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Brücke der Hoffnung Juli 2011 Nr 75 - Arme Dienstmägde Jesu ...

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<strong>Juli</strong> <strong>2011</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>75</strong><br />

G<br />

L<br />

A<br />

U<br />

B<br />

E<br />

150 Jahre<br />

Klosterkirche<br />

L<br />

E<br />

B<br />

E<br />

N


Inhalt<br />

Zum Thema<br />

Jubiläum<br />

Katharina Kasper<br />

Die Heilige Messe<br />

ADJC national<br />

Bücher bauen <strong>Brücke</strong>n<br />

Dr. Andreas Püttmann<br />

Gesellschaft ohne Gott?<br />

(S. 4)<br />

Reinhild Elisabeth Rössler<br />

Unsagbar glücklich<br />

(S. 7)<br />

Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />

„Seht ich schaffe Neues“ – 160 Jahre ADJC<br />

(S. 9)<br />

Claudia Keßler<br />

Blicken wir zurück – wie alles begann – 110 Jahre<br />

Pfarrkirche St. Laurentius<br />

(S. 10)<br />

Nina Glauch<br />

20 Jahre Rumänienhilfe Dernbach<br />

(S. 12)<br />

Sr. M. Gottfriedis Amend ADJC<br />

Gleich gesinnt und einan<strong>der</strong> ergänzend: Bischof Peter<br />

Josef Blum und Katharina Kasper(S. 13)<br />

Andreas Falkner SJ<br />

Die Feier <strong>der</strong> Eucharistie, ein Plädoyer für das mystische<br />

Moment des Lebens<br />

(S.20)<br />

Sr. M. Marita Fabich ADJC<br />

Katharina Kasper nach Frankfurt zurückgekehrt<br />

(S.22)<br />

<strong>Juli</strong>a Mayer, Jill Theobald<br />

„Kloster auf Zeit“<br />

(S. 25)<br />

Herbert Bruns<br />

„Du sollst deinen Nächsten lieben“ - … aber erst nach<br />

Nutzenanalyse!?<br />

(S. 27)<br />

Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />

Peter Dyckhoff, „Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“<br />

(S. 31)<br />

2


Editorial<br />

Liebe Schwestern,<br />

liebe Freunde unserer Gemeinschaft!<br />

Die vorliegende „<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>“ ist spannungsgeladen, das werden<br />

Sie ganz schnell merken. Es geht immer wie<strong>der</strong> um die Spannung zwischen <strong>der</strong><br />

Realität auf <strong>der</strong> einen Seite, die in ihrem Erscheinungsbild mit all ihren<br />

Schwächen, Begrenzungen und Negativem nicht nur erschrecken und<br />

deprimieren, son<strong>der</strong>n auch lähmen und im schlimmsten Fall töten kann. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es das Positive, das wir entdecken können, das Neue,<br />

das aufbricht, die Möglichkeiten, die sich plötzlich auftun, wenn wir uns<br />

trauen, die Perspektive zu än<strong>der</strong>n. Und damit ist Erstaunen und Erwartung,<br />

Tatendrang und Leben verbunden.<br />

Und das Wun<strong>der</strong>bare daran: Auch das ist Realität – eine Realität allerdings,<br />

die wir leicht übersehen. Diese Realität for<strong>der</strong>t eine an<strong>der</strong>e Sichtweise und<br />

einen je neuen Aufbruch.<br />

Bei den Wüstenvätern fand ich diese kleine Geschichte: „Der Abbas Isidor,<br />

<strong>der</strong> Priester in <strong>der</strong> Sketis, sprach einmal zum Volke: Brü<strong>der</strong>, sind wir nicht<br />

wegen <strong>der</strong> Mühe an diesen Ort gekommen? Und nun bereitet er keine Mühe<br />

mehr! Ich habe meinen Mantel hergerichtet und gehe dahin, wo Mühe ist, und<br />

dort finde ich Ruhe!“<br />

Ich glaube, ein lähmendes, tötendes Element in unserem Leben – in unserem<br />

christlichen, geistlichen Leben – ist die Gewöhnung. Wenn wir uns eingerichtet<br />

haben, wenn alles rund ist, wenn alles läuft, wenn es uns gut geht, - dann<br />

wächst die Unzufriedenheit. Dann ist Aufbruch angesagt – aufbrechen aus<br />

gewohnten Geleisen, neu anfangen, Neues wagen, etwas tun, was wie<strong>der</strong> neu<br />

Mühe macht.<br />

Vor allem gilt das für unser geistliches Leben. Wir müssen je neu aufbrechen,<br />

um Gott zu suchen, <strong>Jesu</strong>s Christus zu finden, uns vom Heiligen Geist bewegen<br />

zu lassen. Wir müssen jeden Tag neu den Aufbruch wagen, damit unser<br />

geistliches Leben lebendig bleibt. Geistliches Leben, eine lebendige Christusbeziehung<br />

for<strong>der</strong>t Mühe, auch wenn ich selber gar nicht soviel dazu tun kann.<br />

Aber allein meine Offenheit, meine Bereitschaft, meine Verfügbarkeit for<strong>der</strong>t<br />

mich ganz. Das Geschenk, das damit verbunden ist, ist nicht auszuloten, ist<br />

nicht einmal in Worte zu fassen. Letztlich finde ich darin Ruhe.<br />

Aber diese Ruhe hat nichts zu tun mit dem Eingerichtetsein, von dem oben die<br />

Rede war, sie hat nichts zu tun mit Nichtstun. Diese Ruhe ist Frucht eines<br />

großen Friedens, einer großen Gelassenheit, die daher kommt, dass <strong>der</strong> Wille<br />

Gottes gelebt wird. Dann, so sagt Maria Katharina Kasper, „können wir in<br />

Ihm ruhen und Seine Gegenwart genießen“. (Brief 67)<br />

Wir wünschen Ihnen und uns den Mut, die Mühe auf uns zu nehmen, je neu<br />

aufzubrechen. Wir müssen diesen Weg ja nicht alleine gehen. Gott selbst geht<br />

ihn mit uns und beschenkt uns mit seiner liebenden Gegenwart. Ich bin sicher:<br />

Es lohnt sich.<br />

Ihre Sr. M. Theresia Winkelhöfer ADJC<br />

3


Zum Thema<br />

Gesellschaft ohne Gott?<br />

Von Dr. Andreas Püttmann<br />

Dr. Andreas Püttmann<br />

geb. 1964, ist Politologe und<br />

freier Publizist. Sein Buch:<br />

„Gesellschaft ohne Gott. Risiken<br />

und Nebenwirkungen <strong>der</strong> Entchristlichung<br />

Deutschlands“<br />

(2010) wurde zum Bestseller und<br />

erscheint in 3. Auflage im Verlag<br />

„Gerth Medien“<br />

.<br />

4<br />

Diagnose: Kirchenschwindsucht,<br />

Glaubensdepression<br />

Während die Zahl <strong>der</strong> Christen im<br />

Weltmaßstab, insbeson<strong>der</strong>e in Asien<br />

und Afrika wächst, befinden sich die<br />

Kirchen in Deutschland und weiten<br />

Teilen des friedens- und wohlstandsverwöhnten<br />

westlichen Europas seit<br />

Jahrzehnten in einem Prozess <strong>der</strong><br />

geistlichen Auszehrung, <strong>der</strong><br />

Verdunstung des Glaubens, <strong>der</strong><br />

Schrumpfung <strong>der</strong> Gemeinden und –<br />

auch schon vor dem Missbrauchsskandal<br />

– <strong>der</strong> Vertrauenskrise als<br />

gesellschaftlicher Institution. Der<br />

christliche Bevölkerungsanteil in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik sank seit 1970<br />

von 93 auf 63 Prozent.<br />

Etwa je<strong>der</strong> zehnte Christ erklärt in<br />

Allensbacher Umfragen: „Ich bin<br />

gläubiges Mitglied meiner Kirche,<br />

fühle mich <strong>der</strong> Kirche eng verbunden“,<br />

ein weiteres Viertel: „Ich fühle<br />

mich meiner Kirche verbunden,<br />

auch wenn ich ihr in vielen Dingen<br />

kritisch gegenüberstehe“ – zusammen<br />

nur rund ein Drittel <strong>der</strong> Kirchenmitglie<strong>der</strong>.<br />

Auf die Frage:<br />

„Wenn es nach Ihnen ginge: Wie<br />

sollte unsere Gesellschaft in<br />

Zukunft sein?“ machten sich aus<br />

einer Liste mit 19 möglichen<br />

Antworten nur 24 Prozent den<br />

Wunsch zu eigen, „dass <strong>der</strong> Glaube,<br />

die religiösen Überzeugungen für<br />

die Menschen wichtiger werden“.<br />

Nicht einmal die Hälfte <strong>der</strong> Christen<br />

wünscht sich einen Bedeutungszuwachs<br />

des Glaubens.<br />

Das Image <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirche ist freundlicher als das <strong>der</strong><br />

katholischen – und ihre Bindekraft<br />

trotzdem geringer: Die Zahl <strong>der</strong><br />

Protestanten in Deutschland stürzte<br />

seit 1950 von rund 43 auf 24<br />

Millionen ab. Seit 1997 ist auch das<br />

mit den Stammlanden <strong>der</strong> Reformation<br />

wie<strong>der</strong>vereinigte Deutschland<br />

konfessionell mit knapper Mehrheit<br />

katholisch. Seit 1970 traten fast 4<br />

Millionen Katholiken und 7 Millionen<br />

evangelische Christen aus ihrer<br />

Kirche aus. Der A<strong>der</strong>lass konnte nur<br />

zu etwa einem Achtel durch (Wie<strong>der</strong>-)Ein-tritte<br />

kompensiert werden,<br />

von <strong>der</strong> schwindenden Zahl christlicher<br />

Taufen im Vergleich zu<br />

Begräbnissen ganz zu schweigen.<br />

Hinzu kommt: Viele Kirchenmitglie<strong>der</strong><br />

und sogar Hauptamtliche<br />

zweifeln an zentralen Glaubensinhalten<br />

ihrer Konfession. Nur noch<br />

ein kleiner Teil <strong>der</strong> Gläubigen kennt<br />

sich im Koordinatensystem des<br />

Christentums aus. Die Mehrheit hat<br />

einen diffusen Glauben und merkt<br />

gar nicht, wenn sie sich in Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

verwickelt. Das Christentum<br />

ist vielen nur noch <strong>der</strong> kulturelle<br />

Hintergrund, auf dem sie sich ihre<br />

Religion zurechtlegen. Sich auf das<br />

christliche Abendland zu beziehen,<br />

bedeutet nur noch Abgrenzung zum<br />

Islam. Dabei berufen sich die<br />

Deutschen auf etwas, das sie nicht<br />

kennen und dessen Verbindlichkeiten<br />

sie oft ablehnen. Dies betrifft<br />

beson<strong>der</strong>s die Sexualmoral, doch<br />

sogar die strikte Ablehnung <strong>der</strong><br />

Abtreibung wird nur noch von einer<br />

Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Christen unterstützt.<br />

Prognose: Glaubenserosion mit<br />

gesellschaftlichen Folgen<br />

Die quantitative wie qualitative<br />

Erosion des Christentums zeigt den<br />

Zusammenbruch einer jahrhun<strong>der</strong>tealten<br />

„Leitkultur“ an – ganz unabhängig<br />

von „Islamisierung“ und „Multikulti“.


Eine christliche Kultur wird ohne<br />

christlichen Glauben auf Dauer nicht<br />

zu haben sein. Sogar Gregor Gysi<br />

bekannte: „Auch als Nichtgläubiger<br />

fürchte ich eine gottlose Gesellschaft“.<br />

Tatsächlich wäre es naiv<br />

anzunehmen, <strong>der</strong> dramatische Verfall<br />

unseres religiösen Fundaments bliebe<br />

ohne Folgen für an<strong>der</strong>e Lebensbereiche.<br />

Wenn man gleichsam am<br />

Schräubchen Religion dreht, drehen<br />

sich an<strong>der</strong>e Schrauben mit. Erlischt<br />

die magnetische Kraft, die unseren<br />

moralischen Kompass – trotz<br />

mancher Abirrungen – bisher gelenkt<br />

hat, dann droht eine risikoreiche<br />

Drift.<br />

Zu den Krisenzeichen gehören neben<br />

<strong>der</strong> schweren Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

etwa die immer brutalere<br />

Jugendgewalt, die grassierende<br />

Korruption, „Komasaufen“ und<br />

Ausbildungsunfähigkeit, Mobbing<br />

und Mitarbeiterbespitzelung,<br />

unlautere Werbemethoden und<br />

Konsumententäuschung, die Enttabuisierung<br />

<strong>der</strong> Euthanasie und die<br />

längst akzeptierte Massenabtreibung,<br />

gestiegene Scheidungsraten und<br />

Kin<strong>der</strong>mangel, die Zunahme psychischer<br />

Krankheiten, bekennende<br />

Egozentrik („Unterm Strich zähl<br />

ich!“) und die Umwertung von<br />

Untugenden („Geiz ist geil!“),<br />

Partizipationsmüdigkeit und Verantwortungsscheu.<br />

In Bezug auf all diese Vergehen und<br />

Missstände unterscheiden sich<br />

kirchennahe Christen bei Repräsentativumfragen<br />

im Durchschnitt sehr<br />

positiv von kirchenfernen Bürgern.<br />

Der biblische Anspruch vom „Salz<br />

<strong>der</strong> Erde“ und „Licht <strong>der</strong> Welt“ wird<br />

durchaus ein Stück weit eingelöst.<br />

Übrigens fühlen sich „gläubige<br />

Kirchennahe“ in ihrem Leben auch<br />

weit häufiger „sehr glücklich“ als<br />

kirchenkritische und kirchenferne<br />

Christen, Glaubensunsichere o<strong>der</strong><br />

Atheisten. Sie beschreiben ihren<br />

Gesundheitszustand und ihr Familienleben<br />

positiver, und sie berichten<br />

weit weniger davon, dass ihnen „das<br />

Leben manchmal so sinnlos vorkommt“.<br />

Kirchlich beheimateter<br />

Glaube ist eine Glücksquelle.<br />

Therapie:<br />

Geistliche Revitalisierung<br />

Was tun, wenn man erkennt, dass<br />

weite Teile Europas in beträchtlicher<br />

Geschwindigkeit an christlicher<br />

Substanz einbüßen und damit nicht<br />

bloß ein religiöses Vakuum entsteht,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Klima in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft kälter, rauer und härter<br />

zu werden droht? Das kompakteste<br />

geistliche Revitalisierungsprogramm<br />

findet sich im Schuldbekenntnis<br />

des Rates <strong>der</strong> EKD 1945:<br />

„Wir klagen uns an, dass wir nicht<br />

mutiger bekannt, nicht treuer<br />

gebetet, nicht fröhlicher geglaubt<br />

und nicht brennen<strong>der</strong> geliebt haben“.<br />

Was am meisten fehlt, ist das persönliche<br />

Zeugnisgeben <strong>der</strong> Gläubigen in<br />

einem immer glaubensfrem<strong>der</strong>en<br />

Umfeld und eine solide Kenntnis des<br />

eigenen Glaubens. Nur so könnte<br />

aber <strong>der</strong> geistlichen Versteppung<br />

unseres Landes wirksam begegnet<br />

werden – und nicht durch heiß<br />

laufende Drucker und Fotokopiergeräte<br />

in Generalvikariaten und<br />

Pfarrbüros und durch eine „sakramentale<br />

Grundversorgung“, die, oft<br />

nur als zeremonielle Staffage<br />

gebraucht, von einer schrumpfenden<br />

Zahl von Klerikern mühevoll<br />

aufrechterhalten wird; auch nicht<br />

durch einen Religionsunterricht, <strong>der</strong><br />

lei<strong>der</strong> oft auf eine Art „Lebenskunde“<br />

o<strong>der</strong> „Weltverbesserungslehre“<br />

reduziert ist. Glaube wird nur durch<br />

Gläubige weiterverbreitet, die<br />

an<strong>der</strong>e anstecken mit ihren <strong>Hoffnung</strong>en<br />

und Erfahrungen, ihrem Suchen<br />

und Vertrauen. Wenn die einzelnen<br />

Glaubenszeugen gleichsam als<br />

Zahnrä<strong>der</strong> fehlen, läuft die kirchenamtliche<br />

Maschinerie auf Volldampf<br />

im Leerlauf.<br />

Das Schwinden <strong>der</strong> Bekenntnisbereitschaft<br />

entspricht Elisabeth<br />

Noelle-Neumanns Theorie <strong>der</strong><br />

„Schweigespirale“. Danach wollen<br />

Menschen sich nicht isolieren,<br />

registrieren aufs Feinste, welche<br />

Werte, Meinungen und Verhaltensweisen<br />

zu- und welche abnehmen.<br />

Wer den Eindruck hat, dass seine<br />

Einstellung an Boden verliert,<br />

verfällt zunehmend in Schweigen:<br />

Anhänger <strong>der</strong> (vermeintlichen)<br />

Mehrheitsmeinung bekommen<br />

„Oberwasser“ und exponieren sich<br />

um so ungehemmter, mit dem<br />

Ergebnis, dass sie schließlich sogar<br />

noch stärker erscheinen, als sie<br />

tatsächlich sind. Falls aber Isolationsfurcht,<br />

neben Bekenntnisfaulheit<br />

und Bekenntnisunfähigkeit <strong>der</strong><br />

Grund für das Verstummen christlicher<br />

Rede von Gott sein sollte, wäre<br />

sie kaum berechtigt. Der religiöse<br />

Mensch wird laut Umfragen weitaus<br />

positiver gesehen als <strong>der</strong> Atheist:<br />

Man hält ihn eher für verlässlich und<br />

tolerant, für zufrieden und fröhlich,<br />

für interessiert an an<strong>der</strong>en Menschen,<br />

engagiert für die Gerechtigkeit<br />

und hilfsbereit gegenüber<br />

Bedürftigen. Den Atheisten vermu-<br />

5


tet man zwar als fortschrittlich, aber<br />

auch als gleichgültig, selbstgerecht<br />

und materialistisch. Dass man<br />

„durch den Glauben, wenn man ihn<br />

ernst nimmt, ein besserer Mensch“<br />

werde, meinen 40 Prozent <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, weit mehr als am<br />

kirchlichen Leben teilnehmen. Gysis<br />

positive Erwartung an einen Glauben,<br />

den er selbst nicht teilt, ist also<br />

Ausdruck eines verbreiteten<br />

Respekts. Daran kann kirchliche<br />

Kommunikation anknüpfen.<br />

Vor allem darf die Kirche auf ihre<br />

biblische „Bestandsgarantie“ (Mt<br />

16,18) vertrauen und sich daran<br />

erinnern, dass sie in ihrer 2000-<br />

jährigen Geschichte schon viele<br />

Wechselfälle <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Meinung überstand – beginnend mit<br />

dem „Hosianna!“ und dem „Kreuzige<br />

ihn!“ über ihren Stifter. Das<br />

„Päpstliche Jahrbuch 2010“ <strong>der</strong><br />

römisch-katholischen Kirche<br />

meldete einen Zuwachs ihrer<br />

Mitglie<strong>der</strong> von 19 Millionen<br />

gegenüber dem Jahr zuvor; <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Katholiken an <strong>der</strong><br />

Weltbevölkerung stieg damit auf<br />

17,4 Prozent. Die Zahl <strong>der</strong> Priester<br />

nahm zwischen den Jahren 2000 und<br />

2008 um rund 4.000 auf 409.166 zu.<br />

In fünf von sechs Kontinenten ist das<br />

Christentum heute die Mehrheitsreligion.<br />

Der Soziologe Ulrich Beck<br />

konstatiert: „Nicht das Christentum<br />

stirbt aus, son<strong>der</strong>n das europäische<br />

Christentum ist in einigen seiner<br />

nationalen Hochburgen, auch in<br />

Deutschland, mit einer rapiden<br />

Entleerung <strong>der</strong> Kirchen konfrontiert.<br />

Das außereuropäische<br />

Christentum blüht auf, das europäische<br />

verwelkt (obwohl es auch hier<br />

neue Knospen gibt).“ So gesehen<br />

kann man die prekäre Situation des<br />

christlichen Glaubens in Deutschland<br />

und Europa getrost als Regionalausschnitt<br />

und Momentaufnahme<br />

in einer langen christlichen<br />

Tradition betrachten, in <strong>der</strong> stets die<br />

<strong>Hoffnung</strong> auf die Kraft des Geistes<br />

Gottes das letzte Wort behalten hat.<br />

Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />

Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg,….so beginnt ein neues<br />

geistliches Lied, das über <strong>Jesu</strong>s Christus, meinen Glauben, seine froh<br />

machende Botschaft und seine Bedeutung für mein Leben sehr viel aussagt.<br />

Durch sein Leben, sein Reden und Handeln hat <strong>Jesu</strong>s uns immer wie<strong>der</strong><br />

gezeigt, wie auch wir leben sollen. Mich beeindruckt und fasziniert, wie er<br />

sich den Menschen zuwendet. All seine Liebe und Barmherzigkeit hat er den<br />

Kranken, Schwachen und Außenseitern entgegengebracht. Das gibt auch mir<br />

Mut und Kraft für mein Leben. Zu ihm kann ich kommen, er liebt mich so wie<br />

ich bin.<br />

Petra Bandlow<br />

(geb. 1952)<br />

Da ich das Meer liebe, ist <strong>der</strong> Leuchtturm für mich ein Symbol für <strong>Jesu</strong>s. Er<br />

weist mir die Richtung in meinem Leben. Er gibt mir Orientierung. Ihm kann<br />

ich vertrauen, beson<strong>der</strong>s in den schwierigen Situationen. Er zeigt mir den<br />

