong> Geheimnisse unseres<br />
Glaubens. Vielleicht ist das Bild des<br />
echten Christen in <strong>der</strong> Welt dann<br />
wie<strong>der</strong> jenes, das Mahatma Gandhi<br />
einmal mit den Worten beschrieb:<br />
„Ein wahrer Christ hat drei Eigenschaften:<br />
Er ist furchtlos, immer in<br />
Schwierigkeiten und unsagbar<br />
glücklich!“<br />
8
160 Jahre <strong>Arme</strong> <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi<br />
Jubiläum<br />
„Seht ich schaffe Neues …“<br />
Von Sr. M. Theresia Winkelhöfer<br />
Das Lamentieren und Jammern über<br />
Staat, Gesellschaft und Kirche<br />
gehört zur deutschen Seele. Und – da<br />
wir Kin<strong>der</strong> unserer Zeit sind – es<br />
macht auch vor uns Schwestern<br />
nicht halt. Das Lamentieren und<br />
Jammern über unsere Gemeinschaft<br />
gehört zur Seele <strong>der</strong> deutschen<br />
Schwester. Natürlich bekommt<br />
dieses Lamentieren und Jammern<br />
immer neue Nahrung. Natürlich gibt<br />
es das Negative, das uns in unserer<br />
Meinung bestärkt. Natürlich gibt es<br />
die Enttäuschungen, die nur bestätigen,<br />
dass die Welt bald untergehen<br />
muss. Und natürlich sehen wir genau<br />
dieses Negative und diese Enttäuschungen.<br />
„Seht, ich schaffe Neues; schon<br />
sprosst es auf. Merkt ihr es nicht?<br />
Fürwahr, ich schaffe in <strong>der</strong> Wüste<br />
einen Weg und Pfade in ödem Land.“<br />
(Jes 43,18-19) So ließ Gott dem<br />
auserwählten Volk in <strong>der</strong> babylonischen<br />
Gefangenschaft vor etwa<br />
dreitausend Jahren durch Jesaja<br />
verkünden.<br />
Auch uns heute spricht Gott dieses<br />
Wort zu. Wie das auserwählte Volk<br />
damals, so haben auch wir heute<br />
Mühe, das Neue zu sehen. Vielleicht<br />
weil wir es machen wollen und noch<br />
nicht konnten?<br />
Damals wie heute braucht es eine<br />
Umkehr <strong>der</strong> Blickrichtung.<br />
Sicher ist: Es gibt nichts Neues, was<br />
wir schaffen könnten. Wer etwas<br />
Neues schafft, das ist Gott. Er sorgt<br />
für sein Volk – auch heute für uns.<br />
Und Er schafft auch Neues, wenn<br />
wir es nicht merken. Nur – uns ginge<br />
es wesentlich besser, wenn wir es<br />
wahrnähmen.<br />
Neues nach 160 Jahren?<br />
Ich empfinde eine Sehnsucht, die<br />
sich bahnbrechen will, und viele<br />
Ideen und Visionen, die Zukunft<br />
gestalten können. Ich erfahre eine<br />
neue Aktualität Maria Katharina<br />
Kaspers und begeisterte junge<br />
Schwestern in Indien, Südamerika<br />
und Afrika. Ich sehe viele Schwestern,<br />
die sich auf den Weg gemacht<br />
haben, das Charisma <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n<br />
<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi neu zu<br />
entdecken und in ihrem Leben<br />
lebendig werden zu lassen.<br />
Es gibt das Neue, das aufsprosst und<br />
wachsen will. Wie das auserwählte<br />
Volk damals, so haben auch wir<br />
heute eine Verheißung: Gott hat <strong>der</strong><br />
Kirche durch Maria Katharina<br />
Kasper ein außergewöhnliches<br />
Charisma geschenkt; und wenn<br />
Gott ein Charisma geschenkt hat,<br />
dann nimmt er es nicht wie<strong>der</strong><br />
zurück; dann hat es nicht nur<br />
Bedeutung für das Gestern,<br />
son<strong>der</strong>n auch für das Heute und<br />
Morgen.<br />
Aber wie gehen wir mit dieser<br />
Verheißung um? Geht es uns nicht<br />
wie jenen Kundschaftern, die jenes<br />
verheißene Land erkunden sollten,<br />
in dem Milch und Honig flossen? Sie<br />
berichteten von <strong>der</strong> Schönheit dieses<br />
Landes, mussten aber wahrheitsgemäß<br />
mitteilen: „… die Bevölkerung,<br />
die in dem Land wohnt, ist stark, und<br />
die Städte sind befestigt, dazu sehr<br />
groß … Wir sind nicht imstande,<br />
gegen diese Bevölkerung hinaufzuziehen;<br />
denn sie ist stärker als wir.“<br />
(Num 13,28-31) Daraufhin brach<br />
das Volk in Geschrei und Weinen<br />
aus, murrte gegen Mose und Aaron<br />
und wollte umkehren zu den<br />
Fleischtöpfen Ägyptens.<br />
Wir haben eine Verheißung. Was<br />
hin<strong>der</strong>t uns heute daran, diese<br />
Verheißung zu leben? Ist es vielleicht<br />
<strong>der</strong> Mangel an Nachwuchs,<br />
<strong>der</strong> uns Angst macht? Ist es vielleicht<br />
die Macht <strong>der</strong> Überalterung,<br />
die uns lähmt? Sind es vielleicht die<br />
Aufgaben, die wie unbezwingbare<br />
Mauern vor uns aufsteigen und uns<br />
bedrängen?<br />
9
Was ist all das gegen die Verheißung,<br />
die uns geschenkt ist? Gegen diese<br />
Verheißung, die uns eine ganz große<br />
Gelassenheit schenken kann? Gegen<br />
diese Verheißung, die uns entlasten<br />
kann? Wir brauchen nichts zu tun.<br />
Das Neue schafft Gott, - und Er ist<br />
dabei. Wir brauchen nur in Treue und<br />
Hingabe unser Charisma zu leben.<br />
Wir brauchen nur in großem Gottvertrauen<br />
unseren Weg zu gehen und<br />
unsere Beziehung zu Christus zu<br />
pflegen. Er muss die lebendige Mitte<br />
sein und bleiben.<br />
„Nichts Außergewöhnliches<br />
verlangt <strong>der</strong> liebe Gott von uns, aber<br />
unser ganzes Herz mit allem, was<br />
wir haben, geben wir Ihm und tun<br />
alles zu Seiner Ehre, zu unserem und<br />
aller Menschen Heile.“ (Brief 209)<br />
Unsere afrikanischen Schwestern bei einem “Kulturtag”<br />
in unserem Schwesternaltenheim.<br />
110 Jahre Pfarrkirche St.Laurentius<br />
Blicken wir zurück - wie alles begann<br />
Von Claudia Keßler<br />
Dernbach gehörte von alters her zur<br />
Pfarrei Wirges, besaß aber eine<br />
eigene, dem hl. Laurentius geweihte<br />
Kapelle, dort fanden Trauungen und<br />
Taufen statt, selten aber Gottesdienste.<br />
Der weite und beschwerliche<br />
Weg zur Pfarrkirche in Wirges<br />
bewog die älteren Einwohner und<br />
Frauen <strong>der</strong> Gemeinde, zum Gottesdienst<br />
in die neuerbaute Kapelle des<br />
Klosters „Maria Hilf“ zu gehen.<br />
1890 wurde <strong>der</strong> Ort Dernbach von<br />
<strong>der</strong> Pfarrei Wirges getrennt und<br />
Herrn Spiritual Peter Dausenau zur<br />
Verwaltung übertragen, <strong>der</strong> einen<br />
Kaplan A.M. En<strong>der</strong>ich zur Seite<br />
bekam.<br />
Die Klosterkirche, wo <strong>der</strong> Gottesdienst<br />
<strong>der</strong> Gemeinde stattfand,<br />
erwies sich bald zu klein und so kam<br />
<strong>der</strong> Wunsch nach einer eigenen<br />
Kirche auf. Es wurde ein Baufond<br />
eingerichtet und außer freiwilligen<br />
10<br />
Spenden, die ziemlich reichlich<br />
flossen, wurde eine Kirchensteuer<br />
von 50% erhoben. Aber die Beschaffung<br />
eines Bauplatzes machte große<br />
Schwierigkeiten.<br />
Am Pfingstsonntag 1894 brannten<br />
im Dorf drei Wohnhäuser und vier<br />
Scheunen ab. Die durch den Brand<br />
freigewordenen Baustätten mit<br />
einigen anliegenden Gebäuden<br />
erwarb die katholische Kirchengemeinde<br />
für 15000 Mark.<br />
Am 24. September 1899 war die<br />
Grundsteinlegung, die Bauleitung<br />
hatte Dombaumeister Max Meckel<br />
aus Freiburg. Viele Dernbacher<br />
beteiligten sich an den Kosten für ihr<br />
Gotteshaus, beson<strong>der</strong>s aber auch<br />
Katharina Kasper, so schrieb Peter<br />
Domarus in <strong>der</strong> Chronik: „Es ist ein<br />
nie verwelkendes Ruhmesblatt in<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Dernbacher<br />
Schwestern, und die Einwohner<br />
Dernbachs sind dem Mutterhaus zu<br />
ewigem Dank verpflichtet, dass es<br />
die Kosten <strong>der</strong> neuen Pfarrkirche,<br />
die ohne die Hilfe <strong>der</strong> Schwestern<br />
heute noch nicht, jedenfalls aber<br />
nicht so herrlich, wie wir sie im<br />
Bilde hier sehen, gebaut worden<br />
wäre, fast ganz übernommen hat.“<br />
Den Schwestern wurde in <strong>der</strong> Kirche<br />
ein eigener Platz eingeräumt, das<br />
sogenannte „Schwesternchörchen“.<br />
Dann kam <strong>der</strong> große Tag für Dernbach:<br />
am 10. August 1901, dem Fest<br />
des hl. Laurentius, feierte die<br />
Pfarrgemeinde die Einweihung ihrer<br />
Pfarrkirche, die im neugotischen Stil<br />
erbaut worden war. Bischof Dominikus<br />
Willi nahm die Konsekration<br />
vor. Die Kosten beliefen sich auf<br />
Reichsmark 100 000. Pfarrvikar war<br />
Georg Alex. Bausch, <strong>der</strong> erste<br />
Organist war Lehrer Peter Egenolf,
<strong>der</strong> Küster war Wilhelm Gerz.<br />
In nächsten Jahren wurde <strong>der</strong><br />
Hochaltar, die Turmuhr, die Kreuzwegstationen,<br />
die Orgel, die Kirchenstühle,<br />
<strong>der</strong> Muttergottes- und<br />
<strong>der</strong> Josefsaltar angeschafft.<br />
Am 01. März 1914 wurde Dernbach<br />
zur eigenen Pfarrei erhoben von<br />
Bischof Dr. Augustinus Kilian. Der<br />
erste Pfarrer war Andreas Hartleib,<br />
er wurde von Kaplan Josef Schnei<strong>der</strong><br />
unterstützt.<br />
1923 spendete Pfarrer Peter Lieser,<br />
ein Dernbacher, <strong>der</strong> in Amerika<br />
lebte, 360 Dollar für die Anschaffung<br />
neuer Kirchenglocken. Die ersten<br />
drei Glocken von 1901, mussten im<br />
Ersten Weltkrieg 1916 zur Gewinnung<br />
von Kriegsmaterial abgeliefert<br />
werden. Am 13.02.1924 war die<br />
Weihe <strong>der</strong> Glocken. Im Zweiten<br />
Weltkrieg, 1941, wurden diese zu<br />
militärischen Zwecken konfisziert.<br />
Nach dem Krieg wurden drei neue<br />
Glocken aus Gussstahl angeschafft,<br />
1947 war die Weihe. Dann 2005,<br />
bekam unsere Kirche vier neue<br />
Bronzeglocken, einen neuen<br />
Glockenstuhl, neue Schallläden und<br />
eine neue Läutetechnik. Die Glockenweihe<br />
nahm am 03. <strong>Juli</strong> <strong>der</strong><br />
Generalvikar Dr. Günther Geis vor.<br />
Das erste Geläut war am 10. August<br />
2005.<br />
Am 09.01. 1985 entging die Kirche<br />
nur knapp einer Katastrophe. Um<br />
14:20 Uhr wurde ein Brand von Sr.<br />
Lidwina und Sr. Paulindis, die die<br />
Weihnachtskrippe besichtigen<br />
wollten, festgestellt. Die schnell<br />
alarmierte Feuerwehr tat ihr Möglichstes.<br />
Die Gesamtkosten <strong>der</strong><br />
Renovierungen belief sich auf DM<br />
808 000.00,- .<br />
Viele Priester feierten im Laufe <strong>der</strong><br />
110 Jahre mit den Gläubigen<br />
Gottesdienste, spendeten die<br />
Sakramente und leiteten die Geschicke<br />
<strong>der</strong> Pfarrei: Pfarrer Bernhard<br />
Meurer, Alois Giesendorf, Jakob<br />
Hermann, Norbert Schmidt-Weller,<br />
Edgar Behac, Albert Muth. Seit 1996<br />
sind Winfried Karbach und Ralf<br />
Plogmann die Pfarrer des damals<br />
entstandenen Pfarreienverbands<br />
Wirges-Dernbach-Ebernhahn. Am<br />
23. März 1996 war die feierliche<br />
Einführung <strong>der</strong> beiden Pfarrer und<br />
die Vorstellung des Pastoralteams.<br />
Viele Kapläne, Spirituale des<br />
Mutterhauses und Rektoren des<br />
Krankenhauses halfen in <strong>der</strong><br />
Gemeinde aus. Am 01.08.1981<br />
wurde <strong>der</strong> erste Gemein<strong>der</strong>eferent<br />
Engelbert Ritz in <strong>der</strong> Pfarrei eingesetzt.<br />
Am 27.01.1987 wurde <strong>der</strong> Kirchenför<strong>der</strong>verein<br />
gegründet - Hans-<br />
Dieter Geyer wurde <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
und blieb es bis zu seinem plötzlichen<br />
Tod am 05. Januar 2004. Was er<br />
für unsere Kirche getan hat, das kann<br />
man kaum in Worte fassen. Viele<br />
seiner Aufzeichnungen habe ich in<br />
meinem Artikel hier verwand.<br />
Immer wie<strong>der</strong> spüren wir bis auf den<br />
heutigen Tag, dass Maria Katharina<br />
Kasper uns als Fürsprecherin sehr<br />
wichtig ist. Sie wurde unsere zweite<br />
Patronin und <strong>der</strong> Künstler Egenio<br />
Weinert schuf ihre Darstellung als<br />
Statue im rechten Seitenschiff im<br />
Jahr 1971. Im Jahr 2000 entwarf <strong>der</strong><br />
Architekt Jungherz einen Schrein für<br />
ihre Reliquienmonstranz.<br />
So wacht sie über unsere Kirche und<br />
die Pfarrgemeinde - und wir spüren<br />
es immer wie<strong>der</strong>.<br />
Und wir alle freuen uns auf das<br />
Jubiläum unserer Kirche am<br />
10.August und laden jetzt schon alle<br />
ein. Denn: „Gott baut ein Haus, das<br />
lebt. Wir kennen seinen Namen und<br />
wissen auch zusammen, dass es die<br />
Kirche ist.“<br />
11
Jubiläum<br />
20 Jahre Rumänienhilfe Dernbach<br />
Von Nina Glauch<br />
Mit einer kleinen Anzeige fing alles<br />
an.<br />
Als Sr. M. Simone Weber und Sr. M.<br />
Georgis Heinen 1991 nach Rumänien<br />
kamen, um dort im Auftrag des<br />
Caritasverbandes eine Krankenpflegeschule<br />
aufzubauen, waren sie<br />
entsetzt über das unbeschreibliche<br />
Elend vor allem in Kin<strong>der</strong>heimen<br />
und Krankenhäusern. Sie wollten<br />
die Not etwas lin<strong>der</strong>n und setzten<br />
eine kleine Anzeige in unsere<br />
Zeitung. Die Hilfsbereitschaft war<br />
riesig; es wurden viele Geld-, vor<br />
allem aber Sachspenden abgegeben.<br />
Ganz schnell bildete sich ein<br />
Helferinnenkreis, <strong>der</strong> die Sachen<br />
transportfertig verpackte. Schon<br />
bald wurde <strong>der</strong> Raum im Kloster zu<br />
klein. Im ehemaligen Kin<strong>der</strong>heim –<br />
dem heutigen Aloysia-Löwenfels-<br />
Haus – wurde Eva Baurmann und<br />
mir ein neuer Platz geboten, um<br />
diese Aufgabe weiter wahrnehmen<br />
zu können. Hier konnten wir ca. zehn<br />
Jahre bleiben.<br />
Seit 2002 sind wir ein Team von<br />
sechs Frauen – Frau Hehl, Frau<br />
Nowak, Frau Kochanowaski und<br />
Frau Murr kamen noch dazu.<br />
Zwischendurch hatten wir auch<br />
Hilfe von Sr. Edgara und Sr. Aquina.<br />
Inzwischen sind wir mit unserer<br />
„Sammelstelle“, wo wir auch alles<br />
verpacken, schon siebenmal<br />
umgezogen. Zur Zeit haben wir<br />
einen Lagerraum in Ransbach-<br />
Baumbach, wo es uns sehr gut<br />
gefällt.<br />
Die LKW für den Transport werden<br />
