23.11.2013 Aufrufe

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

soll, dass eine emotional unterkühlte Atmosphäre herrscht. Ganz im Gegenteil: es ist<br />

geprägt von einer außerordentlich großen Klangsinnlichkeit, von den bitonalen<br />

flirrenden Takten des Anfangs bis hin zu ekstatischen Klangkaskaden.<br />

(…Les fées sont d’exquises danseuses)<br />

V<br />

Calme – Doucement expressif<br />

Das folgende Bruyères“, was soviel wie Erika oder Heidekraut bedeutet, kontrastiert<br />

nach den vier ersten weit in die Zukunft weisenden Préludes äußerst stark. Wie bei<br />

den meisten Stücken des zweiten Bandes existiert im ersten Teil der Reihe ein<br />

Schwesterstück, hier in diesem Falle La fille aux cheveux de lin. Wie dort herrscht<br />

hier Stille und Reinheit der Empfindung. Und doch gibt es einen Unterschied: die<br />

melodischen Arabesken beim „Mädchen“ entwickeln sich eher unbewußt fort,<br />

während sie an dieser Stelle mit aller Kunst der Variante und der Nuance<br />

auskomponiert, vielleicht auch bewusst kalkuliert eingesetzt werden. Ungeachtet<br />

dessen ein zutiefst empfundenes Werk, in dem die pastorale Grundstimmung trotz<br />

aller kompositorischer Kunst entspannt und gelöst wirkt.<br />

(…Bruyères)<br />

VI<br />

Dans le style et le Mouvement d’un Cake-Walk<br />

Eigentlich nicht ganz korrekt ist die Tempobezeichnung, denn statt zerrissene<br />

Rhythmik des Cake-Walk dominiert ein zugespitzter Marschtakt. Es ist das groteske<br />

Gegenstück zu den Minstrels aus dem ersten Band, wieder eine Episode aus der<br />

Welt des großstädtischen Varieté und der Music-Hall. Es herrscht die Lust an der<br />

Persiflage, Travestie - eine Welt, die wenige Jahre später im Jazz eine neue<br />

Dimension erreichen wird. Man könnte sich dazu die Milieustudien eines Toulouse-<br />

Lautrec sehr gut vorstellen. Es findet sich die kaum übersetzbare<br />

Vortragsbezeichnung „spirituel et discret“, geistreich und zurückhaltend zugleich, was<br />

die fein gezeichnete und vorherrschende Ironie besser unterstreicht als manch später<br />

vorherrschende Sarkasmus zum Beispiel eines Prokofieff.<br />

(…”General Lavine” – eccentric)<br />

VII<br />

Lent<br />

Dieses kostbare Prélude ist von erlesenem Reiz und von einer äußerst ungewöhnlichen<br />

Exzentrik bestimmt. Die ersten beiden Takte repräsentieren, vergleichbar dem<br />

Gegenstück aus dem ersten Heft Le sons et les parfums tournent dans l’air du soir,<br />

das Tonmaterial, aus dem sich eine prozesshafte Klangalchemie entwickelt. Im<br />

Gegensatz zu vergleichbaren Stücken wie den Pagodes aus den Estampes läßt sich<br />

das Klangmaterial nicht mehr von einer bestimmbaren Quelle herleiten. Und doch<br />

klingt alles auf eine unbestimmte Weise exotisch, wie in einer tropischen<br />

Fremdartigkeit, ohne sich jedoch in irgendeiner Weise in der schwül-heißen<br />

Atmosphäre zu verlieren. Hier hat sich Debussy eine ganz eigentümliche Tonsprache<br />

zu eigen gemacht, ohne auf äußere Einflüsse mehr angewiesen zu sein. Eine klare<br />

Formsprache bildet das Gegengewicht zu einer berauschenden Klangwelt.<br />

(…La terrasse des audiences du clair de lune)<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!