Weg, gibt Licht in schweren und dunklen Zeiten, auch dann, wenn ich glaube,<br />

dass es nicht mehr weitergeht.<br />

6


Unsagbar glücklich<br />

Von Reinhild Elisabeth Rössler<br />

Zum Thema<br />

Zölibat, Frauenpriestertum, Demokratisierung,<br />

Kondome, Atompolitik<br />

- sind das die Probleme, die die<br />

Kirche bewegen? Kann die Beschäftigung<br />

mit diesen Themen die Kirche<br />

aus ihrer Krise herausführen? Die<br />

wun<strong>der</strong>baren Kathedralen und<br />

Basiliken, erhabene Zeugnisse des<br />

Christentums vergangener Zeiten,<br />

stehen leer, Altäre bleiben unbenutzt,<br />

Beichtstühle verstauben und<br />

die Freude am Glauben wird von<br />

ewigen Diskussionen um einen<br />

angeblichen Reformstau in <strong>der</strong><br />

Kirche fast verdrängt. Dabei ist die<br />

Kirchenkrise vor allem eine Glaubenskrise.<br />

Es ist nicht sehr verwun<strong>der</strong>lich, dass<br />

die meisten Jugendlichen nicht viel<br />

mit Glauben und Kirche am Hut<br />

haben wollen. Viele Familien geben<br />

den Kin<strong>der</strong>n zwar die zweifelhafte<br />

Freiheit, über ihren Glauben selber<br />

entscheiden zu können, lassen ihnen<br />

dadurch aber auch keine Möglichkeit,<br />

das Christentum richtig<br />

kennenzulernen. Viele <strong>Hoffnung</strong>en<br />

werden in den Religionsunterricht<br />

gelegt, <strong>der</strong> jedoch vielerorts mangels<br />

überzeugter und überzeugen<strong>der</strong><br />

Lehrer auch eher zu einem Glauben<br />

des Zweifelns erzieht, anstatt die<br />

Wahrheiten <strong>der</strong> Offenbarung Christi<br />

zum Leuchten zu bringen. Wenn in<br />

kreativ gestalteten Schulgottesdiensten<br />

Lie<strong>der</strong> aus dem Zeitgeist <strong>der</strong><br />

siebziger Jahre die Jugend für den<br />

Glauben begeistern sollen, so wirkt<br />

dies für die Jugendlichen we<strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>n noch würdevoll und zerstört<br />

oft den letzten Rest von sakralem<br />

Kirchenverständnis. Der Balanceakt<br />

zwischen einer würdigen Messe und<br />

einer „liturgischen Party“ gelingt so<br />

gut wie nie.<br />

Verzweifelt versuchen engagierte<br />

Christen, die Kirche attraktiver zu<br />

machen, indem sie alles, was <strong>der</strong><br />

alltäglichen Lebenswelt fern wirkt,<br />

ummodeln o<strong>der</strong> abschaffen wollen.<br />

Dabei werden die eigentlichen<br />

Schätze <strong>der</strong> Kirche versteckt und<br />

verschwiegen, weil <strong>der</strong> Jugend nicht<br />

zugetraut wird, dass sie diese in<br />

ihrem Wert begreifen. Ein gutes<br />

Beispiel bietet etwa die Beichte. Im<br />

Grunde ist es <strong>der</strong> Wunsch eines jeden<br />

Menschen, dass seine Sünden<br />

vergeben werden, und es ist eine <strong>der</strong><br />

größten Freuden, Verzeihung zu<br />

erlangen. Die Beichte wird jedoch<br />

häufig als unzumutbar vor <strong>der</strong><br />

Jugend versteckt gehalten. Vielleicht<br />

sollten diese Schätze, die die Kirche<br />

hat, nicht aus Angst vor Ablehnung<br />

verleugnet, son<strong>der</strong>n erst einmal<br />

erklärt werden.<br />

Der jungen Generation wird Unrecht<br />

getan, indem sie unterschätzt wird.<br />

Sie ist auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong><br />

Wahrheit. Sie will wissen, was<br />

Christus wirklich von ihr will. Und<br />

sie nimmt Seine Botschaft an.<br />

Gerade in den vielen jungen geistlichen<br />

Gemeinschaften verschiedenster<br />

Spiritualität ist eine tiefe Frömmigkeit<br />

zu spüren, die unter an<strong>der</strong>em<br />

an den langen Reihen von Wartenden<br />

vor den Beichtstühlen bei<br />

Jugendtreffen spürbar wird. Hun<strong>der</strong>te<br />

Jugendliche kommen in die<br />

Kirchen, um vor dem Allerheiligsten<br />

zu knien und zu beten. Sie suchen in<br />

<strong>der</strong> Heiligen Messe kein Event,<br />

son<strong>der</strong>n die Begegnung mit Christus<br />

im Wort und in <strong>der</strong> Eucharistie. Die<br />

Religion wird wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />

Kulturabteilung hervorgeholt und<br />

zur Grundlage des Lebens gemacht.<br />

Den Glauben leben, setzt die<br />

Kenntnis des Glaubens voraus.<br />

Papst Benedikt nimmt die Jugend<br />

ernst und for<strong>der</strong>t sie in seinem<br />

Vorwort zum neuen Jugendkatechismus<br />

auf: „Ihr müsst den Glauben<br />

kennen…ihr müsst im Glauben noch<br />

Reinhild Elisabeth Rössler,<br />

J a h rg a n g 1 9 9 1 , s t u d i e r t<br />

Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte<br />

und Philosophie in<br />

Bonn und ist Mitglied des katholischen<br />

Jugendnetzwerks Generation<br />

Benedikt (www.generationbenedikt.de).<br />

viel tiefer verwurzelt sein als die<br />

Generation eurer Eltern, um den<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen und Versuchungen<br />

dieser Zeit mit Kraft und<br />

Entschiedenheit entgegentreten zu<br />

können.“Aus einem Kennen des<br />

Glaubens muss dann ein Bekennen<br />

werden. Allein ist es schwierig, für<br />

etwas einzustehen, das nicht nur<br />

abgelehnt, son<strong>der</strong>n auch offen<br />

angefeindet wird. Wenn jedoch eine<br />

Gruppe, eine Gemeinde, ja die ganze<br />

Weltkirche als Einheit den Einzelnen<br />

unterstützt, dann ist das<br />

Bekenntnis leichter und <strong>der</strong> eigene<br />

Glaube wird lebendig.<br />

Denn Christsein macht glücklich.<br />

Wie sollte <strong>der</strong> Mensch nicht glücklich<br />

sein, wenn er weiß, dass er mit<br />

allen Fehlern, die er hat, immer<br />

geliebt ist, dass alles, was er falsch<br />

gemacht hat, verziehen wird, einfach<br />

so, ohne Gegenleistung und dass ihn<br />

7


nach seinem Tod kein Nichts<br />

erwartet o<strong>der</strong> ein Eingehen in einen<br />

endlosen Kreislauf <strong>der</strong> Natur,<br />

son<strong>der</strong>n ein ewiges, glückliches<br />

Leben.<br />

Diese Freude am Glauben ist<br />

vielleicht auch <strong>der</strong> Schlüssel für<br />

einen neuen Aufbruch in <strong>der</strong> Kirche.<br />

Zum einen ist sie ein Weg zur Einheit<br />

in <strong>der</strong> Kirche. Wenn die Freude am<br />

Glauben, die aus einem Leben mit<br />

Gebet und Sakramenten her kommt,<br />

das Christsein <strong>der</strong> Menschen<br />

bestimmt, dann können Fragen über<br />

die Struktur <strong>der</strong> Kirche nicht so<br />

einfach zu einer Spaltung unter den<br />

Katholiken führen. Zum an<strong>der</strong>en<br />

gibt es nichts, das Suchende mehr<br />

überzeugt, als glückliche Menschen,<br />

die ihren Weg konsequent gehen.<br />

Und es gibt viele Menschen, beson<strong>der</strong>s<br />

Jugendliche, die auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach dem Sinn und dem Grund des<br />

Lebens, nach einer objektiven<br />

Wahrheit sind.<br />

Als im Sommer 2005 <strong>der</strong> Weltjugendtag<br />

in Köln stattfand, waren es<br />

Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Freude, die um die Welt<br />

gingen. Bil<strong>der</strong> einer Freude an <strong>der</strong><br />

Verbundenheit mit Christen aus <strong>der</strong><br />

ganzen Welt, einer Freude an <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft mit dem Papst und<br />

einer tiefen Freude an <strong>der</strong> Einheit mit<br />

Christus in <strong>der</strong> Eucharistie. Diese<br />

Bil<strong>der</strong> begeisterten. Sie begeisterten<br />

so sehr, dass etwa ein junger Mann in<br />

<strong>der</strong> thüringischen Diaspora, <strong>der</strong> noch<br />

nie mit dem Glauben in Berührung<br />

gekommen war, nur durch die<br />

Eindrücke dieses Weltjugendtages<br />

sich selber auf die Suche nach dem<br />

Glauben machte. Er ließ sich taufen,<br />

wurde gefirmt und befindet sich jetzt<br />

auf dem Weg zum Priesteramt. Auch<br />

die Moral <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

findet ihr bestes Argument im<br />

erfüllten Leben eines bekennenden<br />

Katholiken. Selbst wenn die Lehre<br />

<strong>der</strong> Kirche in Fragen <strong>der</strong> Moral für<br />

viele anachronistisch o<strong>der</strong> weltfremd<br />

erscheint, wirkt ein Christ, <strong>der</strong><br />

nach dieser Moral lebt und trotz<br />

mancher Schwierigkeiten Freude<br />

ausstrahlt, niemals lächerlich.<br />

Papst Benedikt XVI. auf dem Weltjugendtag in Köln 2005<br />

Es bleibt ein Balanceakt, in <strong>der</strong> Welt<br />

zu wirken und trotzdem einen<br />

Glauben zu haben, <strong>der</strong> konsequent<br />

gelebt in vielen Teilen mit den<br />

ungeschriebenen Gesetzen <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft in keiner<br />

Weise in Einklang zu bringen ist.<br />

Sicher, ein bisschen Religion ist<br />

schick. Das beschränkt sich jedoch<br />

meistens auf relativistisch begründete<br />

Toleranz, eine ausgeprägte<br />

ökologische Moral und vielleicht<br />

noch ein wenig Glaube an den lieben<br />

Gott. Doch gerade weil etwa bei<br />

Fragen des Lebensschutzes die<br />

Fronten einer „Wohlfühlgesellschaft“<br />

mit den For<strong>der</strong>ungen einer<br />

Religion <strong>der</strong> Nächstenliebe und<br />

Menschenwürde aneinan<strong>der</strong>stoßen,<br />

ist es die Aufgabe <strong>der</strong> Christen,<br />

innerhalb <strong>der</strong> Welt die Gesellschaft<br />

zu verän<strong>der</strong>n und nicht aus <strong>der</strong> Welt<br />

zu flüchten.<br />

Was die Kirche braucht, ist nicht eine<br />

Soutane für Frauen o<strong>der</strong> eine<br />

spannen<strong>der</strong>e Liturgie, son<strong>der</strong>n ein<br />

Leben aus dem Glauben und den<br />

Sakramenten, eine Weitergabe <strong>der</strong><br />

erfahrenen Wahrheiten und eine<br />

ausstrahlende Freude an <strong>der</strong> Schönheit<br />

<strong>der</strong> Geheimnisse unseres<br />

Glaubens. Vielleicht ist das Bild des<br />

echten Christen in <strong>der</strong> Welt dann<br />

wie<strong>der</strong> jenes, das Mahatma Gandhi<br />

einmal mit den Worten beschrieb:<br />

„Ein wahrer Christ hat drei Eigenschaften:<br />

Er ist furchtlos, immer in<br />

Schwierigkeiten und unsagbar<br />

glücklich!“<br />

8


160 Jahre <strong>Arme</strong> <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi<br />

Jubiläum<br />

„Seht ich schaffe Neues …“<br />

Von Sr. M. Theresia Winkelhöfer<br />

Das Lamentieren und Jammern über<br />

Staat, Gesellschaft und Kirche<br />

gehört zur deutschen Seele. Und – da<br />

wir Kin<strong>der</strong> unserer Zeit sind – es<br />

macht auch vor uns Schwestern<br />

nicht halt. Das Lamentieren und<br />

Jammern über unsere Gemeinschaft<br />

gehört zur Seele <strong>der</strong> deutschen<br />

Schwester. Natürlich bekommt<br />

dieses Lamentieren und Jammern<br />

immer neue Nahrung. Natürlich gibt<br />

es das Negative, das uns in unserer<br />

Meinung bestärkt. Natürlich gibt es<br />

die Enttäuschungen, die nur bestätigen,<br />

dass die Welt bald untergehen<br />

muss. Und natürlich sehen wir genau<br />

dieses Negative und diese Enttäuschungen.<br />

„Seht, ich schaffe Neues; schon<br />

sprosst es auf. Merkt ihr es nicht?<br />

Fürwahr, ich schaffe in <strong>der</strong> Wüste<br />

einen Weg und Pfade in ödem Land.“<br />

(Jes 43,18-19) So ließ Gott dem<br />

auserwählten Volk in <strong>der</strong> babylonischen<br />

Gefangenschaft vor etwa<br />

dreitausend Jahren durch Jesaja<br />

verkünden.<br />

Auch uns heute spricht Gott dieses<br />

Wort zu. Wie das auserwählte Volk<br />

damals, so haben auch wir heute<br />

Mühe, das Neue zu sehen. Vielleicht<br />

weil wir es machen wollen und noch<br />

nicht konnten?<br />

Damals wie heute braucht es eine<br />

Umkehr <strong>der</strong> Blickrichtung.<br />

Sicher ist: Es gibt nichts Neues, was<br />

wir schaffen könnten. Wer etwas<br />

Neues schafft, das ist Gott. Er sorgt<br />

für sein Volk – auch heute für uns.<br />

Und Er schafft auch Neues, wenn<br />

wir es nicht merken. Nur – uns ginge<br />

es wesentlich besser, wenn wir es<br />

wahrnähmen.<br />

Neues nach 160 Jahren?<br />

Ich empfinde eine Sehnsucht, die<br />

sich bahnbrechen will, und viele<br />

Ideen und Visionen, die Zukunft<br />

gestalten können. Ich erfahre eine<br />

neue Aktualität Maria Katharina<br />

Kaspers und begeisterte junge<br />

Schwestern in Indien, Südamerika<br />

und Afrika. Ich sehe viele Schwestern,<br />

die sich auf den Weg gemacht<br />

haben, das Charisma <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n<br />

<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi neu zu<br />

entdecken und in ihrem Leben<br />

lebendig werden zu lassen.<br />

Es gibt das Neue, das aufsprosst und<br />

wachsen will. Wie das auserwählte<br />

Volk damals, so haben auch wir<br />

heute eine Verheißung: Gott hat <strong>der</strong><br />

Kirche durch Maria Katharina<br />

Kasper ein außergewöhnliches<br />

Charisma geschenkt; und wenn<br />

Gott ein Charisma geschenkt hat,<br />

dann nimmt er es nicht wie<strong>der</strong><br />

zurück; dann hat es nicht nur<br />

Bedeutung für das Gestern,<br />

son<strong>der</strong>n auch für das Heute und<br />

Morgen.<br />

Aber wie gehen wir mit dieser<br />

Verheißung um? Geht es uns nicht<br />

wie jenen Kundschaftern, die jenes<br />

verheißene Land erkunden sollten,<br />

in dem Milch und Honig flossen? Sie<br />

berichteten von <strong>der</strong> Schönheit dieses<br />

Landes, mussten aber wahrheitsgemäß<br />

mitteilen: „… die Bevölkerung,<br />

die in dem Land wohnt, ist stark, und<br />

die Städte sind befestigt, dazu sehr<br />

groß … Wir sind nicht imstande,<br />

gegen diese Bevölkerung hinaufzuziehen;<br />

denn sie ist stärker als wir.“<br />

(Num 13,28-31) Daraufhin brach<br />

das Volk in Geschrei und Weinen<br />

aus, murrte gegen Mose und Aaron<br />

und wollte umkehren zu den<br />

Fleischtöpfen Ägyptens.<br />

Wir haben eine Verheißung. Was<br />

hin<strong>der</strong>t uns heute daran, diese<br />

Verheißung zu leben? Ist es vielleicht<br />

<strong>der</strong> Mangel an Nachwuchs,<br />

<strong>der</strong> uns Angst macht? Ist es vielleicht<br />

die Macht <strong>der</strong> Überalterung,<br />

die uns lähmt? Sind es vielleicht die<br />

Aufgaben, die wie unbezwingbare<br />

Mauern vor uns aufsteigen und uns<br />

bedrängen?<br />

9


Was ist all das gegen die Verheißung,<br />

die uns geschenkt ist? Gegen diese<br />

Verheißung, die uns eine ganz große<br />

Gelassenheit schenken kann? Gegen<br />

diese Verheißung, die uns entlasten<br />

kann? Wir brauchen nichts zu tun.<br />

Das Neue schafft Gott, - und Er ist<br />

dabei. Wir brauchen nur in Treue und<br />

Hingabe unser Charisma zu leben.<br />

Wir brauchen nur in großem Gottvertrauen<br />

unseren Weg zu gehen und<br />

unsere Beziehung zu Christus zu<br />

pflegen. Er muss die lebendige Mitte<br />

sein und bleiben.<br />

„Nichts Außergewöhnliches<br />

verlangt <strong>der</strong> liebe Gott von uns, aber<br />

unser ganzes Herz mit allem, was<br />

wir haben, geben wir Ihm und tun<br />

alles zu Seiner Ehre, zu unserem und<br />

aller Menschen Heile.“ (Brief 209)<br />

Unsere afrikanischen Schwestern bei einem “Kulturtag”<br />

in unserem Schwesternaltenheim.<br />

110 Jahre Pfarrkirche St.Laurentius<br />

Blicken wir zurück - wie alles begann<br />

Von Claudia Keßler<br />

Dernbach gehörte von alters her zur<br />

Pfarrei Wirges, besaß aber eine<br />

eigene, dem hl. Laurentius geweihte<br />

Kapelle, dort fanden Trauungen und<br />

Taufen statt, selten aber Gottesdienste.<br />

Der weite und beschwerliche<br />

Weg zur Pfarrkirche in Wirges<br />

bewog die älteren Einwohner und<br />

Frauen <strong>der</strong> Gemeinde, zum Gottesdienst<br />

in die neuerbaute Kapelle des<br />

Klosters „Maria Hilf“ zu gehen.<br />

1890 wurde <strong>der</strong> Ort Dernbach von<br />

<strong>der</strong> Pfarrei Wirges getrennt und<br />

Herrn Spiritual Peter Dausenau zur<br />

Verwaltung übertragen, <strong>der</strong> einen<br />

Kaplan A.M. En<strong>der</strong>ich zur Seite<br />

bekam.<br />

Die Klosterkirche, wo <strong>der</strong> Gottesdienst<br />

<strong>der</strong> Gemeinde stattfand,<br />

erwies sich bald zu klein und so kam<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach einer eigenen<br />

Kirche auf. Es wurde ein Baufond<br />

eingerichtet und außer freiwilligen<br />

10<br />

Spenden, die ziemlich reichlich<br />

flossen, wurde eine Kirchensteuer<br />

von 50% erhoben. Aber die Beschaffung<br />

eines Bauplatzes machte große<br />

Schwierigkeiten.<br />

Am Pfingstsonntag 1894 brannten<br />

im Dorf drei Wohnhäuser und vier<br />

Scheunen ab. Die durch den Brand<br />

freigewordenen Baustätten mit<br />

einigen anliegenden Gebäuden<br />

erwarb die katholische Kirchengemeinde<br />

für 15000 Mark.<br />

Am 24. September 1899 war die<br />

Grundsteinlegung, die Bauleitung<br />

hatte Dombaumeister Max Meckel<br />

aus Freiburg. Viele Dernbacher<br />

beteiligten sich an den Kosten für ihr<br />

Gotteshaus, beson<strong>der</strong>s aber auch<br />

Katharina Kasper, so schrieb Peter<br />

Domarus in <strong>der</strong> Chronik: „Es ist ein<br />

nie verwelkendes Ruhmesblatt in<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Dernbacher<br />