von Elfi Kampmann vom Deutsch-<br />
R u m ä n i s c h e n - F r e u n d e s k r e i s<br />
besorgt. Sie überwacht die Aktionen<br />
in Rumänien und fliegt deshalb oft<br />
dorthin. Für den Transport <strong>der</strong><br />
Hilfsgüter müssen wir die Hälfte <strong>der</strong><br />
Kosten übernehmen. Das ist uns<br />
12<br />
Das Bild gibt den Blick frei auf ein Zimmer in einem Altenheim<br />
für Männer. Mehr als das Bett und eine Schrankhälfte steht ihnen<br />
nicht zur Verfügung.<br />
möglich durch Spenden, Basare und<br />
ähnliche Aktionen.<br />
In Timisoara (Banat) werden die 42-<br />
Tonner entladen. Mit kleineren<br />
LKW geht es dann weiter zu den<br />
Bestimmungsorten im Moldaugebiet<br />
und in den Karpaten. Im<br />
vergangenen Jahr waren es neun<br />
LKW, die wir beladen konnten. Die<br />
Not ist nach wie vor riesig. Die<br />
Menschen dort können nicht auf<br />
Hilfe durch den Staat hoffen. Die<br />
meisten Menschen leben unter dem<br />
Existenzminimum. Viele Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche leben auf <strong>der</strong><br />
Straße. Für ältere Menschen gibt es<br />
primitive Unterkünfte. Wir versuchen,<br />
einige Projekte gezielt zu<br />
unterstützen, denn: Ist es auch nur<br />
“ein Tropfen auf dem heißen Stein”,<br />
… aber es ist ein Tropfen.<br />
Wir möchten allen, die uns durch<br />
Unterkunft, Sach- und Geldspenden<br />
bisher unterstützten, auch im Namen<br />
<strong>der</strong>er, denen geholfen werden<br />
konnte, ganz herzlich danken. Wir<br />
hoffen auf Ihre weitere Unterstützung.<br />
Ich werde oft gefragt, warum ich<br />
einen solchen Einsatz für Rumänien<br />
mache. Diese kleine Geschichte gibt<br />
eine Antwort darauf:<br />
„Auf <strong>der</strong> Straße traf ich ein kleines<br />
Mädchen, zitternd in einem dünnen<br />
Kleid, ohne <strong>Hoffnung</strong>, etwas<br />
Warmes zu essen zu bekommen. Ich<br />
wurde zornig und sagte zu Gott:<br />
`Wie kannst du das zulassen?<br />
Warum tust du nichts dagegen?`-<br />
Eine zeitlang sagte Gott nichts. Aber<br />
in <strong>der</strong> Nacht antwortete er ganz<br />
plötzlich: `Ich habe wohl etwas<br />
dagegen getan. Ich habe dich<br />
geschaffen.`“
Gleich gesinnt und einan<strong>der</strong> ergänzend:<br />
Katharina Kasper<br />
Bischof Peter Joseph Blum und Katharina Kasper (1.Teil)<br />
Von Sr. M. Gottfriedis Amend<br />
Während fast vierzig Jahren des<br />
Wirkens Katharina Kaspers leitet<br />
Bischof Peter Joseph Blum die<br />
Diözese Limburg. In seine Amtszeit<br />
fällt nicht nur <strong>der</strong> Bau des ersten<br />
Häuschens Katharinas, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Gründung <strong>der</strong> Kongregation.<br />
Schon diese Angaben genügen, um<br />
erkennen zu können, dass dieser<br />
Bischof für Katharina Kasper von<br />
beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist.<br />
Wann genau Katharina Kasper sich<br />
zum ersten Mal an Bischof Peter<br />
Joseph Blum wendet, lässt sich nicht<br />
ermitteln. Johann Jakob Wittayer,<br />
<strong>der</strong> erste Geistliche des Mutterhauses,<br />
nennt in seiner Chronik das Jahr<br />
1846 als den Beginn intensiver<br />
Kontakte Katharinas zu ihrem<br />
Bischof. Er berichtet:<br />
„Der Herr ließ nun immer mehr die<br />
Jungfrau Katharina Kasper erkennen,<br />
dass ihr gegenwärtiges Leben<br />
und Arbeiten nur ein Anfang zu<br />
einem größeren Werke sei. Innerlich<br />
unaufhörlich gedrängt, ging sie zum<br />
Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr.<br />
Peter Joseph Blum, und sprach sich<br />
über das, was ihr bisher im geistigen<br />
Leben vorgekommen sei und wozu<br />
sie sich beson<strong>der</strong>s angetrieben<br />
fühle, aus, sowie darüber, wie sie<br />
bisher gelebt und in den letzten<br />
Jahren im Verein mit einigen<br />
Jungfrauen die Werke <strong>der</strong> christlichen<br />
Nächstenliebe geübt habe. Es<br />
war dies im 27. Lebensjahre, im<br />
Jahre 1846.“<br />
Es erscheint sehr unwahrscheinlich,<br />
dass Katharina Kasper gleich bei<br />
ihrem ersten Besuch Bischof Blum<br />
<strong>der</strong>art umfassend über ihr inneres<br />
Leben berichtet hat. Auch die<br />
Fortsetzung des Berichtes Wittayers<br />
in seiner Chronik legt nahe, von<br />
mehreren Begegnungen <strong>der</strong> beiden<br />
Persönlichkeiten auszugehen, ehe<br />
das Vertrauen bei<strong>der</strong> zueinan<strong>der</strong><br />
hinreichend groß ist. Wittayer<br />
schreibt:<br />
„Der Hochwürdigste Herr Bischof<br />
erkannte alsbald die Hand und das<br />
Walten des Herrn und ermunterte<br />
sie, in <strong>der</strong> bisherigen Weise fortzufahren,<br />
ohne jedoch ihr irgendwelche<br />
günstige Aussichten für die<br />
Zukunft zu geben.“<br />
Zwar ergibt sich aus <strong>der</strong> Zeitangabe<br />
„alsbald“ nicht, wie schnell <strong>der</strong><br />
Bischof erspürt, dass Gott selbst<br />
Katharina führt, wohl aber, dass dazu<br />
eine gewisse Zeit erfor<strong>der</strong>lich ist. Als<br />
sich aber Katharina von Bischof<br />
Blum verstanden fühlt, fasst sie<br />
großes Vertrauen zu ihm. Auch<br />
darüber berichtet Wittayer. In seiner<br />
Chronik heißt es weiter:<br />
„Von jetzt an fühlte sie sich öfter<br />
getrieben, dem Herrn Bischof<br />
vorzutragen, was sie innerlich<br />
beschäftigte, bei welchem allein sie<br />
sich auch nur aussprechen konnte.“<br />
Die Mitteilung bestätigt Katharina<br />
selbst an an<strong>der</strong>er Stelle. Ihrer ersten<br />
Sekretärin, Sr. Beata Breitenbach,<br />
berichtet sie später rückblickend:<br />
„Bemerken muss ich noch, dass ich<br />
öfter dem Hochwürdigsten Herrn<br />
Bischof Mitteilung über alles machte<br />
und nichts unternahm, ohne seinen<br />
Rat gehört zu haben.<br />
Ebenso benahm ich mich unserem<br />
Herrn Pfarrer Klau von Wirges<br />
13
gegenüber, da wir zu dessen Pfarrei<br />
gehörten.“<br />
Aus diesen Berichten ergibt sich,<br />
dass Katharina Kasper schon früh zu<br />
ihrem neuen Bischof Vertrauen fasst<br />
und ihm ihre Pläne anheim stellt.<br />
Eine Betrachtung <strong>der</strong> beiden<br />
Persönlichkeiten und <strong>der</strong>en Ziele<br />
zeigt darüber hinaus eine erstaunliche<br />
geistliche Übereinstimmung, die<br />
das Wirken bei<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t.<br />
Generalvikar<br />
Matthias Höhler<br />
(1913-1920)<br />
1. Bischof Blums Reformbemühungen<br />
Am 26. Januar 1842 wählte das<br />
Limburger Domkapitel den damals<br />
vierunddreißigjährigen Pfarrer Dr.<br />
Peter Joseph Blum zum 3. Bischof<br />
<strong>der</strong> Diözese Limburg. Vorausgegangen<br />
war eine Vakanz des Bischofstuhls<br />
von neunzehn Monaten. Am 2.<br />
Oktober desselben Jahres nahm<br />
Bischof Georg Anton Stahl aus<br />
Würzburg im Dom zu Limburg die<br />
Konsekration Blums vor.<br />
Sekretär des Bischofs ist von 1872<br />
bis 1883 Matthias Höhler. 1876<br />
begleitet er den Bischof in das Asyl<br />
nach Haid in Böhmen. 1883 wird<br />
Höhler Domkapitular, von 1913 bis<br />
1920 ist er Generalvikar des Bistums<br />
Limburg. Anlässlich des hun<strong>der</strong>tsten<br />
Geburtstags Blums schreibt Höhler<br />
die „Geschichte des Bistums<br />
Limburg mit beson<strong>der</strong>er Rücksichtnahme<br />
auf das Leben und Wirken des<br />
dritten Bischofs Peter Josef Blum“.<br />
Darin stellt Höhler auch detailliert<br />
die Reformbemühungen des neuen<br />
Bischofs dar.<br />
Zwei Schwerpunkte dieser Anstrengungen<br />
verdeutlicht Blum am 18.<br />
Dezember 1842 in seinem ersten<br />
Brief an Papst Gregor XVI., nämlich<br />
die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Marienfrömmigkeit<br />
und den Empfang des<br />
Bußsakramentes. In dem Schreiben<br />
führt er aus:<br />
„Die Zeit meiner bischöflichen<br />
Amtsführung ist noch zu kurz, als<br />
daß ich vieles zu berichten hätte.<br />
Inzwischen habe ich dahin zu wirken<br />
14<br />
gesucht, daß meine Bistumsangehörigen<br />
an allen Samstagen einer zu<br />
Ehren <strong>der</strong> allerseligsten Jungfrau in<br />
den Kirchen des Bistums abzuhaltenden<br />
Andacht beiwohnen möchten<br />
und vorgeschrieben, daß an den<br />
Vorabenden <strong>der</strong> Sonn- und Feiertage,<br />
und in <strong>der</strong> Frühe dieser Tage<br />
selbst den Gläubigen von seiten <strong>der</strong><br />
Pfarrgeistlichkeit Gelegenheit zum<br />
Empfange des hl. Sakramentes <strong>der</strong><br />
Buße gewährt werde. Auf diese<br />
Weise habe ich mich, das Bistum<br />
Limburg und seine Leitung unter den<br />
Schutz <strong>der</strong> Gottesmutter gestellt,<br />
und ich hoffe, daß sie, die Hülfe <strong>der</strong><br />
Christen, mich durch ihre mächtige<br />
Fürbitte bei ihrem göttlichen Sohne<br />
in allem, was ich zur größeren Ehre<br />
Gottes beginne, unterstützen<br />
werde.“<br />
Die eine dieser Linien zieht <strong>der</strong><br />
Bischof schon im darauf folgenden<br />
Jahr weiter aus. 1843 hebt er in<br />
einem Hirtenbrief „die Notwendigkeit<br />
bzw. den Nutzen einer guten<br />
Generalbeichte“ hervor. Die<br />
Wirkung dieses Hirtenbriefes war<br />
groß. Die Bedeutung <strong>der</strong> Marienfrömmigkeit<br />
unterstreicht er im<br />
nächsten Jahr durch die Gründung<br />
<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>schaft „vom heiligsten<br />
und unbefleckten Herzen Mariä zur<br />
Bekehrung <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong>.“<br />
Als 1844 die Diözese Trier zur<br />
Heilig-Rock-Wallfahrt einlädt,<br />
greift Bischof Blum auch diese<br />
Möglichkeit auf, das religiöse Leben<br />
zu för<strong>der</strong>n. Er selbst nimmt an einer<br />
<strong>der</strong> Wallfahrten teil und empfiehlt<br />
auch seinen Gläubigen, zur Verehrung<br />
des hl. Gewandes nach Trier zu<br />
pilgern.<br />
Zwei weitere Möglichkeiten, das<br />
religiöse Leben in seiner Diözese zu<br />
erneuern, sieht Blum in Exerzitien,<br />
vor allem für den Klerus, und in<br />
Volksmissionen.<br />
Zusammenfassend schreibt Matthias<br />
Höhler über Bischof Blum:<br />
„Gott suchen und nur Gott und<br />
nichts als Gott, das war seine<br />
Devise. Seelen für Gott zu gewinnen,<br />
die Sün<strong>der</strong> zu bekehren, die Guten zu<br />
bestärken, den Geist <strong>der</strong> Kirche in<br />
den Herzen seiner Bistumsangehörigen<br />
zu erneuern, das Reich Gottes<br />
unter ihnen wie<strong>der</strong> aufzurichten,<br />
darauf ging sein ganzes Sinnen und<br />
Trachten unablässig hinaus.<br />
(Höhler, a. a. O. Teil 2, S. 188 )
1. Bischof Blums Bericht über<br />
Katharinas Zielsetzung<br />
Stellt man neben Blums „Devise“,<br />
wie Höhler sie formuliert, grundsätzliche<br />
Äußerungen Katharina Kaspers,<br />
so ist die Übereinstimmung<br />
nicht zu übersehen.<br />
„Alles für <strong>Jesu</strong>s, so zu denken ist<br />
genug“, schreibt sie beispielsweise<br />
1888 in einem Brief (Brief 139). Die<br />
Gleichartigkeit <strong>der</strong> Gedanken legt<br />
die Annahme nahe, dass auch die<br />
Zielsetzung <strong>der</strong> beiden Persönlichkeiten<br />
miteinan<strong>der</strong> im Einklang<br />
steht. Um die Berechtigung dieser<br />
Vermutung zu überprüfen, werde ich<br />
im folgenden Katharinas Zielsetzung<br />
genauer betrachten.<br />
Dabei gehe ich von einem Schreiben<br />
aus, das Bischof Blum 1859<br />
an „Die Heilige Kongregation<br />
<strong>der</strong> Bischöfe und Regularen“ in<br />
Rom richtet mit <strong>der</strong> Absicht, die<br />
päpstliche Anerkennung <strong>der</strong><br />
Kongregation <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong><br />
<strong>Jesu</strong> Christi zu erreichen.<br />
In dem Dokument führt Blum u.<br />
a. aus:<br />
„In Dernbach, einem kleinen Dorf<br />
nahe <strong>der</strong> Stadt Montabaur, in <strong>der</strong><br />
Diözese Limburg, strebte die fromme<br />
Jungfrau Katharina Kasper, die von<br />
ehrbaren Eltern, armen Bauersleuten,<br />
abstammte, seit früher Jugend<br />
danach, mit Gottes Hilfe und aus<br />
allen ihren Kräften sich selbst und<br />
auch an<strong>der</strong>e gemäß ihrem Stand zu<br />
einem wahrhaft christlichen und<br />
heiligen Leben zu führen.“<br />
„Seit früher Jugend“, so berichtet<br />
<strong>der</strong> Bischof, strebt Katharina<br />
Kasper danach, „sich selbst und auch<br />
an<strong>der</strong>e … zu einem wahrhaft<br />
christlichen und heiligen Leben zu<br />
führen“. Das ist außergewöhnlich<br />
und Werk <strong>der</strong> Gnade Gottes. Katharina<br />
bemüht sich auch nicht aus<br />
eigener Kraft darum, ihren Plan zu<br />
verwirklichen, son<strong>der</strong>n versucht<br />
dies, wie <strong>der</strong> Bischof betont, „mit<br />
Gottes Hilfe“.<br />
Weiter führt <strong>der</strong> Bischof aus,<br />
Katharina habe sich vorgenommen,<br />
sich „als treue Dienstmagd <strong>Jesu</strong><br />
Christi zu erweisen und darum die<br />
Zeit, die ihr nach getaner harter<br />
Handarbeit täglich übrig blieb, ganz<br />
darauf zu verwenden, Kranke zu<br />
besuchen und zu pflegen und ihre<br />
Nächsten zur Liebe <strong>Jesu</strong> Christi zu<br />
führen.“<br />
Zweimal hebt <strong>der</strong> Bischof also in<br />
seinem Bericht hervor, dass es<br />
Katharina darum geht, das Leben<br />
und Streben ihrer Mitmenschen auf<br />
Gott zu lenken. Wie sehr das seinem<br />
eigenen Bemühen entspricht, liegt<br />
auf <strong>der</strong> Hand.<br />
3. Formulierung des Ziels durch<br />
Katharina<br />
Wie ausdrücklich und bewusst<br />
Katharina ihre Kongregation auf das<br />
Ziel ausgerichtet wissen will,<br />
vorrangig zur Vertiefung des<br />
religiösen Lebens beizutragen,<br />
verdeutlichen die verschiedenen, zu<br />
ihren Lebezeiten für die Gemeinschaft<br />
herausgegebenen Satzungen.<br />
Das erste Dokument dieser Art<br />
