Download Programmheft - Peter Walchshäusl
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III<br />
Clair de Lune<br />
Andante très expressif<br />
Es gibt Werke, vor deren Poesie jedes beschreibende Wort verblassen muss. Clair<br />
de Lune zählt zu den bekanntesten Schöpfungen der Klavierliteratur überhaupt, mag<br />
seine Verbreitung auch durch manch unselige Adaption für Salonorchester in kaum<br />
vorstellbaren Besetzungen zwecks Verbreitung für die breite Masse unterstützt<br />
worden sein. Es reiht sich gleichberechtigt in die großen „Mondschein“-Stücke etwa<br />
eines Schumann und anderer ein und nimmt bereits Elemente des „klassischen“<br />
Impressionismus vorweg. Nicht die Abbildung der Natur steht im Vordergrund,<br />
sondern ein Verfließen ins Symbolische, ein Andeuten eines seelischen Kreises, der<br />
das Gegenständliche umhüllt.<br />
IV<br />
Passepied<br />
Allegretto ma non troppo<br />
Nicht ein bravouröses Feuerwerk steht am Ende der bezaubernden Suite, sondern<br />
ein Epilog, der tänzerisch gelöst ausschwingt und malerisch gesprochen in<br />
Pastellfarben verklingt.<br />
Claude Debussy : IMAGES II<br />
Das zweite Heft der Images wurde drei Jahre nach der ersten Folge 1908<br />
veröffentlicht und ist die konsequente Weiterentwicklung und logische Fortsetzung<br />
des dort eingeschlagenen Weges. Hier ist Debussys Hochstil zu hören, dessen<br />
aristokratische Kunst nicht für jeden Hörer sofort erlebbar ist und zum tieferen<br />
Verständnis durchaus erlernt werden muss. Gerade hier wird einem bewusst, dass<br />
die Faszination Debussys auch in dem liegt, was er verschweigt, verheimlicht oder<br />
verstohlen andeutet.<br />
I<br />
Cloches à travers les feuilles<br />
Lent<br />
Ein wunderbares Beispiel der „Freiluftmusik“, die dem Komponisten zeit seines<br />
Lebens vorgeschwebt ist. Alle Eindrücke aus der Natur und ihre Wahrnehmung mit<br />
allen Sinnen sollen Eingang in die Musik finden. Das Tönende von Glocken gefiltert<br />
durch das Sichtbare von Blättern, Hörbares und Unhörbares, Sichtbares und<br />
Unsichtbares, scheinbar Unvereinbares verweben sich zu einem poetischen Ganzen.<br />
Schwebende wellenartige Linien, klar untereinander geschichtet bilden den ersten<br />
Abschnitt. Die Atmosphäre ändert sich und lässt das Säuseln des Blätterrauschens<br />
wahrnehmen, gestützt von einer klagenden einsamen Melodie. Ein exotisch<br />
anmutender dritter Abschnitt lässt Elemente der indonesischen Gamelanmusik mit<br />
ihren Klang- und Rhythmusschichtungen einfließen. Alles ist von einer irrealen<br />
Zartheit erfüllt, nur kurz erhebt sich dynamische Klangfülle über ein hauchzartes und<br />
fein abgestimmtes Klanggespinst. Neben all den bildhaften Deutungen lassen sich<br />
Werte wie Unendlichkeit und Vergänglichkeit ebenso assoziieren wie Einsamkeit.<br />
Jeder Versuch einer Deutung wird aber bald an seine Grenzen stoßen. „Es ist der<br />
Wert dieser kleinen Tondichtungen, dass sie mit der letzten Note noch nicht zu Ende<br />
sind…“ (Ernst von Decsey, Claude Debussy)<br />
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