Schwestern, und die Einwohner<br />

Dernbachs sind dem Mutterhaus zu<br />

ewigem Dank verpflichtet, dass es<br />

die Kosten <strong>der</strong> neuen Pfarrkirche,<br />

die ohne die Hilfe <strong>der</strong> Schwestern<br />

heute noch nicht, jedenfalls aber<br />

nicht so herrlich, wie wir sie im<br />

Bilde hier sehen, gebaut worden<br />

wäre, fast ganz übernommen hat.“<br />

Den Schwestern wurde in <strong>der</strong> Kirche<br />

ein eigener Platz eingeräumt, das<br />

sogenannte „Schwesternchörchen“.<br />

Dann kam <strong>der</strong> große Tag für Dernbach:<br />

am 10. August 1901, dem Fest<br />

des hl. Laurentius, feierte die<br />

Pfarrgemeinde die Einweihung ihrer<br />

Pfarrkirche, die im neugotischen Stil<br />

erbaut worden war. Bischof Dominikus<br />

Willi nahm die Konsekration<br />

vor. Die Kosten beliefen sich auf<br />

Reichsmark 100 000. Pfarrvikar war<br />

Georg Alex. Bausch, <strong>der</strong> erste<br />

Organist war Lehrer Peter Egenolf,


<strong>der</strong> Küster war Wilhelm Gerz.<br />

In nächsten Jahren wurde <strong>der</strong><br />

Hochaltar, die Turmuhr, die Kreuzwegstationen,<br />

die Orgel, die Kirchenstühle,<br />

<strong>der</strong> Muttergottes- und<br />

<strong>der</strong> Josefsaltar angeschafft.<br />

Am 01. März 1914 wurde Dernbach<br />

zur eigenen Pfarrei erhoben von<br />

Bischof Dr. Augustinus Kilian. Der<br />

erste Pfarrer war Andreas Hartleib,<br />

er wurde von Kaplan Josef Schnei<strong>der</strong><br />

unterstützt.<br />

1923 spendete Pfarrer Peter Lieser,<br />

ein Dernbacher, <strong>der</strong> in Amerika<br />

lebte, 360 Dollar für die Anschaffung<br />

neuer Kirchenglocken. Die ersten<br />

drei Glocken von 1901, mussten im<br />

Ersten Weltkrieg 1916 zur Gewinnung<br />

von Kriegsmaterial abgeliefert<br />

werden. Am 13.02.1924 war die<br />

Weihe <strong>der</strong> Glocken. Im Zweiten<br />

Weltkrieg, 1941, wurden diese zu<br />

militärischen Zwecken konfisziert.<br />

Nach dem Krieg wurden drei neue<br />

Glocken aus Gussstahl angeschafft,<br />

1947 war die Weihe. Dann 2005,<br />

bekam unsere Kirche vier neue<br />

Bronzeglocken, einen neuen<br />

Glockenstuhl, neue Schallläden und<br />

eine neue Läutetechnik. Die Glockenweihe<br />

nahm am 03. <strong>Juli</strong> <strong>der</strong><br />

Generalvikar Dr. Günther Geis vor.<br />

Das erste Geläut war am 10. August<br />

2005.<br />

Am 09.01. 1985 entging die Kirche<br />

nur knapp einer Katastrophe. Um<br />

14:20 Uhr wurde ein Brand von Sr.<br />

Lidwina und Sr. Paulindis, die die<br />

Weihnachtskrippe besichtigen<br />

wollten, festgestellt. Die schnell<br />

alarmierte Feuerwehr tat ihr Möglichstes.<br />

Die Gesamtkosten <strong>der</strong><br />

Renovierungen belief sich auf DM<br />

808 000.00,- .<br />

Viele Priester feierten im Laufe <strong>der</strong><br />

110 Jahre mit den Gläubigen<br />

Gottesdienste, spendeten die<br />

Sakramente und leiteten die Geschicke<br />

<strong>der</strong> Pfarrei: Pfarrer Bernhard<br />

Meurer, Alois Giesendorf, Jakob<br />

Hermann, Norbert Schmidt-Weller,<br />

Edgar Behac, Albert Muth. Seit 1996<br />

sind Winfried Karbach und Ralf<br />

Plogmann die Pfarrer des damals<br />

entstandenen Pfarreienverbands<br />

Wirges-Dernbach-Ebernhahn. Am<br />

23. März 1996 war die feierliche<br />

Einführung <strong>der</strong> beiden Pfarrer und<br />

die Vorstellung des Pastoralteams.<br />

Viele Kapläne, Spirituale des<br />

Mutterhauses und Rektoren des<br />

Krankenhauses halfen in <strong>der</strong><br />

Gemeinde aus. Am 01.08.1981<br />

wurde <strong>der</strong> erste Gemein<strong>der</strong>eferent<br />

Engelbert Ritz in <strong>der</strong> Pfarrei eingesetzt.<br />

Am 27.01.1987 wurde <strong>der</strong> Kirchenför<strong>der</strong>verein<br />

gegründet - Hans-<br />

Dieter Geyer wurde <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

und blieb es bis zu seinem plötzlichen<br />

Tod am 05. Januar 2004. Was er<br />

für unsere Kirche getan hat, das kann<br />

man kaum in Worte fassen. Viele<br />

seiner Aufzeichnungen habe ich in<br />

meinem Artikel hier verwand.<br />

Immer wie<strong>der</strong> spüren wir bis auf den<br />

heutigen Tag, dass Maria Katharina<br />

Kasper uns als Fürsprecherin sehr<br />

wichtig ist. Sie wurde unsere zweite<br />

Patronin und <strong>der</strong> Künstler Egenio<br />

Weinert schuf ihre Darstellung als<br />

Statue im rechten Seitenschiff im<br />

Jahr 1971. Im Jahr 2000 entwarf <strong>der</strong><br />

Architekt Jungherz einen Schrein für<br />

ihre Reliquienmonstranz.<br />

So wacht sie über unsere Kirche und<br />

die Pfarrgemeinde - und wir spüren<br />

es immer wie<strong>der</strong>.<br />

Und wir alle freuen uns auf das<br />

Jubiläum unserer Kirche am<br />

10.August und laden jetzt schon alle<br />

ein. Denn: „Gott baut ein Haus, das<br />

lebt. Wir kennen seinen Namen und<br />

wissen auch zusammen, dass es die<br />

Kirche ist.“<br />

11


Jubiläum<br />

20 Jahre Rumänienhilfe Dernbach<br />

Von Nina Glauch<br />

Mit einer kleinen Anzeige fing alles<br />

an.<br />

Als Sr. M. Simone Weber und Sr. M.<br />

Georgis Heinen 1991 nach Rumänien<br />

kamen, um dort im Auftrag des<br />

Caritasverbandes eine Krankenpflegeschule<br />

aufzubauen, waren sie<br />

entsetzt über das unbeschreibliche<br />

Elend vor allem in Kin<strong>der</strong>heimen<br />

und Krankenhäusern. Sie wollten<br />

die Not etwas lin<strong>der</strong>n und setzten<br />

eine kleine Anzeige in unsere<br />

Zeitung. Die Hilfsbereitschaft war<br />

riesig; es wurden viele Geld-, vor<br />

allem aber Sachspenden abgegeben.<br />

Ganz schnell bildete sich ein<br />

Helferinnenkreis, <strong>der</strong> die Sachen<br />

transportfertig verpackte. Schon<br />

bald wurde <strong>der</strong> Raum im Kloster zu<br />

klein. Im ehemaligen Kin<strong>der</strong>heim –<br />

dem heutigen Aloysia-Löwenfels-<br />

Haus – wurde Eva Baurmann und<br />

mir ein neuer Platz geboten, um<br />

diese Aufgabe weiter wahrnehmen<br />

zu können. Hier konnten wir ca. zehn<br />

Jahre bleiben.<br />

Seit 2002 sind wir ein Team von<br />

sechs Frauen – Frau Hehl, Frau<br />

Nowak, Frau Kochanowaski und<br />

Frau Murr kamen noch dazu.<br />

Zwischendurch hatten wir auch<br />

Hilfe von Sr. Edgara und Sr. Aquina.<br />

Inzwischen sind wir mit unserer<br />

„Sammelstelle“, wo wir auch alles<br />

verpacken, schon siebenmal<br />

umgezogen. Zur Zeit haben wir<br />

einen Lagerraum in Ransbach-<br />

Baumbach, wo es uns sehr gut<br />

gefällt.<br />

Die LKW für den Transport werden<br />

von Elfi Kampmann vom Deutsch-<br />

R u m ä n i s c h e n - F r e u n d e s k r e i s<br />

besorgt. Sie überwacht die Aktionen<br />

in Rumänien und fliegt deshalb oft<br />

dorthin. Für den Transport <strong>der</strong><br />

Hilfsgüter müssen wir die Hälfte <strong>der</strong><br />

Kosten übernehmen. Das ist uns<br />

12<br />

Das Bild gibt den Blick frei auf ein Zimmer in einem Altenheim<br />

für Männer. Mehr als das Bett und eine Schrankhälfte steht ihnen<br />

nicht zur Verfügung.<br />

möglich durch Spenden, Basare und<br />

ähnliche Aktionen.<br />

In Timisoara (Banat) werden die 42-<br />

Tonner entladen. Mit kleineren<br />

LKW geht es dann weiter zu den<br />

Bestimmungsorten im Moldaugebiet<br />

und in den Karpaten. Im<br />

vergangenen Jahr waren es neun<br />

LKW, die wir beladen konnten. Die<br />

Not ist nach wie vor riesig. Die<br />

Menschen dort können nicht auf<br />

Hilfe durch den Staat hoffen. Die<br />

meisten Menschen leben unter dem<br />

Existenzminimum. Viele Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche leben auf <strong>der</strong><br />

Straße. Für ältere Menschen gibt es<br />

primitive Unterkünfte. Wir versuchen,<br />

einige Projekte gezielt zu<br />

unterstützen, denn: Ist es auch nur<br />

“ein Tropfen auf dem heißen Stein”,<br />

… aber es ist ein Tropfen.<br />

Wir möchten allen, die uns durch<br />

Unterkunft, Sach- und Geldspenden<br />

bisher unterstützten, auch im Namen<br />

<strong>der</strong>er, denen geholfen werden<br />

konnte, ganz herzlich danken. Wir<br />

hoffen auf Ihre weitere Unterstützung.<br />

Ich werde oft gefragt, warum ich<br />

einen solchen Einsatz für Rumänien<br />

mache. Diese kleine Geschichte gibt<br />

eine Antwort darauf:<br />

„Auf <strong>der</strong> Straße traf ich ein kleines<br />

Mädchen, zitternd in einem dünnen<br />

Kleid, ohne <strong>Hoffnung</strong>, etwas<br />

Warmes zu essen zu bekommen. Ich<br />

wurde zornig und sagte zu Gott:<br />

`Wie kannst du das zulassen?<br />

Warum tust du nichts dagegen?`-<br />

Eine zeitlang sagte Gott nichts. Aber<br />

in <strong>der</strong> Nacht antwortete er ganz<br />

plötzlich: `Ich habe wohl etwas<br />

dagegen getan. Ich habe dich<br />

geschaffen.`“


Gleich gesinnt und einan<strong>der</strong> ergänzend:<br />

Katharina Kasper<br />

Bischof Peter Joseph Blum und Katharina Kasper (1.Teil)<br />

Von Sr. M. Gottfriedis Amend<br />

Während fast vierzig Jahren des<br />

Wirkens Katharina Kaspers leitet<br />

Bischof Peter Joseph Blum die<br />

Diözese Limburg. In seine Amtszeit<br />

fällt nicht nur <strong>der</strong> Bau des ersten<br />

Häuschens Katharinas, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Gründung <strong>der</strong> Kongregation.<br />

Schon diese Angaben genügen, um<br />

erkennen zu können, dass dieser<br />

Bischof für Katharina Kasper von<br />

beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist.<br />

Wann genau Katharina Kasper sich<br />

zum ersten Mal an Bischof Peter<br />

Joseph Blum wendet, lässt sich nicht<br />

ermitteln. Johann Jakob Wittayer,<br />

<strong>der</strong> erste Geistliche des Mutterhauses,<br />

nennt in seiner Chronik das Jahr<br />

1846 als den Beginn intensiver<br />

Kontakte Katharinas zu ihrem<br />

Bischof. Er berichtet:<br />

„Der Herr ließ nun immer mehr die<br />

Jungfrau Katharina Kasper erkennen,<br />

dass ihr gegenwärtiges Leben<br />

und Arbeiten nur ein Anfang zu<br />

einem größeren Werke sei. Innerlich<br />

unaufhörlich gedrängt, ging sie zum<br />

Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr.<br />

Peter Joseph Blum, und sprach sich<br />

über das, was ihr bisher im geistigen<br />

Leben vorgekommen sei und wozu<br />

sie sich beson<strong>der</strong>s angetrieben<br />

fühle, aus, sowie darüber, wie sie<br />

bisher gelebt und in den letzten<br />

Jahren im Verein mit einigen<br />

Jungfrauen die Werke <strong>der</strong> christlichen<br />

Nächstenliebe geübt habe. Es<br />

war dies im 27. Lebensjahre, im<br />

Jahre 1846.“<br />

Es erscheint sehr unwahrscheinlich,<br />

dass Katharina Kasper gleich bei<br />

ihrem ersten Besuch Bischof Blum<br />

<strong>der</strong>art umfassend über ihr inneres<br />

Leben berichtet hat. Auch die<br />

Fortsetzung des Berichtes Wittayers<br />

in seiner Chronik legt nahe, von<br />

mehreren Begegnungen <strong>der</strong> beiden<br />

Persönlichkeiten auszugehen, ehe<br />

das Vertrauen bei<strong>der</strong> zueinan<strong>der</strong><br />

hinreichend groß ist. Wittayer<br />

schreibt:<br />

„Der Hochwürdigste Herr Bischof<br />

erkannte alsbald die Hand und das<br />

Walten des Herrn und ermunterte<br />

sie, in <strong>der</strong> bisherigen Weise fortzufahren,<br />

ohne jedoch ihr irgendwelche<br />

günstige Aussichten für die<br />

Zukunft zu geben.“<br />

Zwar ergibt sich aus <strong>der</strong> Zeitangabe<br />

„alsbald“ nicht, wie schnell <strong>der</strong><br />

Bischof erspürt, dass Gott selbst<br />

Katharina führt, wohl aber, dass dazu<br />

eine gewisse Zeit erfor<strong>der</strong>lich ist. Als<br />

sich aber Katharina von Bischof<br />

Blum verstanden fühlt, fasst sie<br />

großes Vertrauen zu ihm. Auch<br />

darüber berichtet Wittayer. In seiner<br />

Chronik heißt es weiter:<br />

„Von jetzt an fühlte sie sich öfter<br />

getrieben, dem Herrn Bischof<br />

vorzutragen, was sie innerlich<br />

beschäftigte, bei welchem allein sie<br />

sich auch nur aussprechen konnte.“<br />

Die Mitteilung bestätigt Katharina<br />

selbst an an<strong>der</strong>er Stelle. Ihrer ersten<br />

Sekretärin, Sr. Beata Breitenbach,<br />

berichtet sie später rückblickend:<br />

„Bemerken muss ich noch, dass ich<br />

öfter dem Hochwürdigsten Herrn<br />

Bischof Mitteilung über alles machte<br />

und nichts unternahm, ohne seinen<br />

Rat gehört zu haben.<br />

Ebenso benahm ich mich unserem<br />

Herrn Pfarrer Klau von Wirges<br />

13


gegenüber, da wir zu dessen Pfarrei<br />

gehörten.“<br />

Aus diesen Berichten ergibt sich,<br />

dass Katharina Kasper schon früh zu<br />

ihrem neuen Bischof Vertrauen fasst<br />

und ihm ihre Pläne anheim stellt.<br />

Eine Betrachtung <strong>der</strong> beiden<br />

Persönlichkeiten und <strong>der</strong>en Ziele<br />

zeigt darüber hinaus eine erstaunliche<br />

geistliche Übereinstimmung, die<br />

das Wirken bei<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t.<br />

Generalvikar<br />

Matthias Höhler<br />

(1913-1920)<br />

1. Bischof Blums Reformbemühungen<br />

Am 26. Januar 1842 wählte das<br />

Limburger Domkapitel den damals<br />

vierunddreißigjährigen Pfarrer Dr.<br />

Peter Joseph Blum zum 3. Bischof<br />

<strong>der</strong> Diözese Limburg. Vorausgegangen<br />

war eine Vakanz des Bischofstuhls<br />

von neunzehn Monaten. Am 2.<br />

Oktober desselben Jahres nahm<br />

Bischof Georg Anton Stahl aus<br />

Würzburg im Dom zu Limburg die<br />

Konsekration Blums vor.<br />

Sekretär des Bischofs ist von 1872<br />

bis 1883 Matthias Höhler. 1876<br />

begleitet er den Bischof in das Asyl<br />

nach Haid in Böhmen. 1883 wird<br />

Höhler Domkapitular, von 1913 bis<br />

1920 ist er Generalvikar des Bistums<br />

Limburg. Anlässlich des hun<strong>der</strong>tsten<br />

Geburtstags Blums schreibt Höhler<br />

die „Geschichte des Bistums<br />

Limburg mit beson<strong>der</strong>er Rücksichtnahme<br />

auf das Leben und Wirken des<br />

dritten Bischofs Peter Josef Blum“.<br />

Darin stellt Höhler auch detailliert<br />

die Reformbemühungen des neuen<br />

Bischofs dar.<br />

Zwei Schwerpunkte dieser Anstrengungen<br />

verdeutlicht Blum am 18.<br />

Dezember 1842 in seinem ersten<br />

Brief an Papst Gregor XVI., nämlich<br />

die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Marienfrömmigkeit<br />

und den Empfang des<br />

Bußsakramentes. In dem Schreiben<br />

führt er aus:<br />

„Die Zeit meiner bischöflichen<br />

Amtsführung ist noch zu kurz, als<br />

daß ich vieles zu berichten hätte.<br />

Inzwischen habe ich dahin zu wirken<br />

14<br />

gesucht, daß meine Bistumsangehörigen<br />

an allen Samstagen einer zu<br />

Ehren <strong>der</strong> allerseligsten Jungfrau in<br />

den Kirchen des Bistums abzuhaltenden<br />

Andacht beiwohnen möchten<br />

und vorgeschrieben, daß an den<br />

Vorabenden <strong>der</strong> Sonn- und Feiertage,<br />

und in <strong>der</strong> Frühe dieser Tage<br />

selbst den Gläubigen von seiten <strong>der</strong><br />

Pfarrgeistlichkeit Gelegenheit zum<br />

Empfange des hl. Sakramentes <strong>der</strong><br />

Buße gewährt werde. Auf diese<br />

Weise habe ich mich, das Bistum<br />

Limburg und seine Leitung unter den<br />

Schutz <strong>der</strong> Gottesmutter gestellt,<br />

und ich hoffe, daß sie, die Hülfe <strong>der</strong><br />

Christen, mich durch ihre mächtige<br />

Fürbitte bei ihrem göttlichen Sohne<br />

in allem, was ich zur größeren Ehre<br />

Gottes beginne, unterstützen<br />

werde.“<br />

Die eine dieser Linien zieht <strong>der</strong><br />

Bischof schon im darauf folgenden<br />

Jahr weiter aus. 1843 hebt er in<br />

einem Hirtenbrief „die Notwendigkeit<br />

bzw. den Nutzen einer guten<br />

Generalbeichte“ hervor. Die<br />

Wirkung dieses Hirtenbriefes war<br />

groß. Die Bedeutung <strong>der</strong> Marienfrömmigkeit<br />

unterstreicht er im<br />

nächsten Jahr durch die Gründung<br />

<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>schaft „vom heiligsten<br />

und unbefleckten Herzen Mariä zur<br />

Bekehrung <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong>.“<br />

Als 1844 die Diözese Trier zur<br />

Heilig-Rock-Wallfahrt einlädt,<br />

greift Bischof Blum auch diese<br />

Möglichkeit auf, das religiöse Leben<br />

zu för<strong>der</strong>n. Er selbst nimmt an einer<br />

<strong>der</strong> Wallfahrten teil und empfiehlt<br />

auch seinen Gläubigen, zur Verehrung<br />

des hl. Gewandes nach Trier zu<br />

pilgern.<br />

Zwei weitere Möglichkeiten, das<br />

religiöse Leben in seiner Diözese zu<br />

erneuern, sieht Blum in Exerzitien,<br />

vor allem für den Klerus, und in<br />

Volksmissionen.<br />

Zusammenfassend schreibt Matthias<br />

Höhler über Bischof Blum:<br />

„Gott suchen und nur Gott und<br />

nichts als Gott, das war seine<br />

Devise. Seelen für Gott zu gewinnen,<br />

die Sün<strong>der</strong> zu bekehren, die Guten zu<br />

bestärken, den Geist <strong>der</strong> Kirche in<br />

den Herzen seiner Bistumsangehörigen<br />

zu erneuern, das Reich Gottes<br />

unter ihnen wie<strong>der</strong> aufzurichten,<br />

darauf ging sein ganzes Sinnen und<br />

Trachten unablässig hinaus.<br />

(Höhler, a. a. O. Teil 2, S. 188 )