schreibt Katharina persönlich.<br />
Darauf wurde bereits im ersten Teil<br />
dieses Artikels eingegangen. Sie gibt<br />
darin als „Zweck“ ihres „Vereins“<br />
die „Ausbreitung <strong>der</strong> Tugend“ an,<br />
womit sie För<strong>der</strong>ung des Glaubenslebens<br />
meint.<br />
Bischof<br />
Peter Josef<br />
Blum<br />
Auch die „Statuten“, die Bischof<br />
Blum 1850 in Kraft setzt, gehen auf<br />
Katharina selbst zurück. Das lässt<br />
ein Schreiben erkennen, mit dem <strong>der</strong><br />
Bischöfliche Sekretär Dr. Gisbert<br />
Lieber am 4. Januar 1850 dieses<br />
Regelwerk dem Bischof von<br />
Limburg zur Einsichtnahme und<br />
Genehmigung vorlegt. In seinem<br />
Begleitbrief führt Lieber aus:<br />
„Infolge eines Gesuchs <strong>der</strong> Katharina<br />
Kasper zu Dernbach, Pfarrei<br />
Wirges, habe ich nach den mündlichen<br />
Angaben <strong>der</strong>selben Statuten für<br />
den von ihr gegründeten Verein <strong>der</strong><br />
<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi entworfen<br />
und erlaube mir, diese Eurer<br />
Bischöflichen Gnaden in <strong>der</strong> Anlage<br />
zu hochgeneigter Einsicht und<br />
Genehmigung ganz gehorsamst zu<br />
unterbreiten.“<br />
Der 3. Abschnitt dieses Dokumentes<br />
lautet:<br />
„Der Hauptzweck, den <strong>der</strong> Verein im<br />
15
Auge hat, ist die Erweckung und<br />
För<strong>der</strong>ung eines wahrhaft christlichen,<br />
frommen Lebens. Dieser erste<br />
und Hauptzweck wird in allem, was<br />
die Mitglie<strong>der</strong> tun und arbeiten,<br />
immer und vorzugsweise verfolgt.“<br />
In heutiger Sprache ausgedrückt<br />
heißt das: Katharina sieht in ihrem<br />
„Verein“ ein Werkzeug zur Evangelisation.<br />
Diese Ausrichtung gibt sie<br />
auch nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />
Kongregation nicht auf. Das zeigen<br />
die verschiedenen Versionen <strong>der</strong><br />
Satzungen, die jeweils durch die<br />
geografische und personelle<br />
Erweiterung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden und alle<br />
nachweislich von Katharina geprägt<br />
sind.<br />
Eine dieser Regelfassungen -<br />
Bischof Blum unterschreibt sie am<br />
Feste Maria Himmelfahrt 1856 -<br />
betont sogar ausdrücklich, es gehe<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaft nicht um „die<br />
äußere Leistung, die leibliche<br />
Wohltat“, son<strong>der</strong>n um „die Hinführung<br />
<strong>der</strong> Seelen zu dem Herrn“, „zu<br />
einem ihren individuellen Lebensverhältnissen<br />
angemessenen gottgefälligen<br />
Wandel“.<br />
Demnach gründet Katharina Kasper<br />
keine Gemeinschaft zur Krankenpflege,<br />
Kin<strong>der</strong>erziehung, <strong>Arme</strong>npflege<br />
o<strong>der</strong> zu einem an<strong>der</strong>en<br />
praktischen Zweck. Zwar sind die<br />
Krankenpflege und die Erziehung<br />
die beiden Bereiche, in denen die<br />
Schwestern lange Jahre in erster<br />
Linie tätig sind. Doch sollen nach<br />
Katharinas Vorstellung die Dienste<br />
<strong>der</strong> Weg sein, die Menschen zu<br />
erreichen, um sich in doppelter Weise<br />
für sie einzusetzen, nämlich sie<br />
anzuleiten, ihr Leben so zu gestalten,<br />
dass sie „glücklich in <strong>der</strong> Zeit und<br />
selig in <strong>der</strong> Ewigkeit werden“ (Brief<br />
109).<br />
Diese Ausrichtung <strong>der</strong> jungen, rasch<br />
wachsenden Kongregation entspricht<br />
den Reformbemühungen<br />
Bischof Blums. Es liegt daher auf <strong>der</strong><br />
Hand, dass er diese unterstützt.<br />
Beispielsweise lässt er 1856 die<br />
aktuelle Version <strong>der</strong> Satzungen im<br />
Amtsblatt seiner Diözese veröffentlichen,<br />
um „<strong>der</strong> hochwürdigsten<br />
Bistumsgeistlichkeit“ die Möglichkeit<br />
zu geben, sich mit dem Geist <strong>der</strong><br />
Kongregation vertraut zu machen<br />
und <strong>der</strong>en Dienste in ihren Pfarreien<br />
zu nutzen.<br />
Dieser Auffor<strong>der</strong>ung entsprechen<br />
viele Pfarrer, sodass bis zum<br />
Todesjahr Katharinas allein in <strong>der</strong><br />
Diözese Limburg 58 Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
<strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong> ADJC<br />
gegründet werden, in denen sich die<br />
Schwestern mühen, das, was dem<br />
Bischof am Herzen liegt, zu leben,<br />
aber auch zu vermitteln.<br />
(Fortsetzung in <strong>der</strong> nächsten<br />
Ausgabe)<br />
_______________<br />
1) Katharina Kasper, Schriften, Band I,<br />
Butzon & Bercker 2001<br />
Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />
Wenn ich mir dies so durch den Kopf gehen lasse, dann kommt mir in den<br />
Sinn, dass ich zu ihm ein beson<strong>der</strong>es Verhältnis bei meiner ersten Kommunion<br />
gefunden habe, auch wenn mir dies damals nicht so bewusst geworden ist.<br />
Pfr. Wilfried Rheidt<br />
(geb. 1939)<br />
Während meiner Gymnasialzeit wies uns unser Religionslehrer auf das Buch<br />
von Karl Adam hin, das den Titel trug: „<strong>Jesu</strong>s Christus“. Ich habe es mir<br />
damals gekauft und gelesen, obwohl ich nicht gerne gelesen habe. Dieses<br />
Buch hat mich fasziniert und mir ein noch tieferes Bild vom Herrn geschenkt.<br />
Während meines Studiums in Frankfurt, St. Georgen, ist diese Beziehung zu<br />
ihm noch tiefer geworden, und ich habe mich oft während dieser Zeit und auch<br />
später als Priester immer wie<strong>der</strong> gefragt, wie kannst du ihm immer ähnlicher<br />
werden. Dabei waren mir Maria, seine Mutter, und manche Heilige die großen<br />
Vorbil<strong>der</strong>: z. B. Bonifatius, Franziskus, Elisabeth von Thüringen, Pater<br />
Damian de Veuster, Mutter Teresa. Sie haben mir durch ihr Leben eine neue<br />
und tiefere Sicht für ihn geschenkt.<br />
Von meinen Eltern und durch sie habe ich vorgelebt bekommen, in Treue zu<br />
ihm zu stehen, auch wenn alles gegen ihn zu sprechen scheint. So ist meine<br />
Bitte an ihn des öfteren: „Lass mich mit dir durch Dick und Dünn zum Vater<br />
gehen, auch wenn ich nichts mehr begreife wie Abraham. Lass mich dir treu<br />
sein. ‚Halte mich bei dir, damit ich dich nicht verrate'(Philipp Neri).“<br />
16
Jubiläum<br />
Die Klosterkirche des Mutterhauses feiert Geburtstag - ihren 150sten. Anlässlich dieses Jubiläums wollen<br />
wir einen Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, den damaligen Superior des Mutterhauses, <strong>der</strong> den Bau des<br />
Mutterhauses miterlebt und in seiner Chronik festgehalten hat.<br />
Geschichte<br />
<strong>der</strong> E n t s t e h u n g und äußeren A u s b r e i t u n g<br />
<strong>der</strong> Genossenschaft „<strong>der</strong> armen <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi“<br />
zu Dernbach, Amt Montabaur, bis 1871<br />
geschrieben von dem Superior J. J. W i t t a y e r<br />
… Da bei dem Bau <strong>der</strong> am 28.<br />
September 1857 eingeweihten<br />
Kapelle nur auf das damalige<br />
Bedürfnis gesehen worden war, so<br />
mußte mit <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Neubau einer<br />
größeren Kapelle notwendig<br />
werden. Deshalb war auch schon<br />
damals die Vorsicht getroffen<br />
worden, daß diese Kapelle leicht in<br />
Säle umgeän<strong>der</strong>t werden könnte. Da<br />
ein Konferenzsaal und ein größeres,<br />
ruhig gelegenes Refektorium noch<br />
Bedürfnis des Hauses waren, wurde<br />
diese Kapelle dafür in Aussicht<br />
genommen. Nach Beseitigung<br />
vieler, vieler Schwierigkeiten,<br />
beson<strong>der</strong>s auch wegen Beschaffung<br />
<strong>der</strong> Geldmittel wurde <strong>der</strong> Neubau<br />
einer gotischen Kapelle, welche die<br />
Ausgänge <strong>der</strong> beiden Flügel nach<br />
<strong>der</strong> Straße in Verbindung brachte<br />
und so den Hofraum von <strong>der</strong> Straße<br />
ganz abschloß, in Angriff genommen<br />
am Feste des hl. Georg, am 23.<br />
April, an welchem Tage <strong>der</strong> erste<br />
Spatenstich und Grundsteinlegung<br />
geschah.<br />
Am 15. August desselben Jahres war<br />
sie nicht bloß unter Dach, son<strong>der</strong>n<br />
das Innere auch soweit fertig, daß<br />
<strong>der</strong>en Konsekration durch den<br />
Hochw. Herrn Bischof vorgenommen<br />
werden konnte. Fenster, Altäre,<br />
Beplättung des Chores, Kommunionbank<br />
wurden schon fertig<br />
gemacht während des Bauens. Die<br />
Fenster waren von mattem Glase in<br />
gotischen Formen gemalt von Herrn<br />
Kaplan Münzenberger, den Schulschwestern<br />
und einem Maler, mit<br />
Namen Göbel aus Montabaur. Die<br />
Die Klosterkirche und das Mutterhaus <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n<br />
<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi heuteheute<br />
Altäre waren gearbeitet von einem<br />
Bildhauer Johann Lewen von<br />
Heinsberg mit 6 Schreinern von hier,<br />
die Statuen Maria und Joseph mit<br />
dem <strong>Jesu</strong>skinde stammen aus <strong>der</strong><br />
Meyerschen Kunstanstalt zu München.<br />
Um möglichst viel Raum zu<br />
gewinnen, wurde ein Saal im<br />
nordwestlichen Flügel des Klosters<br />
mit zum Schiffe und ein Saal im<br />
östlichen Flügel, hinter dem Hochaltar<br />
zur Sakristei verwendet. Die<br />
ganze Arbeit war somit in drei<br />
Monaten und drei Wochen vollendet.<br />
Die Konsekrations-Feierlichkeiten<br />
waren in <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />
Weise vorgenommen worden von<br />
dem Hochwürdigsten Herrn Bischof<br />
Peter Joseph Blum und den anwesenden<br />
Geistlichen; Herrn Sekretär<br />
Roos, Schloßkaplan Dr. Boecker<br />
von Molsberg, Domvikar Dr. Cratz<br />
als Commissarius, Religionslehrer<br />
Müller zu Montabaur, Kaplan<br />
Stähler zu Montabaur, Pfarrer Klau<br />
zu Wirges, Kaplan Münzenberger<br />
und Superior Wittayer.<br />
An Geschenken wurden <strong>der</strong> Kapelle<br />
gemacht:<br />
1. von dem Hochwürdisten Herrn<br />
Bischof 2 gotische Kelche und ein<br />
gotisches Ciborium,<br />
2. von Herrn G.C.Siebert von<br />
Hadamar, Vater von den Schwestern<br />
Theophila und Jakoba: eine gotische<br />
Monstranz,<br />
3. von Herrn Franz Blum, Bru<strong>der</strong><br />
des Herrn Bischofs und Vater <strong>der</strong><br />
Schwester Josepha: 300 fl. für den<br />
Hochaltar,<br />
(Fortsetzung auf Seite 20)<br />
17
Votivtafeln<br />
Der Sarkophag <strong>der</strong> seligen Maria Katharina Kasper<br />
Die<br />
Klosterkirche<br />
Maria, die Patronin <strong>der</strong><br />
Klosterkirche<br />
Schlussstein vor <strong>der</strong> Orgelempore<br />
18
Die hl. Anna mit ihrer Tochter<br />
Maria<br />
Der Tabernakel und das Ewige Licht<br />
heute<br />
Der<br />
hl. Josef<br />
Türgriff<br />
19
Geschichte<br />
Der E n t s t e h u n g<br />
und äußeren A u s-<br />
b r e i t u n g ...<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
4. die beiden Statuen: Maria und<br />
Joseph mit dem <strong>Jesu</strong>skinde von<br />
Schwester <strong>Arme</strong>lla,<br />
5. von Frau Collart, Mutter von<br />
Schw. Edmina, 100 Thlr. Für die<br />
Orgel.<br />
Nach den Konsekrationsfeierlichkeiten<br />
blieb <strong>der</strong> Hochwürdigste Herr<br />
Bischof noch einige Wochen hier<br />
und wohnte in dem inzwischen<br />
ausgebauten Hause vis-a-vis dem<br />
Kloster.<br />
(Johann Jakob Wittayer geboren zu<br />
Oberahr am 9. Januar 1819, gestorben<br />
zu Dernbach am 9. Juni 1881)<br />
Die Heilige Messe<br />
Die Feier <strong>der</strong> Eucharistie,<br />
ein Plädoyer für das mystische<br />
Moment des Lebens<br />
Von Andreas Falkner SJ<br />
In www.kath.de wurde unter dem<br />
12.05.<strong>2011</strong> gemeldet „Vatikan will<br />
alte Messe stärken“. Am nächsten<br />
Tag wurde ein zu erwartendes Buch<br />
angekündigt, in dem es unter<br />
an<strong>der</strong>em auch um Gottesdienst geht;<br />
eines aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> eines<br />
Journalisten, <strong>der</strong> katholischen<br />
Lesern noch nicht so vertraut ist wie<br />
ein Anselm Grün.<br />
„Vatikan will alte Messe stärken“<br />
Mit diesem Titel wird auf die<br />
Instruktion zu einem Schreiben<br />
Benedikts XVI. hingewiesen, in dem<br />
<strong>der</strong> Papst auf den Reichtum <strong>der</strong><br />
römischen Liturgie eingeht: Als die<br />
vom Zweiten Vatikanum angeregte<br />
Liturgiereform Gesicht und Gestalt<br />
gewonnen hatte, wurde im Jahre<br />
1970 ein neues Römischen<br />
Messbuch von Papst Paul VI.<br />
herausgegeben; es repräsentiert die<br />
ordentliche Form <strong>der</strong> römischen<br />
Liturgie. Nun hatte Papst Johannes<br />
XXIII. während des Zweiten<br />
Vatikanums schon im Jahre 1962 ein<br />
revidiertes Römisches Messbuch <strong>der</strong><br />
Kirche übergeben. Sollte durch das<br />
Römische Messbuch aus dem Jahre<br />
20<br />
1970 jenes aus dem Jahre 1962 zu<br />
Makulatur werden o<strong>der</strong> ausgeschaltet<br />
werden, weil es<br />
Fehlerhaftes enthalte?<br />
Nein! Im einen wie im an<strong>der</strong>en<br />
Römischen Messbuch geht es „um<br />
zwei Gebrauchsweisen des einen<br />
römischen Ritus, die nebeneinan<strong>der</strong><br />
stehen. Beide Formen sind Ausdruck<br />
<strong>der</strong>selben lex orandi (Gesetz des<br />
Betens) <strong>der</strong> Kirche“. Es geht also um<br />
kein Entwe<strong>der</strong> – O<strong>der</strong>. „In <strong>der</strong><br />
L i t u rg i e g e s c h i c h t e g i b t e s<br />
Wachstum und Fortschritt, aber<br />
keinen Bruch. Was früheren<br />
Generationen heilig war, bleibt auch<br />
uns heilig und groß; es kann nicht<br />
plötzlich rundum verboten o<strong>der</strong> gar<br />
schädlich sein“, beteuert Benedikt<br />
XVI. Es soll also kein Ritenstreit<br />
vom Zaun gebrochen werden;<br />
Bewertungen wären fehl am Platz.
