Download Programmheft - Peter Walchshäusl
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soll, dass eine emotional unterkühlte Atmosphäre herrscht. Ganz im Gegenteil: es ist<br />
geprägt von einer außerordentlich großen Klangsinnlichkeit, von den bitonalen<br />
flirrenden Takten des Anfangs bis hin zu ekstatischen Klangkaskaden.<br />
(…Les fées sont d’exquises danseuses)<br />
V<br />
Calme – Doucement expressif<br />
Das folgende Bruyères“, was soviel wie Erika oder Heidekraut bedeutet, kontrastiert<br />
nach den vier ersten weit in die Zukunft weisenden Préludes äußerst stark. Wie bei<br />
den meisten Stücken des zweiten Bandes existiert im ersten Teil der Reihe ein<br />
Schwesterstück, hier in diesem Falle La fille aux cheveux de lin. Wie dort herrscht<br />
hier Stille und Reinheit der Empfindung. Und doch gibt es einen Unterschied: die<br />
melodischen Arabesken beim „Mädchen“ entwickeln sich eher unbewußt fort,<br />
während sie an dieser Stelle mit aller Kunst der Variante und der Nuance<br />
auskomponiert, vielleicht auch bewusst kalkuliert eingesetzt werden. Ungeachtet<br />
dessen ein zutiefst empfundenes Werk, in dem die pastorale Grundstimmung trotz<br />
aller kompositorischer Kunst entspannt und gelöst wirkt.<br />
(…Bruyères)<br />
VI<br />
Dans le style et le Mouvement d’un Cake-Walk<br />
Eigentlich nicht ganz korrekt ist die Tempobezeichnung, denn statt zerrissene<br />
Rhythmik des Cake-Walk dominiert ein zugespitzter Marschtakt. Es ist das groteske<br />
Gegenstück zu den Minstrels aus dem ersten Band, wieder eine Episode aus der<br />
Welt des großstädtischen Varieté und der Music-Hall. Es herrscht die Lust an der<br />
Persiflage, Travestie - eine Welt, die wenige Jahre später im Jazz eine neue<br />
Dimension erreichen wird. Man könnte sich dazu die Milieustudien eines Toulouse-<br />
Lautrec sehr gut vorstellen. Es findet sich die kaum übersetzbare<br />
Vortragsbezeichnung „spirituel et discret“, geistreich und zurückhaltend zugleich, was<br />
die fein gezeichnete und vorherrschende Ironie besser unterstreicht als manch später<br />
vorherrschende Sarkasmus zum Beispiel eines Prokofieff.<br />
(…”General Lavine” – eccentric)<br />
VII<br />
Lent<br />
Dieses kostbare Prélude ist von erlesenem Reiz und von einer äußerst ungewöhnlichen<br />
Exzentrik bestimmt. Die ersten beiden Takte repräsentieren, vergleichbar dem<br />
Gegenstück aus dem ersten Heft Le sons et les parfums tournent dans l’air du soir,<br />
das Tonmaterial, aus dem sich eine prozesshafte Klangalchemie entwickelt. Im<br />
Gegensatz zu vergleichbaren Stücken wie den Pagodes aus den Estampes läßt sich<br />
das Klangmaterial nicht mehr von einer bestimmbaren Quelle herleiten. Und doch<br />
klingt alles auf eine unbestimmte Weise exotisch, wie in einer tropischen<br />
Fremdartigkeit, ohne sich jedoch in irgendeiner Weise in der schwül-heißen<br />
Atmosphäre zu verlieren. Hier hat sich Debussy eine ganz eigentümliche Tonsprache<br />
zu eigen gemacht, ohne auf äußere Einflüsse mehr angewiesen zu sein. Eine klare<br />
Formsprache bildet das Gegengewicht zu einer berauschenden Klangwelt.<br />
(…La terrasse des audiences du clair de lune)<br />
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