1. Bischof Blums Bericht über<br />

Katharinas Zielsetzung<br />

Stellt man neben Blums „Devise“,<br />

wie Höhler sie formuliert, grundsätzliche<br />

Äußerungen Katharina Kaspers,<br />

so ist die Übereinstimmung<br />

nicht zu übersehen.<br />

„Alles für <strong>Jesu</strong>s, so zu denken ist<br />

genug“, schreibt sie beispielsweise<br />

1888 in einem Brief (Brief 139). Die<br />

Gleichartigkeit <strong>der</strong> Gedanken legt<br />

die Annahme nahe, dass auch die<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> beiden Persönlichkeiten<br />

miteinan<strong>der</strong> im Einklang<br />

steht. Um die Berechtigung dieser<br />

Vermutung zu überprüfen, werde ich<br />

im folgenden Katharinas Zielsetzung<br />

genauer betrachten.<br />

Dabei gehe ich von einem Schreiben<br />

aus, das Bischof Blum 1859<br />

an „Die Heilige Kongregation<br />

<strong>der</strong> Bischöfe und Regularen“ in<br />

Rom richtet mit <strong>der</strong> Absicht, die<br />

päpstliche Anerkennung <strong>der</strong><br />

Kongregation <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong><br />

<strong>Jesu</strong> Christi zu erreichen.<br />

In dem Dokument führt Blum u.<br />

a. aus:<br />

„In Dernbach, einem kleinen Dorf<br />

nahe <strong>der</strong> Stadt Montabaur, in <strong>der</strong><br />

Diözese Limburg, strebte die fromme<br />

Jungfrau Katharina Kasper, die von<br />

ehrbaren Eltern, armen Bauersleuten,<br />

abstammte, seit früher Jugend<br />

danach, mit Gottes Hilfe und aus<br />

allen ihren Kräften sich selbst und<br />

auch an<strong>der</strong>e gemäß ihrem Stand zu<br />

einem wahrhaft christlichen und<br />

heiligen Leben zu führen.“<br />

„Seit früher Jugend“, so berichtet<br />

<strong>der</strong> Bischof, strebt Katharina<br />

Kasper danach, „sich selbst und auch<br />

an<strong>der</strong>e … zu einem wahrhaft<br />

christlichen und heiligen Leben zu<br />

führen“. Das ist außergewöhnlich<br />

und Werk <strong>der</strong> Gnade Gottes. Katharina<br />

bemüht sich auch nicht aus<br />

eigener Kraft darum, ihren Plan zu<br />

verwirklichen, son<strong>der</strong>n versucht<br />

dies, wie <strong>der</strong> Bischof betont, „mit<br />

Gottes Hilfe“.<br />

Weiter führt <strong>der</strong> Bischof aus,<br />

Katharina habe sich vorgenommen,<br />

sich „als treue Dienstmagd <strong>Jesu</strong><br />

Christi zu erweisen und darum die<br />

Zeit, die ihr nach getaner harter<br />

Handarbeit täglich übrig blieb, ganz<br />

darauf zu verwenden, Kranke zu<br />

besuchen und zu pflegen und ihre<br />

Nächsten zur Liebe <strong>Jesu</strong> Christi zu<br />

führen.“<br />

Zweimal hebt <strong>der</strong> Bischof also in<br />

seinem Bericht hervor, dass es<br />

Katharina darum geht, das Leben<br />

und Streben ihrer Mitmenschen auf<br />

Gott zu lenken. Wie sehr das seinem<br />

eigenen Bemühen entspricht, liegt<br />

auf <strong>der</strong> Hand.<br />

3. Formulierung des Ziels durch<br />

Katharina<br />

Wie ausdrücklich und bewusst<br />

Katharina ihre Kongregation auf das<br />

Ziel ausgerichtet wissen will,<br />

vorrangig zur Vertiefung des<br />

religiösen Lebens beizutragen,<br />

verdeutlichen die verschiedenen, zu<br />

ihren Lebezeiten für die Gemeinschaft<br />

herausgegebenen Satzungen.<br />

Das erste Dokument dieser Art<br />

schreibt Katharina persönlich.<br />

Darauf wurde bereits im ersten Teil<br />

dieses Artikels eingegangen. Sie gibt<br />

darin als „Zweck“ ihres „Vereins“<br />

die „Ausbreitung <strong>der</strong> Tugend“ an,<br />

womit sie För<strong>der</strong>ung des Glaubenslebens<br />

meint.<br />

Bischof<br />

Peter Josef<br />

Blum<br />

Auch die „Statuten“, die Bischof<br />

Blum 1850 in Kraft setzt, gehen auf<br />

Katharina selbst zurück. Das lässt<br />

ein Schreiben erkennen, mit dem <strong>der</strong><br />

Bischöfliche Sekretär Dr. Gisbert<br />

Lieber am 4. Januar 1850 dieses<br />

Regelwerk dem Bischof von<br />

Limburg zur Einsichtnahme und<br />

Genehmigung vorlegt. In seinem<br />

Begleitbrief führt Lieber aus:<br />

„Infolge eines Gesuchs <strong>der</strong> Katharina<br />

Kasper zu Dernbach, Pfarrei<br />

Wirges, habe ich nach den mündlichen<br />

Angaben <strong>der</strong>selben Statuten für<br />

den von ihr gegründeten Verein <strong>der</strong><br />

<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi entworfen<br />

und erlaube mir, diese Eurer<br />

Bischöflichen Gnaden in <strong>der</strong> Anlage<br />

zu hochgeneigter Einsicht und<br />

Genehmigung ganz gehorsamst zu<br />

unterbreiten.“<br />

Der 3. Abschnitt dieses Dokumentes<br />

lautet:<br />

„Der Hauptzweck, den <strong>der</strong> Verein im<br />

15


Auge hat, ist die Erweckung und<br />

För<strong>der</strong>ung eines wahrhaft christlichen,<br />

frommen Lebens. Dieser erste<br />

und Hauptzweck wird in allem, was<br />

die Mitglie<strong>der</strong> tun und arbeiten,<br />

immer und vorzugsweise verfolgt.“<br />

In heutiger Sprache ausgedrückt<br />

heißt das: Katharina sieht in ihrem<br />

„Verein“ ein Werkzeug zur Evangelisation.<br />

Diese Ausrichtung gibt sie<br />

auch nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />

Kongregation nicht auf. Das zeigen<br />

die verschiedenen Versionen <strong>der</strong><br />

Satzungen, die jeweils durch die<br />

geografische und personelle<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden und alle<br />

nachweislich von Katharina geprägt<br />

sind.<br />

Eine dieser Regelfassungen -<br />

Bischof Blum unterschreibt sie am<br />

Feste Maria Himmelfahrt 1856 -<br />

betont sogar ausdrücklich, es gehe<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft nicht um „die<br />

äußere Leistung, die leibliche<br />

Wohltat“, son<strong>der</strong>n um „die Hinführung<br />

<strong>der</strong> Seelen zu dem Herrn“, „zu<br />

einem ihren individuellen Lebensverhältnissen<br />

angemessenen gottgefälligen<br />

Wandel“.<br />

Demnach gründet Katharina Kasper<br />

keine Gemeinschaft zur Krankenpflege,<br />

Kin<strong>der</strong>erziehung, <strong>Arme</strong>npflege<br />

o<strong>der</strong> zu einem an<strong>der</strong>en<br />

praktischen Zweck. Zwar sind die<br />

Krankenpflege und die Erziehung<br />

die beiden Bereiche, in denen die<br />

Schwestern lange Jahre in erster<br />

Linie tätig sind. Doch sollen nach<br />

Katharinas Vorstellung die Dienste<br />

<strong>der</strong> Weg sein, die Menschen zu<br />

erreichen, um sich in doppelter Weise<br />

für sie einzusetzen, nämlich sie<br />

anzuleiten, ihr Leben so zu gestalten,<br />

dass sie „glücklich in <strong>der</strong> Zeit und<br />

selig in <strong>der</strong> Ewigkeit werden“ (Brief<br />

109).<br />

Diese Ausrichtung <strong>der</strong> jungen, rasch<br />

wachsenden Kongregation entspricht<br />

den Reformbemühungen<br />

Bischof Blums. Es liegt daher auf <strong>der</strong><br />

Hand, dass er diese unterstützt.<br />

Beispielsweise lässt er 1856 die<br />

aktuelle Version <strong>der</strong> Satzungen im<br />

Amtsblatt seiner Diözese veröffentlichen,<br />

um „<strong>der</strong> hochwürdigsten<br />

Bistumsgeistlichkeit“ die Möglichkeit<br />

zu geben, sich mit dem Geist <strong>der</strong><br />

Kongregation vertraut zu machen<br />

und <strong>der</strong>en Dienste in ihren Pfarreien<br />

zu nutzen.<br />

Dieser Auffor<strong>der</strong>ung entsprechen<br />

viele Pfarrer, sodass bis zum<br />

Todesjahr Katharinas allein in <strong>der</strong><br />

Diözese Limburg 58 Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

<strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong> ADJC<br />

gegründet werden, in denen sich die<br />

Schwestern mühen, das, was dem<br />

Bischof am Herzen liegt, zu leben,<br />

aber auch zu vermitteln.<br />

(Fortsetzung in <strong>der</strong> nächsten<br />

Ausgabe)<br />

_______________<br />

1) Katharina Kasper, Schriften, Band I,<br />

Butzon & Bercker 2001<br />

Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />

Wenn ich mir dies so durch den Kopf gehen lasse, dann kommt mir in den<br />

Sinn, dass ich zu ihm ein beson<strong>der</strong>es Verhältnis bei meiner ersten Kommunion<br />

gefunden habe, auch wenn mir dies damals nicht so bewusst geworden ist.<br />

Pfr. Wilfried Rheidt<br />

(geb. 1939)<br />

Während meiner Gymnasialzeit wies uns unser Religionslehrer auf das Buch<br />

von Karl Adam hin, das den Titel trug: „<strong>Jesu</strong>s Christus“. Ich habe es mir<br />

damals gekauft und gelesen, obwohl ich nicht gerne gelesen habe. Dieses<br />

Buch hat mich fasziniert und mir ein noch tieferes Bild vom Herrn geschenkt.<br />

Während meines Studiums in Frankfurt, St. Georgen, ist diese Beziehung zu<br />

ihm noch tiefer geworden, und ich habe mich oft während dieser Zeit und auch<br />

später als Priester immer wie<strong>der</strong> gefragt, wie kannst du ihm immer ähnlicher<br />

werden. Dabei waren mir Maria, seine Mutter, und manche Heilige die großen<br />

Vorbil<strong>der</strong>: z. B. Bonifatius, Franziskus, Elisabeth von Thüringen, Pater<br />

Damian de Veuster, Mutter Teresa. Sie haben mir durch ihr Leben eine neue<br />

und tiefere Sicht für ihn geschenkt.<br />

Von meinen Eltern und durch sie habe ich vorgelebt bekommen, in Treue zu<br />

ihm zu stehen, auch wenn alles gegen ihn zu sprechen scheint. So ist meine<br />

Bitte an ihn des öfteren: „Lass mich mit dir durch Dick und Dünn zum Vater<br />

gehen, auch wenn ich nichts mehr begreife wie Abraham. Lass mich dir treu<br />

sein. ‚Halte mich bei dir, damit ich dich nicht verrate'(Philipp Neri).“<br />

16


Jubiläum<br />

Die Klosterkirche des Mutterhauses feiert Geburtstag - ihren 150sten. Anlässlich dieses Jubiläums wollen<br />

wir einen Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, den damaligen Superior des Mutterhauses, <strong>der</strong> den Bau des<br />

Mutterhauses miterlebt und in seiner Chronik festgehalten hat.<br />

Geschichte<br />

<strong>der</strong> E n t s t e h u n g und äußeren A u s b r e i t u n g<br />

<strong>der</strong> Genossenschaft „<strong>der</strong> armen <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi“<br />

zu Dernbach, Amt Montabaur, bis 1871<br />

geschrieben von dem Superior J. J. W i t t a y e r<br />

… Da bei dem Bau <strong>der</strong> am 28.<br />

September 1857 eingeweihten<br />

Kapelle nur auf das damalige<br />

Bedürfnis gesehen worden war, so<br />

mußte mit <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Neubau einer<br />

größeren Kapelle notwendig<br />

werden. Deshalb war auch schon<br />

damals die Vorsicht getroffen<br />

worden, daß diese Kapelle leicht in<br />

Säle umgeän<strong>der</strong>t werden könnte. Da<br />

ein Konferenzsaal und ein größeres,<br />

ruhig gelegenes Refektorium noch<br />

Bedürfnis des Hauses waren, wurde<br />

diese Kapelle dafür in Aussicht<br />

genommen. Nach Beseitigung<br />

vieler, vieler Schwierigkeiten,<br />

beson<strong>der</strong>s auch wegen Beschaffung<br />

<strong>der</strong> Geldmittel wurde <strong>der</strong> Neubau<br />

einer gotischen Kapelle, welche die<br />

Ausgänge <strong>der</strong> beiden Flügel nach<br />

<strong>der</strong> Straße in Verbindung brachte<br />

und so den Hofraum von <strong>der</strong> Straße<br />

ganz abschloß, in Angriff genommen<br />

am Feste des hl. Georg, am 23.<br />

April, an welchem Tage <strong>der</strong> erste<br />

Spatenstich und Grundsteinlegung<br />

geschah.<br />

Am 15. August desselben Jahres war<br />

sie nicht bloß unter Dach, son<strong>der</strong>n<br />

das Innere auch soweit fertig, daß<br />

<strong>der</strong>en Konsekration durch den<br />

Hochw. Herrn Bischof vorgenommen<br />

werden konnte. Fenster, Altäre,<br />

Beplättung des Chores, Kommunionbank<br />

wurden schon fertig<br />

gemacht während des Bauens. Die<br />

Fenster waren von mattem Glase in<br />

gotischen Formen gemalt von Herrn<br />

Kaplan Münzenberger, den Schulschwestern<br />

und einem Maler, mit<br />

Namen Göbel aus Montabaur. Die<br />

Die Klosterkirche und das Mutterhaus <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n<br />

<strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi heuteheute<br />

Altäre waren gearbeitet von einem<br />

Bildhauer Johann Lewen von<br />

Heinsberg mit 6 Schreinern von hier,<br />

die Statuen Maria und Joseph mit<br />

dem <strong>Jesu</strong>skinde stammen aus <strong>der</strong><br />

Meyerschen Kunstanstalt zu München.<br />

Um möglichst viel Raum zu<br />

gewinnen, wurde ein Saal im<br />

nordwestlichen Flügel des Klosters<br />

mit zum Schiffe und ein Saal im<br />

östlichen Flügel, hinter dem Hochaltar<br />

zur Sakristei verwendet. Die<br />

ganze Arbeit war somit in drei<br />

Monaten und drei Wochen vollendet.<br />

Die Konsekrations-Feierlichkeiten<br />

waren in <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />

Weise vorgenommen worden von<br />

dem Hochwürdigsten Herrn Bischof<br />

Peter Joseph Blum und den anwesenden<br />

Geistlichen; Herrn Sekretär<br />

Roos, Schloßkaplan Dr. Boecker<br />

von Molsberg, Domvikar Dr. Cratz<br />

als Commissarius, Religionslehrer<br />

Müller zu Montabaur, Kaplan<br />

Stähler zu Montabaur, Pfarrer Klau<br />

zu Wirges, Kaplan Münzenberger<br />

und Superior Wittayer.<br />

An Geschenken wurden <strong>der</strong> Kapelle<br />

gemacht:<br />

1. von dem Hochwürdisten Herrn<br />

Bischof 2 gotische Kelche und ein<br />

gotisches Ciborium,<br />

2. von Herrn G.C.Siebert von<br />

Hadamar, Vater von den Schwestern<br />

Theophila und Jakoba: eine gotische<br />

Monstranz,<br />

3. von Herrn Franz Blum, Bru<strong>der</strong><br />

des Herrn Bischofs und Vater <strong>der</strong><br />

Schwester Josepha: 300 fl. für den<br />

Hochaltar,<br />

(Fortsetzung auf Seite 20)<br />

17


Votivtafeln<br />

Der Sarkophag <strong>der</strong> seligen Maria Katharina Kasper<br />

Die<br />

Klosterkirche<br />

Maria, die Patronin <strong>der</strong><br />

Klosterkirche<br />

Schlussstein vor <strong>der</strong> Orgelempore<br />

18


Die hl. Anna mit ihrer Tochter<br />

Maria<br />

Der Tabernakel und das Ewige Licht<br />

heute<br />

Der<br />

hl. Josef<br />

Türgriff<br />

19


Geschichte<br />

Der E n t s t e h u n g<br />

und äußeren A u s-<br />

b r e i t u n g ...<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

4. die beiden Statuen: Maria und<br />

Joseph mit dem <strong>Jesu</strong>skinde von<br />

Schwester <strong>Arme</strong>lla,<br />

5. von Frau Collart, Mutter von<br />

Schw. Edmina, 100 Thlr. Für die<br />

Orgel.<br />

Nach den Konsekrationsfeierlichkeiten<br />

blieb <strong>der</strong> Hochwürdigste Herr<br />

Bischof noch einige Wochen hier<br />

und wohnte in dem inzwischen<br />

ausgebauten Hause vis-a-vis dem<br />

Kloster.<br />

(Johann Jakob Wittayer geboren zu<br />

Oberahr am 9. Januar 1819, gestorben<br />

zu Dernbach am 9. Juni 1881)<br />

Die Heilige Messe<br />

Die Feier <strong>der</strong> Eucharistie,<br />

ein Plädoyer für das mystische<br />

Moment des Lebens<br />

Von Andreas Falkner SJ<br />

In www.kath.de wurde unter dem<br />

12.05.<strong>2011</strong> gemeldet „Vatikan will<br />

alte Messe stärken“. Am nächsten<br />

Tag wurde ein zu erwartendes Buch<br />

angekündigt, in dem es unter<br />

an<strong>der</strong>em auch um Gottesdienst geht;<br />

eines aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> eines<br />

Journalisten, <strong>der</strong> katholischen<br />

Lesern noch nicht so vertraut ist wie<br />

ein Anselm Grün.<br />

„Vatikan will alte Messe stärken“<br />

Mit diesem Titel wird auf die<br />

Instruktion zu einem Schreiben<br />

Benedikts XVI. hingewiesen, in dem<br />

<strong>der</strong> Papst auf den Reichtum <strong>der</strong><br />

römischen Liturgie eingeht: Als die<br />

vom Zweiten Vatikanum angeregte<br />

Liturgiereform Gesicht und Gestalt<br />

gewonnen hatte, wurde im Jahre<br />

1970 ein neues Römischen<br />

Messbuch von Papst Paul VI.<br />

herausgegeben; es repräsentiert die<br />

ordentliche Form <strong>der</strong> römischen<br />

Liturgie. Nun hatte Papst Johannes<br />

XXIII. während des Zweiten<br />

Vatikanums schon im Jahre 1962 ein<br />

revidiertes Römisches Messbuch <strong>der</strong><br />

Kirche übergeben. Sollte durch das<br />

Römische Messbuch aus dem Jahre<br />

20<br />

1970 jenes aus dem Jahre 1962 zu<br />

Makulatur werden o<strong>der</strong> ausgeschaltet<br />

werden, weil es<br />

Fehlerhaftes enthalte?<br />

Nein! Im einen wie im an<strong>der</strong>en<br />

Römischen Messbuch geht es „um<br />

zwei Gebrauchsweisen des einen<br />

römischen Ritus, die nebeneinan<strong>der</strong><br />

stehen. Beide Formen sind Ausdruck<br />

<strong>der</strong>selben lex orandi (Gesetz des<br />

Betens) <strong>der</strong> Kirche“. Es geht also um<br />

kein Entwe<strong>der</strong> – O<strong>der</strong>. „In <strong>der</strong><br />

L i t u rg i e g e s c h i c h t e g i b t e s<br />

Wachstum und Fortschritt, aber<br />

keinen Bruch. Was früheren<br />

Generationen heilig war, bleibt auch<br />

uns heilig und groß; es kann nicht<br />

plötzlich rundum verboten o<strong>der</strong> gar<br />

schädlich sein“, beteuert Benedikt<br />

XVI. Es soll also kein Ritenstreit<br />

vom Zaun gebrochen werden;<br />

Bewertungen wären fehl am Platz.