Vielleicht lässt sich aber Offenheit<br />
füreinan<strong>der</strong> aufbringen, die in<br />
Lernbereitschaft mündet, es<br />
zugestanden wird, dass frühere<br />
Zeiten Aspekte im Auge hatten, die<br />
unsere Zeit aus dem Blick verloren<br />
hat. In <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong> Messe soll es<br />
Kontinuierliches, Feststehendes<br />
geben. „Wird mir (<strong>der</strong> zitierte Autor<br />
meint sich) aber jede Form entzogen,<br />
wenn ich eben beginne, mich<br />
heimisch zu fühlen, dann kann ich in<br />
<strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> Anbetung niemals<br />
Fortschritte machen. Man gibt mir<br />
die Gelegenheit nicht, mir durch<br />
Praxis eine Gewohnheit anzueignen<br />
– einen abito dell' arte.“ Anregung<br />
für Anbetung, Hingabe bot vielleicht<br />
schon die Anordnung <strong>der</strong> Feiernden,<br />
die sich vor dem Zweiten Vatikanum<br />
zur Eucharistie eingefunden hatten:<br />
Alle, eben auch <strong>der</strong> Priester hatten<br />
den Altar, vielleicht das Altarbild vor<br />
A u g e n ; d i e s e v e r m i t t e l t e n<br />
gewissermaßen einen Blick in den<br />
Himmel, <strong>der</strong> in den Anwesenden die<br />
innere Bewegung <strong>der</strong> Anbetung, <strong>der</strong><br />
Hingabe stützen konnte, sollte.<br />
Dass die Versammlung <strong>der</strong><br />
Gemeinde in <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />
„die Kunst <strong>der</strong> Anbetung“ för<strong>der</strong>n<br />
soll, ist ein Aspekt des Geschehens,<br />
<strong>der</strong> doch vielfach im Schatten steht.<br />
„Das katholische Abenteuer“<br />
Nun zu dem vielleicht an<strong>der</strong>en<br />
Anselm Grün. Matthias Matussek<br />
heißt er, ein Kulturjournalist, 1954<br />
geboren, <strong>der</strong> „Spiegel“-Lesern<br />
geläufig sein dürfte, nun aber ein<br />
Buch mit 368 Seiten als Provokation<br />
vorlegt: Das Katholische Abenteuer.<br />
Seite um Seite sei es klar, auf<br />
welcher Seite <strong>der</strong> Autor stehe, sagt<br />
sein Kollege Wallasch von <strong>der</strong><br />
Süddeutschen Zeitung: „Da<br />
Matussek ein Bekenntnis vorlegt,<br />
sollte <strong>der</strong> Rezensent es auch tun: Ich<br />
bin nicht gläubig. Das Buch war für<br />
mich immer wie<strong>der</strong> eine Zumutung,<br />
eine Verstörung, aber ich habe damit<br />
gekämpft, mit Gewinn, und das ist<br />
mehr, als man von manchen an<strong>der</strong>en<br />
Büchern sagen kann. Mo<strong>der</strong>ate Töne<br />
gibt es selten, aber dann sind sie<br />
umso überraschen<strong>der</strong>: die innige<br />
Beschreibung eines Gottesdienstes<br />
etwa o<strong>der</strong> eine Reise durch die<br />
heutige Glaubenswüsten ...“ Die<br />
„innige Beschreibung“ eines<br />
Gottesdienstes „in <strong>der</strong> anschaulichen<br />
Reportersprache“ macht auch auf<br />
einen Eindruck, <strong>der</strong> täglich die hl.<br />
Messe feiert! Gegen Ende <strong>der</strong><br />
Besprechung des Buches würdigt<br />
Alexan<strong>der</strong> Wallasch seinen Kollegen<br />
als Journalisten: „Immer mitreißend.<br />
Im Verlauf des Buches erzählt er von<br />
<strong>der</strong> Begegnung mit den vielen<br />
gläubigen Christen unterschiedlichster<br />
regionaler Einfärbungen. Da<br />
meint man vieles wie<strong>der</strong>zuerkennen<br />
aus seiner jahrzehntelangen<br />
journalistischen Arbeit, diese<br />
anschaulichen Vor-Ort-Reportagen,<br />
die seinen Ruf als exzellenter<br />
Beobachter begründet haben: in<br />
Baptistengottesdiensten in Harlem,<br />
in einer Synagoge, in einer<br />
gigantischen Marienprozession am<br />
Amazonas. Mit dem Pfund seiner<br />
anschaulichen Reportersprache<br />
wuchert Matussek auch hier seitenund<br />
kapitelweise. Dazu gehören auch<br />
seine romantisierten Kindheitserinnerungen<br />
zwischen Krippenspiel<br />
und Petersplatz.“ Der Stil und die<br />
Linienführung <strong>der</strong> Besprechung<br />
insgesamt zeigen den Respekt des<br />
nicht gläubigen Rezensenten für den<br />
bekennenden Katholiken. Ein Grund<br />
mehr, dem Buch Beachtung zu<br />
schenken, in dem eine Person des<br />
öffentlichen Lebens die hl. Messe als<br />
den Angelpunkt seines Katholischseins<br />
hinstellt. „Der Katholizismus,<br />
mit dem ich groß wurde, war in eine<br />
faszinierende Formensprache<br />
gehüllt. Heute ringt er um Form und<br />
Fassung. Und er versucht zaghaft<br />
wie<strong>der</strong>, die alten Quellen auszugraben,<br />
weil er spürt, dass die Form<br />
auch gleichzeitig Inhalt ist und Riten<br />
ihre innere Wahrheit haben.“<br />
Die Erwähnung eines päpstlichen<br />
Dokuments und eines neuen Buches<br />
zeigen doch die Aktualität <strong>der</strong> Frage<br />
unserer Reihe »Kann man<br />
katholisch sein ohne Hl. Messe?«<br />
Schon aus <strong>der</strong> Ankündigung des<br />
erwähnten Buches wird deutlich,<br />
d a s s M e n s c h e n n i c h t m i t<br />
Argumenten in den Stall <strong>der</strong><br />
Christgläubigen gelockt werden<br />
können. Sein Katholizismus sei – so<br />
Matussek - nicht konsensabhängig.<br />
„Glaubenswahrheiten sind keine<br />
Abstimmungssachen. Mein<br />
Katholizismus ist auf dunkle Art<br />
monarchistisch. Als <strong>Jesu</strong>s von<br />
21
ADJC national<br />
Pilatus gefragt wird: »Bist du <strong>der</strong><br />
König <strong>der</strong> Juden?«, verweigert er<br />
laut Johannesevangelium die Antwort.<br />
Er sagt: »Mein Reich ist nicht<br />
von dieser Welt.« Das ist so an<strong>der</strong>s,<br />
dass wir es gar nicht ermessen<br />
können.“ Berührt von dem <strong>Jesu</strong>s vor<br />
Pilatus, geht es darum, in <strong>der</strong> politischen<br />
und religiösen Öffentlichkeit<br />
zu ihm zu stehen und sich seiner<br />
nicht zu schämen. Ein deutlich<br />
sichtbares Zeichen dieser Zugehörigkeit<br />
mag es sein, unabhängig von<br />
<strong>der</strong> momentanen Stimmung Sonntag<br />
für Sonntag mit <strong>der</strong> Christengemeinde<br />
vor Ort in die Hl. Messe zu<br />
gehen – weniger um etwas zu<br />
bekommen, sei es auch nur eine gute<br />
Predigt, viel mehr um Gott zu<br />
danken, ihm die Ehre zu geben in<br />
Lobpreis und Anbetung. Für zwei,<br />
drei Viertelstunden sich auf die<br />
Seite des <strong>Jesu</strong>s vor Pilatus zu<br />
stellen, gehört zum Katholisch-sein<br />
dazu; insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sich<br />
jemand immer wie<strong>der</strong> einmal in <strong>der</strong><br />
Menge versteckt, die für seine<br />
Kreuzigung plädiert – wie Petrus<br />
braucht er o<strong>der</strong> sie den klärenden<br />
Blick <strong>Jesu</strong>. Für ein solches<br />
Bekenntnis – so Matussek, <strong>der</strong> es<br />
einfach gut findet, katholisch zu<br />
sein, in seinen Schil<strong>der</strong>ungen mit<br />
sattem Hintergrund – „heutzutage<br />
den gleichen Beifall zu kassieren<br />
wie, sagen wir, Berlins Party-<br />
Bürgermeister Klaus Wowereit für<br />
das seiner sexuellen Orientierung<br />
erwarte ich gar nicht – aber ich will<br />
ja auch keine Wahlen gewinnen.<br />
Katholizismus, ganz beson<strong>der</strong>s in<br />
diesen Tagen, ist nicht mehrheitsfähig.<br />
Begeben wir Katholiken uns<br />
auf den Marktplatz, müssen wir<br />
zickzack rennen, denn es wird aus<br />
allen Rohren gefeuert.“ Wie zum<br />
Katholisch-sein überhaupt gehört<br />
auch zum Besuch <strong>der</strong> Hl. Messe<br />
kühne Entschiedenheit dazu. Wer<br />
meint, sich enthalten zu dürfen, o<strong>der</strong><br />
wie so viele auf Umfragen achtet,<br />
um sich <strong>der</strong> Mehrheit anzuschließen,<br />
wird eines Tages eine<br />
schale Leere empfinden und auf<br />
<strong>der</strong>en Grund <strong>der</strong> Wahrheit inne<br />
werden, die für Matussek einer<br />
seiner englischen Kollegen früherer<br />
Zeiten formuliert hatte: „Das<br />
mystische Moment ist es, was den<br />
Menschen im Laufe ihrer Geschichte<br />
die Gesundheit erhalten hat.<br />
Solange es das Mysterium gibt,<br />
bleiben die Menschen gesund;<br />
zerstört man es, liefert man sie dem<br />
Verfall aus.“<br />
___________________<br />
1)Nach www.radiovaticana.org/ted/<br />
print_page.asp?c… 13/05/<strong>2011</strong><br />
11.55.53<br />
2)C.S.Lewis, Du fragst mich, wie ich<br />
3<br />
bete. Einsiedeln 1985, S. 11. Der<br />
italienische Ausdruck will wohl sagen,<br />
<strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Anbetung und dieser<br />
selbst möge etwas von leichter und<br />
gefälliger Eleganz eigen sein.<br />
3)Sueddeutsche.de/.../neues-buch-vonmatthias-matussek<br />
09.05.<strong>2011</strong>. 2/5<br />
4)Ebd. 4/5<br />
5)Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>, 136-138<br />
6)Nach Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>, 136<br />
7)Ebd. 137<br />
8)Zitat Matusseks aus Gilberth Keith<br />
Chesterton (1874-1936), Orthodoxie;<br />
wie<strong>der</strong>gegeben in Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>,<br />
S. 136<br />
Katharina Kasper nach Frankfurt<br />
zurückgekehrt<br />
„Katharina Kasper war oft in Frankfurt-<br />
Bockenheim, nun kommt sie wie<strong>der</strong>: Aber dieses<br />
mal bleibt sie für immer. Und das müssen wir<br />
feiern.“ So sagte mir eine Dame aus <strong>der</strong> Stadt bei<br />
einer Begegnung. Und so war dann im Info-Blatt<br />
<strong>der</strong> Pfarrgemeinden Frauenfrieden und St. Elisabeth<br />
zu lesen:<br />
„Die Dernbacher Schwestern sind aus Frankfurt<br />
nicht wegzudenken. Mit dem St. Marienkrankenhaus<br />
und dem St. Elisabethen-Krankenhaus sind sie<br />
tragende Säulen <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />
unserer Stadt. Schon seit den 1870 er Jahren sind sie<br />
gemäß dem Auftrag ihres Ordens in den Bereichen<br />
Gesundheit und Bildung tätig, und zu ihren<br />
Lebzeiten besuchte die Ordensgrün<strong>der</strong>in die Sel.<br />
Katharina Kasper dieses Zentrum regelmäßig. Und<br />
nun kommt sie noch einmal: eine Reliquie <strong>der</strong><br />
Ordensmutter ist nach Frankfurt Bockenheim<br />
gekommen und wird in einem Festgottesdienst am<br />
26. Mai um 18.00 Uhr in <strong>der</strong> Kapelle des St.<br />
22
Elisabethen-Krankenhauses feierlich<br />
eingesetzt. Alle Freunde und<br />
För<strong>der</strong>er des Ordens und natürlich<br />
alle Bockenheimer sind herzlich<br />
eingeladen, am Gottesdienst<br />
teilzunehmen und den nachfolgenden<br />
Empfang zur Begegnung und<br />
zum Austausch zu nutzen.“<br />
Nach langen und reiflichen Überlegungen<br />
war es dann soweit, und es<br />
war für uns eine große Freude, zu<br />
erleben, wie sehr die Gemeindemitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Einladung gefolgt sind<br />
und dieses Ereignis zu ihrem<br />
eigenen machten. In <strong>der</strong> Tat, <strong>der</strong><br />
Geburtstag unserer Grün<strong>der</strong>in, <strong>der</strong><br />
26. Mai, war ein Fest <strong>der</strong> Begegnung.<br />
Unsere große Kapelle im St.<br />
Elisabethen Krankenhaus konnte<br />
die Gottesdienstbesucher kaum<br />
fassen, und alle fühlten sich mit uns<br />
verbunden. Einige sind hier<br />
geboren, an<strong>der</strong>e erzählten, wie sie<br />
hier Heilung erfuhren durften und<br />
sehr viele erinnern sich noch an die<br />
früheren Ambulanzschwestern,<br />
welche in ihren Häusern ein- und<br />
ausgegangen sind.<br />
Als Hauptzelebrant stand Herr<br />
Pfarrer Peter Hofacker, Dekan von<br />
Frankfurt West, dem Gottesdienst<br />
vor. Ihm zur Seite unser <strong>der</strong>zeitiger<br />
Hausgeistlicher Herr Pater Paul<br />
Greif SJ, Clemens Wittek, Diakon,<br />
Herr Pfarrer Lothar Zenetti und Herr<br />
Pfarrer Franz Beffert. Letztere<br />
fühlen sich seit Lebzeiten mit den<br />
Dernbacher Schwestern verbunden.<br />
Da Herr Josef Welling, Goldschmied<br />
aus Koblenz, schon in<br />
vielen Kunstwerken unserer Kapelle<br />
seine Handschrift hinterlassen hat,<br />
war es nur konsequent, ihm auch die<br />
Gestaltung des Reliquienschreins<br />
zu übertragen. Und so hat er, wie er<br />
selbst sagt, mit dem Reliquienschrein<br />
seinem Werk bei uns die<br />
Krone aufgesetzt. Maria Katharina<br />
hat einen sehr schönen Platz am<br />
Altar im Zentrum unserer Kirche.<br />
Man spürte während des Gottesdienstes<br />
die Begeisterung <strong>der</strong><br />
Gemeinde, <strong>der</strong> Gäste und Besucher.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> des Kirchenchores,<br />
seine Leiterin und Solistin, Frau Eva<br />
Schäfer und auch alle unsere<br />
Schwestern gaben ihr Bestes.<br />
Anstelle einer Predigt wurde <strong>der</strong><br />
Film von Katharina Kasper gezeigt,<br />
welcher auf große Resonanz und<br />
Interesse stieß.<br />
Im Anschluss an die feierliche<br />
Einsetzung <strong>der</strong> Reliquie, waren alle<br />
zu einem Empfang eingeladen, bei<br />
dem sich die Gäste in einer<br />
Ausstellung über das Wirken <strong>der</strong><br />
Dernbacher Schwestern seit 140<br />
Jahren informieren konnten, aber<br />
auch über die <strong>der</strong>zeitigen Aktionen<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaft. Und was man<br />
nicht lesen konnte, weil das unmittelbare<br />
Gespräch viel wichtiger war,<br />
wurde in Form von Flyern und<br />
Infobroschüren mit nach Hause genommen.<br />
Bei allen Gästen spürten wir die<br />
Freude über die „alten“ und neuen<br />
Kontakte, die entstanden sind, und<br />
den Wunsch, diese in Zukunft<br />
fortzuführen und zu vertiefen.<br />
(Sr. M. Marita Fabich)<br />
23
Bischof ehrt Schwester Hermania<br />
Georgsplakette für ehrenamtlichen Einsatz<br />
„Man ist erst dann Limburger, wenn<br />
man Schwester Hermania kennengelernt<br />
hat!“ So sprach Bischof Franz-<br />
Peter Tebartz-van Elst, als er<br />
Schwester Hermania Schrauth im<br />
Rahmen einer Feierstunde als eine<br />
von zehn Personen für ihr ehrenamtliches<br />
Engagement mit <strong>der</strong> Georgsplakette<br />
auszeichnete.<br />
Schwester Hermania lebt inzwischen<br />
seit 45 Jahren in Limburg. In<br />
seiner Laudatio meinte Ordinariatsrat<br />
Pfarrer Michael Metzler, sie<br />
gehöre „zum lebendigen Erscheinungsbild<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche“<br />
in Limburg. Über 28 Jahre leitete<br />
Schwester Hermania den Kin<strong>der</strong>hort<br />
„Am Huttig“ und wirkte viele Jahre<br />
als Religionslehrerin an <strong>der</strong> Marienschule.<br />
Bis heute arbeitet sie dort im<br />
Schulseelsorgeteam mit. Viel und<br />
intensiv hat sie außerdem noch<br />
Kontakt zu den Schülerinnen durch<br />
die Schülerbibliothek, die sie<br />
betreut. Darüber hinaus ist sie aus <strong>der</strong><br />
Domgemeinde nicht wegzudenken.<br />
„Jedem Mitmenschen schenken Sie<br />
Achtung“, so Ordinariatsrat Metzler,<br />
„eine selbstverständliche Anerkennung<br />
und sind daher hier in Limburg<br />
anerkannt und geachtet, als glaubwürdige<br />
Ordensfrau, als authentische<br />
Pädagogin, als herzlicher<br />
Mensch.“<br />
Die Georgsplakette, die nur alle<br />
zwei Jahre an Ehrenamtliche<br />
verliehen wird, wurde 1974 vom<br />
damaligen Bischof Wilhelm Kempf<br />
gestiftet und ist nach dem Patron des<br />
Bistums und des Doms, dem Hl.<br />
Georg, benannt.<br />
(STH)<br />
„Kloster auf Zeit“ (vom 22. bis 25.03.<strong>2011</strong>)<br />
Der Abschied nach den vier schönen<br />
Tagen bei den <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong>n<br />
<strong>Jesu</strong> Christi in Dernbach fiel uns<br />
sehr schwer, denn dort haben wir<br />
vollkommene Gastfreundschaft,<br />
Ruhe und Geborgenheit erfahren.<br />
Als wir schließlich am kleinen<br />
Bahnhof in Dernbach saßen und auf<br />
den Zug warteten, blieb noch genug<br />
Zeit, um mit den Schwestern über<br />
die vergangenen Tage zu reden.<br />
Doch lei<strong>der</strong> kam <strong>der</strong> Zug viel zu<br />
schnell, und so stiegen wir ein und<br />
blickten auf die immer kleiner<br />
werdenden Schwestern zurück.<br />
Wir setzten uns hin und ließen die<br />
24<br />
letzten Tage noch einmal Revue<br />
passieren: vor dem Klosteraufenthalt<br />
waren wir etwas skeptisch und<br />
aufgeregt, denn wir wussten nicht,<br />
was uns erwarten würde. Die<br />
Spannung stieg, als wir im ländlichen<br />
Dernbach nach ca. 2 Stunden<br />
Fahrt ankamen. Als wir aus dem Zug<br />
stiegen und lange Zeit den Weg zum<br />
Kloster suchten, stellten wir fest,<br />
dass Dernbach ein sehr idyllisches<br />
Örtchen ist. Schließlich kamen wir<br />
im Kloster an, wo wir sehr herzlich<br />
empfangen und direkt zu Kaffee und<br />
Kuchen eingeladen wurden. Dort<br />
lernten wir Schwester Clarentia<br />
kennen, die unter an<strong>der</strong>em für uns<br />
zuständig war. Anschließend<br />
machten wir einen kleinen Rundgang<br />
durch das Klostergebäude, bei<br />
dem uns beson<strong>der</strong>s die wun<strong>der</strong>schöne<br />
Klosterkirche in Erinnerung<br />
blieb.<br />
Den Tag schlossen wir mit einer<br />
beruhigenden Messe und einem<br />
anschließenden Gespräch mit ein<br />
paar Schwestern ab. Bei diesem<br />
Gespräch lernten wir die Schwestern<br />
besser kennen und konnten sie<br />
alles fragen. Dabei fanden wir ein<br />
Zitat beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll: „Ich<br />
bin ins Kloster gegangen, um Gott<br />
besser kennen und lieben zu lernen“
Die nächsten Tage wurden wir früh<br />
morgens geweckt, denn es war Zeit<br />
für das Morgengebet. Das Morgengebet,<br />
auch Laudes genannt, war<br />
immer sehr entspannend, da ein Teil<br />
des Gottesdienstes geschwiegen<br />
wurde und man so zur Ruhe kam,<br />
sich auf den Tag vorbereiten und<br />
seine Anliegen vor Gott bringen<br />
konnte. Anschließend ging es<br />
schweigend zum Frühstück, und<br />
dann ging <strong>der</strong> Tag erst richtig los:<br />
Nach dem Frühstück haben wir in <strong>der</strong><br />
Cafeteria o<strong>der</strong> beim Putzen des<br />
Hauses geholfen. Vor dem Mittagessen<br />
ging es dann weiter zur Mittagshore.<br />
Nachmittags hatten wir immer<br />
ein bisschen Zeit für uns, in <strong>der</strong> wir<br />
unter an<strong>der</strong>em den kleinen aber sehr<br />
schön gepflegten Klosterpark<br />
besucht haben. Und da wir die<br />
Grün<strong>der</strong>in Katherina Kasper in<br />
ihrem Handeln so interessant fanden,<br />
haben wir gleich an zwei Tagen von<br />
Schwester Gottfriedis mehr über sie<br />
erfahren. Wir fanden aber nicht nur<br />
ihr Handeln sehr interessant, son<strong>der</strong>n<br />
auch ihr Denken und ihre Einstellung<br />
zu Gott. Erst nach diesen Gesprächen<br />
mit <strong>der</strong> Schwester haben wir den<br />
Ordensnamen „<strong>Arme</strong> <strong>Dienstmägde</strong><br />
<strong>Jesu</strong> Christi“ so richtig verstanden.<br />
An einem Nachmittag machten wir<br />
mit Schwester Theresia und Schwester<br />
Pacifika einen kleinen Rundgang<br />
durch Dernbach und stellten dabei<br />
fest, dass Dernbach fast komplett in<br />
den Händen <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong><br />
<strong>Jesu</strong> Christi liegt. Das Altersheim,<br />
das Krankenhaus und sogar <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>garten werden zum Teil von<br />
Ordensschwestern geführt. Am<br />
Abend hatten wir noch einmal eine<br />
Gesprächsrunde mit den Schwestern,<br />
wobei diesmal auch zwei<br />
indische Schwestern dabei waren,<br />
die gerade ein Praktikum im<br />
Krankenhaus machten und solange<br />
im Kloster wohnten. Von ihnen<br />
haben wir auch sehr viel über ihre<br />
Beweggründe erfahren, ins Kloster<br />
zu gehen und über ihre Zeit, die sie<br />
schon in Deutschland verbracht<br />
haben.<br />
An einem an<strong>der</strong>en Tag sind wir mit<br />
Schwester Theresia und Schwester<br />
Pacifika zum im Feld gelegenen<br />
Heilborn gegangen. Der Heilborn<br />
ist eine Kapelle, die so gebaut<br />
wurde, dass ein Baum in das kleine<br />
Häuschen eingebunden wurde. Dort<br />
setzten wir uns neben einen Brunnen,<br />
und uns wurden von den<br />
Schwestern noch einige Fragen<br />
beantwortet.<br />
Am letzten Tag machten wir noch<br />
einmal viele Fotos, und uns wurde<br />
noch einmal bewusst, was wir in <strong>der</strong><br />
kurzen Zeit alles kennengelernt<br />
haben und beschlossen, die lieben<br />
Schwestern auf jeden Fall ein<br />
weiteres Mal zu besuchen. Zum<br />
Schluss wollen wir uns noch ganz<br />
herzlich bei den Schwestern und bei<br />
Herrn Neufurth bedanken, dass es<br />
uns möglich war, diese Erfahrung<br />
zu machen.<br />
(<strong>Juli</strong>a Mayer und Jill Theobald<br />
(10a))<br />
.<br />
Impressum<br />
"<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>" erscheint viermal jährlich.<br />
Herausgeber:<br />
Provinzialat <strong>der</strong> ADJC, Dernbach<br />
Anschrift <strong>der</strong> Redaktion:<br />
Katharina-Kasper-Str.10<br />
56428 Dernbach/Ww;<br />
Tel.: 02602/6830; Fax: 02602/683194;<br />
Email: sr.theresia.winkelhoefer@gmx.de<br />
Redaktion:<br />
Sr.Theresia Winkelhöfer (verantwortlich), Herbert Bruns,<br />
Sr.Lucinda Grams, Winfried Gramich, Claudia Keßler, Sr.<br />
Benedicta Köth, Sr. Clarentia Kurz, Ingrid und Franz-Josef Ludwig,<br />
Sr. Roswitha Ruh.<br />
Druck:<br />
Druckerei und Verlag Arfeller, Montabaur.<br />
Auflagenhöhe: 600 Exemplare<br />
Jahresbeitrag:<br />
Konvente auf Spendenbasis<br />
Mitarbeiter und Freunde <strong>der</strong> Gemeinschaft Euro 20,-<br />
Bank-Konto:<br />
Nassauische Sparkasse Dernbach<br />
BLZ: 51050015<br />
Konto-<strong>Nr</strong>.: 788 008 333<br />
25
Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />
Meine Eltern haben mich als Baby in unserer Heimatgemeinde taufen lassen,<br />
so wie es in einer katholischen Familie üblich war und vielleicht auch heute<br />
noch ist. Im Laufe <strong>der</strong> Jahre ging ich den zumindest damals normalen Weg in<br />
einer Gemeinde: Erstkommunion, Gruppenstunde, Flötenkreis, Firmung,<br />
Gruppenleiter usw. Viele weitere Jahre mussten vergehen, bis ich auf unseren<br />
neuen Gemeindepfarrer traf P. Hans Weyer SJ. Er erzählte mir ziemlich<br />
aufgebracht ein Gespräch, in dem er seinem Gegenüber folgende Frage<br />
gestellt hatte: „Welches Gottesbild haben Sie eigentlich?“ Diese Frage hat in<br />
mir eine elementare Bewegung ausgelöst, nämlich ein Suchen nach meinem<br />
Gott. Welchen Gott habe ich eigentlich? Wo kann ich ihn denn finden?<br />
Karin Ganss<br />
(geb. 1959)<br />
Im Alten Testament, in den Psalmen kann ich mich in allen meinen<br />
Lebenslagen wie<strong>der</strong>finden. Das dort beschriebene Verhältnis zu Gott ist<br />
oftmals auch das meinige. Im Alten Testament fürchtet sich allerdings Mose,<br />
Gott anzuschauen. Das Volk setzt Mose als Mittler ein, vor lauter Angst, mit<br />
Gott sprechen zu müssen, aus Angst zu sterben, wenn sie ihn sehen. So hat<br />
Gott seinen Sohn <strong>Jesu</strong>s gesandt, als Mittler zwischen dem Volk (uns) und ihm.<br />
Die Menschen zur Zeit <strong>Jesu</strong> starben nicht bei seinem Anblick. Die an ihn<br />
glaubten, wurden geheilt, aber das Leben im Allgemeinen wurde für sie nicht<br />
leichter. Alle diejenigen, die sich für ihn und das Reich Gottes entschieden,<br />
mussten sich gegen den Rest <strong>der</strong> Welt positionieren. Mit meiner<br />
Entscheidung, mich auf Gott einzulassen, fühle ich mich zumindest hin und<br />
wie<strong>der</strong> auch ausgegrenzt zur ‚normalen' Welt und mich allein auf Gott<br />
gestellt. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dieses Bekenntnis geht mir<br />
leichter von den Lippen und kommt somit auch leichter aus dem Herzen.<br />
Wenn schon die Menschen zu <strong>Jesu</strong> Lebzeiten sich so schwer taten, sich für ihn<br />
zu entscheiden, warum sollte es uns heute 2000 Jahre später leichter fallen.<br />
Klostermarkt in Dernbach<br />
Was bedeutet mir Christus? Er ist Gottes Sohn, durch ihn gelangen wir zum<br />
unserem Vater. Gott bietet uns Menschen seine Versöhnung und seine Liebe<br />
an. Beides erhoffe ich für mich. Davon möchte ich meinen Mitmenschen<br />
Zeugnis geben. Wie gut, dass meine Eltern mich zur Taufe getragen haben.<br />
Gott sei Dank!<br />
26<br />
Am 20.August <strong>2011</strong> veranstalten die Schwestern des Mutterhauses zusammen mit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern und Freunden <strong>der</strong> Kongregation zum ersten Mal einen „Klostermarkt“<br />
auf dem Parkplatz neben <strong>der</strong> Klosterkirche und im Klosterpark.<br />
Sie sollten sich die Gelegenheit, Raritäten, Altertümchen, viele schöne Dinge, die sich im Laufe<br />
<strong>der</strong> Jahre auch im Kloster angesammelt haben, zu entdecken, nicht entgehen lassen. Und<br />
genießen Sie das reiche Angebot an selbst zubereiteten Speisen, u.a. gute Westerwäl<strong>der</strong> Kartoffelsuppe,<br />
Klosterbrot – eine Dernbacher Spezialität nach Rezepten unserer Stifterin – und<br />
selbst gebackene Waffeln <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Katharina-Kasper-Schule in<br />
Wirges.<br />
Und das alles für einen guten Zweck, für Projekte in unseren Missionsgebieten, in Indien,<br />
Nigeria, Kenia, Mexiko und Brasilien!<br />
Wir freuen uns, Sie am Samstag, dem 20. August <strong>2011</strong>, zwischen 10.00 und 17.00 Uhr, in<br />
Dernbach begrüßen zu können!