Vielleicht lässt sich aber Offenheit<br />

füreinan<strong>der</strong> aufbringen, die in<br />

Lernbereitschaft mündet, es<br />

zugestanden wird, dass frühere<br />

Zeiten Aspekte im Auge hatten, die<br />

unsere Zeit aus dem Blick verloren<br />

hat. In <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong> Messe soll es<br />

Kontinuierliches, Feststehendes<br />

geben. „Wird mir (<strong>der</strong> zitierte Autor<br />

meint sich) aber jede Form entzogen,<br />

wenn ich eben beginne, mich<br />

heimisch zu fühlen, dann kann ich in<br />

<strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> Anbetung niemals<br />

Fortschritte machen. Man gibt mir<br />

die Gelegenheit nicht, mir durch<br />

Praxis eine Gewohnheit anzueignen<br />

– einen abito dell' arte.“ Anregung<br />

für Anbetung, Hingabe bot vielleicht<br />

schon die Anordnung <strong>der</strong> Feiernden,<br />

die sich vor dem Zweiten Vatikanum<br />

zur Eucharistie eingefunden hatten:<br />

Alle, eben auch <strong>der</strong> Priester hatten<br />

den Altar, vielleicht das Altarbild vor<br />

A u g e n ; d i e s e v e r m i t t e l t e n<br />

gewissermaßen einen Blick in den<br />

Himmel, <strong>der</strong> in den Anwesenden die<br />

innere Bewegung <strong>der</strong> Anbetung, <strong>der</strong><br />

Hingabe stützen konnte, sollte.<br />

Dass die Versammlung <strong>der</strong><br />

Gemeinde in <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />

„die Kunst <strong>der</strong> Anbetung“ för<strong>der</strong>n<br />

soll, ist ein Aspekt des Geschehens,<br />

<strong>der</strong> doch vielfach im Schatten steht.<br />

„Das katholische Abenteuer“<br />

Nun zu dem vielleicht an<strong>der</strong>en<br />

Anselm Grün. Matthias Matussek<br />

heißt er, ein Kulturjournalist, 1954<br />

geboren, <strong>der</strong> „Spiegel“-Lesern<br />

geläufig sein dürfte, nun aber ein<br />

Buch mit 368 Seiten als Provokation<br />

vorlegt: Das Katholische Abenteuer.<br />

Seite um Seite sei es klar, auf<br />

welcher Seite <strong>der</strong> Autor stehe, sagt<br />

sein Kollege Wallasch von <strong>der</strong><br />

Süddeutschen Zeitung: „Da<br />

Matussek ein Bekenntnis vorlegt,<br />

sollte <strong>der</strong> Rezensent es auch tun: Ich<br />

bin nicht gläubig. Das Buch war für<br />

mich immer wie<strong>der</strong> eine Zumutung,<br />

eine Verstörung, aber ich habe damit<br />

gekämpft, mit Gewinn, und das ist<br />

mehr, als man von manchen an<strong>der</strong>en<br />

Büchern sagen kann. Mo<strong>der</strong>ate Töne<br />

gibt es selten, aber dann sind sie<br />

umso überraschen<strong>der</strong>: die innige<br />

Beschreibung eines Gottesdienstes<br />

etwa o<strong>der</strong> eine Reise durch die<br />

heutige Glaubenswüsten ...“ Die<br />

„innige Beschreibung“ eines<br />

Gottesdienstes „in <strong>der</strong> anschaulichen<br />

Reportersprache“ macht auch auf<br />

einen Eindruck, <strong>der</strong> täglich die hl.<br />

Messe feiert! Gegen Ende <strong>der</strong><br />

Besprechung des Buches würdigt<br />

Alexan<strong>der</strong> Wallasch seinen Kollegen<br />

als Journalisten: „Immer mitreißend.<br />

Im Verlauf des Buches erzählt er von<br />

<strong>der</strong> Begegnung mit den vielen<br />

gläubigen Christen unterschiedlichster<br />

regionaler Einfärbungen. Da<br />

meint man vieles wie<strong>der</strong>zuerkennen<br />

aus seiner jahrzehntelangen<br />

journalistischen Arbeit, diese<br />

anschaulichen Vor-Ort-Reportagen,<br />

die seinen Ruf als exzellenter<br />

Beobachter begründet haben: in<br />

Baptistengottesdiensten in Harlem,<br />

in einer Synagoge, in einer<br />

gigantischen Marienprozession am<br />

Amazonas. Mit dem Pfund seiner<br />

anschaulichen Reportersprache<br />

wuchert Matussek auch hier seitenund<br />

kapitelweise. Dazu gehören auch<br />

seine romantisierten Kindheitserinnerungen<br />

zwischen Krippenspiel<br />

und Petersplatz.“ Der Stil und die<br />

Linienführung <strong>der</strong> Besprechung<br />

insgesamt zeigen den Respekt des<br />

nicht gläubigen Rezensenten für den<br />

bekennenden Katholiken. Ein Grund<br />

mehr, dem Buch Beachtung zu<br />

schenken, in dem eine Person des<br />

öffentlichen Lebens die hl. Messe als<br />

den Angelpunkt seines Katholischseins<br />

hinstellt. „Der Katholizismus,<br />

mit dem ich groß wurde, war in eine<br />

faszinierende Formensprache<br />

gehüllt. Heute ringt er um Form und<br />

Fassung. Und er versucht zaghaft<br />

wie<strong>der</strong>, die alten Quellen auszugraben,<br />

weil er spürt, dass die Form<br />

auch gleichzeitig Inhalt ist und Riten<br />

ihre innere Wahrheit haben.“<br />

Die Erwähnung eines päpstlichen<br />

Dokuments und eines neuen Buches<br />

zeigen doch die Aktualität <strong>der</strong> Frage<br />

unserer Reihe »Kann man<br />

katholisch sein ohne Hl. Messe?«<br />

Schon aus <strong>der</strong> Ankündigung des<br />

erwähnten Buches wird deutlich,<br />

d a s s M e n s c h e n n i c h t m i t<br />

Argumenten in den Stall <strong>der</strong><br />

Christgläubigen gelockt werden<br />

können. Sein Katholizismus sei – so<br />

Matussek - nicht konsensabhängig.<br />

„Glaubenswahrheiten sind keine<br />

Abstimmungssachen. Mein<br />

Katholizismus ist auf dunkle Art<br />

monarchistisch. Als <strong>Jesu</strong>s von<br />

21


ADJC national<br />

Pilatus gefragt wird: »Bist du <strong>der</strong><br />

König <strong>der</strong> Juden?«, verweigert er<br />

laut Johannesevangelium die Antwort.<br />

Er sagt: »Mein Reich ist nicht<br />

von dieser Welt.« Das ist so an<strong>der</strong>s,<br />

dass wir es gar nicht ermessen<br />

können.“ Berührt von dem <strong>Jesu</strong>s vor<br />

Pilatus, geht es darum, in <strong>der</strong> politischen<br />

und religiösen Öffentlichkeit<br />

zu ihm zu stehen und sich seiner<br />

nicht zu schämen. Ein deutlich<br />

sichtbares Zeichen dieser Zugehörigkeit<br />

mag es sein, unabhängig von<br />

<strong>der</strong> momentanen Stimmung Sonntag<br />

für Sonntag mit <strong>der</strong> Christengemeinde<br />

vor Ort in die Hl. Messe zu<br />

gehen – weniger um etwas zu<br />

bekommen, sei es auch nur eine gute<br />

Predigt, viel mehr um Gott zu<br />

danken, ihm die Ehre zu geben in<br />

Lobpreis und Anbetung. Für zwei,<br />

drei Viertelstunden sich auf die<br />

Seite des <strong>Jesu</strong>s vor Pilatus zu<br />

stellen, gehört zum Katholisch-sein<br />

dazu; insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sich<br />

jemand immer wie<strong>der</strong> einmal in <strong>der</strong><br />

Menge versteckt, die für seine<br />

Kreuzigung plädiert – wie Petrus<br />

braucht er o<strong>der</strong> sie den klärenden<br />

Blick <strong>Jesu</strong>. Für ein solches<br />

Bekenntnis – so Matussek, <strong>der</strong> es<br />

einfach gut findet, katholisch zu<br />

sein, in seinen Schil<strong>der</strong>ungen mit<br />

sattem Hintergrund – „heutzutage<br />

den gleichen Beifall zu kassieren<br />

wie, sagen wir, Berlins Party-<br />

Bürgermeister Klaus Wowereit für<br />

das seiner sexuellen Orientierung<br />

erwarte ich gar nicht – aber ich will<br />

ja auch keine Wahlen gewinnen.<br />

Katholizismus, ganz beson<strong>der</strong>s in<br />

diesen Tagen, ist nicht mehrheitsfähig.<br />

Begeben wir Katholiken uns<br />

auf den Marktplatz, müssen wir<br />

zickzack rennen, denn es wird aus<br />

allen Rohren gefeuert.“ Wie zum<br />

Katholisch-sein überhaupt gehört<br />

auch zum Besuch <strong>der</strong> Hl. Messe<br />

kühne Entschiedenheit dazu. Wer<br />

meint, sich enthalten zu dürfen, o<strong>der</strong><br />

wie so viele auf Umfragen achtet,<br />

um sich <strong>der</strong> Mehrheit anzuschließen,<br />

wird eines Tages eine<br />

schale Leere empfinden und auf<br />

<strong>der</strong>en Grund <strong>der</strong> Wahrheit inne<br />

werden, die für Matussek einer<br />

seiner englischen Kollegen früherer<br />

Zeiten formuliert hatte: „Das<br />

mystische Moment ist es, was den<br />

Menschen im Laufe ihrer Geschichte<br />

die Gesundheit erhalten hat.<br />

Solange es das Mysterium gibt,<br />

bleiben die Menschen gesund;<br />

zerstört man es, liefert man sie dem<br />

Verfall aus.“<br />

___________________<br />

1)Nach www.radiovaticana.org/ted/<br />

print_page.asp?c… 13/05/<strong>2011</strong><br />

11.55.53<br />

2)C.S.Lewis, Du fragst mich, wie ich<br />

3<br />

bete. Einsiedeln 1985, S. 11. Der<br />

italienische Ausdruck will wohl sagen,<br />

<strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Anbetung und dieser<br />

selbst möge etwas von leichter und<br />

gefälliger Eleganz eigen sein.<br />

3)Sueddeutsche.de/.../neues-buch-vonmatthias-matussek<br />

09.05.<strong>2011</strong>. 2/5<br />

4)Ebd. 4/5<br />

5)Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>, 136-138<br />

6)Nach Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>, 136<br />

7)Ebd. 137<br />

8)Zitat Matusseks aus Gilberth Keith<br />

Chesterton (1874-1936), Orthodoxie;<br />

wie<strong>der</strong>gegeben in Der Spiegel 18/<strong>2011</strong>,<br />

S. 136<br />

Katharina Kasper nach Frankfurt<br />

zurückgekehrt<br />

„Katharina Kasper war oft in Frankfurt-<br />

Bockenheim, nun kommt sie wie<strong>der</strong>: Aber dieses<br />

mal bleibt sie für immer. Und das müssen wir<br />

feiern.“ So sagte mir eine Dame aus <strong>der</strong> Stadt bei<br />

einer Begegnung. Und so war dann im Info-Blatt<br />

<strong>der</strong> Pfarrgemeinden Frauenfrieden und St. Elisabeth<br />

zu lesen:<br />

„Die Dernbacher Schwestern sind aus Frankfurt<br />

nicht wegzudenken. Mit dem St. Marienkrankenhaus<br />

und dem St. Elisabethen-Krankenhaus sind sie<br />

tragende Säulen <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

unserer Stadt. Schon seit den 1870 er Jahren sind sie<br />

gemäß dem Auftrag ihres Ordens in den Bereichen<br />

Gesundheit und Bildung tätig, und zu ihren<br />

Lebzeiten besuchte die Ordensgrün<strong>der</strong>in die Sel.<br />

Katharina Kasper dieses Zentrum regelmäßig. Und<br />

nun kommt sie noch einmal: eine Reliquie <strong>der</strong><br />

Ordensmutter ist nach Frankfurt Bockenheim<br />

gekommen und wird in einem Festgottesdienst am<br />

26. Mai um 18.00 Uhr in <strong>der</strong> Kapelle des St.<br />

22


Elisabethen-Krankenhauses feierlich<br />

eingesetzt. Alle Freunde und<br />

För<strong>der</strong>er des Ordens und natürlich<br />

alle Bockenheimer sind herzlich<br />

eingeladen, am Gottesdienst<br />

teilzunehmen und den nachfolgenden<br />

Empfang zur Begegnung und<br />

zum Austausch zu nutzen.“<br />

Nach langen und reiflichen Überlegungen<br />

war es dann soweit, und es<br />

war für uns eine große Freude, zu<br />

erleben, wie sehr die Gemeindemitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Einladung gefolgt sind<br />

und dieses Ereignis zu ihrem<br />

eigenen machten. In <strong>der</strong> Tat, <strong>der</strong><br />

Geburtstag unserer Grün<strong>der</strong>in, <strong>der</strong><br />

26. Mai, war ein Fest <strong>der</strong> Begegnung.<br />

Unsere große Kapelle im St.<br />

Elisabethen Krankenhaus konnte<br />

die Gottesdienstbesucher kaum<br />

fassen, und alle fühlten sich mit uns<br />

verbunden. Einige sind hier<br />

geboren, an<strong>der</strong>e erzählten, wie sie<br />

hier Heilung erfuhren durften und<br />

sehr viele erinnern sich noch an die<br />

früheren Ambulanzschwestern,<br />

welche in ihren Häusern ein- und<br />

ausgegangen sind.<br />

Als Hauptzelebrant stand Herr<br />

Pfarrer Peter Hofacker, Dekan von<br />

Frankfurt West, dem Gottesdienst<br />

vor. Ihm zur Seite unser <strong>der</strong>zeitiger<br />

Hausgeistlicher Herr Pater Paul<br />

Greif SJ, Clemens Wittek, Diakon,<br />

Herr Pfarrer Lothar Zenetti und Herr<br />

Pfarrer Franz Beffert. Letztere<br />

fühlen sich seit Lebzeiten mit den<br />

Dernbacher Schwestern verbunden.<br />

Da Herr Josef Welling, Goldschmied<br />

aus Koblenz, schon in<br />

vielen Kunstwerken unserer Kapelle<br />

seine Handschrift hinterlassen hat,<br />

war es nur konsequent, ihm auch die<br />

Gestaltung des Reliquienschreins<br />

zu übertragen. Und so hat er, wie er<br />

selbst sagt, mit dem Reliquienschrein<br />

seinem Werk bei uns die<br />

Krone aufgesetzt. Maria Katharina<br />

hat einen sehr schönen Platz am<br />

Altar im Zentrum unserer Kirche.<br />

Man spürte während des Gottesdienstes<br />

die Begeisterung <strong>der</strong><br />

Gemeinde, <strong>der</strong> Gäste und Besucher.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> des Kirchenchores,<br />

seine Leiterin und Solistin, Frau Eva<br />

Schäfer und auch alle unsere<br />

Schwestern gaben ihr Bestes.<br />

Anstelle einer Predigt wurde <strong>der</strong><br />

Film von Katharina Kasper gezeigt,<br />

welcher auf große Resonanz und<br />

Interesse stieß.<br />

Im Anschluss an die feierliche<br />

Einsetzung <strong>der</strong> Reliquie, waren alle<br />

zu einem Empfang eingeladen, bei<br />

dem sich die Gäste in einer<br />

Ausstellung über das Wirken <strong>der</strong><br />

Dernbacher Schwestern seit 140<br />

Jahren informieren konnten, aber<br />

auch über die <strong>der</strong>zeitigen Aktionen<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft. Und was man<br />

nicht lesen konnte, weil das unmittelbare<br />

Gespräch viel wichtiger war,<br />

wurde in Form von Flyern und<br />

Infobroschüren mit nach Hause genommen.<br />

Bei allen Gästen spürten wir die<br />

Freude über die „alten“ und neuen<br />

Kontakte, die entstanden sind, und<br />

den Wunsch, diese in Zukunft<br />

fortzuführen und zu vertiefen.<br />

(Sr. M. Marita Fabich)<br />

23


Bischof ehrt Schwester Hermania<br />

Georgsplakette für ehrenamtlichen Einsatz<br />

„Man ist erst dann Limburger, wenn<br />

man Schwester Hermania kennengelernt<br />

hat!“ So sprach Bischof Franz-<br />

Peter Tebartz-van Elst, als er<br />

Schwester Hermania Schrauth im<br />

Rahmen einer Feierstunde als eine<br />

von zehn Personen für ihr ehrenamtliches<br />

Engagement mit <strong>der</strong> Georgsplakette<br />

auszeichnete.<br />

Schwester Hermania lebt inzwischen<br />

seit 45 Jahren in Limburg. In<br />

seiner Laudatio meinte Ordinariatsrat<br />

Pfarrer Michael Metzler, sie<br />

gehöre „zum lebendigen Erscheinungsbild<br />

<strong>der</strong> katholischen Kirche“<br />

in Limburg. Über 28 Jahre leitete<br />

Schwester Hermania den Kin<strong>der</strong>hort<br />

„Am Huttig“ und wirkte viele Jahre<br />

als Religionslehrerin an <strong>der</strong> Marienschule.<br />

Bis heute arbeitet sie dort im<br />

Schulseelsorgeteam mit. Viel und<br />

intensiv hat sie außerdem noch<br />

Kontakt zu den Schülerinnen durch<br />

die Schülerbibliothek, die sie<br />

betreut. Darüber hinaus ist sie aus <strong>der</strong><br />

Domgemeinde nicht wegzudenken.<br />

„Jedem Mitmenschen schenken Sie<br />

Achtung“, so Ordinariatsrat Metzler,<br />

„eine selbstverständliche Anerkennung<br />

und sind daher hier in Limburg<br />

anerkannt und geachtet, als glaubwürdige<br />

Ordensfrau, als authentische<br />

Pädagogin, als herzlicher<br />

Mensch.“<br />

Die Georgsplakette, die nur alle<br />

zwei Jahre an Ehrenamtliche<br />

verliehen wird, wurde 1974 vom<br />

damaligen Bischof Wilhelm Kempf<br />

gestiftet und ist nach dem Patron des<br />

Bistums und des Doms, dem Hl.<br />

Georg, benannt.<br />

(STH)<br />

„Kloster auf Zeit“ (vom 22. bis 25.03.<strong>2011</strong>)<br />

Der Abschied nach den vier schönen<br />

Tagen bei den <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong>n<br />

<strong>Jesu</strong> Christi in Dernbach fiel uns<br />

sehr schwer, denn dort haben wir<br />

vollkommene Gastfreundschaft,<br />

Ruhe und Geborgenheit erfahren.<br />

Als wir schließlich am kleinen<br />

Bahnhof in Dernbach saßen und auf<br />

den Zug warteten, blieb noch genug<br />

Zeit, um mit den Schwestern über<br />

die vergangenen Tage zu reden.<br />

Doch lei<strong>der</strong> kam <strong>der</strong> Zug viel zu<br />

schnell, und so stiegen wir ein und<br />

blickten auf die immer kleiner<br />

werdenden Schwestern zurück.<br />

Wir setzten uns hin und ließen die<br />

24<br />

letzten Tage noch einmal Revue<br />

passieren: vor dem Klosteraufenthalt<br />

waren wir etwas skeptisch und<br />

aufgeregt, denn wir wussten nicht,<br />

was uns erwarten würde. Die<br />

Spannung stieg, als wir im ländlichen<br />

Dernbach nach ca. 2 Stunden<br />

Fahrt ankamen. Als wir aus dem Zug<br />

stiegen und lange Zeit den Weg zum<br />

Kloster suchten, stellten wir fest,<br />

dass Dernbach ein sehr idyllisches<br />

Örtchen ist. Schließlich kamen wir<br />

im Kloster an, wo wir sehr herzlich<br />

empfangen und direkt zu Kaffee und<br />

Kuchen eingeladen wurden. Dort<br />

lernten wir Schwester Clarentia<br />

kennen, die unter an<strong>der</strong>em für uns<br />

zuständig war. Anschließend<br />

machten wir einen kleinen Rundgang<br />

durch das Klostergebäude, bei<br />

dem uns beson<strong>der</strong>s die wun<strong>der</strong>schöne<br />

Klosterkirche in Erinnerung<br />

blieb.<br />

Den Tag schlossen wir mit einer<br />

beruhigenden Messe und einem<br />

anschließenden Gespräch mit ein<br />

paar Schwestern ab. Bei diesem<br />

Gespräch lernten wir die Schwestern<br />

besser kennen und konnten sie<br />

alles fragen. Dabei fanden wir ein<br />

Zitat beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll: „Ich<br />

bin ins Kloster gegangen, um Gott<br />

besser kennen und lieben zu lernen“


Die nächsten Tage wurden wir früh<br />

morgens geweckt, denn es war Zeit<br />

für das Morgengebet. Das Morgengebet,<br />

auch Laudes genannt, war<br />

immer sehr entspannend, da ein Teil<br />

des Gottesdienstes geschwiegen<br />

wurde und man so zur Ruhe kam,<br />

sich auf den Tag vorbereiten und<br />

seine Anliegen vor Gott bringen<br />

konnte. Anschließend ging es<br />

schweigend zum Frühstück, und<br />

dann ging <strong>der</strong> Tag erst richtig los:<br />

Nach dem Frühstück haben wir in <strong>der</strong><br />

Cafeteria o<strong>der</strong> beim Putzen des<br />

Hauses geholfen. Vor dem Mittagessen<br />

ging es dann weiter zur Mittagshore.<br />

Nachmittags hatten wir immer<br />

ein bisschen Zeit für uns, in <strong>der</strong> wir<br />

unter an<strong>der</strong>em den kleinen aber sehr<br />

schön gepflegten Klosterpark<br />

besucht haben. Und da wir die<br />

Grün<strong>der</strong>in Katherina Kasper in<br />

ihrem Handeln so interessant fanden,<br />

haben wir gleich an zwei Tagen von<br />

Schwester Gottfriedis mehr über sie<br />

erfahren. Wir fanden aber nicht nur<br />

ihr Handeln sehr interessant, son<strong>der</strong>n<br />

auch ihr Denken und ihre Einstellung<br />

zu Gott. Erst nach diesen Gesprächen<br />

mit <strong>der</strong> Schwester haben wir den<br />

Ordensnamen „<strong>Arme</strong> <strong>Dienstmägde</strong><br />

<strong>Jesu</strong> Christi“ so richtig verstanden.<br />

An einem Nachmittag machten wir<br />

mit Schwester Theresia und Schwester<br />

Pacifika einen kleinen Rundgang<br />

durch Dernbach und stellten dabei<br />

fest, dass Dernbach fast komplett in<br />

den Händen <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong><br />

<strong>Jesu</strong> Christi liegt. Das Altersheim,<br />

das Krankenhaus und sogar <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>garten werden zum Teil von<br />