„Du sollst deinen Nächsten lieben“<br />
… aber erst nach Nutzenanalyse?!<br />
Gesundheits- und Sozialwesen in <strong>der</strong> Diskussion<br />
Von Herbert Bruns<br />
Sehr kurzfristig habe ich von dem<br />
Symposium <strong>der</strong> Maria-Hilf-Gruppe<br />
erfahren. Interessiert an sozialpolitischen<br />
und gesundheitspolitischen<br />
Fragestellungen sind<br />
meine Frau und ich schon immer.<br />
Und dies im Zusammenhang mit<br />
unserem Glauben zu betrachten,<br />
erschien uns interessant und<br />
spannend zu sein. Wird durch das<br />
Veranstaltungsthema nicht sogar <strong>der</strong><br />
Glaube priorisiert und die Ökonomie<br />
hintenangestellt? Dies würde die<br />
tatsächlichen Verhältnisse ja auf den<br />
Kopf stellen!? Wir waren bereit, uns<br />
überraschen zu lassen.<br />
Die Provinzoberin <strong>der</strong> Dernbacher<br />
Schwestern, Schwester M. Simone,<br />
ließ in ihrem Impuls, <strong>der</strong> ganz im<br />
Glauben verwurzelt war, keinen<br />
Zweifel daran, dass die Nächstenliebe<br />
am Anfang und am Ende stehen<br />
muss. Sie gab <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
das Statement mit: „Hinter <strong>der</strong><br />
Aussage <strong>Jesu</strong>: ‚Du sollst deinen<br />
Nächsten lieben' darf kein<br />
Fragezeichen stehen!“<br />
Hauptredner war sodann Prof. Dr.<br />
Aloys Prinz (Lehrstuhl für Finanzwissenschaft,<br />
WMU Münster), <strong>der</strong><br />
seinen Vortrag „Finanzierung des<br />
Gesundheitssystems – Wer soll das<br />
bezahlen?“ betitelte. Er stellte das<br />
gesammelte Zahlenmaterial<br />
exzellent zusammen und folgerte<br />
hieraus Schlüsse, die überraschen –<br />
o<strong>der</strong> auch nicht, da man es vielleicht<br />
immer schon vermutet hat. Als<br />
Ursache <strong>der</strong> Unterfinanzierungsproblematik<br />
des Gesundheitswesens<br />
ermittelte er zweierlei:<br />
1. Eine Einnahmeerosion, welche<br />
durch die starken Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt, die wie<strong>der</strong>um<br />
von einem erheblichen Rückgang an<br />
Vollzeitbeschäftigten, die normale<br />
Abgaben und Steuern entrichten,<br />
verursacht wird. (Anm.: Betriebliche<br />
Rationalisierungen verbunden<br />
mit Freisetzungen von Mitarbeitern<br />
dürften diesen Effekt noch weiter<br />
verstärkt haben.) Dagegen stehen<br />
viele Teilzeit-Beschäftigte,<br />
Schlechtverdiener, Ein-Euro-<br />
Jobber, Hartz-IV-Empfänger dafür,<br />
dass die finanziellen Zuflüsse nicht<br />
ausreichend dimensioniert sind.<br />
Dass <strong>der</strong> Bund dieses System mit<br />
Steuermitteln unterstützen muss,<br />
scheint die logische Konsequenz zu<br />
sein.<br />
2. Zum an<strong>der</strong>en ist auf <strong>der</strong><br />
Ausgabenseite <strong>der</strong> medizinische<br />
Fortschritt Ursache für die<br />
anhaltende Kostenverteuerung.<br />
Daneben gilt es natürlich immer,<br />
Systemineffizienzen abzubauen.<br />
Doch über diesen finanzwissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen schwebte<br />
die Nachricht von Prof. Prinz, die<br />
auch <strong>der</strong> gesunde Menschenverstand<br />
bereits erahnt hat:<br />
Der persönliche Lebensstil<br />
beeinflusst die Krankheitskosten<br />
am meisten.<br />
Eine weiterführende Konkretisierung<br />
krankmachen<strong>der</strong> Lebensstile<br />
fehlte jedoch. Es fällt mir<br />
folgendes Wort dazu ein: „Das<br />
Problem ist, dass die einen krank<br />
werden, weil sie keine Arbeit<br />
haben, und die an<strong>der</strong>en werden<br />
krank, weil sie zu viel arbeiten.“<br />
Stellt sich also die Frage, wer<br />
überhaupt noch einen ausgleichenden<br />
und gesunden Lebensstil pflegt<br />
bzw. pflegen kann. Ein erkranktes<br />
Gesellschaftssystem hat ein<br />
krankes Gesundheitssystem doch<br />
notwendig zur Folge? Ein System,<br />
in dem die Ärzte einen Reparaturaufwand<br />
für vermeidbare Krankheiten<br />
leisten müssen. Welchen<br />
Stellenwert räumen wir unserer<br />
Gesundheit und einem glücklichen<br />
Leben ein? Leben wir, um zu<br />
arbeiten? Arbeiten um zu leben,<br />
könnte doch sinnvoller sein!<br />
27
Prof. Prinz monierte deutlich, dass<br />
die finanzielle Basis, die belastet<br />
werden kann, viel zu sehr<br />
verschlankt wurde. Als eine weitere<br />
Ursache identifizierte er die<br />
Tatsache, dass Kin<strong>der</strong> und Ehefrau<br />
kostenlos auch bei freiwillig<br />
Versicherten mitversichert werden.<br />
Interessant war, dass Prof. Prinz<br />
insofern als Finanzwissenschaftler<br />
ein Diener <strong>der</strong> Nächstenliebe war,<br />
als er sich <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong><br />
Wahrheit des Ursache-Wirkung-<br />
Zusammenhangs verpflichtet sah.<br />
Nur aus diesen Ermittlungen<br />
können wirksame Schlüsse zur<br />
Gesundung des Gesundheitssystems<br />
abgeleitet werden. Doch unsere<br />
Politiker scheinen zu sehr<br />
interessengesteuert zu sein, um sich<br />
dieser Wahrheit zu bedienen. Und so<br />
reiht sich eine Rezeptur zur<br />
Gesundung des Gesundheitssystems<br />
an die an<strong>der</strong>e, jedoch bisher ohne<br />
Wirkung. Aus dem Vortrag von Prof.<br />
Prinz leite ich folgendes ab:<br />
Obwohl die freiwillig Versicherten<br />
zu den Besserverdienenden gehören,<br />
da sie mit ihrem Einkommen<br />
oberhalb <strong>der</strong> Versicherungspflichtgrenze<br />
von <strong>der</strong>zeit € 4.125,-- im<br />
Monat liegen, zahlen sie keine<br />
Beiträge für die Familienmitglie<strong>der</strong>.<br />
Hierdurch reduzieren sich die<br />
Einnahmen erheblich bei gleichzeitig<br />
erhöhten Ausgaben. Eine<br />
soziale Begründung für diese<br />
Handhabung wird für die Versicherten<br />
erkannt, die unterhalb <strong>der</strong><br />
Versicherungspflichtgrenze verdienen.<br />
Aber für die Besserverdienenden<br />
ist diese Regelung mehr<br />
ein allgemeines Geschenk (an die<br />
Besserverdienenden), welches das<br />
Gesundheitssystem immer mehr<br />
belastet. An diesen genannten<br />
Ursachen <strong>der</strong> Krankheitsproblematik<br />
kann das Gesundheitssystem<br />
ihre Medizin zur Gesundung<br />
ableiten: Eigentlich gibt es nur eine<br />
Möglichkeit, die Finanzierung <strong>der</strong><br />
Gesundheit zukunftsfähig zu<br />
gestalten: Erhöhung <strong>der</strong> Einnahmen<br />
durch Verbreiterung <strong>der</strong> Belastungsbasis.<br />
28<br />
Seit längerem haben die Unternehmen<br />
mit Begleitung des Gesetzgebers<br />
aktiv daran gearbeitet, dass<br />
das Vollzeitarbeitsverhältnis deutlich<br />
reduziert wurde zu „Gunsten“<br />
von Niedriglohnarbeitsverhältnissen<br />
(working poor) und<br />
prekären Arbeitsverhältnissen.<br />
Daher müssten die Arbeitgeber, die<br />
hierdurch primär ihren Gewinn<br />
erhöhen, beson<strong>der</strong>s durch den<br />
extrem stattgefundenen Arbeitsplatzabbau,<br />
an diesen Kosten<br />
beteiligt werden. Aber <strong>der</strong> radikale<br />
sharehol<strong>der</strong>-value-Ansatz hat die<br />
berechtigten Interessen <strong>der</strong> internen<br />
und externen stakehol<strong>der</strong> (Kunden,<br />
Lieferanten, Arbeitnehmer, aber<br />
auch Staat und Gesellschaft)<br />
verbannt. Mir drängt sich hier das<br />
Stichwort Maschinensteuer o<strong>der</strong><br />
PC-Steuer aus den 80-er Jahren<br />
wie<strong>der</strong> auf. Bei diesem Modell<br />
werden auf Maschinen Steuern<br />
erhoben, da die Maschinen in einem<br />
ursächlichen Zusammenhang zum<br />
Arbeitsplatzabbau stehen, <strong>der</strong> auch<br />
erhebliche Steuermin<strong>der</strong>einnahmen<br />
mit sich bringt. Denn letztlich<br />
können die Einnahmen nur<br />
gesteigert werden durch eine<br />
Verbreiterung <strong>der</strong> Belastungsbasis.<br />
Und auch jede Verlagerung von<br />
Arbeit ins Ausland verschärft die<br />
Situation!<br />
Der Gesundheitsreport <strong>2011</strong> <strong>der</strong><br />
DAK, <strong>der</strong> entgegen seinem Namen<br />
die Krankheitsentwicklung <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong> untersucht (George<br />
Orwell lässt grüßen – Friedensministerium<br />
war für die Kriegshandlungen<br />
verantwortlich!) stellt<br />
fest: „Erklärungen für das bei den<br />
DAK-Mitglie<strong>der</strong>n beobachtbare<br />
Krankenstandniveau sind jedoch<br />
auch auf betrieblicher Ebene zu<br />
suchen.“ Dahinter vermuten wir<br />
übermäßigen und dadurch krankmachenden<br />
Leistungsdruck durch<br />
Arbeitsverdichtung, mangelnde<br />
Anerkennung geleisteter Arbeit,<br />
Zeitstress, Erfolgsdruck, schlechtes<br />
Betriebsklima durch Vorgesetzte<br />
verursacht, etc.. Weiter wäre zu<br />
fragen, wie <strong>der</strong> Staat die Verursacher<br />
dieser Arbeitskräfteausbeutung<br />
in Regress nimmt. Hier gilt bisher<br />
nicht das Verursacherprinzip.<br />
Lei<strong>der</strong> sind die Abläufe und Strukturen<br />
so angelegt, dass Gewinne<br />
privatisiert werden und die Verluste<br />
(Krankheitskosten und sie begleitende<br />
Früh-Verrentungen aufgrund<br />
zu hoher Belastung) an die Gesellschaft<br />
weitergeleitet werden.<br />
Die Finanzierung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Kosten ist unproportional<br />
geworden. Der Gerechtigkeit würde<br />
es entsprechen, wenn die Steuerbelastung<br />
<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
entspricht. Erinnern wir uns daran,<br />
dass die Körperschaftssteuer als<br />
Einkommenssteuer <strong>der</strong> Kapitalgesellschaften<br />
(z.B. Siemens,<br />
Deutsche Bank, RWE und die vielen<br />
an<strong>der</strong>en Konzerne und Kapitalgesellschaften)<br />
früher bei rd. 50 %<br />
gelegen hat, die vergangenen
Regierungen diese aber auf 15 %<br />
linear reduziert hat. Dagegen beträgt<br />
<strong>der</strong> Steuersatz <strong>der</strong> Einkommenssteuer<br />
zwischen 14 und 45 %.<br />
Daher beträgt die Summe <strong>der</strong> Lohnund<br />
Einkommenssteuer im Jahr<br />
2009 rd. 160 Mrd. Euro, während die<br />
Körperschaftssteuer nur ca. 7 Mrd.<br />
Euro bereitstellt (s. 1.). Wäre es nicht<br />
gerecht, wenn die Verursacher <strong>der</strong><br />
Finanzierungskrise des Staates im<br />
Allgemeinen aber auch des<br />
Gesundheitswesens im Beson<strong>der</strong>en,<br />
sich entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit<br />
beteiligen würden? Dabei<br />
jagt doch eine Gewinnmitteilung mit<br />
sensationellen Werten die nächste.<br />
Doch lei<strong>der</strong> wurden solche<br />
Fragestellungen, die außerhalb des<br />
erlaubten Systemdenkens liegen und<br />
tabuisiert werden, nicht erörtert. Es<br />
wird nicht gesehen, dass die, die am<br />
besten verdienen, Steuergeschenke<br />
erhalten, und die Normalarbeitnehmer<br />
die Suppe auszulöffeln<br />
haben.<br />
Der marktliberale Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Randständigen<br />
und <strong>der</strong> Normalarbeitsverhältnisse<br />
ist in Deutschland seit<br />
Jahren am Werk. Wie kann sich<br />
Nächstenliebe verwirklichen, wenn<br />
alleine die radikalen Marktkräfte am<br />
Werk sind? Wir sprechen nur aus<br />
Gewohnheit noch von „unserer<br />
sozialen Marktwirtschaft“, doch<br />
wurde diese in den letzten<br />
Jahrzehnten systematisch zu Lasten<br />
marktliberaler Regelungen abgebaut.<br />
Es wäre Zeit für die Politik, sich<br />
wie<strong>der</strong> auf das Eine zu besinnen:<br />
Dass <strong>der</strong> durch die Taufe in den<br />
christlichen Glauben eingeglie<strong>der</strong>te<br />
Christ die Verpflichtung hat,<br />
die weltliche Ordnung im Geist<br />
des Evangeliums zu gestalten.<br />
Daraus leitet sich ab, dass die<br />
christliche Soziallehre für Christen<br />
nicht abgewählt werden kann, denn<br />
wo Gott ist, da ist die (Nächsten-)<br />
Liebe. Nächstenliebe darf daher<br />
nicht zur Disposition stehen (vgl.<br />
Schwester Simone). Die Realität<br />
zeigt aber, dass die Politik die<br />
Nächstenliebe aus dem Blick<br />
verloren hat. Wir sehen auch an<br />
diesem Beispiel, welche Politik<br />
gemacht wird, wenn an Gott nicht<br />
mehr gedacht wird. „Ohne Gott<br />
ist alles nichtig, mit Gott ist alles<br />
Leben wichtig.“ (s. 2.) Und aus<br />
dem Evangelium heraus könnte<br />
Kirche kritisch diese notwendige<br />
gesellschaftliche Debatte, die<br />
nicht geführt wird, anstoßen.<br />
Denn nur den Bedrängten auf<br />
individueller Ebene zu helfen,<br />
reicht nicht aus.<br />
Abgerundet wurde <strong>der</strong> Vormittag<br />
durch relativ knapp gehaltene<br />
Statements von verschiedenen<br />
Experten. Unter dem Nutzenaspekt<br />
stand <strong>der</strong> Vortrag von Prof. Dr.<br />
Dieter Wälte, <strong>der</strong> lebendig über den<br />
Nutzen <strong>der</strong> Psychotherapie für den<br />
Einzelnen und die Gesellschaft<br />
sprach. Das Thema Psychotherapie<br />
ist sicherlich von beson<strong>der</strong>s<br />
aktueller Bedeutung, da sich bei<br />
Managern und Top-Leistungsträgern<br />
bereits das Gehirn-Doping,<br />
also die Einnahme von leistungssteigernden<br />
Medikamenten, immer<br />
weiter verbreitet, aber auch immer<br />
mehr Arbeitnehmer ohne Einnahme<br />
von Antidepressiva nicht mehr<br />
arbeiten können. Wahrscheinlich<br />
wird dieser Missbrauch später auch<br />
zu Erkrankungen führen. Hier<br />
weiter die gesellschaftlichen Ursachen<br />
für das ständige Ansteigen<br />
psychischer Erkrankungen in<br />
unserer immer marktliberaleren<br />
und leistungsorientierteren aber<br />
auch individualistischeren Gesellschaft<br />
aufzudecken, wäre interessant<br />
gewesen und hätte den<br />
Vortrag gut abgerundet. Denn<br />
auffällig ist, dass psychische<br />
Erkrankungen in Lebensverhältnissen,<br />
die durch Armut gekennzeichnet<br />
sind, verbreiteter sind.<br />
Nach den Statements <strong>der</strong> Experten<br />
konnten die Zuhörer eine Podiumsdiskussion<br />
verfolgen, <strong>der</strong> es jedoch<br />
ein wenig an Biss fehlte. Zuspitzungen<br />
und mehr kontroverse<br />
Meinungen hätten <strong>der</strong> Diskussion<br />
gut getan. Aufmerksam wurden wir<br />
beson<strong>der</strong>s durch die Äußerungen<br />
des Leiters <strong>der</strong> Fachabteilung<br />
Gesundheit und Patientenschutz <strong>der</strong><br />
Verbraucherzentrale Hamburg, <strong>der</strong><br />
das diakonische Element des<br />
Gesundheitswesens mehr im Blick<br />
hatte als die Vertreter aus Politik und<br />
Wissenschaft. Er vertrat auch die<br />
Ansicht, dass wir mehr im<br />
Augenblick leben sollten und das<br />
Leben nicht in die Zukunft verschieben.<br />
Dann könnten alte<br />
Menschen den Lebensabschied<br />
besser annehmen, weil sie auf ein<br />
erfülltes Leben zurückblicken<br />
29
können. Beson<strong>der</strong>s interessant wäre<br />
es gewesen, wenn sich Zuhörer in<br />
die laufende Diskussion durch<br />
Fragen hätten einbringen können.<br />
Hierfür fand sich Gelegenheit nach<br />
Abschluss <strong>der</strong> Podiumsdiskussion.<br />
Aus dem Kreis <strong>der</strong> Diskussionsteilnehmer<br />
wurde geäußert, dass<br />
Nächstenliebe kein Thema sei, da <strong>der</strong><br />
Arztberuf aus <strong>der</strong> Berufung zur<br />
Nächstenliebe gewählt werde.<br />
Eigene Beobachtungen und viele<br />
Patientenerfahrungen zeigen jedoch,<br />
dass <strong>der</strong> Klinikalltag und die<br />
Klinikroutine oft gerade <strong>der</strong> für eine<br />
gute Genesung so wichtigen<br />
Nächstenliebe nicht den nötigen<br />
Raum lassen. Häufig haben Ärzte<br />
keine Zeit, Auskunftsersuchen <strong>der</strong><br />
Angehörigen nachzukommen. Ist<br />
nicht je<strong>der</strong> Arzt überlastet und kann<br />
sich daher nur <strong>der</strong> Körperheilung<br />
widmen? Warum wird das freundliche<br />
Verhalten gegenüber Privatpatienten<br />
nicht auch auf Kassenpatienten<br />
übertragen? Auch Kommunikation<br />
mit Patienten ist ein wünschenswertes<br />
Thema <strong>der</strong> ärztlichen<br />
Weiterbildung.<br />
Der Nachmittag wurde durch vier<br />
Work-shops gestaltet, die sich die<br />
Teilnehmer frei auswählen konnten.<br />
Inhaltlich war <strong>der</strong> work-shop von<br />
Prof. Dr. Dieter Wälte über den<br />
Umgang von Patienten mit extremen<br />
Persönlichkeitsstörungen im Betreuten<br />
Wohnen, den wir besuchten,<br />
exzellent und äußerst spannend. Wir<br />
konnten viel Inhalt mitnehmen.<br />
Die Ausrichter und Organisatoren<br />
des Symposiums, die eine hervorragende<br />
Arbeit gemacht haben, hatten<br />
wohl vor allem das hauseigene<br />
Publikum im Blick. Extern<br />
anzusiedelnde Teilnehmer waren<br />
eher in <strong>der</strong> Unterzahl. Dies war wohl<br />
<strong>der</strong> Hauptgrund, dass die Teilnehmer,<br />
bei ihren Möglichkeiten<br />
sich einzubringen, eher brave<br />
Zurückhaltung zeigten. Dabei sind<br />
die Angestellten im Gesundheitswesen<br />
doch die Hauptleidtragenden,<br />
weil persönliche Zuwendung<br />
30<br />
nicht im Abrechnungssystem <strong>der</strong><br />
Kassen honoriert wird. „Nutzlose“<br />
Zeit, um den Patienten in seiner<br />
Menschlichkeit wertzuschätzen,<br />
können nur noch als nicht abgerechnete<br />
Überstunden erbracht werden.<br />
Das neue Tagungszentrum in <strong>der</strong><br />
Vier-Sterne-Unterkunft „Hotel<br />
Schloss Montabaur“ bot einen sehr<br />
luxuriösen Rahmen. In diese<br />
luxuriöse Umgebung eingebunden<br />
traute man sich nicht, das Wort<br />
„Armut“ in den Diskurs um die<br />
Zukunft des Gesundheitswesens<br />
einzuwerfen. Denn erschütternd ist,<br />
was einer <strong>der</strong> Referenten als ersten<br />
und wichtigsten Punkt nannte:<br />
Armut ist die Hauptursache für<br />
Krankheit. Und Krankheit ist die<br />
Hauptursache für Armut. Nachfragen<br />
o<strong>der</strong> Empörung hat dies jedoch<br />
nicht ausgelöst; es scheint akzeptiert<br />
zu sein. Bekämpfen wir die Armut,<br />
dann ersparen wir uns und dem<br />
Gesundheitssystem Krankheiten<br />
und die damit in einem Zusammenhang<br />
stehenden Kosten. Für die<br />
Nächstenliebe gibt es also gerade im<br />
Gesundheitswesen einen großen<br />
Raum, in dem sie sich im Interesse<br />
<strong>der</strong> nicht wehrhaften Erkrankten<br />
weiter entfalten kann. Dafür<br />
Lenkungs- und Übungsmechanismen<br />
zu entwickeln, ist auch<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Krankenhäuser.<br />
1 .<br />
http://www.bundesfinanzmini<br />
sterium.de/nn_91648/DE/BM<br />
F__Startseite/Aktuelles/Mona<br />
tsbericht__des__BMF/2010/0<br />
1 / u e b e r s i c h t e n - u n d -<br />
t e r m i n e / u t 2 -<br />
Steuereinnahmen__Bund__un<br />
d__Laen<strong>der</strong>/node.html?__nnn<br />
=true<br />
2. Markus Roentgen, Verlag<br />
Monsenstein und Vannerdat;<br />
1., Aufl.<br />
(Der Autor ist Mitglied in <strong>der</strong><br />
G e s e l l s c h a f t K a t h o l i s c h e r<br />
Publizisten Deutschlands e.V.)
„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“<br />
Ein Roman um eine außergewöhnliche Liebe<br />
„Seit 1970 habe ich eigentlich nur<br />
immer über dasselbe Thema<br />
geschrieben - über das Ruhegebet“,<br />
so sagte Peter Dyckhoff vor ein paar<br />
Wochen. Und in <strong>der</strong> Tat geht es auch<br />
in seinem Roman „Kreuzgang <strong>der</strong><br />
Liebe“ eigentlich um das Ruhegebet,<br />
auch wenn er diesen Begriff<br />
nicht gebraucht, son<strong>der</strong>n von<br />
innerem Gebet o<strong>der</strong> Schweige-<br />
Meditation spricht. Der Leser wird<br />
letztlich Zeuge, zu welchen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
diese Form des Betens bei<br />
dem Beter führt, wie sich auch <strong>der</strong><br />
Freund, <strong>der</strong> sich anstecken und<br />
begeistern lässt, verän<strong>der</strong>t.<br />
Bücher bauen <strong>Brücke</strong>n<br />
„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“ ist eine<br />
Wie<strong>der</strong>auflage in Taschenbuchformat<br />
des 2004 erschienenen Romans<br />
„Christina“. In <strong>der</strong> Kathedrale <strong>der</strong><br />
früheren Benediktiner-Abtei St.<br />
Albans in <strong>der</strong> Nähe von London<br />
entdeckte Peter Dyckhoff wertvolle<br />
Aufzeichnungen über eine fast<br />
vergessene, bemerkenswerte Frau:<br />
Christina von Markyate. Die<br />
Aufzeichnungen führten ihn dann zu<br />
einer Handschrift aus dem 12.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. Heimlich, ohne dass es<br />
Christina bemerkt, zeichnet ein<br />
Mönch, wahrscheinlich <strong>der</strong> Abt<br />
Geoffrey de Gorham, die abenteuerliche<br />
Lebens- und Klostergeschichte<br />
<strong>der</strong> Priorin Christina auf.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser mittelalterlichen<br />
Handschrift und seiner<br />
Funde im Klosterarchiv <strong>der</strong> Kathedrale<br />
von St. Albans gelang es Peter<br />
Dyckhoff, das Leben <strong>der</strong> Christina<br />
von Markyate, einer emanzipierten<br />
Frau, die bereits im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
einen nicht zu unterschätzenden<br />
Einfluss auf Politik und Kirche<br />
besitzt, zu rekonstruieren.<br />
Im ersten Teil des Romans begegnet<br />
<strong>der</strong> Leser <strong>der</strong> aus einem adeligen<br />
Haus stammenden Christina und<br />
wird mit hineingenommen in das<br />
Abenteuer und die Dramatik ihres<br />
Lebensweges, bis sie endlich ihre<br />
Berufung leben kann. Im Mittelpunkt<br />
des zweiten Teils steht die<br />
Geschichte von Geoffrey de<br />
Gorham, <strong>der</strong> als junger Priester aus<br />
Frankreich nach England kommt<br />
und einen weiten inneren Weg<br />
zurücklegt, bis er Mönch in St.<br />
Albans wird. Im dritten Teil<br />
begegnen sich Christina, die<br />
inzwischen Einsiedlerin in Markyate<br />
ist, und Geoffrey, <strong>der</strong> nun Abt von<br />
St. Albans ist. Beide wird eine<br />
außergewöhnliche Liebe miteinan<strong>der</strong><br />
verbinden.<br />
Durch die Freundschaft mit Abt<br />
Geoffrey erfährt Christina ihren<br />
eigentlichen Auftrag: ihre Liebe<br />
und ihr Wissen für die Menschen<br />
einzusetzen, die am Rande des<br />
Lebens stehen, Suchende und<br />
Unverstandene sind. Sie eignet sich<br />
medizinische Kenntnisse an und<br />
praktiziert die Stein- und Pflanzenheilkunde.<br />
Vor allem jedoch gibt sie<br />
ihre tiefgreifenden Glaubens- und<br />
Gebetserfahrungen weiter. Durch<br />
ihr Gebet, ihre unendliche Geduld<br />
und ihre Klugheit erreicht es<br />
Christina sogar, maßgeblich auf den<br />
Abt einzuwirken, sodass eine<br />
Persönlichkeit reifen kann, die nicht<br />
nur das bedeutendste Benediktiner-<br />
Kloster Englands vorbildlich leitet,<br />
son<strong>der</strong>n auch starken Einfluss auf<br />
Kirche und Politik nimmt. Als Dank<br />
lässt <strong>der</strong> Abt einen kostbaren Psalter<br />
für sie anfertigen: den Albani-<br />
Psalter.<br />
(Fortsetzung auf Seite 36)<br />
31
Gebetserhörungen<br />
Am Abend des 6. April wurde ich im Herz-<strong>Jesu</strong><br />
Krankenhaus zu Dernbach zu Bett gebracht, ohne recht<br />
zu wissen, was mir so viel Not machte, dass ich den<br />
nächsten Tag nicht abwarten wollte und mich<br />
entschlossen hatte, die Ärztebereitschaft Westerwald-<br />
Süd am Ort aufzusuchen. Halb schlafend und doch wach<br />
genug, um es zu erinnern, kam mir des Nachts in den<br />
Sinn, dass ich vor Wochen einen schwer erkrankten<br />
Mitbru<strong>der</strong> <strong>der</strong> seligen Maria Katharina Kasper<br />
anempfohlen hatte. Nicht nur im privaten Gebet, in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit einer Eucharistiefeier mit den Schwestern<br />
des Mutterhauses <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern hatte ich<br />
sein Geschick an ihrem Sarkophag „deponiert“ – aus<br />
meiner Sicht nicht umsonst.<br />
In jener dämmerigen Phase <strong>der</strong> Nacht fühlte ich Nähe zu<br />
Katharina Kasper – so sehr, dass in mir die Frage<br />
aufstieg: Solltest du nicht auch dein Geschick bei <strong>der</strong><br />
Stifterin „deponieren“, wie du es für an<strong>der</strong>e getan<br />
hattest? Die Antwort kam mir von meinem Gegenüber<br />
entgegen, ich konnte sie ohne jeden Vorbehalt und<br />
Einwand annehmen – und das Gefühl, geborgen und<br />
aufgehoben zu sein, hüllte mich wie<strong>der</strong> in heilenden<br />
Schlaf. Zwar wurde ich nach zwei Tagen aus dem<br />
Krankenhaus entlassen, sollte gesund sein. Doch mein<br />
Zustand wurde auch für mich Tag für Tag<br />
besorgniserregen<strong>der</strong>.<br />
Auf dem weiteren Weg zu meiner Genesung hat die<br />
selige Stifterin ihre Möglichkeiten auffallend ins Spiel<br />
gebracht. Ehe ich wie<strong>der</strong> im Krankenhaus landete, hatte<br />
ich den Bru<strong>der</strong> einer <strong>Arme</strong>n Dienstmagd <strong>Jesu</strong> Christi zur<br />
Seite, <strong>der</strong> mich nach Koblenz brachte und dort von<br />
seiner Schwester unterstützt wurde. Diese, Sr.<br />
Bernardia, hatte ihren freien Tag, den sie spontan mir<br />
schenkte. Sie kannte die Wege, hütete meine<br />
Habseligkeiten, und als man im Radiologischen Institut<br />
festgestellt hatte, dass sie mich dringend ins<br />
Krankenhaus bringen müssen, entließ sie ihren Bru<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> mich gefahren hatte, und begleitete mich in die<br />
Intensivstation. Inzwischen war es schon gegen 17 Uhr;<br />
vom freien Tag blieb noch so viel, dass die Schwester in<br />
die hl. Messe gehen konnte.<br />
„Nichts Dramatisches!“ mögen manche sagen, die diese<br />
Notiz lesen. Doch <strong>der</strong> an jenem Tag von mir erlebte<br />
Raum, die in ihm tätigen Personen, die mich von da nach<br />
dort brachten, haben für mich einen Hauch von<br />
bergen<strong>der</strong> Jenseitigkeit an sich: In <strong>der</strong> Weise diskret<br />
begleiten<strong>der</strong> Personen reicht diese in meinen<br />
Lebensraum herein, holt mich vom Abgrund weg und<br />
bewahrt mich vor dem Sturz in die Tiefe.<br />
Ich selber sehe in dem, was ich beschrieben habe,<br />
Ermutigung und Hilfe zum Leben, vermittelt durch die<br />
selige Stifterin <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi,<br />
beging ich doch in jener Nacht meinen 77. Geburtstag.<br />
Dass ich davon schreibe, wird vielleicht ermutigen,<br />
Bedrängendes, aber auch Schönes am Grab <strong>der</strong> Stifterin<br />
in aller Ehrerbietung zu deponieren: Sie geht damit<br />
heilsam um.<br />
(P. Andreas Falkner SJ im Mai 2001)<br />
Katharina hat geholfen<br />
Auch Ihnen?<br />
Bitte schreiben Sie uns.<br />
Wir sammeln alle Gebetserhörungen<br />
32
In Memoriam<br />
Sr. M. Alfonsa Bast<br />
Schwester Alfonsa, Christine Bast,<br />
wurde am 23.<strong>Juli</strong> 1940 in Oetzingen<br />
geboren. Sie war das 6. Kind von 9<br />
Geschwistern. Nach dem Besuch <strong>der</strong><br />
Volksschule blieb Christine<br />
zunächst im elterlichen Haus, um in<br />
<strong>der</strong> großen Familie zu helfen. Von<br />
1957 bis 1958 war sie im Markusstift<br />
Bad Godesberg als Stationshilfe<br />
tätig.<br />
Durch ihre Tätigkeit im Markusstift<br />
hatte Christine das Leben und<br />
Wirken unserer Schwestern kennengelernt<br />
und entschied sich für den<br />
Eintritt in unsere Gemeinschaft. Am<br />
08.04.1960 wurde Sr. Alfonsa ins<br />
Noviziat aufgenommen. Am<br />
13.04.1962 legte sie ihre ersten<br />
Gelübde ab.<br />
Schon während <strong>der</strong> Noviziatszeit<br />
begann sie mit <strong>der</strong> Krankenpflegeausbildung<br />
in Wesseling und erwarb<br />
1963 ihr Diplom. Sr. Alfonsa blieb<br />
bis 1967 in Wesseling als Stationsschwester.<br />
Danach war sie in<br />
verschiedenen Krankenhäusern<br />
tätig: Bis 1972 in Hagen-Haspe: bis<br />
1987 in Dernbach.<br />
Danach war sie wie<strong>der</strong>um für kurze<br />
Zeit in Haspe und von 1988 bis 1997<br />
nochmals in Wesseling.<br />
Von Wesseling aus wurde sie 1997<br />
nach Neunkirchen ins St. Josefskrankenhaus<br />
versetzt und kümmerte<br />
sich um die Patientenbibliothek.<br />
Nach einer kurzen Zeit im Kloster<br />
Tiefenthal, wurde Sr. Alfonsa ins<br />
Mutterhaus versetzt. Von April 2000<br />
bis Januar 2010 betreute sie das<br />
Refektor <strong>der</strong> Schwestern. Auf ihren<br />
eigenen Wunsch erfolgte im Januar<br />
2010 die Versetzung ins Herz-<strong>Jesu</strong>-<br />
Heim, Dernbach.<br />
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte<br />
sich immer mehr. Als im<br />
Sommer eine unheilbare Erkrankung<br />
festgestellt wurde, nahm sie<br />
diese Diagnose schweren Herzens<br />
an, im Vertrauen auf die Gottesmutter<br />
Maria, die ihr von Gott die Kraft<br />
erbitten würde, dass er sie auf<br />
diesem Leidensweg stützen möge.<br />
Am 16.12. konnte sie ihr Leben in<br />
die Hand ihres Schöpfers zurückgeben.<br />
Sr. M. Gregoriana Betz<br />
Schwester Gregoriana, Frieda Betz,<br />
wurde am 16.05.1920 in Veitsteinbach,<br />
Kreis Fulda geboren. Sie war<br />
die Älteste einer kin<strong>der</strong>reichen<br />
Bauernfamilie. Nach dem Volksschulabschluss<br />
erlernte sie den<br />
Haushalt und war dann 10 Jahre<br />
lang als Hausgehilfin auf einem<br />
Bauernhof in Eichenried tätig.<br />
Eine ihrer Tanten, Schwester Alina,<br />
war im Josefshaus in Dernbach.<br />
Nach Kriegsende nahm Frieda<br />
Kontakt dorthin auf und bat 1946<br />
um die Aufnahme in unsere<br />
Gemeinschaft. Am 24.9.1947<br />
wurde Sr. Gregoriana ins Noviziat<br />
aufgenommen. Am 25.10.1949<br />
legte sie ihre ersten Gelübde ab.<br />
Sie wurde im häuslichen Dienst und<br />
in <strong>der</strong> Küche eingesetzt, in Krankenhäusern<br />
wie Düsseldorf,<br />
Wittlich, Dernbach. Von 1969 bis<br />
1980 leitete sie die Küche im<br />
Altenheim Lorch und von 1980 bis<br />
1993 im Altenheim Nie<strong>der</strong>rad.<br />
Danach war sie kurze Zeit im Herz-<br />
<strong>Jesu</strong>-Heim Wiesbaden-Biebrich, wo<br />
sie die Auflösung des Konventes<br />
miterleben musste.<br />
1993 wurde Sr. Gregoriana nach<br />
Dernbach versetzt. Zunächst war sie<br />
2 Jahre lang im Josefshaus, und von<br />
1995 bis 2002 im Marienheim.<br />
Nach einem Krankenhausaufenthalt<br />
wurde sie ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim<br />
versetzt. Still und bescheiden – wie<br />
in ihrem ganzen Leben – so verbrachte<br />
sie auch ihren Lebensabend.<br />
Ihre Kräfte ließen mehr und mehr<br />
nach, und als sie sich innerhalb von<br />
zwei Tagen zwei Operationen<br />
wegen Armbrüchen unterziehen<br />
musste, hielt ihr Kreislauf diesen<br />
Belastungen nicht mehr stand. Am<br />
Morgen des 10. März durfte sie ihr<br />
Leben in die Hand ihres Schöpfers<br />
zurückgeben.<br />
Sr. M. Secunda Dreis<br />
Schwester Secunda, Herta Dreis,<br />
wurde am 15.08.1921 in Weinähr/Unterlahn<br />
geboren. Zusammen<br />
mit ihren drei Geschwistern wuchs<br />
sie in katholischem Umfeld auf und<br />
war religiös aufgeschlossen und<br />
interessiert. Nach <strong>der</strong> Schulentlassung<br />
half Herta im Haushalt und<br />
nahm für ein Jahr eine Stellung in<br />