Ordensschwestern geführt. Am<br />

Abend hatten wir noch einmal eine<br />

Gesprächsrunde mit den Schwestern,<br />

wobei diesmal auch zwei<br />

indische Schwestern dabei waren,<br />

die gerade ein Praktikum im<br />

Krankenhaus machten und solange<br />

im Kloster wohnten. Von ihnen<br />

haben wir auch sehr viel über ihre<br />

Beweggründe erfahren, ins Kloster<br />

zu gehen und über ihre Zeit, die sie<br />

schon in Deutschland verbracht<br />

haben.<br />

An einem an<strong>der</strong>en Tag sind wir mit<br />

Schwester Theresia und Schwester<br />

Pacifika zum im Feld gelegenen<br />

Heilborn gegangen. Der Heilborn<br />

ist eine Kapelle, die so gebaut<br />

wurde, dass ein Baum in das kleine<br />

Häuschen eingebunden wurde. Dort<br />

setzten wir uns neben einen Brunnen,<br />

und uns wurden von den<br />

Schwestern noch einige Fragen<br />

beantwortet.<br />

Am letzten Tag machten wir noch<br />

einmal viele Fotos, und uns wurde<br />

noch einmal bewusst, was wir in <strong>der</strong><br />

kurzen Zeit alles kennengelernt<br />

haben und beschlossen, die lieben<br />

Schwestern auf jeden Fall ein<br />

weiteres Mal zu besuchen. Zum<br />

Schluss wollen wir uns noch ganz<br />

herzlich bei den Schwestern und bei<br />

Herrn Neufurth bedanken, dass es<br />

uns möglich war, diese Erfahrung<br />

zu machen.<br />

(<strong>Juli</strong>a Mayer und Jill Theobald<br />

(10a))<br />

.<br />

Impressum<br />

"<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>" erscheint viermal jährlich.<br />

Herausgeber:<br />

Provinzialat <strong>der</strong> ADJC, Dernbach<br />

Anschrift <strong>der</strong> Redaktion:<br />

Katharina-Kasper-Str.10<br />

56428 Dernbach/Ww;<br />

Tel.: 02602/6830; Fax: 02602/683194;<br />

Email: sr.theresia.winkelhoefer@gmx.de<br />

Redaktion:<br />

Sr.Theresia Winkelhöfer (verantwortlich), Herbert Bruns,<br />

Sr.Lucinda Grams, Winfried Gramich, Claudia Keßler, Sr.<br />

Benedicta Köth, Sr. Clarentia Kurz, Ingrid und Franz-Josef Ludwig,<br />

Sr. Roswitha Ruh.<br />

Druck:<br />

Druckerei und Verlag Arfeller, Montabaur.<br />

Auflagenhöhe: 600 Exemplare<br />

Jahresbeitrag:<br />

Konvente auf Spendenbasis<br />

Mitarbeiter und Freunde <strong>der</strong> Gemeinschaft Euro 20,-<br />

Bank-Konto:<br />

Nassauische Sparkasse Dernbach<br />

BLZ: 51050015<br />

Konto-<strong>Nr</strong>.: 788 008 333<br />

25


Was bedeutet dir <strong>Jesu</strong>s Christus?<br />

Meine Eltern haben mich als Baby in unserer Heimatgemeinde taufen lassen,<br />

so wie es in einer katholischen Familie üblich war und vielleicht auch heute<br />

noch ist. Im Laufe <strong>der</strong> Jahre ging ich den zumindest damals normalen Weg in<br />

einer Gemeinde: Erstkommunion, Gruppenstunde, Flötenkreis, Firmung,<br />

Gruppenleiter usw. Viele weitere Jahre mussten vergehen, bis ich auf unseren<br />

neuen Gemeindepfarrer traf P. Hans Weyer SJ. Er erzählte mir ziemlich<br />

aufgebracht ein Gespräch, in dem er seinem Gegenüber folgende Frage<br />

gestellt hatte: „Welches Gottesbild haben Sie eigentlich?“ Diese Frage hat in<br />

mir eine elementare Bewegung ausgelöst, nämlich ein Suchen nach meinem<br />

Gott. Welchen Gott habe ich eigentlich? Wo kann ich ihn denn finden?<br />

Karin Ganss<br />

(geb. 1959)<br />

Im Alten Testament, in den Psalmen kann ich mich in allen meinen<br />

Lebenslagen wie<strong>der</strong>finden. Das dort beschriebene Verhältnis zu Gott ist<br />

oftmals auch das meinige. Im Alten Testament fürchtet sich allerdings Mose,<br />

Gott anzuschauen. Das Volk setzt Mose als Mittler ein, vor lauter Angst, mit<br />

Gott sprechen zu müssen, aus Angst zu sterben, wenn sie ihn sehen. So hat<br />

Gott seinen Sohn <strong>Jesu</strong>s gesandt, als Mittler zwischen dem Volk (uns) und ihm.<br />

Die Menschen zur Zeit <strong>Jesu</strong> starben nicht bei seinem Anblick. Die an ihn<br />

glaubten, wurden geheilt, aber das Leben im Allgemeinen wurde für sie nicht<br />

leichter. Alle diejenigen, die sich für ihn und das Reich Gottes entschieden,<br />

mussten sich gegen den Rest <strong>der</strong> Welt positionieren. Mit meiner<br />

Entscheidung, mich auf Gott einzulassen, fühle ich mich zumindest hin und<br />

wie<strong>der</strong> auch ausgegrenzt zur ‚normalen' Welt und mich allein auf Gott<br />

gestellt. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dieses Bekenntnis geht mir<br />

leichter von den Lippen und kommt somit auch leichter aus dem Herzen.<br />

Wenn schon die Menschen zu <strong>Jesu</strong> Lebzeiten sich so schwer taten, sich für ihn<br />

zu entscheiden, warum sollte es uns heute 2000 Jahre später leichter fallen.<br />

Klostermarkt in Dernbach<br />

Was bedeutet mir Christus? Er ist Gottes Sohn, durch ihn gelangen wir zum<br />

unserem Vater. Gott bietet uns Menschen seine Versöhnung und seine Liebe<br />

an. Beides erhoffe ich für mich. Davon möchte ich meinen Mitmenschen<br />

Zeugnis geben. Wie gut, dass meine Eltern mich zur Taufe getragen haben.<br />

Gott sei Dank!<br />

26<br />

Am 20.August <strong>2011</strong> veranstalten die Schwestern des Mutterhauses zusammen mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und Freunden <strong>der</strong> Kongregation zum ersten Mal einen „Klostermarkt“<br />

auf dem Parkplatz neben <strong>der</strong> Klosterkirche und im Klosterpark.<br />

Sie sollten sich die Gelegenheit, Raritäten, Altertümchen, viele schöne Dinge, die sich im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahre auch im Kloster angesammelt haben, zu entdecken, nicht entgehen lassen. Und<br />

genießen Sie das reiche Angebot an selbst zubereiteten Speisen, u.a. gute Westerwäl<strong>der</strong> Kartoffelsuppe,<br />

Klosterbrot – eine Dernbacher Spezialität nach Rezepten unserer Stifterin – und<br />

selbst gebackene Waffeln <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Katharina-Kasper-Schule in<br />

Wirges.<br />

Und das alles für einen guten Zweck, für Projekte in unseren Missionsgebieten, in Indien,<br />

Nigeria, Kenia, Mexiko und Brasilien!<br />

Wir freuen uns, Sie am Samstag, dem 20. August <strong>2011</strong>, zwischen 10.00 und 17.00 Uhr, in<br />

Dernbach begrüßen zu können!


„Du sollst deinen Nächsten lieben“<br />

… aber erst nach Nutzenanalyse?!<br />

Gesundheits- und Sozialwesen in <strong>der</strong> Diskussion<br />

Von Herbert Bruns<br />

Sehr kurzfristig habe ich von dem<br />

Symposium <strong>der</strong> Maria-Hilf-Gruppe<br />

erfahren. Interessiert an sozialpolitischen<br />

und gesundheitspolitischen<br />

Fragestellungen sind<br />

meine Frau und ich schon immer.<br />

Und dies im Zusammenhang mit<br />

unserem Glauben zu betrachten,<br />

erschien uns interessant und<br />

spannend zu sein. Wird durch das<br />

Veranstaltungsthema nicht sogar <strong>der</strong><br />

Glaube priorisiert und die Ökonomie<br />

hintenangestellt? Dies würde die<br />

tatsächlichen Verhältnisse ja auf den<br />

Kopf stellen!? Wir waren bereit, uns<br />

überraschen zu lassen.<br />

Die Provinzoberin <strong>der</strong> Dernbacher<br />

Schwestern, Schwester M. Simone,<br />

ließ in ihrem Impuls, <strong>der</strong> ganz im<br />

Glauben verwurzelt war, keinen<br />

Zweifel daran, dass die Nächstenliebe<br />

am Anfang und am Ende stehen<br />

muss. Sie gab <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

das Statement mit: „Hinter <strong>der</strong><br />

Aussage <strong>Jesu</strong>: ‚Du sollst deinen<br />

Nächsten lieben' darf kein<br />

Fragezeichen stehen!“<br />

Hauptredner war sodann Prof. Dr.<br />

Aloys Prinz (Lehrstuhl für Finanzwissenschaft,<br />

WMU Münster), <strong>der</strong><br />

seinen Vortrag „Finanzierung des<br />

Gesundheitssystems – Wer soll das<br />

bezahlen?“ betitelte. Er stellte das<br />

gesammelte Zahlenmaterial<br />

exzellent zusammen und folgerte<br />

hieraus Schlüsse, die überraschen –<br />

o<strong>der</strong> auch nicht, da man es vielleicht<br />

immer schon vermutet hat. Als<br />

Ursache <strong>der</strong> Unterfinanzierungsproblematik<br />

des Gesundheitswesens<br />

ermittelte er zweierlei:<br />

1. Eine Einnahmeerosion, welche<br />

durch die starken Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt, die wie<strong>der</strong>um<br />

von einem erheblichen Rückgang an<br />

Vollzeitbeschäftigten, die normale<br />

Abgaben und Steuern entrichten,<br />

verursacht wird. (Anm.: Betriebliche<br />

Rationalisierungen verbunden<br />

mit Freisetzungen von Mitarbeitern<br />

dürften diesen Effekt noch weiter<br />

verstärkt haben.) Dagegen stehen<br />

viele Teilzeit-Beschäftigte,<br />

Schlechtverdiener, Ein-Euro-<br />

Jobber, Hartz-IV-Empfänger dafür,<br />

dass die finanziellen Zuflüsse nicht<br />

ausreichend dimensioniert sind.<br />

Dass <strong>der</strong> Bund dieses System mit<br />

Steuermitteln unterstützen muss,<br />

scheint die logische Konsequenz zu<br />

sein.<br />

2. Zum an<strong>der</strong>en ist auf <strong>der</strong><br />

Ausgabenseite <strong>der</strong> medizinische<br />

Fortschritt Ursache für die<br />

anhaltende Kostenverteuerung.<br />

Daneben gilt es natürlich immer,<br />

Systemineffizienzen abzubauen.<br />

Doch über diesen finanzwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen schwebte<br />

die Nachricht von Prof. Prinz, die<br />

auch <strong>der</strong> gesunde Menschenverstand<br />

bereits erahnt hat:<br />

Der persönliche Lebensstil<br />

beeinflusst die Krankheitskosten<br />

am meisten.<br />

Eine weiterführende Konkretisierung<br />

krankmachen<strong>der</strong> Lebensstile<br />

fehlte jedoch. Es fällt mir<br />

folgendes Wort dazu ein: „Das<br />

Problem ist, dass die einen krank<br />

werden, weil sie keine Arbeit<br />

haben, und die an<strong>der</strong>en werden<br />

krank, weil sie zu viel arbeiten.“<br />

Stellt sich also die Frage, wer<br />

überhaupt noch einen ausgleichenden<br />

und gesunden Lebensstil pflegt<br />

bzw. pflegen kann. Ein erkranktes<br />

Gesellschaftssystem hat ein<br />

krankes Gesundheitssystem doch<br />

notwendig zur Folge? Ein System,<br />

in dem die Ärzte einen Reparaturaufwand<br />

für vermeidbare Krankheiten<br />

leisten müssen. Welchen<br />

Stellenwert räumen wir unserer<br />

Gesundheit und einem glücklichen<br />

Leben ein? Leben wir, um zu<br />

arbeiten? Arbeiten um zu leben,<br />

könnte doch sinnvoller sein!<br />

27


Prof. Prinz monierte deutlich, dass<br />

die finanzielle Basis, die belastet<br />

werden kann, viel zu sehr<br />

verschlankt wurde. Als eine weitere<br />

Ursache identifizierte er die<br />

Tatsache, dass Kin<strong>der</strong> und Ehefrau<br />

kostenlos auch bei freiwillig<br />

Versicherten mitversichert werden.<br />

Interessant war, dass Prof. Prinz<br />

insofern als Finanzwissenschaftler<br />

ein Diener <strong>der</strong> Nächstenliebe war,<br />

als er sich <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong><br />

Wahrheit des Ursache-Wirkung-<br />

Zusammenhangs verpflichtet sah.<br />

Nur aus diesen Ermittlungen<br />

können wirksame Schlüsse zur<br />

Gesundung des Gesundheitssystems<br />

abgeleitet werden. Doch unsere<br />

Politiker scheinen zu sehr<br />

interessengesteuert zu sein, um sich<br />

dieser Wahrheit zu bedienen. Und so<br />

reiht sich eine Rezeptur zur<br />

Gesundung des Gesundheitssystems<br />

an die an<strong>der</strong>e, jedoch bisher ohne<br />

Wirkung. Aus dem Vortrag von Prof.<br />

Prinz leite ich folgendes ab:<br />

Obwohl die freiwillig Versicherten<br />

zu den Besserverdienenden gehören,<br />

da sie mit ihrem Einkommen<br />

oberhalb <strong>der</strong> Versicherungspflichtgrenze<br />

von <strong>der</strong>zeit € 4.125,-- im<br />

Monat liegen, zahlen sie keine<br />

Beiträge für die Familienmitglie<strong>der</strong>.<br />

Hierdurch reduzieren sich die<br />

Einnahmen erheblich bei gleichzeitig<br />

erhöhten Ausgaben. Eine<br />

soziale Begründung für diese<br />

Handhabung wird für die Versicherten<br />

erkannt, die unterhalb <strong>der</strong><br />

Versicherungspflichtgrenze verdienen.<br />

Aber für die Besserverdienenden<br />

ist diese Regelung mehr<br />

ein allgemeines Geschenk (an die<br />

Besserverdienenden), welches das<br />

Gesundheitssystem immer mehr<br />

belastet. An diesen genannten<br />

Ursachen <strong>der</strong> Krankheitsproblematik<br />

kann das Gesundheitssystem<br />

ihre Medizin zur Gesundung<br />

ableiten: Eigentlich gibt es nur eine<br />

Möglichkeit, die Finanzierung <strong>der</strong><br />

Gesundheit zukunftsfähig zu<br />

gestalten: Erhöhung <strong>der</strong> Einnahmen<br />

durch Verbreiterung <strong>der</strong> Belastungsbasis.<br />

28<br />

Seit längerem haben die Unternehmen<br />

mit Begleitung des Gesetzgebers<br />

aktiv daran gearbeitet, dass<br />

das Vollzeitarbeitsverhältnis deutlich<br />

reduziert wurde zu „Gunsten“<br />

von Niedriglohnarbeitsverhältnissen<br />

(working poor) und<br />

prekären Arbeitsverhältnissen.<br />

Daher müssten die Arbeitgeber, die<br />

hierdurch primär ihren Gewinn<br />

erhöhen, beson<strong>der</strong>s durch den<br />

extrem stattgefundenen Arbeitsplatzabbau,<br />

an diesen Kosten<br />

beteiligt werden. Aber <strong>der</strong> radikale<br />

sharehol<strong>der</strong>-value-Ansatz hat die<br />

berechtigten Interessen <strong>der</strong> internen<br />

und externen stakehol<strong>der</strong> (Kunden,<br />

Lieferanten, Arbeitnehmer, aber<br />

auch Staat und Gesellschaft)<br />

verbannt. Mir drängt sich hier das<br />

Stichwort Maschinensteuer o<strong>der</strong><br />

PC-Steuer aus den 80-er Jahren<br />

wie<strong>der</strong> auf. Bei diesem Modell<br />

werden auf Maschinen Steuern<br />

erhoben, da die Maschinen in einem<br />

ursächlichen Zusammenhang zum<br />

Arbeitsplatzabbau stehen, <strong>der</strong> auch<br />

erhebliche Steuermin<strong>der</strong>einnahmen<br />

mit sich bringt. Denn letztlich<br />

können die Einnahmen nur<br />

gesteigert werden durch eine<br />

Verbreiterung <strong>der</strong> Belastungsbasis.<br />

Und auch jede Verlagerung von<br />

Arbeit ins Ausland verschärft die<br />

Situation!<br />

Der Gesundheitsreport <strong>2011</strong> <strong>der</strong><br />

DAK, <strong>der</strong> entgegen seinem Namen<br />

die Krankheitsentwicklung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> untersucht (George<br />