Bad Ems an. 17jährig wurde sie<br />
Lehrköchin im städtischen Krankenhaus<br />
Frankfurt-Höchst, wo sie bei<br />
33
unseren Schwestern nicht nur das<br />
Kochen erlernte, son<strong>der</strong>n auch das<br />
Ordensleben als lohnendes Ziel<br />
erkannte.<br />
Im <strong>Juli</strong> 1945 trat sie in Dernbach als<br />
Postulantin ein. Am 19.03.1946<br />
wurde Sr. Secunda ins Noviziat<br />
aufgenommen. Am 08.06.1948 legte<br />
sie ihre ersten Gelübde ab. Nach <strong>der</strong><br />
Profess arbeitete sie in <strong>der</strong> Küche des<br />
St. Josefshospitals Wiesbaden bis<br />
1950.<br />
Dann wurde Sr. Secunda nach<br />
Mönchengladbach-Hehn versetzt,<br />
wo sie als Küchenleiterin tätig war.<br />
23 Jahre lang blieb sie dort und<br />
sorgte mit viel Liebe für das Wohl<br />
<strong>der</strong> Patienten, Schwestern und<br />
Bewohner. In dieser Zeit bildete Sr.<br />
Secunda auch Lehrlinge aus. Diese<br />
Tätigkeit machte ihr viel Freude.<br />
Von 1973 bis 1993 übernahm sie die<br />
Küchenleitung im Kin<strong>der</strong>heim St.<br />
Marien in Dernbach. Mit <strong>der</strong><br />
Auflösung des Kin<strong>der</strong>heims und<br />
Umwandlung dieses Hauses in ein<br />
Schwesternaltenheim kam Sr.<br />
Secunda ins Josefshaus Dernbach,<br />
im Mai 1993, wo sie als Bewohnerin<br />
ihren Lebensabend verbrachte.<br />
Sr. Secunda nahm gern an den<br />
gemeinsamen Aktivitäten teil. Sie<br />
war kontaktfreudig und pflegte die<br />
Verbindungen zu ihrer Familie, zu<br />
ehemaligen Mitarbeiterinnen und<br />
Pflegebefohlenen. Mit verschiedenen<br />
Handarbeiten erfreute sie<br />
Mitschwestern, Mitarbeiter,<br />
Verwandte und Bekannte. Ihre<br />
Kräfte ließen in den letzten Jahren<br />
nach. Trotzdem kam ihr Tod für uns<br />
plötzlich. Sr. Secunda selbst war auf<br />
das Kommen des Herrn vorbereitet,<br />
hatte sie sich doch in den letzten<br />
Tagen durch den Tod ihres Bru<strong>der</strong>s<br />
mit dem Sterben auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />
Sie selbst starb am 06. April <strong>2011</strong>.<br />
34<br />
Sr. M. Rosalia Mackensy<br />
Schwester Rosalia, Anna Mackensy,<br />
wurde am 14.05.1920 in<br />
Fraulautern/Saarlouis geboren. Sie<br />
besuchte die Volksschule ihres<br />
Heimatortes und anschließend die<br />
Hauswirtschaftliche Berufsschule.<br />
Von 1935 bis 1940 arbeitete Anna in<br />
einer Fabrik in Fraulautern. Danach<br />
ging sie nach Frankfurt und nahm<br />
eine Stelle als Hausgehilfin in<br />
einem Altenheim von Franziskanerinnen<br />
an. 1944 versuchte sie, die<br />
Krankenpflegeschule in Koblenz<br />
zu besuchen, <strong>der</strong> Kurs wurde<br />
jedoch des Krieges wegen nicht<br />
weitergeführt. So ging sie nach<br />
Frankfurt zurück und arbeitete als<br />
Hausgehilfin im Marienkrankenhaus.<br />
Von dort trat sie im März 1947<br />
in Dernbach ein. Sr. Rosalia wurde<br />
am 24.09.1947 ins Noviziat<br />
aufgenommen. Am 25.10.1949<br />
legte sie ihre ersten Gelübde ab.<br />
Sr. Rosalia war fast ihr ganzes<br />
Leben hindurch in kleinen Ambulanzhäusern,<br />
wo sie in Haushalt,<br />
Küche, Pflege und Gemeinde alle<br />
Aufgaben übernahm, die sich<br />
ergaben. Sie war klein von Gestalt<br />
und etwas ängstlich, aber zu jedem<br />
Dienst bereit.<br />
Ihre Stationen waren: Montabaur/Hospital,<br />
Ransbach, Wiesbaden/Elisabethenhaus,<br />
Frankfurt-<br />
Griesheim und dann neun Jahre in<br />
Thalheim. Es folgten: Frickhofen,<br />
Bad Schwalbach, Brechen und<br />
neun Jahre in Oberreifenberg.<br />
Mit 72 Jahren fand Sr. Rosalia<br />
Aufnahme im Schwesternaltenheim<br />
in Horchheim, wo sie acht Jahre<br />
blieb. Sie war dann ein Jahr in<br />
Herschbach, bis sie im November<br />
2001 ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim Dernbach<br />
versetzt wurde.<br />
In einem Zeugnis aus <strong>der</strong> Zeit vor<br />
ihrem Ordenseintritt wird ihre<br />
Pflichttreue und ihr ruhiges,<br />
zuvorkommendes und freundliches<br />
Wesen hervorgehoben, wodurch sie<br />
sich Achtung, Vertrauen und<br />
Wertschätzung <strong>der</strong> Patienten,<br />
Schwestern und Bewohner verdient<br />
hatte. Diese Wesensmerkmale<br />
blieben bis ins hohe Alter erhalten.<br />
Still und bescheiden ging sie ihren<br />
Weg im Vertrauen auf Gott, <strong>der</strong> sie<br />
auch in den letzten – von Krankheit<br />
und Altersbeschwerden gezeichneten<br />
Jahren – gestärkt hat.<br />
Am frühen Morgen des 11. April<br />
wurde Schwester Rosalia von Gott<br />
heimgerufen. Er schenke ihr den<br />
ewigen Frieden.<br />
Sr. M. Walburga Weßler<br />
Schwester Walburga, Klara Weßler,<br />
wurde am 19.12.1916 in Nie<strong>der</strong>fischbach,<br />
Kreis Altenkirchen,<br />
geboren. Ihr Vater war Bäckereimeister.<br />
Die kin<strong>der</strong>reiche Familie<br />
musste schon früh den Verlust <strong>der</strong><br />
Mutter erfahren. Sie starb 1923. Als<br />
auch <strong>der</strong> Vater 1928 starb, konnten<br />
die Kin<strong>der</strong> nicht allein bleiben.<br />
Klara kam zu Bekannten, die ein<br />
Hotel betrieben. Sie beendete dort<br />
ihre Schulzeit und kam danach zu<br />
unseren Schwestern in die Marien-
schule Opladen, wo sie eine hauswirtschaftliche<br />
Lehre absolvierte<br />
und bis zu ihrem Klostereintritt<br />
blieb.<br />
Im Januar 1939 begann sie das<br />
Postulat in Dernbach. Sr. Walburga<br />
wurde am 5. September des gleichen<br />
Jahres eingekleidet und ins Noviziat<br />
aufgenommen. Kriegsbedingt wurde<br />
die Noviziatszeit verkürzt und so<br />
legte sie schon am 3. Dezember 1940<br />
ihre ersten Gelübde ab.<br />
Sr. Walburga war nach <strong>der</strong> Profess<br />
bis 1945 im St. Josefshospital<br />
Wiesbaden tätig. Sie nahm während<br />
dieser Zeit am Unterricht <strong>der</strong><br />
Krankenpflegeschule im Marienkrankenhaus<br />
Frankfurt teil. 1944<br />
erwarb sie das Diplom als Krankenschwester.<br />
Von 1945 – 1948 war sie<br />
Operationsschwester im Krankenhaus<br />
Höchst.<br />
Nach kurzer Tätigkeit im Krankenhaus<br />
Buer wurde sie nach Lank<br />
versetzt, danach schlossen sich 12<br />
Jahre im Krankenhaus Kerpen an.<br />
Von 1967 an war sie im Martinuskrankenhaus<br />
Düsseldorf, wo sie sich<br />
in <strong>der</strong> Röntgenabteilung einarbeitete.<br />
Sie galt als sehr zuverlässig und<br />
verantwortungsbewusst und war Tag<br />
und Nacht bereit zum Dienst, wenn<br />
sie gebraucht wurde. Sr. Walburga<br />
blieb auch nach Ende <strong>der</strong> beruflichen<br />
Tätigkeit noch einige Jahre in<br />
Düsseldorf.<br />
Auf eigenen Wunsch wurde sie 1998<br />
ins Altenheim versetzt. Nach einer<br />
kurzen Zeit im Marienheim Herschbach<br />
kam Sr. Walburga im März<br />
1999 ins Josefshaus Dernbach.<br />
Ihre guten Kontakte zu ehemaligen<br />
Mitarbeitern und Mitschwestern<br />
blieben auch hier erhalten. Das<br />
machte ihr viel Freude. Trotz<br />
Krankheit und Altersbeschwerden<br />
blieb Sr. Walburga ein längeres<br />
Krankenlager erspart. In relativ guter<br />
Verfassung konnte sie ihre letzten<br />
Lebensjahre verbringen.<br />
Mit dem Sterben setzte sie sich sehr<br />
intensiv auseinan<strong>der</strong> und als ihr<br />
bewusst wurde, dass sie nicht mehr<br />
lange zu leben hatte, bereitete sie<br />
sich auf das Abschiednehmen vor<br />
und erwartete das Kommen des<br />
Herrn mit bereitem Herzen.<br />
Am 16. April <strong>2011</strong>, dem 33.<br />
Jahrestag <strong>der</strong> Seligsprechung von<br />
Maria Katharina Kasper, durfte sie<br />
ihr Leben in die Hände ihres<br />
Schöpfers zurückgeben.<br />
Sr. M. Eginfreda Heckrath<br />
Schwester Eginfreda, Maria<br />
Heckrath, wurde am 13.04.1914 in<br />
Düsseldorf geboren. Nach dem<br />
Besuch <strong>der</strong> Volksschule machte sie<br />
eine hauswirtschaftliche Lehre und<br />
arbeitete in mehreren Haushalten<br />
und in einer Bäckerei.<br />
Maria fühlte sich zu Kranken<br />
hingezogen und machte deshalb die<br />
Krankenpflegeausbildung in Frankfurt-Höchst.<br />
Nach dem Examen war<br />
sie meist als Operationsschwester<br />
tätig, und zwar im Lieber´schen<br />
Hospital Camberg, im Marienhospital<br />
Gelsenkirchen und im<br />
Marienhospital Köln.<br />
Sr. Eginfreda wurde am 24.09.1947<br />
ins Noviziat aufgenommen und<br />
legte am 25.10.1949 Profess ab.<br />
Von da an war Sr. Eginfreda in<br />
folgenden Krankenhäusern tätig:<br />
Von 1949 bis 1952 in Neuhaus/Pa<strong>der</strong>born<br />
als Operationsschwester,<br />
von 1952 bis 1964 in<br />
Hehn, St. Maria, als Stationsschwester,<br />
danach bis 1967 im<br />
Krankenhaus Odenkirchen.<br />
Nach einigen Monaten als Aushilfe<br />
in <strong>der</strong> Ambulanz in Rellinghausen<br />
folgten 21 Jahre im St. Josefshospital<br />
Wiesbaden. Während dieser Zeit<br />
absolvierte sie mehrere Fortbildungen.<br />
Von 1988 – 1992 war Sr.<br />
Eginfreda in <strong>der</strong> Altenpflege tätig,<br />
im Altenheim Rheinbrohl. Danach<br />
wurde sie selbst Altenheimbewohnerin<br />
in Horchheim. Im März 2007<br />
erfolgte ihre Versetzung nach<br />
Dernbach ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim.<br />
Sr. Eginfreda war überall als stille,<br />
bescheidene und überaus verantwortungsvolle<br />
und gewissenhafte<br />
Schwester bekannt, wie es schon in<br />
Zeugnissen vor ihrem Ordenseintritt<br />
ausgedrückt wurde. Auch im<br />
Alter blieben diese Eigenschaften<br />
für sie bezeichnend. Die Beschwerden<br />
des Alters ertrug sie geduldig.<br />
Bis ans Lebensende war es ihr<br />
wichtig, im Geist Mutter Maria<br />
Katharinas als <strong>Arme</strong> Dienstmagd<br />
<strong>Jesu</strong> Christi zu leben. Sr. Eginfreda<br />
liebte das Gebet und den Gottesdienst.<br />
Trotz ihres hohen Alters<br />
konnte sie bis einige Wochen vor<br />
ihrem Tod an den gemeinsamen<br />
Aktivitäten teilnehmen.<br />
In den letzten Wochen verschlechterte<br />
sich ihr Gesundheitszustand<br />
und sie musste sich mehrmals<br />
einem Krankenhausaufenthalt<br />
unterziehen.<br />
Am Morgen des 02.05.<strong>2011</strong> wurde<br />
sie von Gott heimgerufen.<br />
Gott, <strong>der</strong> Herr über Leben und<br />
Tod schenke unseren Schwestern<br />
den ewigen Frieden.<br />
Wir gedenken unserer Schwestern<br />
in Liebe und Dankbarkeit.<br />
Alle Nachrufe, die hier leicht<br />
gekürzt werden mussten, wurden<br />
von Provinzvikarin Sr. M. Jeanette<br />
Basch verfasst.<br />
35
“Kreuzgang<br />
<strong>der</strong> Liebe”<br />
Fortsetzung von Seite 31<br />
Peter Dyckhoff versteht es, den<br />
ganzen Roman hindurch eine<br />
gewisse Spannung aufrechtzuerhalten.<br />
Die Freundschaft dieser beiden<br />
außergewöhnlichen Menschen<br />
bringt er dem Leser in einfühlsamen<br />
Bil<strong>der</strong>n nahe. Die historischen<br />
Hintergründe werden durch Gespräche<br />
und erzählende Berichte erhellt.<br />
Einen breiten Raum nimmt die<br />
Entstehung des Albani-Psalters ein.<br />
Durch eine detaillierte Beschreibung<br />
einiger Miniaturen des Psalters<br />
bekommt <strong>der</strong> Leser durchaus eine<br />
lebendige Vorstellung. Gleichzeitig<br />
wächst das Bedürfnis nach einer<br />
Abbildung, die das Buch jedoch<br />
nicht liefert.<br />
„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“ ist das Buch<br />
über eine starke Frau, die ihrer Zeit<br />
weit voraus war, die mit beiden<br />
Beinen auf dem Boden stand und die<br />
ihre Kraft und Tiefen durch das<br />
Ruhegebet und ihre Liebe zu<br />
Geoffrey de Gorham aus <strong>der</strong><br />
göttlichen Welt schöpfte. So gelang<br />
es ihr, beides miteinan<strong>der</strong> zu<br />
verbinden.<br />
Peter Dyckhoff, Kreuzgang <strong>der</strong><br />
Liebe - Klosterroman um eine<br />
außergewöhnliche Liebe”, Steinkopf-Verlag,<br />
€ 9,95. ISBN 978-3-<br />
7984-0809-8.<br />
(Sr. M. Theresia Winkelhöfer)<br />
Eine Miniatur des Albani-Psalters, die Peter Dyckhoff<br />
im “Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe” anschaulich beschreibt.<br />
36<br />
Redaktionsschluss <strong>der</strong><br />
nächsten Ausgabe <strong>der</strong><br />
“<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>”:<br />
03. September <strong>2011</strong>