Orwell lässt grüßen – Friedensministerium<br />

war für die Kriegshandlungen<br />

verantwortlich!) stellt<br />

fest: „Erklärungen für das bei den<br />

DAK-Mitglie<strong>der</strong>n beobachtbare<br />

Krankenstandniveau sind jedoch<br />

auch auf betrieblicher Ebene zu<br />

suchen.“ Dahinter vermuten wir<br />

übermäßigen und dadurch krankmachenden<br />

Leistungsdruck durch<br />

Arbeitsverdichtung, mangelnde<br />

Anerkennung geleisteter Arbeit,<br />

Zeitstress, Erfolgsdruck, schlechtes<br />

Betriebsklima durch Vorgesetzte<br />

verursacht, etc.. Weiter wäre zu<br />

fragen, wie <strong>der</strong> Staat die Verursacher<br />

dieser Arbeitskräfteausbeutung<br />

in Regress nimmt. Hier gilt bisher<br />

nicht das Verursacherprinzip.<br />

Lei<strong>der</strong> sind die Abläufe und Strukturen<br />

so angelegt, dass Gewinne<br />

privatisiert werden und die Verluste<br />

(Krankheitskosten und sie begleitende<br />

Früh-Verrentungen aufgrund<br />

zu hoher Belastung) an die Gesellschaft<br />

weitergeleitet werden.<br />

Die Finanzierung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Kosten ist unproportional<br />

geworden. Der Gerechtigkeit würde<br />

es entsprechen, wenn die Steuerbelastung<br />

<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

entspricht. Erinnern wir uns daran,<br />

dass die Körperschaftssteuer als<br />

Einkommenssteuer <strong>der</strong> Kapitalgesellschaften<br />

(z.B. Siemens,<br />

Deutsche Bank, RWE und die vielen<br />

an<strong>der</strong>en Konzerne und Kapitalgesellschaften)<br />

früher bei rd. 50 %<br />

gelegen hat, die vergangenen


Regierungen diese aber auf 15 %<br />

linear reduziert hat. Dagegen beträgt<br />

<strong>der</strong> Steuersatz <strong>der</strong> Einkommenssteuer<br />

zwischen 14 und 45 %.<br />

Daher beträgt die Summe <strong>der</strong> Lohnund<br />

Einkommenssteuer im Jahr<br />

2009 rd. 160 Mrd. Euro, während die<br />

Körperschaftssteuer nur ca. 7 Mrd.<br />

Euro bereitstellt (s. 1.). Wäre es nicht<br />

gerecht, wenn die Verursacher <strong>der</strong><br />

Finanzierungskrise des Staates im<br />

Allgemeinen aber auch des<br />

Gesundheitswesens im Beson<strong>der</strong>en,<br />

sich entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit<br />

beteiligen würden? Dabei<br />

jagt doch eine Gewinnmitteilung mit<br />

sensationellen Werten die nächste.<br />

Doch lei<strong>der</strong> wurden solche<br />

Fragestellungen, die außerhalb des<br />

erlaubten Systemdenkens liegen und<br />

tabuisiert werden, nicht erörtert. Es<br />

wird nicht gesehen, dass die, die am<br />

besten verdienen, Steuergeschenke<br />

erhalten, und die Normalarbeitnehmer<br />

die Suppe auszulöffeln<br />

haben.<br />

Der marktliberale Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Randständigen<br />

und <strong>der</strong> Normalarbeitsverhältnisse<br />

ist in Deutschland seit<br />

Jahren am Werk. Wie kann sich<br />

Nächstenliebe verwirklichen, wenn<br />

alleine die radikalen Marktkräfte am<br />

Werk sind? Wir sprechen nur aus<br />

Gewohnheit noch von „unserer<br />

sozialen Marktwirtschaft“, doch<br />

wurde diese in den letzten<br />

Jahrzehnten systematisch zu Lasten<br />

marktliberaler Regelungen abgebaut.<br />

Es wäre Zeit für die Politik, sich<br />

wie<strong>der</strong> auf das Eine zu besinnen:<br />

Dass <strong>der</strong> durch die Taufe in den<br />

christlichen Glauben eingeglie<strong>der</strong>te<br />

Christ die Verpflichtung hat,<br />

die weltliche Ordnung im Geist<br />

des Evangeliums zu gestalten.<br />

Daraus leitet sich ab, dass die<br />

christliche Soziallehre für Christen<br />

nicht abgewählt werden kann, denn<br />

wo Gott ist, da ist die (Nächsten-)<br />

Liebe. Nächstenliebe darf daher<br />

nicht zur Disposition stehen (vgl.<br />

Schwester Simone). Die Realität<br />

zeigt aber, dass die Politik die<br />

Nächstenliebe aus dem Blick<br />

verloren hat. Wir sehen auch an<br />

diesem Beispiel, welche Politik<br />

gemacht wird, wenn an Gott nicht<br />

mehr gedacht wird. „Ohne Gott<br />

ist alles nichtig, mit Gott ist alles<br />

Leben wichtig.“ (s. 2.) Und aus<br />

dem Evangelium heraus könnte<br />

Kirche kritisch diese notwendige<br />

gesellschaftliche Debatte, die<br />

nicht geführt wird, anstoßen.<br />

Denn nur den Bedrängten auf<br />

individueller Ebene zu helfen,<br />

reicht nicht aus.<br />

Abgerundet wurde <strong>der</strong> Vormittag<br />

durch relativ knapp gehaltene<br />

Statements von verschiedenen<br />

Experten. Unter dem Nutzenaspekt<br />

stand <strong>der</strong> Vortrag von Prof. Dr.<br />

Dieter Wälte, <strong>der</strong> lebendig über den<br />

Nutzen <strong>der</strong> Psychotherapie für den<br />

Einzelnen und die Gesellschaft<br />

sprach. Das Thema Psychotherapie<br />

ist sicherlich von beson<strong>der</strong>s<br />

aktueller Bedeutung, da sich bei<br />

Managern und Top-Leistungsträgern<br />

bereits das Gehirn-Doping,<br />

also die Einnahme von leistungssteigernden<br />

Medikamenten, immer<br />

weiter verbreitet, aber auch immer<br />

mehr Arbeitnehmer ohne Einnahme<br />

von Antidepressiva nicht mehr<br />

arbeiten können. Wahrscheinlich<br />

wird dieser Missbrauch später auch<br />

zu Erkrankungen führen. Hier<br />

weiter die gesellschaftlichen Ursachen<br />

für das ständige Ansteigen<br />

psychischer Erkrankungen in<br />

unserer immer marktliberaleren<br />

und leistungsorientierteren aber<br />

auch individualistischeren Gesellschaft<br />

aufzudecken, wäre interessant<br />

gewesen und hätte den<br />

Vortrag gut abgerundet. Denn<br />

auffällig ist, dass psychische<br />

Erkrankungen in Lebensverhältnissen,<br />

die durch Armut gekennzeichnet<br />

sind, verbreiteter sind.<br />

Nach den Statements <strong>der</strong> Experten<br />

konnten die Zuhörer eine Podiumsdiskussion<br />

verfolgen, <strong>der</strong> es jedoch<br />

ein wenig an Biss fehlte. Zuspitzungen<br />

und mehr kontroverse<br />

Meinungen hätten <strong>der</strong> Diskussion<br />

gut getan. Aufmerksam wurden wir<br />

beson<strong>der</strong>s durch die Äußerungen<br />

des Leiters <strong>der</strong> Fachabteilung<br />

Gesundheit und Patientenschutz <strong>der</strong><br />

Verbraucherzentrale Hamburg, <strong>der</strong><br />

das diakonische Element des<br />

Gesundheitswesens mehr im Blick<br />

hatte als die Vertreter aus Politik und<br />

Wissenschaft. Er vertrat auch die<br />

Ansicht, dass wir mehr im<br />

Augenblick leben sollten und das<br />

Leben nicht in die Zukunft verschieben.<br />

Dann könnten alte<br />

Menschen den Lebensabschied<br />

besser annehmen, weil sie auf ein<br />

erfülltes Leben zurückblicken<br />

29


können. Beson<strong>der</strong>s interessant wäre<br />

es gewesen, wenn sich Zuhörer in<br />

die laufende Diskussion durch<br />

Fragen hätten einbringen können.<br />

Hierfür fand sich Gelegenheit nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Podiumsdiskussion.<br />

Aus dem Kreis <strong>der</strong> Diskussionsteilnehmer<br />

wurde geäußert, dass<br />

Nächstenliebe kein Thema sei, da <strong>der</strong><br />

Arztberuf aus <strong>der</strong> Berufung zur<br />

Nächstenliebe gewählt werde.<br />

Eigene Beobachtungen und viele<br />

Patientenerfahrungen zeigen jedoch,<br />

dass <strong>der</strong> Klinikalltag und die<br />

Klinikroutine oft gerade <strong>der</strong> für eine<br />

gute Genesung so wichtigen<br />

Nächstenliebe nicht den nötigen<br />

Raum lassen. Häufig haben Ärzte<br />

keine Zeit, Auskunftsersuchen <strong>der</strong><br />

Angehörigen nachzukommen. Ist<br />

nicht je<strong>der</strong> Arzt überlastet und kann<br />

sich daher nur <strong>der</strong> Körperheilung<br />

widmen? Warum wird das freundliche<br />

Verhalten gegenüber Privatpatienten<br />

nicht auch auf Kassenpatienten<br />

übertragen? Auch Kommunikation<br />

mit Patienten ist ein wünschenswertes<br />

Thema <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Weiterbildung.<br />

Der Nachmittag wurde durch vier<br />

Work-shops gestaltet, die sich die<br />

Teilnehmer frei auswählen konnten.<br />

Inhaltlich war <strong>der</strong> work-shop von<br />

Prof. Dr. Dieter Wälte über den<br />

Umgang von Patienten mit extremen<br />

Persönlichkeitsstörungen im Betreuten<br />

Wohnen, den wir besuchten,<br />

exzellent und äußerst spannend. Wir<br />

konnten viel Inhalt mitnehmen.<br />

Die Ausrichter und Organisatoren<br />

des Symposiums, die eine hervorragende<br />

Arbeit gemacht haben, hatten<br />

wohl vor allem das hauseigene<br />

Publikum im Blick. Extern<br />

anzusiedelnde Teilnehmer waren<br />

eher in <strong>der</strong> Unterzahl. Dies war wohl<br />

<strong>der</strong> Hauptgrund, dass die Teilnehmer,<br />

bei ihren Möglichkeiten<br />

sich einzubringen, eher brave<br />

Zurückhaltung zeigten. Dabei sind<br />

die Angestellten im Gesundheitswesen<br />

doch die Hauptleidtragenden,<br />

weil persönliche Zuwendung<br />

30<br />

nicht im Abrechnungssystem <strong>der</strong><br />

Kassen honoriert wird. „Nutzlose“<br />

Zeit, um den Patienten in seiner<br />

Menschlichkeit wertzuschätzen,<br />

können nur noch als nicht abgerechnete<br />

Überstunden erbracht werden.<br />

Das neue Tagungszentrum in <strong>der</strong><br />

Vier-Sterne-Unterkunft „Hotel<br />

Schloss Montabaur“ bot einen sehr<br />

luxuriösen Rahmen. In diese<br />

luxuriöse Umgebung eingebunden<br />

traute man sich nicht, das Wort<br />

„Armut“ in den Diskurs um die<br />

Zukunft des Gesundheitswesens<br />

einzuwerfen. Denn erschütternd ist,<br />

was einer <strong>der</strong> Referenten als ersten<br />

und wichtigsten Punkt nannte:<br />

Armut ist die Hauptursache für<br />

Krankheit. Und Krankheit ist die<br />

Hauptursache für Armut. Nachfragen<br />

o<strong>der</strong> Empörung hat dies jedoch<br />

nicht ausgelöst; es scheint akzeptiert<br />

zu sein. Bekämpfen wir die Armut,<br />

dann ersparen wir uns und dem<br />

Gesundheitssystem Krankheiten<br />

und die damit in einem Zusammenhang<br />

stehenden Kosten. Für die<br />

Nächstenliebe gibt es also gerade im<br />

Gesundheitswesen einen großen<br />

Raum, in dem sie sich im Interesse<br />

<strong>der</strong> nicht wehrhaften Erkrankten<br />

weiter entfalten kann. Dafür<br />

Lenkungs- und Übungsmechanismen<br />

zu entwickeln, ist auch<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Krankenhäuser.<br />

1 .<br />

http://www.bundesfinanzmini<br />

sterium.de/nn_91648/DE/BM<br />

F__Startseite/Aktuelles/Mona<br />

tsbericht__des__BMF/2010/0<br />

1 / u e b e r s i c h t e n - u n d -<br />

t e r m i n e / u t 2 -<br />

Steuereinnahmen__Bund__un<br />

d__Laen<strong>der</strong>/node.html?__nnn<br />

=true<br />

2. Markus Roentgen, Verlag<br />

Monsenstein und Vannerdat;<br />

1., Aufl.<br />

(Der Autor ist Mitglied in <strong>der</strong><br />

G e s e l l s c h a f t K a t h o l i s c h e r<br />

Publizisten Deutschlands e.V.)


„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“<br />

Ein Roman um eine außergewöhnliche Liebe<br />

„Seit 1970 habe ich eigentlich nur<br />

immer über dasselbe Thema<br />

geschrieben - über das Ruhegebet“,<br />

so sagte Peter Dyckhoff vor ein paar<br />

Wochen. Und in <strong>der</strong> Tat geht es auch<br />

in seinem Roman „Kreuzgang <strong>der</strong><br />

Liebe“ eigentlich um das Ruhegebet,<br />

auch wenn er diesen Begriff<br />

nicht gebraucht, son<strong>der</strong>n von<br />

innerem Gebet o<strong>der</strong> Schweige-<br />

Meditation spricht. Der Leser wird<br />

letztlich Zeuge, zu welchen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

diese Form des Betens bei<br />

dem Beter führt, wie sich auch <strong>der</strong><br />

Freund, <strong>der</strong> sich anstecken und<br />

begeistern lässt, verän<strong>der</strong>t.<br />

Bücher bauen <strong>Brücke</strong>n<br />

„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“ ist eine<br />

Wie<strong>der</strong>auflage in Taschenbuchformat<br />

des 2004 erschienenen Romans<br />

„Christina“. In <strong>der</strong> Kathedrale <strong>der</strong><br />

früheren Benediktiner-Abtei St.<br />

Albans in <strong>der</strong> Nähe von London<br />

entdeckte Peter Dyckhoff wertvolle<br />

Aufzeichnungen über eine fast<br />

vergessene, bemerkenswerte Frau:<br />

Christina von Markyate. Die<br />

Aufzeichnungen führten ihn dann zu<br />

einer Handschrift aus dem 12.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t. Heimlich, ohne dass es<br />

Christina bemerkt, zeichnet ein<br />

Mönch, wahrscheinlich <strong>der</strong> Abt<br />

Geoffrey de Gorham, die abenteuerliche<br />

Lebens- und Klostergeschichte<br />

<strong>der</strong> Priorin Christina auf.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser mittelalterlichen<br />

Handschrift und seiner<br />

Funde im Klosterarchiv <strong>der</strong> Kathedrale<br />

von St. Albans gelang es Peter<br />

Dyckhoff, das Leben <strong>der</strong> Christina<br />

von Markyate, einer emanzipierten<br />

Frau, die bereits im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

einen nicht zu unterschätzenden<br />

Einfluss auf Politik und Kirche<br />

besitzt, zu rekonstruieren.<br />

Im ersten Teil des Romans begegnet<br />

<strong>der</strong> Leser <strong>der</strong> aus einem adeligen<br />

Haus stammenden Christina und<br />

wird mit hineingenommen in das<br />

Abenteuer und die Dramatik ihres<br />

Lebensweges, bis sie endlich ihre<br />

Berufung leben kann. Im Mittelpunkt<br />

des zweiten Teils steht die<br />

Geschichte von Geoffrey de<br />

Gorham, <strong>der</strong> als junger Priester aus<br />

Frankreich nach England kommt<br />

und einen weiten inneren Weg<br />

zurücklegt, bis er Mönch in St.<br />

Albans wird. Im dritten Teil<br />

begegnen sich Christina, die<br />

inzwischen Einsiedlerin in Markyate<br />

ist, und Geoffrey, <strong>der</strong> nun Abt von<br />

St. Albans ist. Beide wird eine<br />

außergewöhnliche Liebe miteinan<strong>der</strong><br />

verbinden.<br />

Durch die Freundschaft mit Abt<br />

Geoffrey erfährt Christina ihren<br />

eigentlichen Auftrag: ihre Liebe<br />

und ihr Wissen für die Menschen<br />

einzusetzen, die am Rande des<br />

Lebens stehen, Suchende und<br />

Unverstandene sind. Sie eignet sich<br />

medizinische Kenntnisse an und<br />

praktiziert die Stein- und Pflanzenheilkunde.<br />

Vor allem jedoch gibt sie<br />

ihre tiefgreifenden Glaubens- und<br />

Gebetserfahrungen weiter. Durch<br />

ihr Gebet, ihre unendliche Geduld<br />

und ihre Klugheit erreicht es<br />

Christina sogar, maßgeblich auf den<br />

Abt einzuwirken, sodass eine<br />

Persönlichkeit reifen kann, die nicht<br />

nur das bedeutendste Benediktiner-<br />

Kloster Englands vorbildlich leitet,<br />

son<strong>der</strong>n auch starken Einfluss auf<br />

Kirche und Politik nimmt. Als Dank<br />

lässt <strong>der</strong> Abt einen kostbaren Psalter<br />

für sie anfertigen: den Albani-<br />

Psalter.<br />

(Fortsetzung auf Seite 36)<br />

31


Gebetserhörungen<br />

Am Abend des 6. April wurde ich im Herz-<strong>Jesu</strong><br />

Krankenhaus zu Dernbach zu Bett gebracht, ohne recht<br />

zu wissen, was mir so viel Not machte, dass ich den<br />

nächsten Tag nicht abwarten wollte und mich<br />

entschlossen hatte, die Ärztebereitschaft Westerwald-<br />

Süd am Ort aufzusuchen. Halb schlafend und doch wach<br />

genug, um es zu erinnern, kam mir des Nachts in den<br />

Sinn, dass ich vor Wochen einen schwer erkrankten<br />

Mitbru<strong>der</strong> <strong>der</strong> seligen Maria Katharina Kasper<br />

anempfohlen hatte. Nicht nur im privaten Gebet, in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit einer Eucharistiefeier mit den Schwestern<br />

des Mutterhauses <strong>der</strong> Dernbacher Schwestern hatte ich<br />

sein Geschick an ihrem Sarkophag „deponiert“ – aus<br />

meiner Sicht nicht umsonst.<br />

In jener dämmerigen Phase <strong>der</strong> Nacht fühlte ich Nähe zu<br />

Katharina Kasper – so sehr, dass in mir die Frage<br />

aufstieg: Solltest du nicht auch dein Geschick bei <strong>der</strong><br />

Stifterin „deponieren“, wie du es für an<strong>der</strong>e getan<br />

hattest? Die Antwort kam mir von meinem Gegenüber<br />

entgegen, ich konnte sie ohne jeden Vorbehalt und<br />

Einwand annehmen – und das Gefühl, geborgen und<br />

aufgehoben zu sein, hüllte mich wie<strong>der</strong> in heilenden<br />

Schlaf. Zwar wurde ich nach zwei Tagen aus dem<br />

Krankenhaus entlassen, sollte gesund sein. Doch mein<br />

Zustand wurde auch für mich Tag für Tag<br />

besorgniserregen<strong>der</strong>.<br />

Auf dem weiteren Weg zu meiner Genesung hat die<br />

selige Stifterin ihre Möglichkeiten auffallend ins Spiel<br />

gebracht. Ehe ich wie<strong>der</strong> im Krankenhaus landete, hatte<br />

ich den Bru<strong>der</strong> einer <strong>Arme</strong>n Dienstmagd <strong>Jesu</strong> Christi zur<br />

Seite, <strong>der</strong> mich nach Koblenz brachte und dort von<br />

seiner Schwester unterstützt wurde. Diese, Sr.<br />

Bernardia, hatte ihren freien Tag, den sie spontan mir<br />

schenkte. Sie kannte die Wege, hütete meine<br />

Habseligkeiten, und als man im Radiologischen Institut<br />

festgestellt hatte, dass sie mich dringend ins<br />

Krankenhaus bringen müssen, entließ sie ihren Bru<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> mich gefahren hatte, und begleitete mich in die<br />

Intensivstation. Inzwischen war es schon gegen 17 Uhr;<br />

vom freien Tag blieb noch so viel, dass die Schwester in<br />

die hl. Messe gehen konnte.<br />

„Nichts Dramatisches!“ mögen manche sagen, die diese<br />

Notiz lesen. Doch <strong>der</strong> an jenem Tag von mir erlebte<br />

Raum, die in ihm tätigen Personen, die mich von da nach<br />

dort brachten, haben für mich einen Hauch von<br />

bergen<strong>der</strong> Jenseitigkeit an sich: In <strong>der</strong> Weise diskret<br />

begleiten<strong>der</strong> Personen reicht diese in meinen<br />

Lebensraum herein, holt mich vom Abgrund weg und<br />

bewahrt mich vor dem Sturz in die Tiefe.<br />

Ich selber sehe in dem, was ich beschrieben habe,<br />

Ermutigung und Hilfe zum Leben, vermittelt durch die<br />

selige Stifterin <strong>der</strong> <strong>Arme</strong>n <strong>Dienstmägde</strong> <strong>Jesu</strong> Christi,<br />

beging ich doch in jener Nacht meinen 77. Geburtstag.<br />

Dass ich davon schreibe, wird vielleicht ermutigen,<br />

Bedrängendes, aber auch Schönes am Grab <strong>der</strong> Stifterin<br />

in aller Ehrerbietung zu deponieren: Sie geht damit<br />

heilsam um.<br />

(P. Andreas Falkner SJ im Mai 2001)<br />

Katharina hat geholfen<br />

Auch Ihnen?<br />

Bitte schreiben Sie uns.<br />

Wir sammeln alle Gebetserhörungen<br />

32


In Memoriam<br />

Sr. M. Alfonsa Bast<br />

Schwester Alfonsa, Christine Bast,<br />

wurde am 23.<strong>Juli</strong> 1940 in Oetzingen<br />

geboren. Sie war das 6. Kind von 9<br />

Geschwistern. Nach dem Besuch <strong>der</strong><br />

Volksschule blieb Christine<br />

zunächst im elterlichen Haus, um in<br />

<strong>der</strong> großen Familie zu helfen. Von<br />

1957 bis 1958 war sie im Markusstift<br />

Bad Godesberg als Stationshilfe<br />

tätig.<br />

Durch ihre Tätigkeit im Markusstift<br />

hatte Christine das Leben und<br />

Wirken unserer Schwestern kennengelernt<br />

und entschied sich für den<br />

Eintritt in unsere Gemeinschaft. Am<br />

08.04.1960 wurde Sr. Alfonsa ins<br />

Noviziat aufgenommen. Am<br />

13.04.1962 legte sie ihre ersten<br />

Gelübde ab.<br />

Schon während <strong>der</strong> Noviziatszeit<br />

begann sie mit <strong>der</strong> Krankenpflegeausbildung<br />

in Wesseling und erwarb<br />

1963 ihr Diplom. Sr. Alfonsa blieb<br />

bis 1967 in Wesseling als Stationsschwester.<br />

Danach war sie in<br />

verschiedenen Krankenhäusern<br />

tätig: Bis 1972 in Hagen-Haspe: bis<br />

1987 in Dernbach.<br />

Danach war sie wie<strong>der</strong>um für kurze<br />

Zeit in Haspe und von 1988 bis 1997<br />

nochmals in Wesseling.<br />

Von Wesseling aus wurde sie 1997<br />

nach Neunkirchen ins St. Josefskrankenhaus<br />

versetzt und kümmerte<br />

sich um die Patientenbibliothek.<br />

Nach einer kurzen Zeit im Kloster<br />

Tiefenthal, wurde Sr. Alfonsa ins<br />

Mutterhaus versetzt. Von April 2000<br />

bis Januar 2010 betreute sie das<br />

Refektor <strong>der</strong> Schwestern. Auf ihren<br />

eigenen Wunsch erfolgte im Januar<br />

2010 die Versetzung ins Herz-<strong>Jesu</strong>-<br />

Heim, Dernbach.<br />

Ihr Gesundheitszustand verschlechterte<br />

sich immer mehr. Als im<br />

Sommer eine unheilbare Erkrankung<br />

festgestellt wurde, nahm sie<br />

diese Diagnose schweren Herzens<br />

an, im Vertrauen auf die Gottesmutter<br />

Maria, die ihr von Gott die Kraft<br />

erbitten würde, dass er sie auf<br />

diesem Leidensweg stützen möge.<br />

Am 16.12. konnte sie ihr Leben in<br />

die Hand ihres Schöpfers zurückgeben.<br />

Sr. M. Gregoriana Betz<br />

Schwester Gregoriana, Frieda Betz,<br />

wurde am 16.05.1920 in Veitsteinbach,<br />

Kreis Fulda geboren. Sie war<br />

die Älteste einer kin<strong>der</strong>reichen<br />

Bauernfamilie. Nach dem Volksschulabschluss<br />

erlernte sie den<br />

Haushalt und war dann 10 Jahre<br />

lang als Hausgehilfin auf einem<br />

Bauernhof in Eichenried tätig.<br />

Eine ihrer Tanten, Schwester Alina,<br />

war im Josefshaus in Dernbach.<br />

Nach Kriegsende nahm Frieda<br />

Kontakt dorthin auf und bat 1946<br />

um die Aufnahme in unsere<br />

Gemeinschaft. Am 24.9.1947<br />

wurde Sr. Gregoriana ins Noviziat<br />

aufgenommen. Am 25.10.1949<br />

legte sie ihre ersten Gelübde ab.<br />

Sie wurde im häuslichen Dienst und<br />

in <strong>der</strong> Küche eingesetzt, in Krankenhäusern<br />

wie Düsseldorf,<br />

Wittlich, Dernbach. Von 1969 bis<br />

1980 leitete sie die Küche im<br />

Altenheim Lorch und von 1980 bis<br />

1993 im Altenheim Nie<strong>der</strong>rad.<br />

Danach war sie kurze Zeit im Herz-<br />

<strong>Jesu</strong>-Heim Wiesbaden-Biebrich, wo<br />

sie die Auflösung des Konventes<br />

miterleben musste.<br />

1993 wurde Sr. Gregoriana nach<br />

Dernbach versetzt. Zunächst war sie<br />

2 Jahre lang im Josefshaus, und von<br />

1995 bis 2002 im Marienheim.<br />

Nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

wurde sie ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim<br />

versetzt. Still und bescheiden – wie<br />

in ihrem ganzen Leben – so verbrachte<br />

sie auch ihren Lebensabend.<br />

Ihre Kräfte ließen mehr und mehr<br />

nach, und als sie sich innerhalb von<br />

zwei Tagen zwei Operationen<br />

wegen Armbrüchen unterziehen<br />

musste, hielt ihr Kreislauf diesen<br />

Belastungen nicht mehr stand. Am<br />

Morgen des 10. März durfte sie ihr<br />

Leben in die Hand ihres Schöpfers<br />

zurückgeben.<br />

Sr. M. Secunda Dreis<br />

Schwester Secunda, Herta Dreis,<br />

wurde am 15.08.1921 in Weinähr/Unterlahn<br />

geboren. Zusammen<br />

mit ihren drei Geschwistern wuchs<br />

sie in katholischem Umfeld auf und<br />

war religiös aufgeschlossen und<br />

interessiert. Nach <strong>der</strong> Schulentlassung<br />

half Herta im Haushalt und<br />

nahm für ein Jahr eine Stellung in<br />

Bad Ems an. 17jährig wurde sie<br />

Lehrköchin im städtischen Krankenhaus<br />

Frankfurt-Höchst, wo sie bei<br />

33


unseren Schwestern nicht nur das<br />

Kochen erlernte, son<strong>der</strong>n auch das<br />

Ordensleben als lohnendes Ziel<br />

erkannte.<br />

Im <strong>Juli</strong> 1945 trat sie in Dernbach als<br />

Postulantin ein. Am 19.03.1946<br />

wurde Sr. Secunda ins Noviziat<br />

aufgenommen. Am 08.06.1948 legte<br />

sie ihre ersten Gelübde ab. Nach <strong>der</strong><br />

Profess arbeitete sie in <strong>der</strong> Küche des<br />

St. Josefshospitals Wiesbaden bis<br />

1950.<br />

Dann wurde Sr. Secunda nach<br />

Mönchengladbach-Hehn versetzt,<br />

wo sie als Küchenleiterin tätig war.<br />

23 Jahre lang blieb sie dort und<br />

sorgte mit viel Liebe für das Wohl<br />

<strong>der</strong> Patienten, Schwestern und<br />

Bewohner. In dieser Zeit bildete Sr.<br />

Secunda auch Lehrlinge aus. Diese<br />

Tätigkeit machte ihr viel Freude.<br />

Von 1973 bis 1993 übernahm sie die<br />

Küchenleitung im Kin<strong>der</strong>heim St.<br />

Marien in Dernbach. Mit <strong>der</strong><br />

Auflösung des Kin<strong>der</strong>heims und<br />

Umwandlung dieses Hauses in ein<br />

Schwesternaltenheim kam Sr.<br />

Secunda ins Josefshaus Dernbach,<br />

im Mai 1993, wo sie als Bewohnerin<br />

ihren Lebensabend verbrachte.<br />

Sr. Secunda nahm gern an den<br />

gemeinsamen Aktivitäten teil. Sie<br />

war kontaktfreudig und pflegte die<br />

Verbindungen zu ihrer Familie, zu<br />

ehemaligen Mitarbeiterinnen und<br />

Pflegebefohlenen. Mit verschiedenen<br />

Handarbeiten erfreute sie<br />

Mitschwestern, Mitarbeiter,<br />

Verwandte und Bekannte. Ihre<br />

Kräfte ließen in den letzten Jahren<br />

nach. Trotzdem kam ihr Tod für uns<br />

plötzlich. Sr. Secunda selbst war auf<br />

das Kommen des Herrn vorbereitet,<br />

hatte sie sich doch in den letzten<br />

Tagen durch den Tod ihres Bru<strong>der</strong>s<br />

mit dem Sterben auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />

Sie selbst starb am 06. April <strong>2011</strong>.<br />

34<br />

Sr. M. Rosalia Mackensy<br />

Schwester Rosalia, Anna Mackensy,<br />

wurde am 14.05.1920 in<br />

Fraulautern/Saarlouis geboren. Sie<br />

besuchte die Volksschule ihres<br />

Heimatortes und anschließend die<br />

Hauswirtschaftliche Berufsschule.<br />

Von 1935 bis 1940 arbeitete Anna in<br />

einer Fabrik in Fraulautern. Danach<br />

ging sie nach Frankfurt und nahm<br />

eine Stelle als Hausgehilfin in<br />

einem Altenheim von Franziskanerinnen<br />

an. 1944 versuchte sie, die<br />

Krankenpflegeschule in Koblenz<br />

zu besuchen, <strong>der</strong> Kurs wurde<br />

jedoch des Krieges wegen nicht<br />

weitergeführt. So ging sie nach<br />

Frankfurt zurück und arbeitete als<br />

Hausgehilfin im Marienkrankenhaus.<br />

Von dort trat sie im März 1947<br />

in Dernbach ein. Sr. Rosalia wurde<br />

am 24.09.1947 ins Noviziat<br />

aufgenommen. Am 25.10.1949<br />

legte sie ihre ersten Gelübde ab.<br />

Sr. Rosalia war fast ihr ganzes<br />

Leben hindurch in kleinen Ambulanzhäusern,<br />

wo sie in Haushalt,<br />

Küche, Pflege und Gemeinde alle<br />

Aufgaben übernahm, die sich<br />

ergaben. Sie war klein von Gestalt<br />

und etwas ängstlich, aber zu jedem<br />

Dienst bereit.<br />

Ihre Stationen waren: Montabaur/Hospital,<br />

Ransbach, Wiesbaden/Elisabethenhaus,<br />

Frankfurt-<br />

Griesheim und dann neun Jahre in<br />

Thalheim. Es folgten: Frickhofen,<br />

Bad Schwalbach, Brechen und<br />

neun Jahre in Oberreifenberg.<br />

Mit 72 Jahren fand Sr. Rosalia<br />

Aufnahme im Schwesternaltenheim<br />

in Horchheim, wo sie acht Jahre<br />

blieb. Sie war dann ein Jahr in<br />

Herschbach, bis sie im November<br />

2001 ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim Dernbach<br />

versetzt wurde.<br />

In einem Zeugnis aus <strong>der</strong> Zeit vor<br />

ihrem Ordenseintritt wird ihre<br />

Pflichttreue und ihr ruhiges,<br />

zuvorkommendes und freundliches<br />

Wesen hervorgehoben, wodurch sie<br />

sich Achtung, Vertrauen und<br />

Wertschätzung <strong>der</strong> Patienten,<br />

Schwestern und Bewohner verdient<br />

hatte. Diese Wesensmerkmale<br />

blieben bis ins hohe Alter erhalten.<br />

Still und bescheiden ging sie ihren<br />

Weg im Vertrauen auf Gott, <strong>der</strong> sie<br />

auch in den letzten – von Krankheit<br />

und Altersbeschwerden gezeichneten<br />

Jahren – gestärkt hat.<br />

Am frühen Morgen des 11. April<br />

wurde Schwester Rosalia von Gott<br />

heimgerufen. Er schenke ihr den<br />

ewigen Frieden.<br />

Sr. M. Walburga Weßler<br />

Schwester Walburga, Klara Weßler,<br />

wurde am 19.12.1916 in Nie<strong>der</strong>fischbach,<br />

Kreis Altenkirchen,<br />

geboren. Ihr Vater war Bäckereimeister.<br />

Die kin<strong>der</strong>reiche Familie<br />

musste schon früh den Verlust <strong>der</strong><br />

Mutter erfahren. Sie starb 1923. Als<br />

auch <strong>der</strong> Vater 1928 starb, konnten<br />

die Kin<strong>der</strong> nicht allein bleiben.<br />

Klara kam zu Bekannten, die ein<br />

Hotel betrieben. Sie beendete dort<br />

ihre Schulzeit und kam danach zu<br />

unseren Schwestern in die Marien-


schule Opladen, wo sie eine hauswirtschaftliche<br />

Lehre absolvierte<br />

und bis zu ihrem Klostereintritt<br />

blieb.<br />

Im Januar 1939 begann sie das<br />

Postulat in Dernbach. Sr. Walburga<br />

wurde am 5. September des gleichen<br />

Jahres eingekleidet und ins Noviziat<br />

aufgenommen. Kriegsbedingt wurde<br />

die Noviziatszeit verkürzt und so<br />

legte sie schon am 3. Dezember 1940<br />

ihre ersten Gelübde ab.<br />

Sr. Walburga war nach <strong>der</strong> Profess<br />

bis 1945 im St. Josefshospital<br />

Wiesbaden tätig. Sie nahm während<br />

dieser Zeit am Unterricht <strong>der</strong><br />

Krankenpflegeschule im Marienkrankenhaus<br />

Frankfurt teil. 1944<br />

erwarb sie das Diplom als Krankenschwester.<br />

Von 1945 – 1948 war sie<br />

Operationsschwester im Krankenhaus<br />

Höchst.<br />

Nach kurzer Tätigkeit im Krankenhaus<br />

Buer wurde sie nach Lank<br />

versetzt, danach schlossen sich 12<br />

Jahre im Krankenhaus Kerpen an.<br />

Von 1967 an war sie im Martinuskrankenhaus<br />

Düsseldorf, wo sie sich<br />

in <strong>der</strong> Röntgenabteilung einarbeitete.<br />

Sie galt als sehr zuverlässig und<br />

verantwortungsbewusst und war Tag<br />

und Nacht bereit zum Dienst, wenn<br />

sie gebraucht wurde. Sr. Walburga<br />

blieb auch nach Ende <strong>der</strong> beruflichen<br />

Tätigkeit noch einige Jahre in<br />

Düsseldorf.<br />

Auf eigenen Wunsch wurde sie 1998<br />

ins Altenheim versetzt. Nach einer<br />

kurzen Zeit im Marienheim Herschbach<br />

kam Sr. Walburga im März<br />

1999 ins Josefshaus Dernbach.<br />

Ihre guten Kontakte zu ehemaligen<br />

Mitarbeitern und Mitschwestern<br />

blieben auch hier erhalten. Das<br />

machte ihr viel Freude. Trotz<br />

Krankheit und Altersbeschwerden<br />

blieb Sr. Walburga ein längeres<br />

Krankenlager erspart. In relativ guter<br />

Verfassung konnte sie ihre letzten<br />

Lebensjahre verbringen.<br />

Mit dem Sterben setzte sie sich sehr<br />

intensiv auseinan<strong>der</strong> und als ihr<br />

bewusst wurde, dass sie nicht mehr<br />

lange zu leben hatte, bereitete sie<br />

sich auf das Abschiednehmen vor<br />

und erwartete das Kommen des<br />

Herrn mit bereitem Herzen.<br />

Am 16. April <strong>2011</strong>, dem 33.<br />

Jahrestag <strong>der</strong> Seligsprechung von<br />

Maria Katharina Kasper, durfte sie<br />

ihr Leben in die Hände ihres<br />

Schöpfers zurückgeben.<br />

Sr. M. Eginfreda Heckrath<br />

Schwester Eginfreda, Maria<br />

Heckrath, wurde am 13.04.1914 in<br />

Düsseldorf geboren. Nach dem<br />

Besuch <strong>der</strong> Volksschule machte sie<br />

eine hauswirtschaftliche Lehre und<br />

arbeitete in mehreren Haushalten<br />

und in einer Bäckerei.<br />

Maria fühlte sich zu Kranken<br />

hingezogen und machte deshalb die<br />

Krankenpflegeausbildung in Frankfurt-Höchst.<br />

Nach dem Examen war<br />

sie meist als Operationsschwester<br />

tätig, und zwar im Lieber´schen<br />

Hospital Camberg, im Marienhospital<br />

Gelsenkirchen und im<br />

Marienhospital Köln.<br />

Sr. Eginfreda wurde am 24.09.1947<br />

ins Noviziat aufgenommen und<br />

legte am 25.10.1949 Profess ab.<br />

Von da an war Sr. Eginfreda in<br />

folgenden Krankenhäusern tätig:<br />

Von 1949 bis 1952 in Neuhaus/Pa<strong>der</strong>born<br />

als Operationsschwester,<br />

von 1952 bis 1964 in<br />

Hehn, St. Maria, als Stationsschwester,<br />

danach bis 1967 im<br />

Krankenhaus Odenkirchen.<br />

Nach einigen Monaten als Aushilfe<br />

in <strong>der</strong> Ambulanz in Rellinghausen<br />

folgten 21 Jahre im St. Josefshospital<br />

Wiesbaden. Während dieser Zeit<br />

absolvierte sie mehrere Fortbildungen.<br />

Von 1988 – 1992 war Sr.<br />

Eginfreda in <strong>der</strong> Altenpflege tätig,<br />

im Altenheim Rheinbrohl. Danach<br />

wurde sie selbst Altenheimbewohnerin<br />

in Horchheim. Im März 2007<br />

erfolgte ihre Versetzung nach<br />

Dernbach ins Herz-<strong>Jesu</strong>-Heim.<br />

Sr. Eginfreda war überall als stille,<br />

bescheidene und überaus verantwortungsvolle<br />

und gewissenhafte<br />

Schwester bekannt, wie es schon in<br />

Zeugnissen vor ihrem Ordenseintritt<br />

ausgedrückt wurde. Auch im<br />

Alter blieben diese Eigenschaften<br />

für sie bezeichnend. Die Beschwerden<br />

des Alters ertrug sie geduldig.<br />

Bis ans Lebensende war es ihr<br />

wichtig, im Geist Mutter Maria<br />

Katharinas als <strong>Arme</strong> Dienstmagd<br />

<strong>Jesu</strong> Christi zu leben. Sr. Eginfreda<br />

liebte das Gebet und den Gottesdienst.<br />

Trotz ihres hohen Alters<br />

konnte sie bis einige Wochen vor<br />

ihrem Tod an den gemeinsamen<br />

Aktivitäten teilnehmen.<br />

In den letzten Wochen verschlechterte<br />

sich ihr Gesundheitszustand<br />

und sie musste sich mehrmals<br />

einem Krankenhausaufenthalt<br />

unterziehen.<br />

Am Morgen des 02.05.<strong>2011</strong> wurde<br />

sie von Gott heimgerufen.<br />

Gott, <strong>der</strong> Herr über Leben und<br />

Tod schenke unseren Schwestern<br />

den ewigen Frieden.<br />

Wir gedenken unserer Schwestern<br />

in Liebe und Dankbarkeit.<br />

Alle Nachrufe, die hier leicht<br />

gekürzt werden mussten, wurden<br />

von Provinzvikarin Sr. M. Jeanette<br />

Basch verfasst.<br />

35


“Kreuzgang<br />

<strong>der</strong> Liebe”<br />

Fortsetzung von Seite 31<br />

Peter Dyckhoff versteht es, den<br />

ganzen Roman hindurch eine<br />

gewisse Spannung aufrechtzuerhalten.<br />

Die Freundschaft dieser beiden<br />

außergewöhnlichen Menschen<br />

bringt er dem Leser in einfühlsamen<br />

Bil<strong>der</strong>n nahe. Die historischen<br />

Hintergründe werden durch Gespräche<br />

und erzählende Berichte erhellt.<br />

Einen breiten Raum nimmt die<br />

Entstehung des Albani-Psalters ein.<br />

Durch eine detaillierte Beschreibung<br />

einiger Miniaturen des Psalters<br />

bekommt <strong>der</strong> Leser durchaus eine<br />

lebendige Vorstellung. Gleichzeitig<br />

wächst das Bedürfnis nach einer<br />

Abbildung, die das Buch jedoch<br />

nicht liefert.<br />

„Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe“ ist das Buch<br />

über eine starke Frau, die ihrer Zeit<br />

weit voraus war, die mit beiden<br />

Beinen auf dem Boden stand und die<br />

ihre Kraft und Tiefen durch das<br />

Ruhegebet und ihre Liebe zu<br />

Geoffrey de Gorham aus <strong>der</strong><br />

göttlichen Welt schöpfte. So gelang<br />

es ihr, beides miteinan<strong>der</strong> zu<br />

verbinden.<br />

Peter Dyckhoff, Kreuzgang <strong>der</strong><br />

Liebe - Klosterroman um eine<br />

außergewöhnliche Liebe”, Steinkopf-Verlag,<br />

€ 9,95. ISBN 978-3-<br />

7984-0809-8.<br />

(Sr. M. Theresia Winkelhöfer)<br />

Eine Miniatur des Albani-Psalters, die Peter Dyckhoff<br />

im “Kreuzgang <strong>der</strong> Liebe” anschaulich beschreibt.<br />

36<br />

Redaktionsschluss <strong>der</strong><br />

nächsten Ausgabe <strong>der</strong><br />

“<strong>Brücke</strong> <strong>der</strong> <strong>Hoffnung</strong>”:<br />

03. September <strong>2011</strong>

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